Bei Tefnut und Nut sollte man das .t in der Umschrift ergänzen:
nb(.t) p.t "Herrin des Himmels"
Ja, da stimme ich Dir zu. Aber:
Zitat:
"With the adjective nb the plural ending is usually, the fem. ending often, omitted in writing, exx. nTr.w nb(.w) 'all gods'; x.t nb(.t) 'everything'" (Gardiner, Egyptian Grammar, § 48)
Der von Dir zitierte § 48 bezieht sich auf nb als Adjektiv (alle, jeder, ...).
Hier ist aber nb als Substantiv verwendet, in der Bedeutung von Herr oder Eigentümer.
Ich habe eine andere Deutung. Bei Tefnut und Nut ist zwischen Name und dem Epitheton die Kobra I12 als Determinativ für Göttin. (s.a. Gardiner S. 476, I12) Daher ist klar, dass Herrin und nicht Herr gemeint ist.
Bei Hathor fehlt dieser Determinativ, daher das nb.t
2) Hathor/Amentet
Zitat:
Beim Richterkollegium handelt es sich um die Götterneunheit. Sie ist wechselnd zusammengesetzt, mal mit weniger, oft aber auch mit mehr als 9 Göttern.
Hierzu möchte ich ergänzen, dass die klassische "große Neunheit von Heliopolis" genau aus folgenden Göttern besteht:
Amentet gehört zu keiner dieser Listen (siehe die Aufzählung bei Winfried Barta, Untersuchungen zum Götterkreis der Neunheit, München / Berlin, 1973, S. 65-73; hier werden 84 unterschiedliche Aufzählungen zur Götterneunheit aufgeführt!). Es ist Hathor selbst gemeint.
Amentet ist die Göttin des Westens, sie begrüßt die Toten beim Eintritt in die Unterwelt. Sie ist die Personifikation des westlichen Totenreiches (LÄ I, 223). Wie bereits weiter oben dargelegt, wird Amentet später von Isis oder Hathor "ersetzt". Das Epitheton "Herrin des Westens" bei Hathor deutet stark darauf hin. Daher vermute ich, das hier Hathor in der "Funktion" der Amentet sitzt. Auch die Position vor den beiden anderen Personifikationen (Hu und Sia) deuten darauf hin. Um diese Vermutung zu belegen, müsste in den Pyramiden-/Sargtexten geschaut werden, ob Amentet im Jenseitsgericht irgendwo erwähnt wird.
Der von Dir zitierte § 48 bezieht sich auf nb als Adjektiv (alle, jeder, ...).
Hier ist aber nb als Substantiv verwendet, in der Bedeutung von Herr oder Eigentümer.
Das ist richtig! Insofern paßt der Gardiner-Beleg nicht zu meiner Aussage.
Ob die Kobra I12 als Determinativ für Göttinnen zur Erklärung für den Wegfall des .t herangezogen werden kann, vermag ich nicht zu sagen. Dazu müßte man eine längere Vergleichsliste zusammenstellen.
Zur Rolle der Amentet im Totenbuch ist wohl das folgende Werk einschlägig: Hosam Refai, Die Göttin des Westens in den thebanischen Gräbern des Neuen Reiches. Darstellung, Bedeutung und Funktion, Berlin, 1996. Im AEB heißt es u.a.:
Zitat:
Die Westgöttin, Personifikation der westlichen Wüste, ist seit dem Alten Reich und bis in die Spätzeit ein fester Bestandteil der altägyptischen Götterwelt ... Die Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, das Vorkommen des Westgöttin in den thebanischen Gräbern des Neuen Reiches zu erfassen, die Entwicklung und Ausbreitung ihrer Darstellungen und Epitheta zu untersuchen sowie ihre Beziehungen zu anderen Gottheiten und ihre wichtigsten Funktionen zu erläutern ... Im 2. Kapitel folgt die Untersuchung über das Vorkommen der Göttin in den Unterweltsbüchern (Amduat, Pfortenbuch, Höhlenbuch) und dem Totenbuch ... und das 9. Kapitel enthält Untersuchungen über die Beziehungen der Westgöttin zu den mit ihr eng verbundenen Gottheiten Hathor, Isis und Meretseger ...(AEB 96.0848)
Ansonsten bin ich schon auf Eure Übersetzungen gespannt!
