Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 298 "Ptah-em-Djehuti, ein berühmter Autor"; Ranke, PN II, 287.15.
Zur Schreibung von +Hw.tj "Thoth" mit einem Djed-Pfeiler R11 in der Spätzeit: Wb V, 606, mit zwei Djed-Pfeilern: LGG VII, 640 (siehe Anhang).
Leider ist dieser "berühmte Autor" nicht weiter bekannt; es kann ihm auch keine Lehre zugeordnet werden.
#aj-xpr-Ra-snb(.w)
Hannig, S. 587 "Cha-cheper-Re-seneb (ein berühmter Autor)"; Ranke, PN I, 264.20 "Sesostris II. ist gesund". Dieser Name ist ein Satz, nämlich eine pseudoverbale Konstruktion: Substantiv [ein Name] + Pseudopartizip. Die Endung .w für die 3. Person Singular maskulin wird oft nicht geschrieben. Bei dem Namen handelt es sich um den Thronnamen Sesostris' II, eines Königs der 12. Dynastie; sicher auch ein Hinweis auf die Zeit, in der Cha-cheper-Re-seneb gelebt hat. Im Königsnamen selbst (PN I, 264.17) wird Re aus Gründen der Ehrfurcht vorangestellt.
Von Cha-cheper-Re-seneb ist uns auch eine Lehre überliefert (siehe Anhang: LÄ III, 977).
Hannig, S. 298 "Ptahhotep (ein berühmter Wesir und Autor)"; Ranke, PN I, 141.5 "Ptah ist zufrieden", ebenfalls eine pseudoverbale Konstruktion.
Ptahhotep, angeblich Wesir unter Pharao Djedkare Asosi (5. Dyn.), hat eine Lehre hinterlassen, die in mehreren Papyri überliefert ist (siehe Anhang: LÄ III, 989-991).
KA-jrj-s(w)
Hannig, S. 872 "Kaires (ein berühmter Autor)"; Ranke, PN II, 321.1 (maskulin) mit Verweis auf PN I, 338.22 (feminin). Nach LÄ ist der Name KA(=j)-jrj-sw zu lesen: "mein Ka ist es, der ihn gemacht hat". Dieser Weise wird mit dem Wesir Kagemni identifiziert, dem eine berühmte Lehre zugeschrieben wird (siehe Anhang: LÄ III, 980-982).
Die genannten Lehren sind in vielen Anthologien und auch im Internet veröffentlicht worden.
Grr! Ich habe nämlich den Artikel in meinen Unterlagen, aber vergessen ...
Es handelt sich um Ursula Verhoeven, Von der "Loyalistischen Lehre" zur "Lehre des Kaïrsu". Eine neue Textquelle in Assiut und deren Auswirkungen, in: ZÄS, Bd. 136, S. 87-98 (2009).
Durch ein Graffito in dem neu entdeckten Grab 13.1 in Assiut kann nun der Verfasser dieser Lehre benannt werden: Es ist der KA-jr-s(w) unserer Textstelle! - Meiner Meinung nach ist dies die korrekte Umschrift, da das perfektische aktive Partizip von jrj "machen" jr lautet (= Wegfall des dritten "schwachen" Konsonanten nach Gardiner, Egyptian Grammar, § 359 unter 3ae inf.).
bw xpr m hAw=n mj Nfr.(t)j $tjj pAj=sn tpj "Nicht existiert (einer) unter unseren Zeitgenossen wie Neferti oder Cheti, ihr Erster (ihr Bester)"
bw [neuägyptisch] "[Negation] nicht" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 250) - Erman, Neuägyptische Grammatik, § 769: "bw ist im Neuägyptischen die gewöhnliche, vor den Verben stehende Negation ..." - § 770: "Sehr oft steht bw in einer praesentischen Aussage ... Und zwar steht es gern in solchen Sätzen, die so, wie sein koptischer Nachkomme [...] etwas Dauerndes, Gewohnheitsmaessiges ausdrücken, etwas 'nicht zu tun pflegen': ..."
