ich bin beeindruckt! Da kommt doch langsam Licht in den Text!
@Kemeti
Ich lese das, was auf sHD folgt, nur als tA.wj, also ohne r. Die Sonne N5 ist als Abkürzung für Tag zu lesen (siehe beigefügten Zettel aus dem Zettelarchiv), so daß das Ganze dann mit Naunakhtes Lesung von msw.t so weitergeht:
Zeile 2-3
sHD tA.wj m hrw n msw.t=f "(und) der die Beiden Länder erleuchtet am Tage seiner Geburt"
hrw (n) msw.t "Geburtstag, Tag der Geburt" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 496 - siehe unter (5) bei hrw). Zur Schreibung von msw.t mit den beiden Strichen siehe den Zettel aus dem Zettelarchiv.
@Naunakhte
Mit Deiner Transkription von Zeile 3 stimme ich (fast) überein; das tr am Ende ist m.E. nur Lesehilfe für nTr.
bei tr hatte ich auch zuerst an Beifügungen zu nTr gedacht. Mir bereitet aber der Anfang von Zeile 4 noch etwas Probleme (von anderen Stellen ganz zu schweigen ) - und da hätte mir tr - Zeit - in Verbindung mit den nächsten Zeichen noch gut in den Kram gepasst.
Zum "Leichnam" passt auch gut, was WB III 359,9 ff. schreibt:
Zitat:
XA.t...Leichnam...II. Leichnal eines Gottes, bes. 1) von der Leiche des Osiris...
denn von osiris ist ja in der nächsten Zeile die Rede. Grammatisch bleibt mir die dritte Zeile unklar. Ist das Dj.k Pseudopartizip oder sDm=f? Vielleicht "Du lässt den Ba des unversehrten leichnams des Gottes leben?"
meiner Meinung nach folgt nach dem Anruf an den Gott ein Wunschsatz (prospektives sDm=f bzw. Subjunktiv nach Allen, Middle Egyptian, Kapitel 19, speziell § 19.5 (1)). Außerdem ist (r)dj + Infinitiv als "etwas tun lassen" zu übersetzen (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 484 unter III.).
dj=k anx bA wdA XA.t nTr "mögest du den Ba leben (und) den Leichnam des Gottes unversehrt sein lassen ..."
rnp(.t) saH n Wsjr &A-jr.t mAa(.t)-xrw "(und) [mögest du] die Mumie des Osiris Ta-iret - gerechtfertigt - sich verjüngen [lassen]"
Der Satz der vorhergehenden Zeile wird fortgesetzt, daher die eckigen Klammern. Im einzelnen.
rnpj "sich verjüngen" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 471) - Das erste Zeichen lese ich als M4; die hieratische Form aus Möllers Hieratischer Paläographie, Bd. III, S. 25; das zweite Zeichen ist m.E. Y1 die Buchrolle senkrecht. Zur Schreibweise ein Zettel aus dem Zettelarchiv.
saH "Mumie, der Verstorbene" (Hannig, S. 671) - Warum das Siegelzeichen S20 als Determinativ verwendet wird: keine Ahnung. Aber: "ersetzt auch S19 und E31" (Hannig, S. 1079) - E31 ist die Ziege. Man beachte auch den Hinweis in Wb. IV, 52: "Mumie des Menschen, bes.: a) neben bA 'Seele', XA.t 'Leichnam' u.ä."
&A-jr.t "Ta-iret" - hier steht nur &jA.t, ich habe die Lesung übernommen aus Ranke, Personennamen I, S. 354, Nr. 7. Das folgende ist das Frauendeterminativ B1.
es fällt auf, daß in diesem Abschnitt (a) der Name des Gottes, dessen Ba angerufen wird, nicht genannt wird. Aus den Beiworten ist aber ersichtlich, daß es sich um den Sonnengott handeln muß.
