Und jetzt mag ich vorläufig keine Kühe mehr sehen ...
Viele Grüße Bernd
Hallo! Bernd schrieb: "Beim Setzen habe ich bemerkt, dass einige Textstellen ähnlich sind wie die bisherigen." Das hat die Übersetzung an einigen Stellen erleichtert.
3 Dd mdw jn @w.t- @r Hrj.t-tp WAs.t @sA.t mw(.t)-nTr nb.t-p.t Hnw.t-nTr.w Worte (zu) sprechen durch Hathor, Oberste von Theben, Hesat, Gottesmutter, Herrin des Himmels, Gebieterin der Götter,
4 sAb.t r @r=s die Scheckige (/scheckige Kuh) zu ihrem Horus
sAb.t - Hannig S. 659: scheckige Kuh
5 nsb.t r @r ms n=s Das Lecken des Horus, geboren von ihr
nsb.t = Infinitivform des Verbs, hier in der "Überschrift" zur bildlichen Darstellung
6 jj.n(=j) xr=T sA.t(=j) mr.t(=j) nsw-bjtj (MAa.t-kA-Ra)| sA.t-Ra (HA.t - Sps.wt Xnm.t - Jmn)| Ich bin zu dir gekommen, meine geliebte Tochter, König von Ober- und Unterägypten: Maat-ka-ra; Tochter des Re: Hatschepsut ("Die Amun umarmt, die Erste unter den vornehmen Damen" (nach Schneider)
In den Kartuschen: ehrenhafte Voranstellung der Götternamen Amun und Re.
7 sn a=t um deine Hand zu küssen,
8 nsbj Ha.w=T um deinen Leib zu belecken
9 Xnm Hm.t=T m anx ws.t (und) um deine Majestät mit Leben (und) Wohlergehen zu versehen,
Xnm - Hannig S. 636 (11): versehen weden
10 mj jrt.n(=j) n @r=j m-Xn.w nj sS n Ax-bj.t wie ich es für meinen Horus getan habe im Inneren des "Nestes von Chemmis"
A40 - =j - Hannig S. 1029: Det. (göttliches) ich m-Xnw - Hannig S. 634: in, im Inneren D41: nj - Hannig S. 386: Nisbe zu präp. n sS - Hannig S. 761: (5) Nest, ~ n Ax-bjt Nest von Chemmis (als königliche Krippe, als Geburtsort des Gottes Horus)
11 snq.t(=j) Hm.t=T m mnd=j Ich habe deine Majestät mit meiner Brust gesäugt
12 mH.n=Tn m Ax.t=j (und) dich gefüllt mit meiner Herrlichkeit,
13 m m.w=j jpn n anx wAs.t mit meiner dieser Flüssigkeit (=Milch) des Lebens (und) Wohlergehens.
m.w - Hannig S. 329 (7): Wasser, Flüssigkeit, Körpersäfte jpn - Hannig S. 45: (Demonstrativ-Pronomen, m pl) diese
3) Dd mdw in Hw.t Hr Hrj.t tp aAs.t HsA.t mw(.t)-nTr nb.t-p.t Hnw.t-nTr.w Das Sprechen der Worte durch Hathor, der Ersten von Theben, Hezat, die Gottesmutter, Herrin des Himmels, Herrin der Götter
4) sAb.t r Hr=s (dessen) Herz sich erfreut bezüglich ihres Horus
sAb: Hannig Seite 712; durchziehen, erfreuen sAb: Wb IV, Seite 17; das Herz erfreuen Eigentlich würde ich dieses Wort gar nicht übersetzen, da kein Angebot so richtig greifen will. (das sAb.t ihres Horus)
5) nsb.t Hr ms n=s (die) den Horus beleckt, von ihr erzeugt
6) jj.n=j xr=T sA.t=j mr.t=j nsw-bj.tj mAa.t-kA-Ra Ich bin gekommen, meine geliebte Tochter, König von Ober- und Unterägypten, Maat-Ka-Ra
7) sn a=t (um) deine Hand (zu) küssen
8) nsb=j Ha.w=T Ich belecke deinen Körper
9) Xnm Hm.t=T m anx ws.t vereinigt mit deiner Majestät in Leben und Glück
Xnm: Seite 686; vereinigen mit (Seele; Leib; Gott)
10) mj jrt.n=j n Hr=j m Xn.w n sS nj Ax-bj.t wie ich es tat für meinen Horus, innerhalb des Nestes zu Chemmis gehörig
11) snq.t.n=j Hm.t=T m mnd=j Ich habe deine Majestät gesäugt mit meiner Brust
12) mH.n=Tn m Ax.t=j dich (an)gefüllt mit meiner Herrlichkeit
13) m m.w=j jpn n anx wAs.t mit diesem meinem Wasser von Leben und Glück
3: Dd mdw jn @w.t-Hr Hrj-tp wAs.t HsA.t mw(.t) nTr nb.t pt hnw.t nTr.w "Gesprochene Worte von Hathor, Oberhaupt von Theben, der Hesatkuh, die Gottesmutter, Herrin des Himmels, Gebieterin der Götter,"
alle Beinamen bereits bekannt
4: sAb.t r @r=s "der scheckigen Kuh für ihren Horus," (für?)