Dd mdw in wsir sS A=n ii=i Dd=f Das Sprechen der Worte durch des Osiris Schreiber Ani. Er sagt:
ib=i n.i mw.t zp2 HA.ti=i n xpr.w(=i) im(i) aHa r=i mtr Mein Herz gehört Mutter! Mein Herz für (meine) verschiedenen Lebensalter, (nicht soll sein, dass es) als Zeuge gegen mich auftritt
zp = Rainer Hannig, Marburger Edition, Seite 747: [mit Zahl] zp2 a.) zweimal b.) [nur graphisch; doppelt zu lesen] c.) [wie ein Ausrufezeichen] Ich sehe hier ein Ausrufezeichen. Ein klare Aussage am Anfang des Abschnitts.
m = jm(j) Erhardt Graefe, Mittelägyptisch für Anfänger §68 Prohibitivsätze: Mit Hilfe des Negativverbums jm(j) werden negativ formulierte Befehlssätze gebildet: jm(j) sDm=f "nicht soll sein, dass er hört"
HA.tj=j n xpr.w=j: Rainer Hannig, Marburger Edition, Seite 640: Das Herz meiner verschiedenen Lebensalter
mtr = Rainer Hannig, Marbuger Edition, Seite 397: Zeuge
aHa: Rainer Hannig, Marburger Edition, Seite 167: Position 4; aufstehen; sich erheben, auftreten; sich wenden ( mit "r") gegen
im(i) xsf r=i DADA.t m ir.t rqa=k r=i m-bAH iri-mxA.t n.t=k kA=i imi X.t=i (nicht soll sein, dass (jemand)) im Kollegium (der Richter) Einhalt gebietet gegen mich (nicht soll sein, dass) du Feindseligkeit gegen mich zeigst in der Gegenwart des Waagemeisters Dir gehört mein kA (und) meine Eingeweide
xsf = Rainer Hannig, Marbuger Edition, Seite 668: abwehren, zurückweisen, zurücktreiben; beseitigen; entgegentreten; strafen, bestrafen; b) Einhalt gebieten
m-bAH = Wb 1, 420.1-17: vor (lokal); in Gegenwart von; vor (temporal)
iri-mxA.t = Wb2, Seite 130: der Waagemeister
Xnm=s wDA at.w=i pr.n=k r bw-nfr Hn.y im(i) m srx in rn=i n Sn.yt ihr vereinigt unverletzt meine Körperglieder. Du (bist) herausgekommen um das Gute zu ordnen (nicht soll sein, dass) in Vorwurf sagen mein Name der Hofstaat
srx: siehe angehängtes Bild. Beleg für die Schreibweise
im(i) Dd grg r=i r-gs nTr-nfr.wi nfr idn m=k (nicht soll sein, das) die Unwahrheit sagen gegen mich, in Gegenwart des schönsten Gottes, das Gute ersetzt durch Dich.
leider bin ich mit dem Text noch nicht ganz fertig, daher hier zuerst Betrachtungen zu den Göttern links neben der Waage. Diese Tafel 3 ist ein "Schulbuchbeispiel" für Einheit von Bild und Text. Die "Beschäftigung" mit den Göttern hat viel Zeit beansprucht.
O) Bemerkung: hier dachte ich zuerst (wegen dem A jj), dass es sich um die Kurzform von Ani handelt, daher das O
^Ay
"Schai" - Hannig, S. 1242
G1) Zeichen unsicher
Rnnwtt
"Renenutet" - Hannig, S. 1220 (gräz. Thermutis)
G2)
Msxnt
"Meschenet" - Hannig, S. 1210 (Mes-chenet)
Zur Vignette:
Hier mein Versuch einer Interpretation des Dargestellten.
Über den beiden Göttinnen ist der Ba von Ani dargestellt, der sich nach dem positiven Urteil mit dem Körper vereinigt. Über Schai ist ein Gebärziegel dargestellt, als Zeichen der Geburt oder des Todeszeitpunktes. (s.u.)
Schai ist eine Personifizierung des Schicksals (eigentlich der Bestimmer).
