diese sehr schön gearbeitete Stele enthält eine längere autobiographische Inschrift des Grabherrn. Ich schlage aber vor, zunächst nur die Opferformel zu übersetzen, die sich in den oberen horizontalen Zeilen befindet. Dazu gibt es als eine Neuerung in unseren Beispielen mal eine Datierung.
ich machmal wieder den Anfang... beginne aber mit der 2. Zeile und bitte um Korrektur...
Htp-dj-nsw Wsjr nTr.aA nb AbDw prt-Xrw j.H-nw Apdw.t Ss mnxt Xt nb.t nfr.t wab.t
Ein Opfer, das der König gibt, an Osiris der große Gott Herr (von) Abydos, ein Totenopfer (von) Rind, Geflügel, Alabaster?, Leinen (und) allen schönen reinen Dingen.
**********************
Ich habe versucht diese Übersetzung hier aus den Postings und aus der Beinlich Wortliste zusammen zu suchen...
Vielleicht erstmal ein paar kleinere Korrekturen in der Umschrift Den Rest überlasse ich Michael *lol*
Htp-dj-nsw Wsjr nTr.aA nb AbDw prt-Xrw j.H-nw Apdw.t Ss mnxt Xt nb.t nfr.t wab.t
Htp-dj-nsw Wsjr nTr aA nb AbDw rdj=f pr.t-xrw jH.w Apd.w Ss mnx.t (j)x.t nb.t nfr.t wab.t
1. nTr aA - Mit einem Punkt werden Endungen abgetrennt. Ggf. kannst Du einen Bindestrich verwenden: nTr-aA
2. Das rdj=f willst Du wohl überlesen?
3. Achtung bei der Verwendung der verschiedenen h-Varianten in der "Computer"-Umschrift: h (ohne alles) = h h mit Punkt darunter = H h mit Haken darunter = x h mit Strich darunter = X Die hast Du mehrfach verwechselt.
Danke Astrodoc, für die erste Korrektur. Es war ein Versuch, mich mit der Umschrift zu beschäftigen sowie mich an kleinen, einfachen Teilen mit der Übersetzung zu wagen. Gerade durch die Korrektur lerne ich und evtl. auch andere, noch stille Mitleser ;- ) Lieben Gruß Monja.
Snofru Gast
Re: Übersetzungsübung: Stele mit Inschrift
« Antwort #4, Datum: 22.12.2005 um 15:33:37 »
Hallo,
auch ich möchte mal versuchen, die Opferformel zu übersetzen.
Zeile 1
rnpt-sp 17 xr Hm n Hr anx-mswt nTr nfr (xpr-kA-ra) anx(w) Dt rdj.n n=k Hm Hr ab pn m
Regierungsjahr 17 unter der Majestät des Horus Anchmesut, des guten Gottes Cheperkare, er möge ewig leben. Die Majestät des Horus gab dir dieses Mahl als
Zeile 2
Htp-dj-nsw Asjr nTr aA nb AbDw dj=f prt-xrw t Hnqt jHw Apdw Ss mnxt (j)xt nb(t) nfrt wabt
Opfer, das der König gibt (für) Osiris, den großen Gott, den Herrn von Abydos, damit er ein Totenopfer gebe, (bestehend aus) Brot, Bier, Rindern, Geflügel, Alabaster (und) Kleidung (sowie) jeder guten und reinen Sache,
Zeile 3
anx(t) nTr jm n kA n imAxy jmj-rA pr mnTw-wsr(w) ms.n ab-kAw Dd=f
von der ein Gott lebt für den Ka des Ehrwürdigen, des Haushofmeisters Month-User, geboren von der Ab-Kau; er spricht: ... (es folgt die Autobiographie)
Anmerkungen
Der in der Inschrift genannte König ist Sesostris I. mit dem Horusnamen Anchmesut und dem Thronnamen Cheperkare.
Das viertletzte Zeichen in Zeile 1 (ich habe hier zur Darstellung N 37 benutzt) ist wohl Determinativ zu ab "Mahl" anstelle von vielleicht X 4 o.ä.
In Zeile 2 ist "Alabaster und Kleidung" wieder einmal
statt
geschrieben. Trotzdem sollte die Lesung hier Ss "Alabaster" und nicht sSr "Leinen" sein, da ausführlichere Schreibungen die Lesung Ss zeigen.