=n Suffix 1. Person Plural - Die Schreibung mit zwei n kommt nur im Neuägyptischen vor: Hannig, S. 387; dazu Erman, § 75:
"Neben
existiert die Nebenform
, die wenigstens seit Dynastie 19 vorkommt."
Wir wollen uns in diesem Forum eigentlich nicht mit Neuägyptisch befassen, da es eine eigenständige Sprachstufe darstellt, aber eine Anmerkung sei doch zu den z.T. merkwürdigen Schreibungen angebracht, denen wir schon ein paarmal begegnet sind. Und zwar zitiere ich Erman, § 8, der in seiner manchmal bildhaften Art schreibt:
Zitat:
Die grösste Schwierigkeit, die der grammatischen Erforschung des Neuägyptischen entgegensteht, liegt in seiner Schreibung, die uns die wirklich gesprochenen Worte kaum ahnen lässt ... Man schreibt eben Formen, die gar nicht zu der gesprochenen Sprache passen. Die Folge davon ist, dass die Schreiber wenig Gewicht auf eine konsequente Schreibung legen. Sie schreiben in derselben Stelle ein Wort bald so, bald so, und vergebens wird man sich nach einem Grunde fragen. Auch wer sich die Mühe gäbe, alle diese Schreibungen vollständig zu sammeln, würde aus diesem Kehricht nicht viel gewinnen; man muss sich daher in der Hauptsache an die Syntax der Sprache halten ...
m [partitiv] im Sinne: einer aus einer Menge (Hannig, S. 311, Bedeutung (6) c; Gardiner, § 162, 5; Wb II, 1, Bedeutung IV c)
hAw "Verwandte, Angehörige" (Hannig, S. 487) - Das Wort leitet sich von hAw ab, mit dem räumliche, aber auch zeitliche Nähe bezeichnet wird. So heißt z.B. m hAw "zu der Zeit des ... (Königs, Fürsten, der Ahnen u.ä.)" (Wb II, 478). Mit dem Personendeterminativ bezeichnet es uns die (räumlich und zeitlich) "Nahestehenden". Vom Kontext her sind sicherlich hier nicht familiäre Beziehungen gemeint, daher das Wort "Zeitgenossen" als "Angehörige (unserer Zeit)".
pAy=sn Possessivartikel mit Suffix 3. Person Plural "ihr" (Hannig, S. 270) - Diese Form ist bereits im Mittelägyptischen belegt, wenn sie auch erst im Neuägyptischen üblich wird (Gardiner, Egyptian Grammar, § 113, 1). pAy= mit Aleph A. =sn bezieht sich auf die Gruppe der Weisen.
tpj "erster (auch: bester)" (Hannig, S. 925).
pAy=sn tpj-a "ihre Vorfahren" geht leider nicht, da sich pAy= auf ein Substantiv Singular maskulin beziehen muß; also höchstens "ihr Vorfahr" - das paßt aber meines Erachtens nicht zum Kontext.
Zum gesamten Satz: Nach Erman müssen wir xpr als Verbform auffassen (siehe oben das Zitat aus § 769):
bw + sdm=f + Adverb bzw. Adverbialphrase
Leider fehlt uns ein Subjekt! Es steht nur xpr da, das Subjekt ist zu ergänzen.
Eine kleine (logische) Randbemerkung: "Nicht existiert (einer) ... wie Neferti und/oder Cheti." (?) Gemeint ist ja: Nicht existiert einer wie Neferti und nicht existiert einer wie Cheti; als logische Aussage: (NICHT Neferti) UND (NICHT Cheti) = NICHT (Neferti ODER Cheti) nach der de Morgan'schen Regel. Gut, gut, in der Sprache geht es nicht immer logisch zu ...
