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   Übersetzungsübung: Kopftafel (72)
  Autor/in  Thema: Übersetzungsübung: Kopftafel
Michael Tilgner  maennlich
Member



Übersetzungsübung: Kopftafel 
« Datum: 26.12.2006 um 09:31:22 »   

Liebe Leute,

im Rijksmuseum van Oudheden - mit altägyptischen Stücken hervorragend ausgestattet - befindet sich ein Objekt (Leiden AMS 62), das allgemein als Kopftafel oder Hypocephalus bezeichnet wird. Insgesamt sind davon etliche Dutzend bekannt, in den verschiedensten Museen verstreut; teilweise liegen sie nur noch in Fragmenten vor (Lexikon der Ägyptologie, Bd. III, Sp. 693, Stichwort: "Kopftafel").

Dieses Stück wird in die Ptolemäerzeit datiert und besteht aus Kartonnage.

Auch für Fortgeschrittene stellt dieses Objekt eine Herausforderung dar: Die Zeichen sind in einer der sog. Totenbuchkursive ähnlichen Form verfaßt. Einige wenige Zeichen entstammen der ptolemäischen Zeichenliste. Neben dem Text werfen auch die Abbildungen etliche Fragen auf.

Das beigefügte Photo stammt von Naunakhte; vielen Dank!

Viele Grüße,
Michael Tilgner


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Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Übersetzungsübung: Kopftafel Hypocephalus_Leiden_AMS_62_Detail_01.jpg - 55 KB
« Antwort #1, Datum: 26.12.2006 um 09:32:51 »   

Beginnen wir gemäß der Beschriftung mit dem mittleren Teil I.

Viele Grüße,
Michael Tilgner


- Vollbild -
> Antwort auf Beitrag vom: 26.12.2006 um 09:31:22  Gehe zu Beitrag
snormi  weiblich
Member



Re: Übersetzungsübung: Kopftafel 
« Antwort #2, Datum: 26.12.2006 um 11:30:22 »   

Hallo Michael,

ich möchte mich einmal dran versuchen.

Die Texte sind auf beiden Seiten des vierköpfigen Bock von Mendes (soll er doch wohl sein) gleich.

Ich würde sie so lesen:
dwA-nTr hn(w) zp 4
Dua-netjer (Lobpreis) jubeln 4 Mal

das Zeichen
habe ich nach der ptol. Zeichenliste von Leitz mit sp = "Mal" übertragen.
das jubeln/preisen hnw würde lediglich verkürzt geschrieben.

Aber so hat es für mich Sinn gemacht  

Noch einen schönen letzten Weihnachtsfeiertag ...
> Antwort auf Beitrag vom: 26.12.2006 um 09:32:51  Gehe zu Beitrag
NebTauiAmunRe  maennlich
Member



Re: Übersetzungsübung: Kopftafel 
« Antwort #3, Datum: 26.12.2006 um 13:20:51 »   

Ist dwA hier ein Infinitiv, also eine Beschreibung des Dargestellten?

Neb
> Antwort auf Beitrag vom: 26.12.2006 um 11:30:22  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Übersetzungsübung: Kopftafel Moeller_Hieratische_Palaeographie_III_37.jpg - 79 KB
« Antwort #4, Datum: 26.12.2006 um 13:46:01 »   

Hallo,

@snormi

hnw (hnj) "Jauchzen, Jubel" würde gut in den Kontext passen; ich meine aber, daß nur pn "dieser" zu lesen ist. Siehe die rechte Inschrift, wo das Zeichen geschlossen ist. Das p mit einem Strich taucht auch an anderen Stellen in dieser Kopftafel auf. Diese Schreibung ist sicherlich durch das Hieratische beeinflußt. Ausschnitt: Georg Möller, Hieratische Paläographie, Bd. III, 1936, S. 37 - Zeichen Möller 388 = Gardiner Q3

@NebTauiAmunRe

Ja, ich bin auch der Meinung, daß es sich bei dwA um den sog. absoluten Gebrauch des Infinitivs handelt, z.B. als Beischrift zu einer Szene (Gardiner, Egyptian Grammar, § 306 "Absolute uses of the infinitive").

dwA-nTr pn sp 4
"diesen Gott preisen - viermal"
(ähnlich bei Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 972)


Wieso viermal? Um welchen Gott könnte es sich handeln?