Im folgenden Wunschsatz ist knapp zusammengefaßt, was dem Alten Ägypter wichtig war: Das Weiterleben seines Bas, die Unversehrtheit seines Körpers und die sich stetig wiederholende Erneuerung seiner Mumie.
den Vogel in Zeile 1 sehe ich als Eule G17 mit Lesung m. Das ergibt dann einen guten Sinn.
Zeile 2 ist knifflig. Den Anfang hatte ich anfänglich und lange so wie Du; inzwischen bin ich - nach längerem Durchblättern des Zettelarchivs zu einem etwas anderen Schluß gekommen. Davon später. - Mir scheint, daß Du vor dem Gott Re noch etwas unterschlagen hast. - Das Zeichen R8 nTr sehe ich nur als Determinativ zu Re und lese es nicht mit; vergleiche auch bei Wsjr auf dieser Tafel. Siehe das Digitale Zettelarchiv. Das Zeichen nach dem r halte ich für das Kuhohr F21; siehe auch die hieratische Form dieses Zeichens (vgl. Möller, Hieratische Paläographie, Bd. III, S. 14). Jedenfalls paßt es dann auch zu Zeile 3
j nTr pf Sps anx m TAw "O, jener edle Gott, der von der Luft lebt"
pf (oder pfj) "jener" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 276) TAw "Luft" (S. 947) ... anx m TAw "von der Luft leben" (S. 948)
Zeile 2
pr m Nwn aq Ra r sDm "(und) der aus dem Urwasser kommt. Möge Re eintreten, um zu hören"
prj m Nwn "der aus dem Urwasser kam" (Hannig, S. 399) - Wie komme ich dazu? Es steht doch jw m mw "der aus dem Wasser komt" da! Ich habe lange das Digitale Zettelarchiv durchgeblättert und keine ähnliche Sentenz gefunden, stattdessen die oben genannte. Laut Wörterbuch I, 518 wird D54 auch als Abkürzung für prj verwendet (siehe beigefügten Zettel). Die drei Wasserlinien N35a werden auch als Determinativ für Nwn verwendet. - Zur Deutung der anderen Zeichen hatte ich mich schon vorher geäußert. - Auch hier folgt ein Wunschsatz nach der Anrufung eines ungenannten Gottes.
Zeile 3
mdw.t=f mj n Wsjr "seine Worte: Komme zu Osiris"
Das zweite Zeichen ist eindeutig die Hand D46; vgl. die hieratischen Schreibformen (Möller, Hieratische Paläographie, Bd. III, S. 10). Das nach dem f folgende Zeichen ist m.E. G20 Kombination von Eule G17 und Arm D36.
mj "[Imperativ von jw] komme (n zu jdn)" (Hannig, S. 323)
Zeile 4
&A-jr.t mAa(.t)-xrw "Ta-iret - gerechtfertigt"
Was dann kommt, konnte ich bisher nicht vollständig entschlüsseln. Insbesondere das Zeichen nach dem n habe ich nicht identifizieren können.
Findest Du? Ich kann die komischen symmetrischen Hieroglyphen über dem Doppelkopf nicht entziffern
Nun zum Ernst:
Rechts oben:
ist nach WB II 442,7 ff. und DZA 26.004.550 perf. Partizip akt. (also wohl j.rx(.w) mit j-Augment) von rx, also "der Wissende"
Rechts unten:
Ich transkribiere jw n=k nTr.w nb.t, wobei ich mir finale t von nb.t als Fehler aus der Spätzeit erklären möchte.
Jetzt bin ich wieder an einem Punkt angelangt, an dem ich glaube, die Wörter zu kennen, aber den Satz nicht so recht zusammenkriegen zu können, denn "Alle Götter sind für dich" ergäbe ja einigermaßen Sinn, aber dann müsste das n=k hinten stehen. Wenn von jw auch ein sDm.n=f gebildet werden kann (Gardiner § 461), sollte ich mir die Grammatik nochmal anschauen. Und eine andere Lösung fällt mir gerade nicht ein.