Die Phrase ms.n ab-kAw in der letzten Zeile ist streng genommen wohl als maskuline, perfektive Relativform anzusehen (wörtlich also "den die Ab-kau gebar"); ich verwende hier aber das übliche "geboren von...".
Viele liebe Grüße Snofru
Seshat Gast
Re: Übersetzungsübung: Stele mit Inschrift
« Antwort #5, Datum: 22.12.2005 um 19:55:36 »
Hallo Tüftler!
rnpt-sp 7 xr Hm n Hr anx mswt nTr-nfr xpr-kA-ra anx Dt rd.n n=k Hm=j ab pn m
(Im) Regierungsjahr 7 unter der Majestät Horus "Der für die Schöpfung lebt" [nach Schott], guter Gott, Cheper-ka-Re [Sesostris I.], er möge ewig leben, wurde dargereicht / übergeben dir, meine Majestät, dieser Opferstein als ...
Htp-dj-nsw Wsir nTr aA nb AbDw rdj=f prt-xrw t Hnqt jH Apd Ss [ / sSr V 33] mnxt x.t nb(t) nfr.t wab.t
ein Opfer das der König gibt an / für Osiris, großer Gott, Herr von Djedu, (damit) er gebe ein Totenopfer (bestehend aus) Brot, Bier, Rindvieh, Geflügel, Alabaster [ / Leinen], Kleidung (und) alle schönen, reinen Dinge ...
anx(t) nTr im n kA n imAxy imy-ra pr mnTw-wsr ms.n ab-iHw Dd=f
... wovon ein Gott lebt, für den Ka des Ehrwürdigen, Haushofmeister Montschu-user, geboren von Abjhu, er sagt ...
Das viertletzte Zeichen in Zeile 1 (ich habe hier zur Darstellung N 37 benutzt) ist wohl Determinativ zu ab "Mahl" anstelle von vielleicht X 4 o.ä.
Was hälst Du von
mit dem Determinativ O39 (abA - "Opfer-/Denk-/Grabstein", cf. Hannig, S. 135, Spalte 2) in Kombination mit dem Hinweis zu Beginn des Buchstaben a --> "Wörter auf ab cf. jab, abA" (Hannig, S. 134, Spalte 1)?
Zeile 2: Die beiden von Dir als t Hnqt transkribierten Zeichen gehören fest zum Zeichen O3, werden daher nicht extra aufgeführt/übersetzt. Eine entsprechende Erklärung hat Michael schon in einer der letzten Übungen gegeben (hab den Link leider auf die Schnelle nicht parat).
Schöne Grüße Astrodoc
P.S.: Den Namen des Grabherrn würde ich hier als Usermonth lesen , den der Mutter als Abu
Gitta Gast
Re: Übersetzungsübung: Stele mit Inschrift
« Antwort #7, Datum: 22.12.2005 um 22:35:50 »
Zitat:
Den Namen des Grabherrn würde ich hier als Usermonth lesen
Ich auch. Das ist sicher ein Fall, wo der Name des Gottes aus Respekt vorangestellt ist. Der Name der Mutter ist mir unklar
die Übersetzungsvorschläge decken sich im Prinzip; an einigen Stellen weisen sie Unterschiede auf. Hier meine Meinung zu diesen Abweichungen:
Zeile 1
@Seshat
Das Zeichen V20 "Fesselklammer ohne Querbalken" ist das Zahlzeichen für 10, so daß es sich um das "Jahr 17" des Pharaos Sesostris I. - siehe Posting von Snofru - handelt.
@Snofru
Hm(=j) "(Meine) Majestät"
Der Falke G5 ist als Determinativ für Hm aufzufassen. Das Suffix =j für 1. Person Singular wird im Alten Reich so gut wie nie geschrieben, später auch oft weggelassen. (Gardiner, Egyptian Grammar, § 34)
@Snofru, @Seshat, @Astrodoc
abA pn "dieser Opferstein / Denkstein / Grabstein" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 135)
Das Wort abA scheint mit N37 "Teich" determiniert zu sein; "ersetzt O39 als großer Stein" (Hannig, S. 1067). Tatsächlich handelt es sich wohl mehr um ein länglich geratenes O39 ("sometimes large like N37" (Gardiner, Egyptian Grammar, S. 497):
Wenn die Opferliste ausführlich aufgezählt wird, lesen wir t Hnq.t "Brot (und) Bier" mit, wird nur O3 verwendet (das erste Zeichen), fassen wir sie als Determinative auf (so die übliche Konvention). Der Plural .w ist bei jH(.w) Apd(.w) ergänzt wegen zahlreicher Parallelstellen, in denen die Pluralstriche geschrieben wurden.
