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Thema: aus dem Grab des Chnumhotep II in Beni Hassan |
Michael Tilgner Member
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Re: aus dem Grab des Chnumhotep II in Beni Hassan | | |
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« Antwort #15, Datum: 03.11.2009 um 23:46:26 » |
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Liebe Leute, es ist schon toll, wieviele sich an dieser kleinen Übung beteiligen! Das Ergebnis ist auch sehr gut! Ich möchte noch ein paar Ergänzungen bzw. Anmerkungen zur oberen Zeile machen: Versteckten Text anzeigen...jj.t Hr jn.t msdm.t "Kommen und Bringen der schwarzen Augenschminke" jj.t Infinitiv von jj, jn.t Infinitiv von jnj (Gardiner, Egyptian Grammar, § 299 "Forms of the infinitive" unter anom.) - Schon mehrfach hatten wir die absolute Verwendung des Infinitivs als Szenenüberschriften beobachtet (Gardiner, § 306 "Absolute uses of the infinitive"). Hr "und" (Hannig, S. 546; Bedeutung (6) "[Koordination] (zusammen) mit, und" - siehe auch Gardiner, § 91 "Coordination and disjunction": "Closely connected words may be coupled by means of Hr, lit. 'upon'." - Aber auch die Bedeutung (7) "[Grund, Bezug] wegen; für; betreffend" läßt sich vertreten. Gardiner, § 165 Hr unter Punkt 7: "of cause (very common) ... ii Hr ... 'come concerning' something." msdm.t "schwarze Augenschminke" (Hannig, S. 366); hier auch die Schreibung mit D. Dieses Wort ist abgeleitet von sdm "schminken" (Hannig, S. 789). Mit dieser speziellen, aber häufigen Wortklasse beschäftigt sich: Hermann Grapow, Über die Wortbildungen mit einem Präfix m- im Ägyptischen, Berlin, 1914. jnj.n=f aAm 37 "(nachdem) er 37 Asiaten gebracht hat" aAm "Asiat" (Hannig, S. 130) - Zur Zahlangabe: "The numeral follows the noun, which, as a general rule, exhibits the singular form." (Gardiner, § 261 "Construction of the cardinals"). Denkbar wäre auch die Alternative jn(.t) n=f aAm 37 "(und) ihm Bringen von 37 Asiaten" also als Fortsetzung der absoluten Infinitive. Die Übersetzung des Papyrus stelle ich noch zurück. Ich will nur darauf hinweisen, daß ein Zeichen in der Umschrift des Zettelarchivs falsch gedeutet wurde: Statt anx ist Hr zu lesen. Hierzu habe ich die Originalzeichnung aus: Eduard Naville (Hrsg.), Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien, Text, Band II, Leipzig, 1904, S. 88 angehängt. Man sieht deutlich eine Lücke zwischen dem oberen Teil und dem Strich darunter. So hat es auch Sethe in Urk. VII, 36-37. Mit anderen Worten: Der Name ist nur $nm-Htp(.w) zu lesen, nicht $nm-Htp-anx. Die Übersetzung verändert sich ein wenig. - Ranke, Personennamen, Bd. I, 276.7 liest allerdings auch $nm-Htp(.w)-anx(.w) mit Bezug auf unsere Stelle. Ob er sich durch den Zettel aus dem Zettelkatalog hat beeinflussen lassen? Viele Grüße, Michael Tilgner
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Seschen Member
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Re: aus dem Grab des Chnumhotep II in Beni Hassan |
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« Antwort #16, Datum: 04.11.2009 um 11:52:17 » |
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Hallo alle! Ich melde mich nochmal zum Papyrus in der Hand des Aktenschreibers des Königs. Zum Namen hatte ich mir Gewissheit bei Ranke geholt. Nun bin ich über Michaels Hinweis dankbar, denn mir fehlte eine Präposition, deshalb auch die Fragezeichen. Jetzt übersetze ich so: Versteckten Text anzeigen...rnp.t-sp 6 xr Hm n Hr sSm(.w)-tA.wj nsw-bjtj xa-xpr-Ra rx.t n aAm.w jn.n sA HAtj-a Xnm.w-Htp(.w)-anx Hr msDm.t (aA)m(.w) n Sw rx.t-jr(j) 37 Regierungsjahr 6 unter der Majestät von Horus Seschem-taui, dem König von Ober- und Unterägypten Cha-cheper-Re / Sesostris II. Liste der Asiaten, die gebracht hat der Sohn des Gaufürsten, Chnum-hotep, wegen der Augenschminke (/des Bleiglanzes); Asiaten aus Schu, dazugehörige Zahl 37 Hr - Präposition [Koordination] (zusammen) mit, und (Hannig Seite 546 (6) [Grund, Bezug] wegen, für, betreffend (Hannig Seite 546 (7) Sowohl "(zusammen) mit" als auch "wegen" würden zum Kontext passen; ich entscheide mich für "wegen" Gruß, Seschen
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Haiko Hoffmann Member - Themenstarter
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Re: aus dem Grab des Chnumhotep II in Beni Hassan |
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« Antwort #17, Datum: 04.11.2009 um 13:28:33 » |
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Versteckten Text anzeigen...Zitat - Seschen: rnp.t-sp 6 xr Hm n Hr sSm(.w)-tA.wj nsw-bjtj xa-xpr-Ra rx.t n aAm.w jn.n sA HAtj-a Xnm.w-Htp(.w)-anx Hr msDm.t (aA)m(.w) n Sw rx.t-jr(j) 37 |
