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   Übersetzungsübung: Inschrift in einem Grab (19)
  Autor/in  Thema: Übersetzungsübung: Inschrift in einem Grab
thomas  maennlich
Member



Re: Übersetzungsübung: Inschrift in einem Grab 
« Antwort #15, Datum: 20.11.2008 um 21:13:12 »   

Hallo Michael,
erster Monat der Schemu-Jahreszeit, Tag 21 = 99 Resttage für die Schemuzeit; es folgen 5 Tage Epagomenen und 120 Tage für die Achet-Jahreszeit; gefolgt von 48 Tagen bis zum zweiten Monat der Peret-Jahreszeit, Tag 18.
Zusammen: 99 + 5 + 120 + 48 = 272 Tage

Das ist eigentlich ziemlich lange. Wo war die "Dame" denn in der Zwischenzeit?

Gruss
thomas
> Antwort auf Beitrag vom: 20.11.2008 um 20:04:55  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Übersetzungsübung: Inschrift in einem Grab 
« Antwort #16, Datum: 20.11.2008 um 21:49:04 »   

Hallo, Thomas,

das ging ja schnell! Genau: Zwischen Tod und Begräbnis lagen 272 Tage. Wo war die Dame in der Zwischenzeit? Ich vermute mal: in der Balsamierungshalle. Die Mumifizierung kann aber nicht so lange gedauert haben. Vielleicht wurde das Grab nicht rechtzeitig fertig?

Diese kurze Passage wirft etliche Fragen auf. Kehren wir zunächst zu den Titeln zurück.

Meresanch III. wurde in der Mastaba Giza G 7530 begraben. Dort wird explizit angegeben, daß ihr Vater Kawab ist, ältester Sohn des Cheops, und ihre Mutter Hetepheres II. Sie ist also nicht Tochter eines Königs, sondern Tochter eines Königsprinzen, also Enkelin eines Königs.

Damit kommen wir zu einer Besonderheit des altägyptischen Systems der Verwandtschaftsbezeichnungen. So finden wir bei Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 652:

sA.t "Tochter, *Schwiegertochter, Enkelin" neben sA.t sA "Enkelin, die Tochter eines Sohnes".

Weitere Erläuterungen zu diesem Thema im Stichwort "Verwandtschaftsbezeichnungen" im LÄ, Bd. VI, Sp. 1030-1036 (als pdf-Datei angehängt).

Als Gemahl gilt Chephren, um auf den zweiten Titel zukommen.

Weiteres zu Meresanch III. im LÄ, Bd. IV, Sp. 78-79.

Viele Grüße,
Michael Tilgner


- Vollbild -
> Antwort auf Beitrag vom: 20.11.2008 um 21:13:12  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Übersetzungsübung: Inschrift in einem Grab 
« Antwort #17, Datum: 20.11.2008 um 21:59:54 »   

Hier ist Meresanch III. mit ihrer Mutter Hetepheres II. aus dem Museum of Fine Arts in Boston (Inv.-Nr. 30.1456)
> Antwort auf Beitrag vom: 20.11.2008 um 21:49:04  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Übersetzungsübung: Inschrift in einem Grab 
« Antwort #18, Datum: 22.11.2008 um 09:20:07 »   

Liebe Leute,

eine weitere Frage, die diese Inschriften aufwerfen, ist die nach der Einführung des "zivilen Kalenders" (365 Tage pro Jahr, aufgeteilt wie in der Skizze dargestellt). Während eine Debatte darum kreist, wann er wohl prinzipiell eingerichtet wurde - war er an die Sothisperiode gebunden oder nicht? -, ist die andere Frage, seit wann wir die ersten Datumsangaben haben.

Edel führt in seiner Altägyptischen Grammatik im Abschnitt "Datumsangaben" (§§ 412-420) Beispiele aus der 4.-6. Dyn. an. Neben "unserer" Inschrift führt er noch zwei weitere Beispiele für Monats- und Tagesangaben in einem Datum an: Die eine stammt aus der Mastaba des Hemiunu, des Baumeisters der Cheopspyramide, und noch eine weitere, die ich derzeit nicht einordnen kann.

Kurz und gut: Die beiden Datumsangaben der Meresanch III. gehören damit zu den frühesten Belegen für die Verwendung des altägyptischen zivilen Kalenders!

Viele Grüße,
Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 20.11.2008 um 21:59:54  Gehe zu Beitrag
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