Hallo Mubarek, den Verweis auf Bonnet halte ich für wenig hilfreich, da Bonnet einfach pr-ms.t einmal als GeburtsHAUS, dann wieder als GeburtsKAPELLE übersetzt. Für ihn sind also beide Begriff synonym. Das berücksichtigt aber nicht, dass die Ägypter die Kultstätten in den AUFZUCHTSTÄTTEN der heiligen Tiere (und darum ging es Geistsucher ja) nicht als pr-ms.t bezeichneten, sondern dafür konsequent den Terminus aXj.t n.t ms(.t) gebrauchten (vgl. D. Kessler, Die Heiligen Tiere, ÄAT 16, Wiesbaden 1989, S. 263, 289f.). Bonnets ungenaue Übersetzung von pr-ms.t/Mammisi löst die Probleme also nicht. Bonnet äußert sich auch nicht zu den Ritualen, die in den GeburtsHÄUSERN vollzogen wurden. In Anbetracht der zentralen Rolle und der Brisanz, die der Verjüngungszyklus für ägyptische Götter, die Pharaonen und die Gesellschaft besaß, ist doch eher davon auszugehen, dass es (a) sakrales Geheimwissen war (und damit die vollzogenen Rituale ebenfalls geheim waren) und (b) die Rituale umfangreich und aktionsreich waren (das Speeren und Töten der Sonnenfeinde etwa - ebenfalls ein Element des Verjüngungszyklus - wurde nachweislich auf den heiligen Seen der Tempel „nachgespielt“; vgl. B. Geßler-Löhr, Die heiligen Seen ägyptischer Tempel: ein Beitrag zur Deutung sakraler Baukunst im alten Ägypten, HÄB 21, Hildesheim 1983). Neben dem Tragen, hochheben und Absetzen von Königs-/Götterstatuetten wurde sicherlich auch umfassend aus (geheimen) Schriften rezitiert. So heißt es im Geburtshaus von Kom Ombo (LÄ II, 466 m. Anm. 5) ausdrücklich: Sdj ms.t nTr „Rezitieren (der Schriften/Mysterien) der Gottesgeburt“ (Kom Ombo, vgl. auch in Esna zum Geburtsfest am 1. Epiphi, Großer Festkalender, L-78). Gruß A.
> Antwort auf Beitrag vom: 23.06.2005 um 13:01:41
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