Hans Bonnet, Lexikon der Ägyptischen Religionsgeschichte:
Zitat:
Schai ... ist die Personifikation eines gleichnamigen Begriffes. Dieser ist von dem Stamm SA == bestimmen abgeleitet; er bedeuted also Bestimmung. Schai ist demnach der "Bestimmer" ... Damit wird Sch[ai] zu einer das Schicksal bestimmenden Macht; ja er wird zum "Schicksal" selbst. Denn nun wähnt man auch Unheil, insbesondere das "Todeslos" in seinen Händen beschlossen.
Renenutet ist die Partnerin von Schai und ist eine Personifizierung von Nahrung (rnn - Nahrung), also die "Ernährerin" und Herrin der Ernte. Zusammen mit Schai wird sie zu einer Personifikation des Glückes und des Segens.
Bonnet:
Zitat:
... aber zunächst ist er [Schai] doch "Segensmacht", die die Fülle spendet, aus der der Mensch lebt. Darum steht er in enger Gemeinschaft mit Thermutis [Renenutet], der Herrin der Ernte. Beide sind Mächte, durch die der Schöpfergott seine Segnungen ausströmen läßt.
Meschenet ist eine Personifikation des Gebärziegels (s.a. Bonnet), sie ist also eine Geburtsgöttin. Sie wird in Menschengestalt dargestellt, teilweise aber auch als Gebärziegel.
Bonnet:
Zitat:
Daneben begegnet eine eigene Darstellungsform, die von dem Gebärziegel und diesen lediglich durch Anfügen eines weiblichen Hauptes vermenschlicht.
(In der Abbildung verweist Bonnet genau auf unsere Szene, also auf Budge, pAni pl. 3)
Daher ist Meschenet doppelt dargestellt, einmal als Göttin und einmal als Ziegel(?, s.u.).
Meschenet verkündet bei der Geburt das Schicksal des Kindes, somit auch seinen Todeszeitpunkt. Bonnet:
Zitat:
Im Verein mit den beiden letzteren [Schai, Renenutet] ist sie auch bei der letzten Entscheidung in der Stunde des Totengerichtes gegenwärtig.
Leider geht Bonnet nicht auf die Funktionen der 3 Götter im Totengericht ein.
Auch Schai kann zur Verkündung des Todeszeitpunktes in Form eines Ziegels dargestellt werden, so dass es hier nicht klar ist, wer hier gemeint ist. (s.a. Bonnet)
Ich persönlich interpretiere diese Szene, dass diese 3 Götter für Schicksal, Segen und Tod (Todeszeitpunkt) stehen. Jetzt beginnt das ewige Leben nach dem Tod (bei positivem Ausgang des Urteils)
Allerdings könnte auch der Gebärziegel für die Wiedergeburt stehen.
Hier noch eine persönliche Bemerkung:
Hier fängt es an, wo 3 Ägyptologen 4 Meinungen haben, . So richtig werden wir die Gedankenwelt der alten Ägypter niemals verstehen können, da über drei Jahrtausende dazwischen liegen. Wir können nicht mal so richtig den 30jährigen Krieg verstehen, und das ist erst 400 Jahre her.
Zum Personennamen Anj: Du hast ihn umschrieben mit A=n ii=i, d.h. Du möchtest darin einen lesbaren Satz sehen. Ranke, Personennamen, Bd. I, S. 2, Nr. 10 führt diesen Namen aber nur als Anj ohne Übersetzung auf. In Bd. II, der sich eingehend mit der Bildung von Namen beschäftigt, reiht er ihn unter Kosenamen mit Endung M17-M17 jj (S. 143-151) ein und listet ihn auf unter "e) Angehängt an zweikonsonantige Stämme" (S. 148-150). In diesem Abschnitt werden darüberhinaus einige Namen aufgeführt, die unter dem Vorbehalt stehen:
Zitat:
Fraglich, ob sie hierher gehören, ist es bei den folgenden Namen des Neuen Reichs, da bei ihnen [M17-M17 jj] auch Radikal sein könnte: ... (S. 149)
Hierzu gehört auch der Name Ani.
Zur Anrufung des Herzens: Sie ist - wie in ägyptischen Texten oft üblich - ganz parallel gebildet.