dj=j rx=k rn n PtH-m-+Hw.tj #aj-xpr-Ra-snb(.w) "Ich lasse dich wissen den Namen des Ptah-em-Djehuti (und) des Cha-cheper-Re-seneb"
rn ist Singular. Gardiner, § 510 "Concord of number": "Concord of number is much looser than in English." Ich vermute, daß es sich um eine Verkürzung handelt: "den Namen des Ptah-em-Djehuti (und den Namen) des Cha-cheper-Re-seneb"
jn jw kj mj PtH-Htp(.w) KA-jr-s(w) m-mjt.t "Ist ein anderer wie Ptahhotep (oder wie) Kairsu?"
m-mjt.t "[koordinierend, zwischen- oder nachgestellt] sowie, und" (Hannig, S. 324; Wb II, 41)
Diesen Satztyp haben wir weiter oben ausführlich diskutiert.
bevor Ihr an dem folgenden Abschnitt völlig verzweifelt, füge ich die Erläuterung des Bearbeiters zu einem Wort an. "Emend." steht für Emendation "Verbesserung, Korrektur zu".
nA n rx.y sr jy(.t) "(das sind) die Wissenden, die das Kommende vorhersagten"
nA (auch nA n) "[Artikel Plural] die" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 390); der neuägyptische Artikel hat sich aus dem Demonstrativpronomen entwickelt (Gardiner, Egyptian Grammar, § 112). rx "Wissender, Gelehrter" (Hannig, S. 475) - Zur Schreibung siehe die Korrektur. - Im Neuägyptischen gibt es neben der Pluralendung .w auch eine solche mit .y (Erman, Neuägyptische Grammatik, § 147). - Das t am Schluß ist zu ignorieren (t als "Determinativ" oder Füllzeichen wird auch in Jansen-Winkeln, Spätmittelägyptische Grammatik, § 32 beschrieben) sr "vorhersagen, prophezeien" (Hannig, S. 727) - Zu den beiden folgenden Zeichen Erman, § 21: "Man empfindet es als unangenehm, wenn unter einem breiten, horizontalen Zeichen ein leerer Raum bleibt ... Daher füllt man auch einen solchen leeren Raum nach dem letzten Konsonanten gern mit einem [t-Z5] aus ..." - sr ist hier Partizip
jy.t "Zukunft, das Kommende; Unheil" (Hannig, S. 28) - Dieses Wort ist mit G37 "Haussperling, Spatz" determiniert, der auch "schlechter Vogel" genannt wird, weil er als Determinativ für unangenehme Dinge verwendet wird; daher die Bedeutung "Unheil".
pr m rA=sn xpr(.w) "das, was aus ihrem Munde kam, ist eingetreten"
prj m rA &tj "aus dem Munde des Teti kommt, Teti spricht" (Hannig, S. 284 - Bedeutung (11) von prj; Wb I, 523, 18) Das den Satz abschließende xpr(.w) hatten wir schon im Thread Weiheformel an Imhotep
gm=tw m Ts sS.tj m nAy=sn Sfdw(.w) "man findet (es) als Spruch niedergeschrieben in ihren (wörtlich: seinen) Papyrusrollen / Büchern"
gmj "finden" (Hannig, S. 899) Ts "Spruch, Ausspruch; Maxime, Weisheitsspruch" (S. 963) - Man beachte den versteckten Hinweis, daß dieses Wort auch feminin sein kann; deutlicher Wb V, 403, 10. sS "schreiben, niederschreiben, aufschreiben" (S. 756) nAy= "[Possessivartikel]" (S. 390) - Offensichtlich liegt hier ein Schreibfehler vor; statt =f "seinen" muß es heißen =sn "ihren"
Hier fehlt ein Subjekt, das ich ergänzt habe. Bei der Form sS.tj handelt es sich meiner Meinung nach um das Pseudopartizip 3. Person Singular feminin, mit dem ein Umstand angegeben wird. Hier greift speziell Gardiner, § 315 "The old perfective qualifying the objects of certain verbs":
Zitat:
A special case of the construction described in the last section [Use of the old perfective as a clause of circumstance] is the use with such verbs gmj 'find', mAA 'see' ... Exx. gm.n.=j sw rx(.w) st I found that he knew it, lit. I found him he knowing it ... With the passive of these verbs, it is of course the subject, not the object, which is qualified. Ex. gm.n.tw nAy=sn jrp wAH.w m nAy=sn nm.w their wine was found lying (lit. placed) in their presses.
zunächst sind einige bibliographische Einzelheiten nachzutragen.
