Eine Patin für das "göttliche" Erdferkel Das Erdferkel ist ein wahrlich merkwürdiges Tier. Ohren wie ein Kaninchen, die lange Schnauze eines Rüsselschweins, dazu ein feister Leib auf starken Beinen. Nein, eine klassische Schönheit ist der Orycteropus, so der lateinische Name, nicht. Und doch ist es ein Tier von göttlicher Gestalt. Davon ist Sylvia Schoske, Direktorin des Ägyptischen Museums in München, überzeugt. So überzeugt, dass sie jetzt im Rahmen der Kampagne "Mein Museum für Naturkunde" eine Patenschaft über das Exponat an der Berliner Invalidenstraße übernommen hat. "Das Erdferkel ist die tierische Gestalt des ägyptischen Gottes Seth", sagt sie und schlägt sich im weltweiten Streit der Ägyptologen damit auf die Seite des bizarren Tieres. Zahlreiche altägyptische Darstellungen zeigen Seth, den Bösewicht der ägyptischen Götterwelt, mit Tierkopf, langer Schnauze und langen Ohren. Die Ähnlichkeit ist frappierend. Doch viele Ägyptologen halten das göttliche Haupt für das eines Wildesels. "Weil sie sich wohl nicht vorstellen können, dass ein so skurriles Tier wie das Erdferkel eine so wichtige Gottheit symbolisieren soll", sagt Sylvia Schoske. Weil die Forscher sich nicht einigen können, wird das ominöse Tier in der Wissenschaft schlicht als Seth-Tier bezeichnet. Auch Sylvia Schoske war lange unschlüssig. Bis sie an die Invalidenstraße kam und das Erdferkel sah. "Im selben Moment wusste ich, dass das Problem gelöst ist", erzählt sie lachend. Als sie vor wenigen Tagen von der Patenschaftskampagne hörte, sicherte sie sich die Patenschaft über den Orycteropus. |