Zur Negation: Ich habe / kenne Graefes Grammatik nicht. Es ist ganz richtig, daß m hier als Negation des Imperativs verwendet wird, aber die nachfolgende Form ist kein sDm=f, sondern das sog. Negativkomplement (Gardiner, Egyptian Grammar, § 340 "Negation of the imperative"; § 341 "Negatival complement"), das ab der 18. Dyn. auch durch den Infinitiv ausgedrückt werden kann. Negative Wünsche werden durch jm=f sDm "er soll nicht ..." ausgedrückt (Gardiner, § 345 "Use of imi"). Ähnlich Allen, Middle Egyptian, § 16.4 "Negation of the imperative" und § 19.11.2 "the negative construction jm=f sDm".
Ansonsten hast Du zwar den Tenor gut getroffen, aber im einzelnen läßt sich doch einiges verbessern!
Im Mittelpunkt dieser Schlüsselszene des sog. "Totenbuches" steht die Waage mit dem Herz des Verstorbenen und der Maat-Feder auf den Waagschalen. Bei Gleichgewicht (wenn "die Waage zum Stillstand kommt" (Hannig S. 154-3) ist der Verstorbene "wahr an Stimme", als "Gerechtfertigter" bezeichnet.
Das Herz hatte nach Ansicht der Alten Ägypter multifunktionale Aspekte: komplexes Körperteil, Sitz des Wissens und des Verstandes, des Charakters, der Gefühle und Wünsche, Sitz des Lebens u.v.m. Für das Herz wurden zwei Wörter verwendet, die nicht bedeutungsgleich sind: jb und HA.tj Der Verstorbene fleht im Totengericht "beide Herzen" an die Wahrhaftigkeit seines negativen Sündenbekenntnisses zu bezeugen, denn
(Jan Assmann, Tod und Jenseits im alten Ägypten, S. 38)
(3) Dd=f jb=j n mw.t(=j)* (4) sp-2 HA.tj=j n (5) xpr.w (=j)*
Er sagt: Mein Herz (meiner)* Mutter, mein Herz (meiner)* Mutter, mein Herz (meiner) verschiedenen Lebensalter** (H. 595)
*Das "=j" wurde ergänzt (aufgrund von parallelen TB-Stellen) sp-2 - 2 Mal (zu sprechen) ** möglich auch "Gestalten" (J. Assman, Tod und Jenseits im alten Ägypten, S. 38)
noch (5) und (6) m aHa r=j m (7) mtr.w m xsf (8) r=j m DADA.t m jrj rq(.w)=k r=j m-bAH jrj-mxA.t ntk kA=j jmj X.(w)t=j (9) Xnm(.w) swDA (10) a.(w)t=j
Tritt nicht auf (H. 154-7) gegen mich als Zeuge, tritt mir nicht entgegen (H. 620-6) im Totengericht! (H. 996-2) Zeige nicht deine Feindseligkeit gegen (H. 479-1) mich vor dem Waagemeister (H. 357)! Du bist mein Ka, der in meinem Leib ist (und) Chnum ("der Schöpfer"), der meine Glieder wohlbehalten (/ unversehrt) sein lässt.
m bzw. jm - (Imperativ zum Verb jmj; zur Bildung des negativiven Imperativs) nicht! (H. 312) swDA Kausativ-Form von wDA - wohl sein lassen, wohl ergehen lassen, wohlbehalten sein lassen (H. 682-1)
noch (10) und (11) pr(j) n=k * r b(w)-nfr Hn (n)=j jm
Gehe heraus ("für dich") zum Guten, (H. 250) das (für) mich dort ausgestattet (/ organisiert) (H. 535) ist!
*An die Präposition "n" angehängtes Pronomen "=k" - Imperativform mit Verstärkung, wörtlich "für dich" (Beispiel für prj mit n=k r als Imperativ: siehe Hannig S. 283 rechts, ganz oben)
(12) und (13) m sxnS* rn=j n Sn.yt
Mache nicht stinkend meinen Namen für die Hofleute!
*fehlerhafte Schreibung im Original: "sxrS" statt "sxnS" sxnS - "stinkend machen (Namen)" (Kausativform, H. 748) Sn.wt (Sn.yt) - Hofleute (e. Gottes) (H. 825-2); hier: Zeichenumstellung (X 1)
noch (13) - (15) m Dd grg r=j r-gs nTr
Sage nicht die Unwahrheit in Bezug auf mich in der Gegenwart des Gottes!
