die beigefügte Stele hat ein paar Text- und Schreibvariationen zu denen, die wir schon kennen. Außerdem ist der Titel nicht so einfach. Etliche Namen sind verzeichnet.
auf der Suche nach dem Titel habe ich festgestellt, dass er noch einen Zusatz hat. Nämlich nj PtH-%kr = des Ptah-Sokar.
„Vorsteher der Musikanten/Tambourinspieler des Ptah-Sokar“
Die Lesung als xnww geht anscheinend auf Ward zurück. Vorher wurde der Titel mit jodw = Maurer umschrieben und übersetzt (so noch Franke in seinen Personendaten). In der Rezension von Franke (GM 83/1984, S. 103 ff) zu Ward geht er auf den Titel ein und nennt sie „bedenkenswert“. Die Arbeiten von H.G. Fisher zu den Titeln des MR liegen mir nicht vor. Seine Deutung des Titels ist mir somit unbekannt. Hannig (WB1 S. 60) scheint es mit Ward zu halten.
@ Michael Darf man daraus schließen, dass sich diese Lesung des Titels "durchgesetzt" hat?
ich erfreue mich nun schon einige Zeit an Deinen Übersetzungsübungen. Ich kann zwar mangels irgendwelcher Kurse nichts beitragen, aber manche Zeichenfolge kan man (ich) ja auswendig lernen.
Es sind ja auch nur noch 2 Jahre, 1 Monat, 4 Tage und der Rest von heute bis ich Zeit habe, zum Lernen nach Köln zu fahren - hier in Düsseldorf ist Diaspora. Und Naunakhte hat mal geschrieben, für den Gardiner wäre ich eh zu alt - oder so ähnlich.
Ich hätte aber gleichwohl eine Bitte. Könntest Du bitte den jeweiligen "Aufenthaltsort" der Stelen und ggfs. die Zeit der Entstehung mit angeben? Wenn es denn den Profis die Arbeit nicht zu sehr erleichtert! Ansonsten könntest Du es ja nach der Auflösung nachholen.
Noch einen schönen Restfeiertag. Haremhab
Gitta Gast
Re: Übersetzungsübung: Stele mit Opferformel
« Antwort #4, Datum: 26.12.2005 um 12:27:47 »
Ich schlage vor, der Titel lautet
jmj-rA dwA.yw ptH-skr
Vorsteher der Anbeter des Ptah-Sokar
Referenz:
pLondon BM 10478, Tb 168 [10.7.1a] dwA.yw Ra.w Die Anbeter des Re Quelle: TLA
Gitta
Gitta Gast
Re: Übersetzungsübung: Stele mit Opferformel
« Antwort #5, Datum: 26.12.2005 um 13:37:48 »
Von Anfang an (Zeile 1 bis 3):
Htp dj nsw wsjr xntj jmntjw nb jmnt wpj-wAwt nb tA-Dsr dj-sn prt-xrw
Ein Opfer, das der König gibt (und) Osiris, Erster der Westlichen, Herr des Westens, und Upuaut, Herr der Nekropole, sie geben ein Totenopfer, (bestehend aus)
t Hnqt kA Apd mnxt Ss snTr mrHt nbt nfrt wabt Htpt
Brot, Bier, Rindern, Geflügel, Leinen, Alabaster, Weihrauch, Öl und allen guten und reinen Dingen von Güte
Gitta
Gitta Gast
Re: Übersetzungsübung: Stele mit Opferformel
« Antwort #6, Datum: 26.12.2005 um 14:09:07 »
Der Rest:
n kA n jmj-rA dwA.yw ptH-skr n ppj mAa-xrw msj n nbt-pr tjtj mAat-xrw sAt-f sAraa mAat-xrw sAt-f jj mAat-xrw sAt-f ptH-wrt mAat-xrw sAt-f mrt-f tjtj mAat-xrw Hmt-f nbt.pr Hpj mAat-xrw
Für den Ka des Vorstehers der Anbeter des Ptah-Sokar, für Pepi, gerechtfertigt, geboren von der Herrin des Hauses Titi, gerechtfertigt, und seine Tochter Saraa, gerechtfertigt, und seine Tochter Ji, gerechtfertigt, und seine Tochter Ptah-weret, gerechtfertigt, und seine von ihm geliebte Tochter Titi, gerechtfertigt, und seine Gemahlin, die Herrin des Hauses, Hepi (Hapi), gerechtfertigt.
