Bildquelle: Ancient extractive metallurgy and metal manufacturing processes in Ancient Egypt, V. K. Gouda.
Hallo zusammen,
mit dem Relief des Rekhmire hat sich Bernd Scheel in “Studien zum Metallhandwerk im Alten Ägypten III, Handlungen und Beischriften in den Bildprogrammen der Gräber des Neuen Reiches und der Spätzeit, SAK 14, 1987,
und auch “Survey of Precious Metal Production in Ancient Egypt” u. a. V. K. Gouda, eingehend befasst.
Zu der Inschrift oberhalb des Schmelzvorgangs werden von beiden keine Angaben gemacht.
Gibt es hierzu Übersetzungen, bzw. kann jemand Lesungsvorschläge zu den Hieroglyphen anbieten ?
und ich dachte schon, da meldet sich keiner ... Eine kleine Inschrift, aber mit einigen Tücken!
@Seschen: Danke für die Umschrift, in den Z. 1-3 sehe ich keine Schreibfehler.
Zur Übersetzung:
Der König wird zwar oft als nTr nfr "der gute/vollkommene Gott" bezeichnet, aber eigentlich nicht als nsw.t nfr "der gute/vollkommene König". Das spricht dafür, so abzutrennen wie es Seschen gemacht hat:
nsw.t - nfr mnw "(oh) König, vollkommen an Denkmälern"
Es handelt sich dabei um die grammatische Erscheinung, daß ein Adjektiv durch ein Substantiv näher bestimmt wird (Gardiner, Egyptian Grammar, § 88,2). Gardiner bringt ein ähnliches Beispiel:
nTr=tn - bnr mrw.t "your god, sweet of love"
Beim folgenden (Z. 3)
wnn=f wnn=sn n D.t
besteht die Schwierigkeit, wie dieser Satz genau zu übersetzen ist. E handelt sich um einen Existenzsatz. Dazu schreibt Gardiner, § 107, 1:
Zitat:
The longer form wnn=f is commonly employed for the future, but may refer to any time-position where the notion of duration is stressed; the shorter form wn=f lays no stress on duration, and tends rather to have past reference.
Dazu hat Gardiner als Beispiel:
wnn p.t wnn=T Hr=i "so long as heaven shall exist, thou shalt exist with me; lit. sky shall exist, thou (fem.) shalt exist"
Wenden wir das auf unseren Satz an, so haben wir:
"So lange er [der König] existiert, existieren sie [die Denkmäler], ewiglich"
Ich denke, daß n D.t "ewiglich" sich auf die ganze Aussage bezieht.
Hallo, Michael! Ich habe falsch gezählt Ich meinte die 4. Spalte (von links), deshalb habe ich nur 1-3 bearbeitet. Genauer gesagt, eine der beiden Hornvipern scheint fehl am Platz zu sein.
wnn=f wnn=sn. Könnte man das auch als Substantivalsatz sehen? Seine Existenz ist ihre Existenz.
Gardiner, Egyptian Grammar, schreibt im Kapitel "Sentences with Nominal or Pronomial Predicate" (§ 126):
Zitat:
The principle underlying the Egyptian sentence with nominal or pronominal predicate is the principle of direct juxtaposition, the subject preceding the predicate ... This construction is still very common in Middle Egyptian when the subject is a personal pronoun ...; the copula is not expressed. Exx. jnk Smsw I was a follower ... When the subject is a noun, direct juxtaposition is practically obsolete, though it was still common in the Pyramid Texts. A few Middle Egyptian examples may be quoted, notwithstanding. Exx. mk.t=t mk.t Ra thy (f.) protection is the protection of Re.
Das letzte Beispiel kommt Deinem Vorschlag nahe. mk.t "Schutz" ist von mkj "schützen" abgeleitet und ist als Substantiv im Wb. eingetragen. wnn ist hingegen nur als Verb vermerkt. Das zugehörige "das, was existiert" wird mit wnn.t ausgedrückt. Nun könnte man annehmen, daß der Infinitiv verwendet wurde: wnn=f wnn=sn "sein Existieren (ist) ihr Existieren" - oder gar ein Partizip "sein Existierendes (ist) ihr Existierendes": Damit geraten wir nur in die Untiefen der Diskussion, wie das ägyptische Verbalsystem überhaupt aufzufassen ist. Die einfachste und naheliegendste Auffassung ist doch, ein sDm=f anzunehmen. Am Sinn ändert sich wenig.
Thomas hat im Wb. 1, 576, 13 die Lesung fnfnw "Lohn o.ä." gefunden. Geht man die Zettel durch, so findet man, daß es für dieses Wort nur einen (!) Beleg gibt (DZA 23.569.990), nämlich unsere Stelle. Der Wörterbuch-Bearbeiter machte folgende Anmerkung (DZA 23.570.000):
Zitat:
fnfnw ist doch sehr bedenklich. - Da dem Satz ein zu erwartendes n=f fehlt, ist Gardiners Emendation [die unten auf dem Zettel steht] sehr erwägenswert.
