Hallo Geistsucher, Zitat:
Weshalb kann man die altäg. Göttin Sachmet gar nicht überschätzen ? Weshalb hat man so viele (?Opfer-) Statuen gerade dieser Göttin aufgestellt ? |
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Falls Du damit fragen willst, warum sich Sachmet gegenüber anderen Löwengöttinnen durchgesetzt hat, dann verhält es sich wohl ähnlich, wie mit den über ganz Ägypten verbreiteten Falkengöttern, die von Horus vereinnahmt worden sind: Es ist von politischen bzw. kultpolitischen Ursachen auszugehen, d.h. ein Kultort erweist sich als stärker als der andere. Sachmets Hauptkultort war Memphis und Memphis Hauptstadt des alten Reiches. Mit einer Dominanz der Sachmet gegenüber anderen Löwengöttinen ist also zu rechnen. Warum nun eine löwengestaltige Göttin? Ein Erklärungsansatz: Die Stauen wurden auf dem Gelände des Totentempels von Amenophis III gefunden. In der 18ten Dynastie fand eine Renaissance des Sonnenkultes statt. Die "Staatsreligion" entfernt sich dabei zunehmend von dem thebanischen Amun. Das geht glaube ich mit Thutmosis IV ernsthaft los und findet bekanntlich seine radikalste Steigerung in der Armanazeit. Löwengestaltige Göttinnen und Götter verhalten sich von ihrem Charakter her zum Sonnengott (Re) bzw. zu den Sonnen-Horus-Göttern (man denke etwa an die Gestalt des Harmachis als Sphinx) sympathisch. So etwa in den Aspekten Krieg (Sachmet als Kriegsgöttin, der kämpfende Horus-Behdety in Löwengestalt), schützendes Sonnenauge (wobei Sachmet sich zeitweise mit der Uto vermischt), Rache (der sowohl der löwengestaltigen Tefnut wie auch der Sachmet geltende Kult der "Besänftigung der Löwin", die blutrünstige löwengestaltige Hathor), Blut, Hitze (Hitze der Mittagssonne, wie auch Fieber), Feuer (feuriger Atem der Sachmet). In einem Sonnenkult-betonten Umfeld sollte eine Zuwendung zu einer löwengestaltigen Göttin nicht verwundern. Bemerkenswert ist der Umstand, dass Ägypten mehr löwengestaltige Göttinnen als Götter kennt, während etwa der Stier von alters her als Synonym für männliche Zeugungskraft steht ("Stier" = "Begatter"). In dem Zusammenhang erscheint mir eine Theorie von Carola Meier-Seethaler * interessant, die darzulegen versucht, dass das Symbol des Löwen in verschiedensten Kulturen zunächst ein ausgesprochen weibliches Symbol darstellen. Der Theorie nach erlebt der steinzeitliche Jäger und Naturbeobachter die weiblichen Tiere als die gefährlicheren, da sie den Nachwuchs verteidigen und Beute für die Jungtiere reißen. Sollte sich diese Theorie verhärten lassen, währe es interessant, die Gestalt der Sachmet auf mögliche Hinweise auf einen Ursprung als eine Art Muttergöttin und Gebieterin über Leben und Tod abzuklopfen. Die Überschneidungen mit andren Göttinnen mütterlichen Charakters wie Hathor (die gleichzeitig eine Schützerin und Wirtin der Neuankömmlinge im Totenreich ist) oder Bastet könnten in diese Richtung verweisen. (Leider sind Theorien über vorgeschichtliche Muttergöttinnen und Demiurginnen wiederholt Objekt vermeintlich feministischer Polemik gewesen.) * Carola Meier-Seethaler: "Von der Göttlichen Löwin zum Wahrzeichen männlicher Macht" Kreuz Verlag 1993
> Antwort auf Beitrag vom: 13.03.2006 um 10:50:55
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