Hannig, S. 659: sAb.t - scheckige Kuh
5: nsb.t @r msj n=s "die Leckende des Horus, der von ihr geboren wurde:"
TLA: nsb.tj "der Leckende" (LGG IV, 350 f.) (LGG: Leitz, Christian, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen)
Zeilen 4 und 5 haben mich schwer beschäftigt. Zuerst dachte ich, es sei schon direkte Rede.
6: jj.n(=j) xr=T sA.t(=j) mr.t(=j) mAat-ka-ra sA.t-ra HA.t-Spswt Xnm.t-jmt "Ich bin zu dir gekommen, meine (von mir) geliebte Tochter, König von Ober- und Unterägypten Maatkare, Tochter des Ra Hatschepsut (Chnemetamun)"
Bemerkung: Götternamen vorangestellt
7: sn(=j) gbA=T "damit ich deinen Arm küssen kann,"
D41: gbA? Bemerkung: T durch t ersetzt." s.a.: DZA 25.298.200
8: nsb=j Ha.w=T "damit ich deinen Leib belecken kann,"
Hannig, S. 432: nsb lecken, belecken
9: Xnm Hm.t=T m anx wAs "damit ich deine Majestät mit Leben und Glück beschenken kann,"
Hannig, S. 636: Xnm - u.a. erfüllt sein, schenken, versehen
10: mj jrt.n(=j) n @r m-Xnw sS n Ax-bjt "wie ich (es) gemacht habe für Horus im Innern des Nestes vom Chemmis."
Hannig S. 634: m-Xnw - in, im Innern Hannig S. 761: sS - sS n Ax-bjt Nest vom Chemmis (Geburtsort von Horus) D41: nj(?) hier denke ich, dass D41 noch zu m-Xnw gehört (an Stelle des n?)
11: snq.n(=j) Hm.t=T m mnD(=j) "Ich habe deine Majestät gesäugt mit (meiner) Brust,"
das hatte wir schon wortwörtlich (Urk. IV, S.237,16)
12: mH.n(=j) Tn m Ax.w=j "ich habe dich gefüllt mit meiner Macht,"
Hannig, S. 352 mH - füllen Hannig, S. 12: Ax.w - Macht (des Gottes) Tn - du, dich (unabh. Personalpronomen als Objekt)
13: m mw=j jpn n anx wAs "mit meiner, dieser Muttermilch des Lebens und Glücks."
Hannig, S. 329: mw Körpersäfte (z.B. Muttermilch) Gardiner, §110: jpn Plural (m) von pn, diese
Lesung Hrj.t-tp (Wb. III, 140) oder Hr.t-tp (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 554)?