Dd grg - lügen, die Unwahrheit sagen (H. 905-2) r - Präposition vor Suffixpronomen, Betreff: hinsichtlich, in Bezug auf, von (H. 453-7) r-gs - in Gegenwart von (H. 906-2)
noch (15) nfr.wy nfr sDm=k
Wie schön (und) gut ist es, wenn du hörst. (?-?-?)
nfr.wy - wie schön (H. 179) nfr sDm=k - es ist gut, wenn du hörst (H. 794-4)
Anmerkung zu meiner Umschrift und Übersetzung: Die Ziffern in Klammern in der Umschrift entsprechen dem Anfang der von Ramses XII. nummerierten Kolumnen. Die Bemerkungen in Klammern in der Art (H. 123-4) verweisen auf: R. Hannig: Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Seitenangabe, ergänzt mit Bedeutungsnummer.
vielen Dank für die aufmunternden Worte. Ich bin mit meiner Lesung soweit ganz zufrieden. Ich denke den Rohbau habe ich geschaft. Nun möchte ich das natürlich "fine tunen".
Ich habe mir deshalb die Grammatik von Gardiner mal angeschaut und mit der von Graefe verglichen. So richtig werde ich aber nicht schlau aus den beiden, deshalb meine Fragen:
Was ist denn das Negativkomplement. Meint man damit dieses Zeichen? :
Dann würde ich das nämlich so verstehen:
Ich habe das Verb
für gib! veranlasse (das)! usw. Es ist ein schwaches Verb 3ae inf., deshalb jm(j). Nun verbindet sich dieses Verb mit D35 (dem Negativkomplement) zu einer Verneinung: Gib nicht! Was folgt ist ein weiteres Verb, auf dass sich die Verneinung bezieht.
jmj ist ein zwar defektives, aber eigenständiges Verb, das nicht mit jmj, Imperativ zu rdj zu verwechseln ist! Daher gibt es auch zwei separate Einträge in Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 68.
"Defektiv" bedeutet, daß das Verb nur in eingeschränkten Formen verwendet wird; im Fall jmj:
in negativen Wunschsätzen (Gardiner, Egyptian Grammar, § 345)
als Imperativ mit Schreibung m (Gardiner, § 340,1; siehe auch Hannig, S. 312)
Ein negierter Imperativ wird dargestellt durch <Imperativ von jmj = m + Verb in der besonderen Form Negativkomplement bzw. Verb als Infinitv [ab 18. Dyn.]>
Das "Negativkomplement" ist eine eigene Verbform, mit Endung .w, die oft auch nicht geschrieben wird (Gardiner, § 341).
In unserem Textabschnitt taucht diese Konstruktion mehrfach auf.
m aHa r=j m mtrw "tritt nicht auf gegen mich als Zeuge!"
m Imperativ von jmj zur Bildung des verneinten Imperativs aHa m mtrw als Zeuge auftreten (r gegen) (Hannig, S. 375)
Es ist nicht zu erkennen, ob aHa als Negativkomplement oder als Infinitiv aufzufassen ist. Im ersteren Fall müßte man zu aHa(.w) ergänzen, im zweiten Fall bliebe es bei Schreibung aHa.
Eine Hilfe bietet ein weiterer negierter Imperativ:
m jr.t rqw=k r=j "zeige nicht deine Feindseligkeit gegen mich = zeige keine Feindseligkeit gegen mich!"
m wie oben jrj rqw "Feindseligkeit zeigen (r gegen)" (Hannig, S. 479)
Die Negativkomplementform von jrj ist jr (Gardiner, § 341 unter 3ae inf.). Der Infinitiv lautet jr.t (Gardiner, § 299 unter 3ae inf.).
Daher können wir annehmen, daß die Verbform nach m generell als Infinitiv anzusehen ist. Das paßt auch zur Zeit, denn der Papyrus Ani wird in die 19. Dyn. datiert.
also hier mein Versuch, den Text zu übersetzen. Es hat zwar etwas gedauert, leider habe ich mich mit den Göttern "verzettelt" und andere Dinge bearbeitet.
Hier wurden schon die neuen Möglichkeiten vom Hieroglyphensatz benutzt.
