auf Anregung mehrerer Forumsmitglieder möchte ich hiermit beginnen, eine Zusammenfassung unserer Übersetzungsübungen zu erstellen. Daher bitte ich, in diesem Thread KEINE Antworten zu posten, dieser Thread dient einzig und alleine der Zusammenfassung ohne grammatikalischer Disskussion. Ich werde diesen Thread um die Zusammenfassungen der weiteren Übersetzungen von Plate 3 und 4 von Zeit zu Zeit erweitern. Anmerkungen bitte in den entsprechenden Threads vornehmen.
Sollte es Anmerkungen bzw. Korrekturvorschläge zu dieser Zusammenfassung geben, bitte per KM direkt an mich.
"Ra-Harachte, der große Gott, inmitten seiner Barke"
(2)
Jtm
"Atum"
(3)
Sw-sA-Ra
"Schu, Sohn des Re"
Ich finde bemerkenswert, dass hier Schu als "Sohn des Re" bezeichnet wird. In der Heliopotanischen Mythologie ist Schu der Sohn, Tefnut die Tochter von Atum. Auch hier sitzt Schu direkt hinter Atum.
(4)
&fnw.t nb(.t) p.t
"Tefnut, Herrin des Himmels"
(5)
Gbb
"Geb"
(6)
Nw.t nb(.t) p.t
"Nut, Herrin des Himmels"
(7v)
As.t
"Isis"
(7h)
Nb.t-Hw.t
"Nephthys"
Beide Göttinnen (7v/h) sind schon an ihrem "Kopfschmuck" zu erkennen.
(8)
@r nTr aA
"Horus, der große Gott"
(9)
@w.t-@r nb.t jmn.t
"Hathor, Herrin des Westens"
Bemerkung: Ich gehe davon aus, dass es sich hierbei um Hathor in der Rolle (Funktion) von Amentet (Göttin des Westens) handelt. Im NR wird Amentet zu einer Erscheinungsform von Isis oder Hathor (s.a. LÄ).
Hans Bonnet; "Lexikon der Ägyptischen Religionsgeschichte":
Zitat:
Seit dem späten NR wird sie (Amentet) überdies mehr und mehr von Hathor, die dann das Beiwort "Herrin des schönen Westens" führt, verdrängt.
Literaturhinweis Michael Tilgner:
Zitat:
Zur Rolle der Amentet im Totenbuch ist wohl das folgende Werk einschlägig: Hosam Refai, Die Göttin des Westens in den thebanischen Gräbern des Neuen Reiches. Darstellung, Bedeutung und Funktion, Berlin, 1996.
(10v)
@w
"Hu" (Personifikation von "Spruch, Ausspruch, Befehl")
(10h)
%jA
"Sia" (Personifikation von "Erkenntnis, Einsicht, Verstand")
(Übersetzung und Anmerkungen RamsesXII, sofern nichts anders angegeben)
(O)
^Ay
"Schai"
(G1)
(Lesung Michael Tilgner)
Rnn.t
"Renenutet"
(G2)
Msxnt
"Meschenet"
Michael Tilgner vermutet, dass vielleicht die Schlange I12 als Kopfschmuck zur Göttin Renenutet gehört, ähnlich Q19 zu Meschenet.
Betrachtungen zur Vignette:
Über den beiden Göttinnen ist der Ba von Ani dargestellt, der sich nach dem positiven Urteil mit dem Körper vereinigt. Über Schai ist ein Gebärziegel dargestellt, als Zeichen der Geburt oder des Todeszeitpunktes. (s.u.)
Schai ist eine Personifizierung des Schicksals (eigentlich der Bestimmer).
Hans Bonnet, Lexikon der Ägyptischen Religionsgeschichte:
Zitat:
Schai ... ist die Personifikation eines gleichnamigen Begriffes. Dieser ist von dem Stamm SA == bestimmen abgeleitet; er bedeuted also Bestimmung. Schai ist demnach der "Bestimmer" ... Damit wird Sch[ai] zu einer das Schicksal bestimmenden Macht; ja er wird zum "Schicksal" selbst. Denn nun wähnt man auch Unheil, insbesondere das "Todeslos" in seinen Händen beschlossen.
Renenutet ist die Partnerin von Schai und ist eine Personifizierung von Nahrung (rnn - Nahrung), also die "Ernährerin" und Herrin der Ernte. Zusammen mit Schai wird sie zu einer Personifikation des Glückes und des Segens.
Bonnet:
Zitat:
... aber zunächst ist er [Schai] doch "Segensmacht", die die Fülle spendet, aus der der Mensch lebt. Darum steht er in enger Gemeinschaft mit Thermutis [Renenutet], der Herrin der Ernte. Beide sind Mächte, durch die der Schöpfergott seine Segnungen ausströmen läßt.
Meschenet ist eine Personifikation des Gebärziegels (s.a. Bonnet), sie ist also eine Geburtsgöttin. Sie wird in Menschengestalt dargestellt, teilweise aber auch als Gebärziegel.
Bonnet:
Zitat:
Daneben begegnet eine eigene Darstellungsform, die von dem Gebärziegel und diesen lediglich durch Anfügen eines weiblichen Hauptes vermenschlicht.
(In der Abbildung verweist Bonnet genau auf unsere Szene, also auf Budge, pAni pl. 3)
Daher ist Meschenet doppelt dargestellt, einmal als Göttin und einmal als Ziegel(?, s.u.).
Meschenet verkündet bei der Geburt das Schicksal des Kindes, somit auch seinen Todeszeitpunkt. Bonnet:
Zitat:
Im Verein mit den beiden letzteren [Schai, Renenutet] ist sie auch bei der letzten Entscheidung in der Stunde des Totengerichtes gegenwärtig.
Leider geht Bonnet nicht auf die Funktionen der 3 Götter im Totengericht ein.
Auch Schai kann zur Verkündung des Todeszeitpunktes in Form eines Ziegels dargestellt werden, so dass es hier nicht klar ist, wer hier gemeint ist. (s.a. Bonnet)
Ich persönlich interpretiere diese Szene, dass diese 3 Götter für Schicksal, Segen und Tod (Todeszeitpunkt) stehen. Jetzt beginnt das ewige Leben nach dem Tod (bei positivem Ausgang des Urteils)
Allerdings könnte auch der Gebärziegel für die Wiedergeburt stehen.