@Gitta: Zeile 1: Das Epithetum des Osiris nach nb jmntjw muß doch eher nb AbDw lauten.
Zeile 2: (r)dj=sn sowas Penibles!
kA - Laß diese Transkription nicht Michael sehen!!!
Den Namen des Grabherrn würde ich übrigens als nj-ppj - "Nipepi" lesen, den seiner Mutter als j.tj - "Iti"
Schöne Grüße Astrodoc
Gitta Gast
Re: Übersetzungsübung: Stele mit Opferformel
« Antwort #10, Datum: 26.12.2005 um 15:13:41 »
Hallo Astro,
Zitat:
Das Epithetum des Osiris nach nb jmntjw muß doch eher nb AbDw lauten.
stimmt Zitat:
kA - Laß diese Transkription nicht Michael sehen!!!
Welche meinst Du?
Zitat:
Den Namen des Grabherrn würde ich übrigens als nj-ppj - "Nipepi"
Wegen des "n" davor, nehme ich an. Da könntest Du Recht haben. Ich habe es als "für" gelesen, eine Ausdrucksweise, die zugegeben recht ungewöhnlich wäre in Opferformeln.
Zitat:
den seiner Mutter als j.tj - "Iti"
Hatte ich auch erst, aber zum "j" mit "Mensch mit Hand am Mund" schreibt Hannig (Band 1, Seite 21) "Augment, präfigiert im aäg. und näg. Verbalformen". "tj" ist zwar kein Verb (habe ich jedenfalls nicht gefunden - außer "niedertramepln" - ziemlich unpassend), aber da Augment = Vermehrung, Zuwachs ist, habe ich das "tj" verdoppelt. Habe aber keine Ahnung, ob das grammatisch zulässig ist.
es ist toll, daß Ihr auch an den Weihnachtstagen an der Übersetzung arbeitet; das nenne ich Motivation!
Gehen wir noch mal zeilenweise durch die Inschrift! Sie ist übrigens von rechts nach links zu lesen.
Zeile 1
Htp dj nsw Wsjr #ntj-jmn.tjw nTr aA nb Ab- "Ein Opfer, das der König gibt (und) Osiris, der Erste der Westlichen, der große Gott, Herr von Aby- ..."
Zum Gott #ntj-jmn.tjw "Chontamenti" bzw. zu seiner Verschmelzung mit Osiris zu Osiris-Chontamenti siehe die Diskussion in Die Stele des Nemtiemhat
@Gitta Du hast nTr aA "der große Gott" übersehen. Zu Deiner Lesung nb jmn.t hat sich schon Astrodoc geäußert.
Zeile 2
Dw Wpj-wA.w.t nb tA Dsr dj=sn pr.t-xrw t Hnq.t jH.w Apd.w mnx.t Ss "... -dos (und) Upuaut, Herr des Heiligen Landes (= der Nekropole); sie mögen geben ein Totenopfer (bestehend aus) Brot, Bier, Rinder, Geflügel, Kleidung, Alabaster, ..."
Wpj-wA.w.t "Upuaut" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1198) - wörtlich "Öffner der Wege": Der Plural kann nicht nur durch 3 Striche, sondern auch durch dreimalige Wiederholung des Ideogramms bzw. des Determinativs angezeigt werden. Zum Gott Upuaut: Lexikon der Ägyptologie, Bd. VI, Sp. 862-864: "... Die Inschriften abydenischer Stelen des MR lassen erkennen, daß U. zu Anfang der 12. Dyn. in Abydos Anubis als Herrn der Nekropole ablöste und dort auch noch Lokalgott wurde."
Die Pluralstriche unter F1 "Rinderkopf" und H1 "Kopf der Spießente" zeigen an, daß sie als Plural zu lesen sind.