Der Textausschnitt stammt, wie der eine oder andere vielleicht schon vermutet hat, aus dem Papyrus Chester Beatty IV; der Titel der Publikation lautet: Alan H. Gardiner, Hieratic Papyri in the British Museum, Third Series: Chester Beatty Gift, Vol. I: Text, Vol. II: Plates, London, 1935. Der hier diskutierte Abschnitt ist auf der Rückseite des Papyrus zu finden (verso 3, 5-8 auf Tafel 19). Übersetzungen dieses Textes finden sich in vielen Anthologien. Eine Transkription und deutsche Übersetzung gibt es auch im Thesaurus Linguae Aegyptiae (TLA): pChester Beatty IV = pBM EA 10684, Verso.
Wer wissen will, wie so ein Text auf Hieratisch aussieht, hat dazu Gelegenheit auf der Webseite des Britischen Museums: Papyrus Chester Beatty 4.
Neben Hellmut Brunner und anderen hat sich auch Jan Assmann mit diesem Passus beschäftigt:
Zitat:
Diese Achtheit, deren Namen der ägyptische Schüler bei der Gelegenheit auswendig lernen mußte, nennt vermutlich die Gründungsheroen der ägyptischen Literatur. Es wäre schön, wir könnten jeden einer bestimmten Gattung oder einem literarischen Typus zuordnen, aber das ist derzeit nicht möglich. Neferti steht für die politische Prophezeiung, die mit seinem Namen verbunden ist, Chacheperresenb für die Gattung der Klage, Cheti vermutlich für die Berufssatire; Djedefhor und Ptahhotep dagegen haben beide Lebenslehren geschrieben, und von den übrigen drei wissen wir nichts Näheres ... die Acht sind unsterblich, weil sie Vorbilder gesetzt haben, die man immer noch imitiert. (Jan Assmann, Gibt es eine "Klassik" in der ägyptischen Literaturgeschichte? Ein Beitrag zur Geistesgeschichte der Ramessidenzeit, in: Wolfgang Röllig (Hrsg.), XXII. Deutscher Orientalistentag vom 21. bis 25. März 1983 in Tübingen. Ausgewählte Vorträge, Stuttgart, 1985, S. 35-52 [Zitat, S. 40])
Einen neuerlichen Versuch, die Gliederung zu verstehen, unternimmt Ursula Verhoeven, Von der "Loyalistischen Lehre" zur "Lehre des Kaïrsu", in: ZÄS, Bd. 136, S. 87-98 (2009) [der Artikel wurde bereits weiter oben erwähnt].
Zitat:
Stellt man die in den Werken dieser Personen teils selbst angegebene Lebenszeit des vorgeblichen Autors, die tatsächliche (bzw. derzeit angenommene) Datierung des Werkes und das Thema bzw. die Textsorte nebeneinander, ergibt sich folgende Übersicht, nach der meines Erachtens eher thematische Parallelen für die Kombination der Namen ausschlaggebend gewesen sein dürften: [siehe Anlage] ... Es ergeben sich daraus (vorbehaltlich der unbekannten Schriften von Imhotep und Ptahemdjehuti) folgende Themen bzw. Problembereiche, die sich in den Werken der vier Autorenpaare gegenüberstehen:
Persönliche Lebensführung (Hordjedef) versus Königliche Amtsführung (Neferti und Cheti)
Gesellschaftliche Zustände (Chacheperreseneb) versus Gesellschaftliche Verpflichtung des Beamten (Ptahhotep und Kaïrsu).
Uns ging es eigentlich um Imhotep! Wir ersehen auch aus diesem Papyrus der Ramessidenzeit, daß er zu den hochgeachteten Weisen zählte, die mit ihren Lehren und Vorhersagen die altägyptischen Wertevorstellungen prägten - auch wenn wir nichts von seiner Lehre wissen!