Der erste Bestandteil dieses Titels ist ein sog. Nisbe-Adjektiv (Gardiner, Egyptian Grammar, §§ 79-81), abgeleitet von der Präposition Hr. Zur Schreibung des femininen Singulars - ich übernehme das Beispiel der Präposition r, mit der Form Singular feminin iryt (irt) bzw. Plural feminin irywt (irwt, irt) - erläutert Gardiner (§ 79):
Zitat:
As the above writings indicate, the formative -y is never written out in the feminines, and the semi-vowels y and w are also elsewhere usually suppressed; for reasons of practical convenience, the less correct transliterations given in brackets are to be preferred as a rule.
Urk. IV, 239, 4
zu sAb.t kann ich leider keine neue Lösung beisteuern. sAb im Sinne von "erfreuen" ist laut Wb. IV, 17 erst seit griechischer Zeit belegt. Da es dann mit "die leckt" weitergeht, denke ich, daß die "scheckige Kuh" noch am besten paßt. Es setzt die Reihe der Beiworte fort. - Die Stelle hier scheint im Wb. nicht berücksichtigt worden zu sein.
Mit dem Horus kann nur die Königin gemeint sein; Horus steht hier aber und in der folgenden Zeile in der maskulinen Form.
Urk. IV, 5
nsb.t @r ms n=s "die den Horus (be-)leckt, der von ihr geboren wurde"
Die Form nsb.t identifiziere ich als perfektisches aktives Partizip (Gardiner, § 359). Weil dieser Abschnitt die Beiworte fortsetzt und abschließt, meine ich, daß es kein Infinitiv im Sinne einer Überschrift sein kann. ms n=s - Einführung des semantischen Subjekts (Gardiner, § 379); ich hatte zuvor schon mal die Stelle daraus zitiert, daß bei n eine gewisse Zweideutigkeit vorliegt. Man kann es auch als sDm(w)n=f-Relativform sehen, dann müßte man es als ms.n=s umschreiben. Zu dieser Feinheit äußert sich Gardiner, § 361 unter 3ae inf.
Urk. IV, 239, 6
Zu den Namen:
MAa.t-kA-Ra - A und a bitte nicht verwechseln!
Xnm.t Imn HA.t Sps.wt "Eine, die Amun umarmt, die Erste der Damen"
Xnm.t ist feminines Partizip von Xnm "sich vereinigen (mit) usw." (Hannig, S. 636), als Substantiv verwendet. Amun ist das semantische Subjekt, als direkter Genetiv (Gardiner, § 379, 2). In diesem Beiwort ist der Göttername ehrenvoll vorangestellt; aber es wird nicht das ganze Beiwort vorangestellt.
Urk. IV, 239, 7
sn(=j) a=T "(damit) ich deine Hand / deinen Arm küsse"
(=j) ergänzt wegen Urk IV, 238, 1
a "Arm" ist in diesen Inschriften durchgängig mit D36 "mit gebogenem Oberarm" geschrieben statt mit "geradem Oberarm"; also nicht gbA lesen!
Urk. IV, 239, 8
nsb=j Ha.w=T "(damit) ich deinen Leib lecke"
nsbj kann nicht Infinitiv sein, der lautet nsb.t: siehe Urk. IV, 236, 14!
Urk. IV, 239, 9
Xnm(=j) Hm.t=T m anx wAs "(und damit) ich Deine Majestät versehe / ausstatte mit Leben (und) Glück"
M.E. muß hier ein (=j) ergänzt werden. In diesem Fall zumindest sehe ich die drei sDm=f-Formen als Finalsätze an das jj.n=j angeschlossen.
Urk. IV, 239, 10
mj jr.t n(=j) n @r m-Xnw sS n Ax-bj.t "wie ich es getan habe für Horus im Nest von Chemmis"
Bei jr.t handelt es sich m.E. um ein feminines Partizip, substantivisch gebraucht. Mit n(=j) wird das semantische Subjekt eingeführt. Siehe die vorangegangenen Erläuterungen zu diesem Thema. Wörtlich also: "wie das von mir Gemachte für Horus ..."
Horus steht hier nicht als Bezeichnung für den König, sondern für den Gott; daher folgt ein Gottesdeterminativ. Es ist nicht als Suffix =j zu lesen, das hier durchgehend mit dem Schilfblatt bezeichnet wird, wenn überhaupt.
m-Xnw einfach nur "in" (Hannig, S. 634), obwohl "im Innern" natürlich auch richtig ist, klingt nur umständlicher. Danach folgt kein n.