Die Pluralstriche (.w) deute ich als Hinweis, dass hier das Partizip passiv zu verwenden ist.
"Gesprochen seitens des verstorbenen Schreibers Ani:"
wsjr - Osiris-Titel
in der Übersetzung "... des Osiris Schreibers Ani" sind zwei Titel nacheinander aufgeführt, passt im Deutschen nicht so richtig.
Der Osiris-Titel ist hier im Sinne von "Einer, der zum gemachte Bett gehört" zu sehen (Bett für die Balsamierung).
s.a. Hartwig Altenmüller, Zum Ursprung von Isis und Nephthys, in: SAK. Bd. 27. S. 1-26 (1999), speziell S. 5 (Literaturhinweis von Michael Tilgner in anderer Angelegenheit)
Daher umschreibe ich den Osiris-Titel mit dem Adjektiv "verstorben[en]".
Hier sehe ich das n als indirekten Genitiv, das (=j) ist zu ergänzen.
Alternativ: Dd auch "antworten" - Hannig, S. 1017 (14) "Er antwortet: ..."
Könnte auch passen, da er ja vor Gericht steht und den Göttern "Rede und Antwort" stehen muss. Dagegen spricht allerdings, dass es sich ja eigentlich um einen "Zauberspruch" handelt, der das Ergebnis beeinflussen soll.
(4b)
(5a)
HAtj=j n xpr.w(=j)
HAtj Hannig, S 507 "Herz (Sitz des Lebens, ...)"
im Hannig, S 595 wird diese Phrase aufgeführt: "das Herz meiner verschiedenen Lebensalter"
"mein Herz meiner verschiedenen Lebensalter,"
(5b)
(6)
(7a)
m aHa r=j m mtr
Hieran bin ich fast verzweifelt. Dann habe ich im Index vom Allen gefunden, dass m als Negation verwendet werden kann.
s.a. Allen, §16.4 "Negation of the imperative"
aHa r Hannig, S 154: [jur] gegen jdn auftreten (als Zeuge) m mtr Hannig, S 375: als Zeuge
"tritt nicht auf gegen mich als Zeuge,"
(7b)
(8a)
m xsf r=j m DADA.t
xsf Hannig, S. 620: entgegentreten (bei Gericht) DADA.t Hannig, S. 996: Totengericht
"tritt nicht mir entgegen im Totengericht,"
(8b)
m jrj.t rqj=k r=j m-bAH jrj mxAt
m jr Gardiner, §340 "do not make" Hier in der Form sdm.t=f Ockinga: Zitat:
Gebrauch: Nur in bestimmten Kombinationen: 1) Nach der Negation, um einen Vorgang auszudrücken, der noch nicht geschehen ist 2) ...
rqj Hannig, S. 479: neigen zu m-bAH Hannig, S. 241: vor, in Gegenwart von, bei (einer Person) jrj mxAt Hannig, S 357: Waagemeister
"neige dich nicht gegen mich in Gegenwart des Waagemeisters." (eigentlich "tue nicht neigen dich ...")
(8c)
ntk kA=j jm.j X.t
jm.j Wb 1, 72: (mit folgendem Substantiv) befindlich in
"Du bist mein Ka, der sich in meinem Leib befindet,"
Hier musste ich an eine grammatikalisch ähnliche Stelle im Kuhthread denken:
jnk mw.t=T qmA.t nfr=T "Ich bin deine Mutter, die deine Schönheit schuf"
(9)
(10a)
Xnm(.w) s-wDA a.tw=j
Xnm.w Wb 3, 381: Chnum; (18) Schöpfer wDA Wb 1, 399: unversehrt sein; mit s kausativ - unversehrt machen a.t Wb 1, 160(17): Körperteil s.a. DZA 21.560.640 (Anhang): Der Schöpfer, der meine Körperteile heil macht
"der Schöpfer, der meine Körperteile unversehrt macht."