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Liebe Seschen, Das "-anx" ist sicher nur versehentlich verblieben. Ein Fehler hatte sich auch bei der geografischen Angabe eingeschlichen. Und ich würde doch lieber Hannig 546(6) bevorzugen, da das "wegen" implizieren könnte, dass die Augenschminke wegen der Liste oder sogar der Asiaten hergeschafft würde, was m.E. nicht ganz schlüssig ist. Ich denke, dass nichts gegen eine Verwendung von "(zusammen) mit" oder aber auch (etwas ungenau) "und" spricht oder vielleicht auch "sowie", letzteres um es sachlich einen Deut mehr zu trennen, semantisch aber zugleich besser zu verknüpfen, so dass das Semikolon nicht mehr so trennend eingreift. Versteckten Text anzeigen...Die Passage könnte dann vielleicht so lauten (unter Verwendung von Teilen Deiner Formulierung und fett gekennzeichneten Änderungen, wenn Du gestattest)? Regierungsjahr 6 unter der Majestät von Horus Seschem-taui, dem König von Ober- und Unterägypten Cha-cheper-Re / Sesostris II. Liste der Asiaten, die gebracht hat der Sohn des Gaufürsten, Chnum-hotep, (zusammen) mit der Augenschminke (/des Bleiglanzes) (und/und den) Asiaten aus Sutäerland (Swtw), 37 an der Zahl. oder aber auch so: Regierungsjahr 6 unter der Majestät von Horus Seschem-taui, dem König von Ober- und Unterägypten Cha-cheper-Re / Sesostris II. Liste der Asiaten, die gebracht hat der Sohn des Gaufürsten, Chnum-hotep, und die Augenschminke (/des Bleiglanzes) (sowie/sowie die) Asiaten aus Sutäerland (Swtw), 37 an der Zahl. Schlüssig bin ich mir nur nicht ganz, ob der Wechsel im zweiten Übersetzungs-Versuch von Dativ zum Nominativ ohne weiteres akzeptabel ist. Da aber auch Hannig 546(7) in Gestalt von "betreffend" gut denkbar ist, hier der Anfang des Zetteltextes noch einmal variiert: Regierungsjahr 6 unter der Majestät von Horus Seschem-taui, dem König von Ober- und Unterägypten Cha-cheper-Re / Sesostris II. Liste der Asiaten, die gebracht hat der Sohn des Gaufürsten, Chnum-hotep, betreffend die Augenschminke (/des Bleiglanzes) (sowie/sowie die) Asiaten aus Sutäerland (Swtw), 37 an der Zahl. bzw. Regierungsjahr 6 unter der Majestät von Horus Seschem-taui, dem König von Ober- und Unterägypten Cha-cheper-Re / Sesostris II. Liste (seitens) der Asiaten, die gebracht hat der Sohn des Gaufürsten, Chnum-hotep, betreffend die Augenschminke (/des Bleiglanzes) (sowie/sowie die) Asiaten aus Sutäerland (Swtw), 37 an der Zahl. bzw. Regierungsjahr 6 unter der Majestät von Horus Seschem-taui, dem König von Ober- und Unterägypten Cha-cheper-Re / Sesostris II. Liste von den Asiaten, die gebracht hat der Sohn des Gaufürsten, Chnum-hotep, betreffend die Augenschminke (/des Bleiglanzes) (sowie/sowie die) Asiaten aus Sutäerland (Swtw), 37 an der Zahl. Beim Betrachten des Ganzen scheint mir zunehmend "betreffend" am treffendsten zu sein (schönes Wortspiel). Es trifft m.E. sowohl die Bedeutung von Hr als auch eine schlüssige und flüssige Wiedergabe im Deutschen. Sollte ich mit dem, was ich da geschrieben habe, indes falsch liegen, bitte ich das sofort zu sagen. Und wenn dann eine bessere Lösung kommt, kann das für uns nur willkommen sein. Gruß Haiko
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Michael Tilgner Member
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Re: aus dem Grab des Chnumhotep II in Beni Hassan |
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« Antwort #18, Datum: 10.11.2009 um 00:00:43 » |
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Hallo, Leute, noch einmal zur Papyrusinschrift, die der Aktenschreiber Neferhotep in der Hand hält. Ich gehe dabei von Seschens Umschrift und Übersetzung aus: Versteckten Text anzeigen...Zeile 2: rxt n aAm.w jn n sA HA.tj-a "Liste der Asiaten, die gebracht wurden vom Sohn des Gaufürsten" rxt "Liste" ist maskulin, daher nicht mit rx.t zu umschreiben (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 476 bzw. Wb II, 448) Das jn fasse ich als perfektisches passives Partizip auf (Form: Gardiner, Egyptian Grammar, § 361 unter anom.; dort allerdings unter "rarely writings without -y" angegeben, die übliche Form ist jny). Das folgende n führt das semantische Subjekt ein (Gardiner, § 379, 3), wobei unklar ist: "whether n here is to be regarded as the preposition or as the genetival adjective". Ein sDm.n=f an dieser Stelle könnte ich nur als "virtuellen" Relativsatz verstehen. Das ist ein Relativsatz ohne das Relativadjektiv ntj; er wird direkt an das Bezugswort angeschlossen (Gardiner, § 195). In diesem Fall muß das Bezugswort mit einem Pronomen wieder aufgenommen werden ("resumptive pronoun"). Das fehlt hier. Zeile 3: Hier ist, wie Haiko schon angemerkt hat, das aus Versehen stehen gebliebene anx zu streichen. Swtw "Schutu, Sutäerland" (Hannig, S. 1388) Viele Grüße, Michael Tilgner
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