Die Lesung, die sich nämlich daraus ergibt, ist:
rdy fnfnw=sn m anx wAs "ihr Lohn/ihre Belohnung wird gegeben als Leben (und) Glück"
rdy wird als w-Passiv angesehen. Dabei wird das .w oft nicht geschrieben, bei Verben 3ae inf. (mit schwachem dritten Radikal j) und bei unregelmäßigen Verben findet man oft die Schreibung mit dem doppelten Schilfblatt y. (Quelle muß ich später nachreichen, da ich im Moment meine Unterlagen nicht im Zugriff habe.)
Wie der Bearbeiter schon bemängelt hat, fehlt der Adressat: Wem wird die Belohnung gegeben?
Auf dem folgenden Zettel (DZA 23.570.010) wird die Lesung fnfnw noch einmal bestätigt mit Verweis auf die Veröffentlichung: Philippe Virey, Le Tombeau de Rekhmare, Préfet de Thèbes sous la XVIIIe Dynastie (= MMAF 5,1), Paris, 1889. Leider kann ich diese Veröffentlichung nicht einsehen.
Die Inschrift, die ich weiter oben angehängt habe, stammt aus einer neueren Publikation: Norman de Garis Davies, The Tombs of Rekh-mi-Re' at Thebes (= PMMA, 11), 2 vols., New York, 1943; reprinted New York, 1973, Tafel LII. Davies ist für seine außerordentlich genauen Grabpublikationen bekannt, um nicht zu sagen: berühmt, so daß die Umschrift und Lesung jsw als gesichert gelten kann.
Bei fnfnw handelt es sich um ein sog. "ghostword", also um ein Wort, das zu Unrecht einen Eintrag im Wörterbuch gefunden hat. Siehe zu diesem Thema allgemein: Simon Schweitzer, Aus der Arbeit am Ägyptischen Wörterbuch: Einige Ghostwords (I), in: GM 219, S. 87-93 (2008) und (II), in: GM 222, S. 69-76 (2009). Schweitzer hat allerdings fnfnw (noch) nicht in seiner Liste.
Zu allem Überfluss haben die Wörterbuch-Bearbeiter den Beleg DZA 23.569.990, den sie unter fnfnw einsortiert haben, auch unter jsw als Beleg DZA 21.301.450 eingetragen!
Der Vorschlag, der auf diesem Zettel steht, geht von folgender Lesung aus:
rdy n=f jsw=sn m anx wAs "ihr Lohn/ihre Belohnung wird ihm gegeben als Leben (und) Glück"
Damit ist ein Adressat gegeben. Allerdings muß man ein in dieser Interpretation überflüssiges f streichen; womit schon Seschen ihre Probleme hatte.
Es bleibt somit die Frage, ob für rdy noch eine andere Verbform möglich ist. Ein Partizip kommt meiner Meinung nach nicht in Frage, da ein neuer Satz beginnt.
Geht man die Belege im DZA für rdj jsw "Lohn geben, belohnen (mit etw.: m ...)" (Wb. I, 131, 9) durch, so findet man durchgehend aktive Formulierungen wie: "ich gebe dir ...", "er gibt ihm ..." usw.
Ich plädiere im Moment für ein prospektives sDm=f mit futurischer Bedeutung (die Quelle wird nachgereicht):
rdy=f n=f jsw=sn m anx wAs "er möge ihm ihren Lohn/ihre Belohnung geben als Leben (und) Glück"
Es ist ein Wunsch der Arbeiter für Thutmosis III., denn die ganze Passage wird eingeleitet mit Dd=sn "sie sagen ...".
Es stellt sich die Frage, wer ihm die Belohnung geben soll. Ich meine, daß es sich um den im folgenden angesprochenen (göttlichen) Vater handeln muß, nämlich um Amun bzw. Amun-Re.
Eine weitere Verbesserung in der Übersetzung ergibt sich aus den Belegreihen: rdj jsw jrj m "den Lohn dafür geben in Gestalt von ..." (beginnend mit DZA 21.301.350) und rdj jsw=sn m "ihren Lohn geben in Gestalt von ..." (ab DZA 21.301.410). Sie zeigen, daß diese Formulierungen als parallel anzusehen sind.
Aus alldem mache ich den Vorschlag:
"er (Amun) möge ihm (Thutmosis III.) Lohn dafür (die Denkmäler) geben in Form von Leben (und) Glück"
oder etwas freier übersetzt:
"er möge ihm Leben und Glück als Lohn dafür geben"