Hallo, Seschen, hallo, Peter, ich bin beeindruckt! Da ist doch eine Menge herausgekommen! Diese Inschrift ist - soweit ich weiß - bisher nicht übersetzt worden. Wir müssen uns daher an das Wb und andere Referenzwerke halten. Sehr gut ist, dass Ihr die Inschrift noch einmal in Standardhieroglyphen dargestellt habt. Das werde ich nicht wiederholen. Auch die Umschrift und Übersetzung ist zu großen Teilen zutreffend, soll heißen: ist auch meine Meinung. An einigen Stellen weicht sie aber ab; dazu noch ein paar zusätzliche Kommentare. Htp-DfA.w "Opfergaben (und) Speisen" (Wb III, 184.15 und V, 570.5) Der erste Bestandteil Htp ist trotz der Pluralstriche nur Singular. Warum? Die Wb-Bearbeiter hatten festgestellt, dass in neuägyptischen Texten der Artikel pA (maskulin Singular) verwendet wurde, also dieses Wort als Singular aufgefasst wurde, und haben das auch für mittelägyptische Texte, die keinen Artikel kennen, übernommen. Sehr erfreut bin ich, dass Ihr den Titel jt-nTr mr.y-nTr erkannt habt! Denn hier ist die in Wb II, 101.3 erwähnte Abkürzung verwendet und zudem das übliche Zeichen U6 "Hacke" mit Lesung mr durch N36 "Kanal", auch mr gelesen, ersetzt worden. "Gottesvater" ist eigentlich ein hoher Titel, in alter Zeit von Mitgliedern der Königsfamilie getragen, später von Erziehern der Prinzen und Prinzessinnen. Aber wie im Lexikon der Ägyptologie, Bd. II, Sp. 825-826, Stichwort: "Gottesvater" festgestellt wird: Zitat:
About the time of Ay, this title became increasingly popular and was given to a number of priests (...) |
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Der vorletzte Titel ist jm.j-rA xtm.t "Vorsteher des Schatzes" (Wb V, 637.11-16; hier 637.13). Die Schreibung ohne .t ist auch angegeben. TLA übersetzt den Titel mit "Vorsteher der versiegelten Sachen", Rainer Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz, 1995, S. 61 mit "Hofkämmerer, 'Schatzmeister', 'Kanzler'". Nach dem Lexikon der Ägyptologie, Bd. I, Sp. 630-632, Stichwort "Bat" ist Bat Zitat:
eine Göttin in der Form eines janusartigen Symbols, evtl. aus Mesopotamien übernommen, mit menschlichem Gesicht und Kuhohren und -hörnern (später als Spirale stark stilisiert). Diese Form ist schon auf frühdyn. Stücken belegt, i. b. die Narmer-Palette (zweimal oben, auch als Fries am Gürtel des Königs) (...) Seit der 11. Dyn. ist B. mit Hathor (...) eng verschmolzen, und daher ist ihr Sinnbild auf zahllosen Sistra und Säulen angebracht, die sich auf den Hathorkult beziehen (...) |
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Der Name lautet Nxt-#nsw-jr=w. Hermann Ranke, Die Ägyptischen Personennamen, Bd. I, 1935, S. 211, Nr. 9 - kurz PN I, 211.9) übersetzt ihn mit "Chons ist stark gegen sie". Wie das? Er interpretiert das Auge jr als Schreibung für die Präposition r und =w als (neuägyptisches) Suffix 3. Person Plural (Wb I, 243.14). Eine Schreibung der Präposition r mit dem Auge konnte ich anderswo nicht finden; sie scheint mir sehr ungewöhnlich zu sein. Dennoch hat Rankes Lesung einiges für sich; so gibt es z.B. die Parallelen Nxt-BAst.t-r=w "Bastet ist stark gegen sie" (PN I, 210.8) und Nxt-Mw.t-r=w "Mut ist stark gegen sie" (PN I, 210.16), jeweils nur mit r geschrieben. Man müsste in Analogie unseren Namen eigentlich mit Nxt-#nsw-r=w lesen. Der "schöne Name" rn nfr wird in Hermann Ranke, Die Ägyptischen Personennamen, Bd. II, [1952], S. 6-8 behandelt. Schon im Alten Reich gibt es neben dem Hauptnamen diesen Beinamen, der aber im Mittleren nach und nach verschwindet. Aus dem Neuen Reich ist kein einziger überliefert. Zitat:
(...) unter der 26. Dynastie finden sich wieder annähernd ebensoviele "schöne" Namen wie in der Pyramidenzeit. |
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Es scheint, dass ein Mann von den Leuten mit seinem "schönen Namen" angesprochen wurde, wie es in einer Stelle aus dem Mittleren Reich heißt. Vielleicht ist das auch der Grund, warum der Sarkophag auch heutzutage unter dem Namen Ameneminet oder Imeneminet in der Literatur und im Internet zu finden ist. Jmn-m-jn.t "Amon ist im Tal" (PN I, 27.22) Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 25.03.2020 um 17:52:37
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