danke für die ausführliche Zusammenstellung der bisherigen Diskussion zu den beiden fraglichen Themen dieser Kopftafel! Hier zeigt sich für mich vor allem, daß diese interessante Objektgattung bisher wenig beachtet bzw. stiefmüttlerlich bearbeitet worden ist.
Zu (g)
Eine Barke mit einem Schrein, in dem ein Pavian sitzt. Auf seinem Kopf eine Mondsichel und -scheibe. Davor ein weiterer Pavian; darüber der Text:
Hnk wDA.t n nb mAa.t "Darreichen des Udschat-Auges an den Herrn der Maat"
Änderung: Ursprünglich hatte ich hier rdj "geben" angegeben.
Hnk "schenken ... darbringen, opfern, stiften" (Hannig, S. 541-542). Zur Schreibung: siehe Zettel aus dem Zettelarchiv.
Zu (h)
Bei der Barke handelt es sich um die in den Königsgräbern des Neuen Reiches und später oft gezeigt Sonnenbarke. In der Mitte steht der Sonnengott mit Widderkopf, Sonnenscheibe und Uräus-Schlange. Er wird von einer Schlange umringelt, die oft mit mHn "Mehen" bezeichnet wird (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1209). Man kann es leicht übersehen, aber vor dem Widderkopf sind einige Schriftzeichen zu sehen. Laut den Darstellungen in den Gräbern sind sie als jwf "Fleisch" zu lesen (Hannig, S. 34: "aktiv handelnder Jenseitsleib (als unterweltlich-nächtliche Erscheinungsform des Sonnengottes in seiner Leiblichkeit)" - diese Definition ist von Erik Hornung, Das Amduat. Die Schrift des verborgenen Raumes, Wiesbaden, 1963, S. 21 übernommen worden). Die Figur davor - mit Hörnern und Sonnenscheibe - wird üblicherweise als nb.t wjA "die Herrin der Barke" bezeichnet (Hannig, S. 1213). Vor ihr steht eine weitere Göttin, durch die Feder auf dem Kopf als MAa.t zu erkennen. Am Bug Horus, der die Apophis-Schlange mit einem Speer niederhält. Hinter dem Sonnengott stehen zwei weitere Götter, die zur Besatzung der Sonnenbarke zu zählen sind, ohne daß ich sie benennen könnte. Oft werden Hw "Ausspruch" und sjA "Erkenntnis" genannt. Am Heck mit der Hand am Ruder steht ein falkenköpfiger Gott mit der Doppelkrone. Der Steuermann der Sonnenbarke hat in den Darstellungen die Beischrift xrp-wjA "Leiter der Barke" (Hannig, S. 1233).
Zwischen den beiden Barken ist ein Podest, auf dem der Sonnengott als Kind sitzt; erkennbar an der angedeuteten Jugendlocke. Er hält die königlichen Insignien in den Händen.
Diese sehr genaue Darstellung zeigt, daß die Vorstellungen aus den Jenseitsbüchern noch in der Ptolemäerzeit lebendig waren, bis hin zu den Details. Ihre Verwendung auf der Kopftafel deutet daraufhin, daß der Verstorbenen gewünscht wurde, sie möge an der Reise des Sonnengottes durch die Unterwelt teilnehmen.
„wenig beachtet bzw. stiefmüttlerlich bearbeitet“ wurden die Hypocephali bislang tatsächlich. Allerdings vielleicht auch zum Teil deshalb, weil Edith Varga aus Budapest bereits vor über 40 Jahren (E. Varga, Les Travaux Preliminiaires de la Monographie sur les Hypocephales, Acta Orientalia 12, 1961, S. 235-247) angekündigt hatte, dazu eine vollständige monographische Bearbeitung vorzulegen. Sowas soll ja i.d.R. nur wenig dazu motivieren, sich ebenfalls durch Museumsarchive zu stöbern. Nun hat Frau Varga offenbar 1998 eine Publikation auf Ungarisch zu den Hypocephali herausgebracht, die vielleicht den Abschluss dieser recht zeitintensiven Recherche darstellt. Die Arbeit läuft anscheinend unter dem Titel „Napkorong a fej alatt“ (Napkorong a fej alatt. Egy egyiptomi sírmelléklet - a hypokephal - kialakulása, Akadémiai Kiadó, Budapest 1998), was soviel heißen soll wie „Sonnenscheiben unter dem Haupt“. Ich kenne die Arbeit leider auch nicht, kann daher kein Urteil abgeben. Wer also im Ungarischen sattelfest ist, kann ja mal versuchen die Monographie übers Internet zu beziehen; z.B. über:
Danke, Michael & Gast_A., das ist sehr aufschlussreich.