Viele Grüße,
Michael Tilgner



- Vollbild -
> Antwort auf Beitrag vom: 26.12.2006 um 13:20:51  Gehe zu Beitrag
naunakhte  weiblich
Moderatorin



Re: Übersetzungsübung: Kopftafel 
« Antwort #5, Datum: 26.12.2006 um 13:51:41 »   

Hallo Michael,

du fragst nach dem Gott den man 4 mal preisen würde.

Wenn es, wie oben erwähnt, eine Abbildung des Bock von Mendes ist, würde ich einen Part des Forumslexikons hier anbringen:


Zitat:
Dieser Gott ("Widder von Mendes" oder auch "Bock von Mendes") wurde Ba-neb-djet, "die Ba-Seele, de Herr von Djedet" genannt. Er schloss die schöpferische Urkraft der Welt in vier Formen oder "Ba-Seelen" in sich ein, die als Ba-Seelen der ersten vier Herrscher über die Welt - Re, Schu, Geb und Osiris - galten. Aus diesem Grunde erhielt er in späterer Zeit auch vier Köpfe.


Gruß
nauna
> Antwort auf Beitrag vom: 26.12.2006 um 13:46:01  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Übersetzungsübung: Kopftafel Vierkoepfiger_Widder.jpg - 210 KB
« Antwort #6, Datum: 26.12.2006 um 14:08:49 »   

Hallo, Naunakhte,

so einfach scheint es mir nicht zu sein

Das folgende Bild stammt aus: Rosalie David, Ägypten. Kunstschätze am Nil, Hamburg, 1981, S. 162 mit der Bildunterschrift:

Zitat:
An der hinteren Wand der linken Kapelle dieses Tempels finden wir auf dem Türsturz eine Szene, in der Osiris als Widder mit vier Köpfen, überragt von einer Sonnenscheibe mit Uräus, dargestellt ist.

Die Szene stammt aus einem Tempel in Deir el-Medineh und wird in die Ptolemäerzeit um ca. 145 v.Chr. datiert.

Man sollte jedoch die ganze Szene auf der Kopftafel in Betracht ziehen; m.E. kommt Osiris nicht in Frage.

Viele Grüße,
Michael Tilgner
« Letzte Änderung: 26.12.2006 um 14:10:59 von Michael Tilgner »


- Vollbild -
> Antwort auf Beitrag vom: 26.12.2006 um 13:51:41  Gehe zu Beitrag
naunakhte  weiblich
Moderatorin



Re: Übersetzungsübung: Kopftafel 
« Antwort #7, Datum: 26.12.2006 um 14:25:13 »   

Hallo Michael,

magst du es dann lieber mit Bonnet, RÄRG 389f halten, der angibt:

Zitat:
Selten fehlt das Bild einer hockenden Gestalt mit vier Widderköpfen, die hier als eine Form des pantheistisch aufgefaßten Amon-Re gilt.


Gruß
nauna
> Antwort auf Beitrag vom: 26.12.2006 um 14:08:49  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Übersetzungsübung: Kopftafel Hypocephalus_Leiden_AMS_62_Detail_02.jpg - 44 KB
« Antwort #8, Datum: 26.12.2006 um 16:59:08 »   

Hallo, Naunakhte,

dazu passen jedenfalls die Paviane, die auch im Amduat dem Sonnengott zujubeln. Die in den Ovalen skizzierten Schlangen deuten ebenfalls darauf hin, daß man sich das Ganze im Duat vorzustellen hat.

Mit "viermal" ist sicher gemeint: in alle 4 Himmelsrichtungen.

Ich schließe den Text (a) an.

Viele Grüße,
Michael Tilgner


- Vollbild -
> Antwort auf Beitrag vom: 26.12.2006 um 14:25:13  Gehe zu Beitrag
NebTauiAmunRe  maennlich
Member



Re: Übersetzungsübung: Kopftafel 
« Antwort #9, Datum: 27.12.2006 um 16:27:50 »   

Ich wollte grad fragen, ob diese Vierheit etwas mit Himmelsrichtungen zu tun hat. Das gehört zwar nicht hierher, aber viergesichtige/köpfige Gottheiten gibt es auch aus dem mesopotamischen Bereich. Im Diyala-Gebiet nordöstlich von Baghdad wurden eine thronende, viergesichtige Göttin, die mit Wasser in Zusammenhang steht, sowie ein stehender, viergesichtiger Kriegsgott gefunden.