(10b)
(11)
prj n=k r bw-nfr
prj Hannig, S. 283: "hinausgehen", hier als Imperativ
Ockinga §67 (IMPERATIV):
Zitat:
b) VERSTÄRKUNG DES IMPERATIVS
2. Durch die Präposition n, den sog. "Ethischen Dativ" (bezieht die Handlung auf das implizierte Subjekt): ...
bw-nfr Hannig, S. 250: "Das Gute" (Schreibung nur mit b siehe Hannig, S. 250 bei bw)
"Gehe (du) hinaus zu dem Guten,"
(11b)
Hn=j jm
Hn Wb 1, 101 (a II): ausstatten mit (Bemerkung im Wb: ab D19 als Abk. nur V36) jm Hannig, S 47: "da, dort"
Hn hier als Partizip Passiv
"das mir dort ausgestattet ist." (hier würde besser "bereitet" o.ä. passen)
(12)
(13)
m srx rn=j n Snw.t
srx Hannig, S. 730: u.a. "beschuldigen" Snw.t Hannig, S. 824: "Hofstaat, Hofleute, Thronrat" zur Schreibung von Snm.t siehe DZA 30.157.820 (Anhang)
"Beschuldige nicht meinen Namen im Hofstaat,"
Leider sind die 6000 Zeichen "verbraucht, weiter geht es im Teil 2.
Mit Bezug zum Gott Chnum, der im Vorsatz erwähnt wird:
im(i) Dd grg r=i r-gs nTr-nfr.wi nfr n sDm=k
Keiner sagt die Unwahrheit gegen mich, in Gegenwart des schönsten Gottes, (ohne das) Du (es) hörst.
§1130 Elmar Edel, Altägyptische Grammatik, Die Negation mit nfr n Das "n" steht hier nicht, aber ich habe das mal ergänzt, ohne das richtig belegen zu können…
(1) Dd (mdw) jn Wsjr (2) sS Anj "Worte zu sprechen durch den Osiris, den Schreiber Ani"
mdw ist zu ergänzen; die Schreibung hier ist fehlerhaft, vielleicht aus Platzgründen. Diese Schreibvariante ist nicht in Wb. V, 625 aufgeführt. Auch ist Dd.w für "Gesagtes" oder gar ein Dd.w jn "Gesagtes durch ..." sonst nicht belegt (siehe auch Wb V, 624 für nachgewiesene Worte für "Gesagtes"). Andererseits wird die Einleitungsformel Dd mdw jn tausendfach verwendet, so daß ich sie entsprechend ergänzt habe.
(3) Dd=f jb=j n mw.t(=j) (4) sp 2 HA.tj=j n (5) xpr.w(=j) "Er spricht: Oh, mein Herz meiner Mutter, oh, mein Herz meiner Mutter, oh, mein Herz meiner verschiedenen Lebensalter"
@RamsesXII Dd "antworten" wird in Gesprächssituationen verwendet.
HA.tj=j n xpr.w=j "das Herz meiner verschiedenen Lebensalter" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 595) - Hannigs Übersetzung ist schon interpretiert; wörtlich: "Gestalten, Erscheinungsformen"
(5) m (6) aHa r=j m (7) mtrw "Tritt nicht auf gegen mich als Zeuge!"
Zum negierten Imperativ: siehe meine Auführungen in einem früheren Posting in diesem Thread.
(7) m xsf (8) r=j m DADA.t "Tritt mir nicht entgegen im Totengericht!"
Wiederum negierter Imperativ.
(8) m jr.t rqw=k r=j m-bAH jrj-mxA.t "Zeige nicht deine Feindseligkeit gegen mich vor dem Waagemeister!"
Der negierte Imperativ wird mit dem Infinitiv gebildet; siehe Ausführungen weiter oben.
@RamsesXII Gardiner, Egyptian Grammar, § 340,2 m jr "do not make" paßt nicht, da hier m jr.t steht. Ebensowenig sDm.t=f, da es sich bei der erwähnten Negation um n sDm.t=f handelt (Gardiner, § 402). Zu sDm.t=f nach Präposition m:
Zitat:
The use after m 'when' ... is more doubtful ... There is nothing to prevent such instances being interpreted as infinitives. (Gardiner, § 407,2)
jrj rqw "Feindseligkeit zeigen (r gegen)" (Hannig, S. 479) Schreibung rqw oft ohne Endung w: Wb. II, 456 und Belegzettel DZA 26.084.040
@RamsesXII Dein Vorschlag - eigentlich schon ziemlich genial ausgetüftelt! - m jrj.t rqj=k r=j "tue nicht dich neigen gegen mich ..." geht m.E. aus folgenden Gründen nicht:
Es müßte m jr heißen; das .t bleibt unerklärt oder müßte als fehlerhaft bezeichnet werden.