HA.t wrj.t m jtr.tj (t?) Sma.t mH.t
HA.t - Grab (Grabschacht) wrj.t - Grabkammer (eine heilige Stätte) m - in der jtr.tj Kapellenreihe (t?) Sma.t - oberägyptisch mH.t - unterägyptisch
Deutung: Der Wunsch der Toten, ein Grab in der Grabkammer der ober- und unterägyptischen Kapellenreihen zu erhalten ( ) Alternative: "... in den zwei Reihen von Schreinen" - dann wären M 26 und M15 Determinative
Gestalten: - Auf dem Stuhl sitzt Gott Min mit Geißel, ihm wird von einer min-artigen Tiergestalt das Udjat-Auge überreicht. - eine Gottheit in Frauengestalt mit Sonnenscheibe und Udjat als Kopf, in der Hand eine Lotusblüte haltend - Hathor in der Erscheinungsform der Ichet-Kuh, mit Sonnenscheibe und Krone zwischen den Hörnern und Menit-Halskragen - die vier Horussöhne
Hieroglyphen (als Symbole):
srp.t bzw. sAp.t - Lotusblatt Lotus - Symbol der Sonne (auch des Sonnengottes), der Schöpfung und der Wiedergeburt
mAj - Löwe symbolisiert Chepri, die morgentliche Erscheinungsform des Sonnengottes
sr - "Widder" (Hannig S. 726: widderköpfige, nächtliche Erscheinungsform des Sonnengottes)
im vorangegangenen Abschnitt III habe ich noch eine Änderung in der Transkription und Übersetzung gemacht (Hnk "darbringen" statt rdj "geben").
Abschnitt IV
HAj.t m jtr.tj Sma.t mH.t "Halle in den Kapellenreihen des Südens und des Nordens"
Das erste Wort - nur aus der Spätzeit belegt (Wb III, 16) und deshalb bei Hannig nicht erwähnt - scheint mir verschrieben bzw. doppelt zu sein.
Die erste Schreibung, sozusagen verkürzt:
Die zweite ausführlichere ist:
Hieraus hat unser Schreiber gemacht:
@Seschen
M.E. handelt es sich um bei der Vogelhieroglyphe eindeutig um G1 mit Lesung A und nicht um die Schwalbe G36 mit Lesung wr.
jtr.t "... Kapellenreihe jtr.t Sma.t die oberägyptische Kapellenreihe ... jtr.t mH.t die unterägyptische Kapellenreihe ... jtr.tj die Beiden Kapellenreihen (von Ober- und Unterägypten)" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 113)
Ich denke schon, daß die Zeichen am Ende zu lesen und nicht nur Determinative sind; dazu sind sie zu ausführlich geschrieben. Mit meiner Übersetzung "... des Südens und des Nordens" (bzw. "... von Ober- und Unterägypten") habe ich der Schreibung Rechnung zu tragen versucht. - Herumvagabundieres t habe ich als Füllzeichen interpretiert und ignoriert.
Bei der Gottheit ganz links handelt es sich um NHb-kA.w "Nehebkau" (Hannig, S. 1216). "Auf Kopftafeln wird Nehebkau ithyphallisch wie ein Fruchtbarkeitsgott gezeigt." (LÄ IV, 388-390, Stichwort: "Nehebkau"). Er ist sicher als Helfer für den Verstorbenen zu sehen.
Die vor ihm dargestellte Schlange mit zwei Köpfen kann ich nicht deuten.
Bei dem Tier rechts, das Du als E22A "Löwe" identifiziert hast, könnte es sich vielleicht auch um einen Ichneumon handeln, ebenfalls ein Tier des Sonnengottes.
Es bleibt noch die ringfömig angebrachte Inschrift zu bearbeiten. Als Anfang nehme ich die Anrufung "O ...".