Ich versuch mal den Anfang der ersten Zeile:

j sA Sps wbn

"O vornehmer Sohn, aufgehen??"

Neb
« Letzte Änderung: 27.12.2006 um 16:38:15 von NebTauiAmunRe »
> Antwort auf Beitrag vom: 26.12.2006 um 16:59:08  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Übersetzungsübung: Kopftafel 
« Antwort #10, Datum: 27.12.2006 um 16:42:56 »   

Hallo, NebTauiAmunRe,

beachte den Unterschied dieser beiden Zeichen:



Viele Grüße,
Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 27.12.2006 um 16:27:50  Gehe zu Beitrag
NebTauiAmunRe  maennlich
Member



Re: Übersetzungsübung: Kopftafel 
« Antwort #11, Datum: 27.12.2006 um 19:40:01 »   

ah, das Detail habe ich übersehen:

bA, oder?

Neb
« Letzte Änderung: 27.12.2006 um 19:40:19 von NebTauiAmunRe »
> Antwort auf Beitrag vom: 27.12.2006 um 16:42:56  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Übersetzungsübung: Kopftafel 27246470-Hrt.jpg - 34 KB
« Antwort #12, Datum: 27.12.2006 um 21:26:02 »   

Hallo, NebTauiAmunRe,

genau! Ich gehe mal ein bißchen weiter:

Zeile 1

j BA Sps wbn m
"O, edler Ba, der aufgeht am"

bA Sps "Edler Ba" (Epithet für einen Gott) (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 237)


Zeile 2

Hr.t ...
"Himmel ..."

Hr.t "Himmel" (Hannig, S. 555) - siehe auch wbn m p.t/Hr.t "im Himmel aufgehen" (Hannig, S. 188)


Daß es sich bei dem ersten Zeichen in Zeile 2 um D2 mit Lesung Hr handelt, ist nicht leicht zu erkennen; allerdings kann "aufgehen" nicht an so vielen Orten stattfinden



Das t ist nach dem Determinativ geschrieben. Laut Zettelarchiv des TLA ist eine solche Schreibung für die Spätzeit häufiger belegt.

Viele Grüße,
Michael Tilgner
« Letzte Änderung: 27.12.2006 um 21:27:46 von Michael Tilgner »

> Antwort auf Beitrag vom: 27.12.2006 um 19:40:01  Gehe zu Beitrag
Kemeti  maennlich
Member



Re: Übersetzungsübung: Kopftafel 
« Antwort #13, Datum: 28.12.2006 um 09:22:19 »   

Ich transkribiere mal weiter:
2. sHD r tA.wj m ra ms.t (?) ? w

3. f z (?) a k anx bA wDA.t nTr.t

4. ? ? xtm (?) n wsjr tyA.t mAa-xrw

(? steht für Hieroglyphen, die ich nicht erkennen kann)

  1. Warum steht sHD hier mit Präposition r? Die einzige Übersetzung, die Hannig für sHD r anbietet, macht hier keinen Sinn; das WB kennt nur sHD n
  2. Was heißt das tyA.t? Ich habe es weder im WB noch bei Hannig gefunden.


Das Vorhandene ergibt dann folgende Übersetzungs-Brocken:
2. der erleuchtet die beiden Länder als Sonne ??
3. ?? leben(d) - Ba - Udjat-Auge der Göttin
4. ?? Siegel/Amulett des Osiris ?? gerechtfertigt
> Antwort auf Beitrag vom: 27.12.2006 um 21:26:02  Gehe zu Beitrag
naunakhte  weiblich
Moderatorin



Re: Übersetzungsübung: Kopftafel 
« Antwort #14, Datum: 28.12.2006 um 10:27:31 »   

Hallo,

mein Vorschlag für das Ende von Zeile 2 wäre die Lesung msw.t -


Und in Zeile drei, ab dem dritten Zeichen, hätte ich für dj.k anx bA wDa XAt nTr tr -
angeschaut.

Die Hieroglyphe K4A stellt er leider nicht dar.
In der Übersetzung dann etwas wie der wohlbehaltene/unversehrte Leichnam ...

Gruß
nauna
« Letzte Änderung: 28.12.2006 um 11:06:27 von naunakhte »
> Antwort auf Beitrag vom: 28.12.2006 um 09:22:19  Gehe zu Beitrag
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