Die Reihenfolge von mnx.t "Kleidung" und Ss "Alabaster" ist hier vertauscht; üblicherweise werden sie andersherum aufgezählt. Zur Übersetzung von mnx.t hatten wir bereits eine Diskussion in einer anderen Übersetzungsübung.
Htp.t "Speisen, Opfer (für Götter, Tote)" (Hannig, S. 567) - ist nur ein weiteres Teil der Opferliste
@Gitta Du hast zwischen mrH.t und nb.t das Wort (j)x.t übersehen.
Zeile 4
n kA n jmj-rA xnw.w n PtH-skr Ppj mAa-xrw ms n nb.t-pr Jtj mAa.t-xrw "... für den Ka des Vorstehers der Musikanten / Tamburinspieler des Ptah-Sokar, Pepi, gerechtfertigt / selig, geboren von der Hausherrin Iti, gerechtfertigt / selig."
Zum Titel hat snormi die Belege schon zusammengetragen (Ward, Nr. 297)! Leider konnte ich Gittas Beleg im TLA nicht finden.
Die Frage ist, wie der Mann genau heißt bzw. wo sein Name beginnt. Nach der einen Auffassung hieß er Ppj "Pepi"; nach einer anderen N(j)-PtH-skr / Ppj, etwa: "Pepi / Der zu Ptah-Sokar Gehörige". In Hermann Ranke, Die Ägyptischen Personennamen, Glückstadt, 1935 sind Ppj (131.12) und PtH-skr (141.11) verzeichnet; mehrfach gibt es auch einen Nj-PtH (172.14), nicht aber einen Nj-PtH-skr. Ich neige daher mehr dazu, n PtH-skr als Bestandteil des Titels zu sehen; sicher kann man aber nicht sein. - Auf jeden Fall ist aber Ptah-Sokar aus Ehrengründen vorangestellt.
@Astrodoc Einen Namen Nj-Ppj (Ranke, Personennamen, I, 172.13) gibt es zwar, allerdings wird Pepi in einer Kartusche geschrieben.
Zum Frauennamen: Im bereits zitierten Ranke werden z.B. aufgeführt (49.19 und 49.20); im letzteren Fall mit der Angabe "u.ä.":
Ich glaube daher, daß hier der Name Jtj vorliegt, wobei das t aus Platzgründen zwischen den anderen Zeichen hineingequetscht wurde.
Leider konnte ich Gittas Beleg im TLA nicht finden
Es handelt sich um die beiden angehängten Zettel. Ich hatte vermutet, dass auf der Stele statt des Dua-Sterns das Zeichen
zur Anwendung gekommen ist. Inzwischen habe ich den Eintrag bei Ward gefunden (siehe Anhang 3). Die Nr. 297 ist die 1:1-Wiedergabe unseres Titels auf der Stele.
Hatte ich auch erst, aber zum "j" mit "Mensch mit Hand am Mund" schreibt Hannig (Band 1, Seite 21) "Augment, präfigiert im aäg. und näg. Verbalformen". "tj" ist zwar kein Verb (habe ich jedenfalls nicht gefunden - außer "niedertramepln" - ziemlich unpassend), aber da Augment = Vermehrung, Zuwachs ist, habe ich das "tj" verdoppelt. Habe aber keine Ahnung, ob das grammatisch zulässig ist.
Eine Erläuterung des Fachbegriffs "j-Augment" gibt Elmar Edel, Altägyptische Grammatik, Bd. I, Rom, 1955 in § 449.
nachdem die Stele nun ziemlich "durchübersetzt" ist hat Michael sicher nichts dagegen wenn man kurz erwähnt, dass es sich bei der Stele um Leningrad Nr. 1074 handelt.
Franke (Personendaten, Dossier Nr. 233) datiert sie in die 13. Dynastie.
Den Namen des Stelenbesitzers gibt Franke mit Ppj an. Dieser wird noch auf zwei weiteren Stelen aus Leiden (Nr. 13 = V 78 und Nr. 15 = V 100) genannt.