Es bleibt noch die ringfömig angebrachte Inschrift zu bearbeiten. Als Anfang nehme ich die Anrufung "O ...".
j DbA.ty m Hw.t bnbn.t qA zp-2 Ax.w zp-2
DbA.t = Grab, Schrein DbA.ty = im Grab befindlich, mit Götterdeterminmativ: Epithet des Osiris (?) Hw.t bnbn.t = Name des Sonnenheiligtums in Heliopolis zp-2 = "sehr", "wirklich" (Betonung beim Adjektiv/Adverb) Wb 3, 437.1-8
Oh, der im Grab ist, im "Tempel des Benben", sehr erhaben (und) sehr herrlich (bzw. "glänzend"),...
kA nk nTr aA m Hw.t-sr wr m Jwnw ...begattender Stier, großer Gott im Fürstenhaus, Großer in Heliopolis... (oder: "... im großen Fürstenhaus in Heliopolis" )
dem schließe ich mich an. Ergänzend zur Umschrift: Warum DbA.ty mit Doppel-b geschrieben wird, kann ich nicht erklären. Das letzte t in Hw.t bnbn sehe ich nur als Füllzeichen (siehe ein früheres Posting in diesem Thread). Ebenso würde ich nur Ax lesen. So schreibt Erman in seiner Neuägyptischen Grammatik: "So hängt man z.B. Formen, die gewiss nie eine Endung gehabt haben, ein [Z7] an, als scheue man sich, das Wort ohne Endung zu lassen. Besonders den Verben wird ein solches [Z7] angehängt, das sie dann in all ihren Formen tragen ..." (§ 11). Auch Jansen-Winkeln geht in seiner Spätmittelägyptischen Grammatik auf die Schreibung von Ax mit Z7 ein und hält sie für einen Fall "rein graphischer Natur" (Fußnote 1 zu § 170). Z7 =
Im LÄ I, 695 heißt es zum "Benben-Haus":
Zitat:
Name des Tempels oder eines Tempelteiles in Heliopolis, in dem der Benben-Stein aufgestellt war ... Als Gott im Benben-Haus galt Re; aber auch Amun als Sonnengott kann "groß an Erscheinungen im Benben-Haus" genannt werden.
r=k ist enklitische Partikel mit Suffixpronomen zur Betonung (WB I 103,6-10, Gardiner §252), hier auffälligerweise r=k statt r=f, was nach dem Imperativ auffallend häufig ist, wie ein Blick ins Zettelarchiv verrät (DZA 20.956.730 bis DZA 20.958.220, ebenso Abschnitt 2 bei Gardiner § 252)
Was hier drei Fragezeichen sind, ist wohl A 388 (Hannig S. 1425) und ein hohes Zeichen, das ich nicht identifizieren kann. Da es aber Hwtj "(Flachs) ausreißen" bedeutet, bin ich mir mit der Lesung unsicher.
Das
(Zeichenstellung ungenau) kann man, da es sich ja um einen spätzeitlichen Text handelt, wohl ohne Bedenken als tA-jr.t und nicht tAj-jrytA lesen, zumal der Geier in der Gruppenschrift für "nichts" zu stehen scheint
zusammen ergibt das also: "Komm zu Osiris - ? ? ? - Re - Ta-Iret, die Gerechtfertigte"
der Obelisk O25 hat in der ptolemäischen Zeit neben txn auch die Lesung Jmn (Christian Leitz, Die Tempelinschriften der griechisch-römischen Zeit, Münster, 2004, S. 169).
Bei dem Zeichen, das Kemeti mit ? ? ? angegeben hat, handelt es sich um A239, das die Lesung jHy (Leitz, S. 154) hat.
sA.t n jt-nTr Wsjr-wr mAa-xrw jr.t n nb.t-pr As.t-wr.t mAa(.t)-xrw Tochter des Gottesvater Osiris-ur ("Osiris ist groß"), gerechtfertigt, geboren ("gemacht") von der Herrin des Hauses Aset-uret ("die große Isis"), gerechtfertigt
@ Michael: Ich hatte hier an den Gott Ihi gedacht, weil er ja von zwei anderen Göttern umgeben wird. Aber "Musikpriesterin des Amun" machr doch mehr Sinn.