@Snofru
Ss mnx.t "Alabaster (und) Kleidung"
Ich teile Deine Meinung, daß so zu lesen ist, wie Du es angegeben hast.
Zeile 3
@Seshat
jmj-rA pr "Haushofmeister"
Der Vorsteher jmj-rA ist mit A zu transkribieren, nicht mit a. (Hannig, S. 50)
@Snofru, @Seshat
Wsr-MnTw "Usermonth"
Wir hatten kürzlich eine Diskussion darüber, ob in diesen Namen eine Umstellung des Gottesnamen zu beachten ist oder nicht. Die angegebene Lesung wird in der Literatur allgemein verwendet. Denkbar ist aber auch die Lesung als pseudoverbale Konstruktion MnTw-wsr(.w) "Month-user" (= "stark ist Month").
@Snofru
ms n ab-jH.w "geboren von Abichu"
Grammatik: Üblicherweise wird ms n "geboren von" als perfektisches passives Partizip + Präposition gesehen. Auch eine Lesung ms.n als sDmw.n=f-Relativform ist möglich, da die Endung -w oft wegfällt. (Gardiner, Egyptian Grammar, § 361, 3ae inf.)
Klar muß es abA pn "dieser Opferstein" heißen und nicht "Mahl". Da war ich wohl zu vorschnell und hätte vielleicht doch mal in den Hannig schauen sollen. War aber auch ein schweres Mahl, dieser Opferstein!
Auch beim Namen der Frau dürftet ihr wohl Recht haben; Michaels Hinweis über die Lesung von F 1 sagt da alles.
Beim Namen des Mannes hatte ich auch erst "Usermonth" im Sinn, bin dann aber, wie von dir, Michael, angegeben, auf die Deutung als pseudoverbale Konstruktion gekommen. Muß trotzdem sagen, daß "Usermonth" doch "richtiger" klingt.
Wenn G 5 als Determinativ zu Hm aufzufassen ist und das Suffixpronomen =j ausgelassen wurde, übersetze ich (besser, denke ich): "Hiermit gibt dir meine Majestät diesen Opferstein als..."
Zur Frage, ob und wann Brot und Bier eigens mitzulesen sind oder auch nicht, muß ich feststellen, daß sowohl Mark Collier als auch James P. Allen die Ausdrücke Brot und Bier in jedem Fall transkribieren und auch übersetzen. Collier schreibt dazu:
Zitat:
Der Ausdruck prt-xrw wird regelmäßig mit den Zeichen für Brot und Bier geschrieben, selbst wenn darunter ein unspezifisches Totenopfer verstanden werden soll. Sie erscheinen auch unabhängig davon, ob Brot und Bier eigens in einer anschließenden Opferliste aufgeführt sind oder nicht (vielleicht dachte man in letzterem Fall, sie seien bereits in der Schreibung des prt-xrw enthalten).
Schließlich gibt er zwei Beispiele an; Stele BM EA 558 mit der Schreibung
sowie die Stele BM EA 614 mit der (ausführlichen) Schreibung
Bei beiden Beispielen transkribiert er Brot und Bier. Unter BM EA 614 kommentiert er:
Zitat:
(Hier sind Brot und Bier nur Determinative des Begriffs prt-xrw, im Unterschied zu BM EA 558, wo sie gelesen werden müssen.)
D.h., Collier liest gerade in der nicht ausführlichen Schreibung "Brot und Bier" mit (sic!).
Man sieht an diesen Beispielen geradezu, wie unterschiedlich die Auffassungen in grammatischen und anderen Fragen der (mittel)ägyptischen Sprache und Schrift auch nach fast 200jähriger Forschungsarbeit noch immer sind.
Aber vielleicht ist es u.a. gerade auch das, was die Beschäftigung mit dieser Thematik so faszinierend macht!
Ich find's jedenfalls gut, daß wir hier über solche Dinge diskutieren können und jeder seine Meinung äußern kann - so lernt man sehr viel mehr als nur im Selbststudium.