Hallo zusammen, noch eine paar Anmerkungen von mir:
Das sAb.t hat mir irgendwie keine Ruhe gelassen. Hier noch eine Variante, die ich zur Diskussion stellen möchte. 4) sAb.t r Hr=s (dessen Gefieder) bunt (ist) wie das ihres Horus (siehe dazu Anhang 1)
a "Arm" ist in diesen Inschriften durchgängig mit D36 "mit gebogenem Oberarm" geschrieben statt mit "geradem Oberarm"; also nicht gbA lesen!
Dies war mir bisher noch nicht aufgefallen.
Im Hannig, S. 1036 steht bei D36:
Zitat:
[ersetzt häufig D37, D38, D39, D40, D41, D42, D43, D44]
Hier wird es aber umgedreht gemacht, D41 für D36. Hätten wir da eventuell schon immer gbA lesen müssen?
Was für Bedeutung hat D41 in Zeile 10?
Zitat - Seschen:
Z2 sehe ich als Determinativ (nicht als w), so wie bei vielen Singular-Abstrakta vorkommend
Ok, verstanden. Du könntest Recht haben. (Vieleicht sollten wir mal den Autor fragen. )
Zitat - thomas:
Das sAb.t hat mir irgendwie keine Ruhe gelassen. sAb.t r Hr=s (dessen Gefieder) bunt (ist) wie das ihres Horus
Eine fliegende Kuh mit bunten Federn?
Das mit "keine Ruhe gelassen" kann ich verstehen. Mir hatte der Teil mit den Tntt-Kühen auch keine Ruhe gelassen.
"(dessen Gefieder)" passt hier nicht, da diese Stelle noch zu der Reihe der Beiworte gehört. Es sollte sich semantisch auf Hathor beziehen. In deinem Anhang 1 steht
Zitat:
in der Verbindung
buntgefiedert als Beiwort geflügelter Götter
Hathor zählt m.E. nicht zu den geflügelten Göttern. Außerdem fehlt das Schilfblatt.
Aber Du hast natürlich Recht!!! – und so meinte ich das auch gar nicht. Da habe ich mich falsch ausgedrückt!!!
Die gelfügelten Worte wie "Bunt wie ein Papagei" wollte ich adaptieren auf "Bunt wie Horus" oder wohl eher "farbig wie Horus". In dem Fall natürlich nicht "Gefieder" sondern "Fell".
(…dessen Fell so) farbig ist, wie das (Gefieder) ihres Horus.
Das die Feder in der hieroglyphischen Ausführung fehlt, würde mich dabei gar nicht so stören. Wäre ja nicht das erste Mal, dass etwas weggelassen wurde… Gruss thomas
na klar, kein Schilfblatt, sondern eine Maat-Feder als Det. für Feder.
Hier zeigt sich wieder mal meine derzeitige Schwäche. Ich habe immer noch Probleme, die einzelnen Zeichen zu erkennen bzw. bin ich da noch zu oberflächlich.
Da schon in vielen Beiworten etwas mit Kühen vorkam, tendiere ich hier zu Hannig "scheckige Kuh". Oder wie wäre es mit "die bunte Kuh ihres Horus"?
Wenn wir es genau wissen wollen, sollten wir mal den Autor fragen. Ober der noch lebt?
(…dessen Fell so) farbig ist, wie das (Gefieder) ihres Horus.
Thomas, ich meine, da hast du ein bisschen zuviel dazu gedichtet. - "dessen Fell" ... Wessen (mask.) Fell meinst du? - "wie" ... da fehlt das mj - "Gefieder" ... Die Feder-Hieroglyphe wäre da kein Determinativ sondern Logogramm Sw.t für Feder, Federschmuck (Gefieder). Also fehlt das ganze Wort. Und wenn bei Hannig (S. 659) zu finden ist: sAb.t scheckige Kuh, warum sollte man geflügelte Worte unserer Zeit und Sprache gewaltsam in den Sprachgebrauch der Pharaonenzeit verpflanzen?