Bei manchen Schmuckstücken aus dem Grab Tutanchamuns scheinen besondere religiöse Vorstellungen oder Begräbniszeremonien eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Einige dieser Stücke sind äußerst dekorativ, aber dennoch voller Symbolik. Andere dagegen wurden eindeutig speziell für die Bandagen der Mumie angefertigt. Und wieder andere zeigen Gebrauchsspuren, die beweisen, dass der König sie zu Lebzeiten getragen hatte. Manche Schmuckstücke scheinen jedoch von völlig uninspirierten Künstlern entworfen worden zu sein. Dieses Pektorale zum Beispiel erweckt auf den ersten Blick den Eindruck eines ausgefeilten Stücks, denn es ist groß, bunt und weist viele Symbole auf. Wenn man allerdings genauer hinsieht, erlebt man eine Enttäuschung: Das Gold für die Grundform ist von minderer Qualität und die Einlegearbeiten wurden offensichtlich nicht vom besten der königlichen Goldschmiede ausgeführt. Am Design ist zu kritisieren, dass sowohl die „anch"-Zeichen als auch die Horusaugen unnötig nahe aneinander gesetzt wurden. Dagegen sind die Uräusschlangen an den Seiten viel zu groß geraten und dominieren nun über das zentrale Element des Pektorale, den Thronnamen des Königs. Körper und Beine des Skarabäus bestehen aus Lapislazuli. Seine Falkenflügel sind ebenfalls mit Lapislazuli eingelegt, aber auch mit Karneol und Glas. Sie beschreiben einen Bogen und berühren die Spitzen der Mondsichel, auf der die Mondscheibe ruht, die aus hellem Elektron gefertigt wurde. Das Thema der Transformation des Königs, das durch die Form seines Namens dargestellt wird, der zum Himmel fliegt, ist zwar seltsam, aber nicht einzigartig. Es wurde lediglich modifiziert, indem man die Sonnenscheibe durch die Mondscheibe ersetzte. Allerdings wird der König durch das zu kleine „neb"-Zeichen und die verkleinerten drei Striche, die seinen Namen vervollständigen, stark herabgewürdigt. Den unteren Abschluss des Pektorale bildet ein Saum aus Lotos-und Papyrusblüten, eine Einlegearbeit aus Lapislazuli, Karneol und buntem Glas. |