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noch ein paar Anmerkungen zur "originalen" Position. |
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Da in Karnak ständig um und ausgebaut wurde, sollte man mal versuchen die Situation des Hofes zur Zeit der Errichtung der Kapelle zu rekonstruieren. Eine nette Zeichnung, die uns eine ungefähre Vorstellung gibt, stammt vom franz. Architekten und Ägyptologen Jean-Claude Golvin. Carola Vogel hat sie in der zweiten Auflage des Werkes von Habachi: Die unsterblichen Obelisken Ägyptens S. 37f abgebildet*. - Vollbild - Sie zeigt uns die Situation in Karnak zur Zeit von Hatschepsut (ihre Obelisken werden gerade errichtet). Der kleine "Pylon" rechts im Bild ist nicht der spätere III. Pylon. Dieser wurde bekanntermaßen erst später errichtet und hatte deutlich andere Abmessungen. Bei dem abgebildeten kleinen Pylon handelt es sich um einen Torbau, der zur Zeit von Thutmosis I. oder II. den Eingang zum Tempel bildete. Dieser Torbau wurde später, beim Bau des III. Pylon abgerissen. Das Bild zeigt 2 bereits stehende Obeliskenpaare. Diese standen demnach schon und gehören in eine frühere Bauphase. Dem entspricht auch die von Iufaa bereits eingestellte Schautafel aus Karnak: - Vollbild - Ein drittes Obeliskenpaar stammt von Thutmosis III. und ist in der Zeichnung noch nicht eingearbeitet. Heute sieht man im Hof noch einen Obelisken Thutmosis I. stehen und die Basis eines weiteren Obelisken(paares). Das dritte Paar hatte seinen Standort dort, wo heute der III. Pylon steht. Eine Basis sieht man deutlich vom Weg aus im nördlichen Pylonteil. Den in der Schautafel bereits eingezeichneten Portikus Thutmosis IV. (an die innere Seite des Torbaues angebaut - steht heute im OAM) müssen wir uns wegdenken. Er war bei Errichtung der Kapelle noch nicht vorhanden. Die braunen Teile der Schautafel zeigen die Lage des erst später errichteten II. und III. Pylons und des Säulensaales. Sie sind für unsere Überlegungen also irrelevant. Nun standen also 3 Obeliskenpaare im Hof. Mein Favorit wäre ja, die Kapelle zwischen zwei der nördlichen Obelisken zu platzieren. Der vom III. Pylon überbaute scheidet bei dieser Überlegung aus. Er steht nicht mit den anderen in einer Reihe, sondern gen Norden versetzt. Er passt demnach nicht in den Befund an der Kapelle. Die beiden anderen Obelisken der Nordreihe (die hätte ich gerne weil man dann vor ihnen wieder drehen kann und auf einer unverbauten West-Ost-Achse steht - und weil es ein schöner Zielpunkt von der Südachse her wäre) bereiten mir da aber auch Probleme. Die Rekonstruktion der Obelisken im OAM zeigt zwei gleichgroße Obelisken, und wie ich im früheren Post erklärte dürfte der Neigungswinkel anhand der Baureste gut zu bestimmen gewesen sein. Nun werden aber die beiden Obeliskenpaare mit unterschiedlich großen Obelisken rekonstruiert. Anzunehmen wäre auch eine unterschiedlich hohe Basis. Dies sollte sich im Baubefund der Kapelle dann klar abzeichnen. Was es scheinbar nicht tat. Meine Überlegung die Kapelle irgendwie in Süd-Nord-Ausrichtung zwischen die bestehenden Obelisken zu setzen ist damit zu verwerfen. Bleibt nur, sie tatsächlich in West-Ost-Ausrichtung zwischen ein bestehendes Obeliskenpaar zu platzieren und damit den Durchgang in West-Ost-Richtung zu versperren, oder sie mit heute nicht mehr vorhandenen Obelisken irgendwo in diesem Hof aufzustellen. Die Ehrfurcht die Thutmosis III. noch gegenüber den Obelisken Hatschepsuts zeigte, als er diese ummauern statt abreißen ließ fehlt eventuell in späterer Zeit. Wie uns die Basis im III. Pylon zeigt, hatte Amenophis III. keine Bedenken einen Obelisken abzubauen. Möglich wäre natürlich auch, dass die Basis zwar stand, die Obelisken aber aus irgendwelchen Gründen nicht errichtet wurden. Fazit: eine Bestimmung der genauen Lage der Kapelle in diesem Hof scheint derzeit noch nicht möglich. Hier fehlen (mir) noch weitere Angaben. Sollte einer über nähere Informationen verfügen wäre ich für eine Nachricht dankbar. Gruß nauna * man sollte unbedingt bei diesem Buch auch das Vorwort lesen! Das Buch wurde von Carola Vogel fast komplett neu bebildert. Die Texte Habachis aber nur in den Fällen geändert, wo die wissenschaftlichen Erkenntnisse heute absolut gesichert etwas anderes ergeben als zur Zeit Habachis. Dadurch weichen Text und Zeichnungen in ihren Aussagen manchmal leicht voneinander ab.
> Antwort auf Beitrag vom: 02.05.2008 um 22:45:21
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