Nach m jr folgt ein Infinitiv als Objekt (Gardiner, § 340, 2), der Infinitiv von rqj lautet rq.t, da es ein Verb 3ae inf. ist (Gardiner,§ 299).
(8) ntk kA=j jmj X.t=j "Du bist mein Ka, der in meinem Leib ist!"
Zur Satzform: Gardiner, § 65: "... independent pronouns ... as subject of sentences with directly juxtaposed nominal predicate."
(9) Xmn(=j) s.wDA (10) a.(w)t=j "(mein) Schöpfer, der meine Glieder wohlbehalten sein läßt."
Ich folge Hornung, Das Totenbuch der Ägypter, Zürich / München, 1979, S. 96, der offensichtlich Xmn=j an ntk anschließt. Xnm "schaffen, bilden" (Hannig, S. 637). Sicherlich auch als Wortspiel mit $nmw "Chnum" (Hannig, S. 1234) gedacht.
(10) pr (11) n=k r bw-nfr Hn (n=)j jm "Tritt heraus / gehe hervor zum Guten, das mir dort bereitet ist"
Imperativ mit Verstärkung n=k (Gardiner, § 337, 2). Hornung (a.a.O.) hat den Wunschsatz "Mögest du hervorgehen ..." Hn "ausstatten (m mit)" (Hannig, S. 535), wörtlich also: "zum Guten, mit dem es dort ausgestattet ist" - Hn also Partizip. Fehlendes n ergänzt.
(12) m s.xnS rn=j n (13) sny.t "Mache meinen Namen nicht stinkend für die Hofleute!"
s.xnS "stinkend machen" und s.rx "beschuldigen" wurden offensichtlich vom Schreiber durcheinander gebracht. Aufgrund des Determinativs ist sicherlich s.xnS anzunehmen, auch wegen der Parallelen.
(13) m (14) Dd grg r=j r- (15) -gs nTr "Sage nicht die Unwahrheit gegen mich in Gegenwart des Gottes!"
(15) nfr.wj nfr sDm=k "Oh, wie schön ist es, wenn dein Hören gut ist!"
nfr.wj "(oh), wie schön ist!" (Hannig, S. 409) - siehe auch Gardiner, § 49:
Zitat:
The ending .wy ... is sometimes added to adjectival predicates in order to give them an exclamatory force.
Wb. II, 256: "nfr wj wie schön ist, wie gut ist ... e) unpersönlich: wie schön ist es, wenn ... (mit beigefügtem Satz)" Der Satz ist gebildet aus Adjektiv + Substantiv; Gardiner, § 137 "Adjective + noun or dependent pronoun".
Zitat:
The adjective precedes the subject and is invariable in number and gender; it may be accompanid by the exclamatory ending .wy ... Examples with a noun as subject: nfr mtn=j my path is good ...
In unserem Fall ist sDm als Infinitiv zu verstehen. (Gardiner, § 298: "The infinitive is a noun denoting the action or state expressed by a verb-stem").
zu den Göttinnen links von der Waage, speziell zur Lesung der Renenutet/Renenet. Dazu habe ich den entsprechenden Ausschnitt aus dem photographischen Faksimile eingescannt.
Ich würde die Göttin wie folgt lesen (siehe auch WB. II, 436):
Vielleicht gehört die Schlange I12 als Kopfschmuck zur Göttin? Ähnlich Q19?
Zum Namen (LÄ V, 232-236, Stichwort "Renenutet"):
Zitat:
Renenutet (Rnn-wtt [1]), Renenet (Rnnt [2]) ... [1] Ältere Namensform, nach Wb. II, 437: Pyr. - 18. Dyn. belegt. Zusammensetzung aus dem Verbum "rnn - ein Kind aufziehen" (Wb II, 436) und der Schlangenbezeichnung "wtt" (Wb I, 378) - [2] Jüngere Namensform, nach Wb II, 437 seit 19. Dyn.
Die Zeichen über Anubis sind sehr schwer zu erkennen, daher füge ich die Hieroglypehen bei, so wie sie Budge 1905 gesehen hat. Allerdings könnten auch diese fehlerhaft sein.