Das Schöne Fest vom Wüstental oder auch einfach nur Talfest hat sich mit noch viel mehr Bezeichnungen in den Gräbern Thebens niedergeschlagen. So findet sich bei Schott (Das schöne Fest vom Wüstentale, Wiesbaden 1952 S. 7) neben der Bezeichnungen "dieses herrliche Gott Amon beim Kommen von Karnak" auch noch "alljährliche Ruderfahrt zum Westen". Gemeint ist damit eine Wasser-Landprozession der Barke des Amun von Karnak um die Götter der Westseite zu besuchen (so LÄ VI, Sp. 187). Die früheste inschriftliche Nennung des Festes liegt in einem Graffito der Zeit Amenemhet I. in Deir el-Bahri oberhalb des Felsens des Tempels Mentuhotep II. vor. Bei der bildlichen Überlieferung möchte man im frühesten Beleg ein Fragment aus eben jenem Totentempel sehen. Dieses Fragment findet sich auch in dem von Mencheperre verlinkten Artikel von Frau Ullmann. Dort ist es eingebunden in eine Gesamtdarstellung einer Szene, deren Rekonstruktion auf die Publikation von Dieter Arnold zum Sanktuar des Tempels Mentuhotep Nebhepetres zurückgeht. Zu sehen ist der König mit einem Stab in der Hand auf den Resten eines Bootes. Eine Inschrift nennt Amun, den Herrn der Throne und spricht an anderer Stelle vom 4-maligen stromabfahren mit der Hieroglyphe für Rudern. Ob der König hier rudert, oder das Boot mit Staken bewegt oder steuert, ist im Original nicht erhalten. Arnold hat kein Ruderblatt rekonstruiert. Gabolde, der lt. Ullmann eben jene Szene von Mentuhotep Nebhepetre nutzte um eine Darstellung Sesostris I. aus Karnak zu rekonstruieren, hat dem Stab ein Ruderblatt zugefügt. Weil das Ganze bei Ullmann so perfekt aussieht habe ich mal die erhaltenen Reste der Szenen rot umrandet. - Vollbild - nach Ullman SAOC 61 S. 16 Das heißt, von der Szene von Sesostris I. ist nur der Streifen mit dem Oberkörper des Königs und des Gottes erhalten. Sesostris I. hält zwar wie Mentuhotep einen Stab, doch selbst das Boot ist schon nicht mehr erhalten. Ob sich die Hieroglyphe für Rudern noch in Resten erhalten hat oder ob sie auch komplett fehlt mag ich anhand meiner Vorlage nicht entscheiden. So verlockend es erscheinen mag, in diesen beiden Szenen die Anfänge des Talfestes zu sehen, sollte man sich aber auch bewusst machen, auf welcher Grundlage die Zuweisung erfolgt. Inwieweit K. Stephan nun Unterschiede im Talfest und dem Rudern für Amun durch die unterschiedliche Formulierung postulieren möchte, vermag ich nicht zu sagen. Die Literatur benennt Änderungen des Festablaufes für die 19. Dynastie. Eine Entwicklung vom MR bis in die 18. Dynastie könnte bei der Zeitspanne durchaus auch gegeben sein. Die Beleglage scheint allerdings spärlich. nauna
> Antwort auf Beitrag vom: 10.04.2009 um 16:55:36
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