Hallo allerseits! Lange habe ich nicht vorbeigeschaut. Ich konnte nicht aus gesundheitlichen Gründen. ... Jetzt ist alles wieder gut.
Nun meine Frage: Weiß jemand, wo die vier Miniatursärge für die Eingeweide Tutanchamuns klar und ausreichend groß im Www abgebildet sind oder verteilt zu finden sind, d.h. mit der Nennung der Göttinnen Isis, Selket, Neith und Nephthys? Mich interessieren dabei insbesondere die Inschriften. Gibt es zu allen 4 eigentlich auch eine Transkription bzw. Übersetzung. Bei Zauzich Hieroglyphen ohne Geheimnisse gibt's ja diese für den Miniatursarg mit Selkets Namen. Danke im Voraus für die Hilfe.
Horst Beinlich / Mohamed Saleh : Corpus der Hieroglyphischen Inschriften aus dem Grab des Tutanchamun. - [Mit Konkordanz der Nummernsysteme des 'Journal d'Entrée' des Ägyptischen Museums Kairo, der Handlist to Howard Carter's Catalogue of Objects in Tut'ankhamun's Tomb und der Ausstellungs-Nummer des Ägyptischen Museums Kairo]. - Oxford : Griffith Institute, 1989. - ISBN : 090041653X. - XVI, 282 S. - Seiten 106 - 117.
Zu jedem Objekt werden "Textnachweise" angegeben. Ich vermute, in diesen könnte man eventuell auch Transcriptionen oder Übersetzungen finden (?).
es gibt eine Menge Abbildungen im WWW, aber man muss vorsichtig sein, denn manche sind von den Repliken gemacht, die seit vielen Jahren in Ausstellungen durch die Welt touren.
Seit dem Inschriftenband von Beinlich und Saleh sind etliche hervorragende Kataloge und Bildbände zum Tutanchamun-Grab erschienen. Der beste - meine ich - ist: Zahi Hawass, Tutanchamun. Das legendäre Grab des Pharao, München, 2008 mit phantastischen Aufnahmen von Sandro Vannini (inzwischen bei ZVAB auch schon antiquarisch günstig zu erwerben). Die Miniatur- oder Kanopensärge sind auf den S. 170-183 abgebildet - alle vier! -: Vorder- und Rückseite, außen und innen.
Soweit ich weiß, ich habe aber auch nicht besonders gesucht, gibt es die Transkriptionen und Übersetzungen im Internet nicht. Das liegt sicher auch daran, dass es sich aus Sicht der Ägyptologen um Standardformeln handelt, die so oder ähnlich dutzendfach (oder noch mehr) überliefert sind.
Deshalb mein Vorschlag: Greifen wir dieses Thema als Übersetzungsübung auf und fordern unsere Forumsteilnehmer auf, es doch einmal selbst zu versuchen!
Zitat:
Weiß jemand, wo die vier Miniatursärge für die Eingeweide Tutanchamuns klar und ausreichend groß im Www abgebildet sind oder verteilt zu finden sind, d.h. mit der Nennung der Göttinnen Isis, Selket, Neith und Nephthys?
Ja - hier im Anhang - zumindest für einen der vier Miniatursärge!
Danke! Vielen Dank für den Literatur-Tipp! Ich hoffe, es beteiligen sich Leute an dieser Aufgabe, auch wenn mir klar ist, dass diese Texte größtenteils aus geläufigen Formeln bestehen und so wahrscheinlich keine allzu großen Hürden darstellen dürften. Aber Übung macht ja nunmal den Meister. ...
Dd mdw jn Ast HAp a.wj Hr ntj jm(=j) stp(=j) sA Hr (J)ms.tj ntj jm(=j) (J)ms.tj Wsjr nsw.t Nb-xpr.w-ra mAa xrw xr nTr aA
Worte, gesprochen von Isis: ich habe bedeckt/verhüllt [HAp seit MR so geschrieben - s. WB 3, S. 30] (mit meinen) beide(n) Arme(n) über den/welchen in (mir ist),
(damit) ich bereite den Schutz auf Imseti*, welcher in (mir ist), (des) Imseti
(des) Osiris (und) Königs Nebcheperure, gerechtfertigt vor/bei (dem) Großen Gott.
* hieroglyph. Schreibung so seit dem MR; in Nachzeichnung fehlt beide Male das
Worte zu sprechen durch Isis: Ich decke (/lege) (meine) Arme über den, welcher in mir ist (als) Schutz über Amset, der in mir ist, der Amset (= Leber) des Osiris König Nebcheperu-Re, gerechtfertigt (/selig), beim Großen Gott.
Frage: Hat HAp (verhüllen, bedecken - s. Wb 3, 30, Pkt. I.) irgend etwas mit Hpt (umarmen, umfassen - s. Wb 3, 71.16-72.8) zu tun? Ich komme darauf wegen des Lemma-Suchbegriffs Arm, welcher dieses u.a. zeigte, und auch wegen des nicht uninteressanten Determinativs. vgl. Lemma 104230 aus dem Thesaurus Linguae Aegyptiae
das ging ja schnell! Und die Lösung ist ja ungefähr dieselbe - ungefähr! Hier ist meine:
Dd mdw jn As.t "Worte zu sprechen durch Isis:"
HAp a.wj(=j) Hr ntj jm=j "Meine Arme verbergen das/den, was/der in mir ist."
HAp "verbergen, verhüllen" (Wb III, 30.6-9) Die Präposition Hr gehört zu diesem Verb und gibt das Objekt an. 1. Pers. Sg. wird oft nicht geschrieben. HAp(=j) a.wj(=j) Hr "ich verhülle / verberge meine Arme über ...)" passt m.E. vom Sinn nicht. Andererseits gibt das Wb. auch die Übersetzung an: "(die Hände) decken über etwas (mit Hr)" Interessanterweise gibt es dazu keinen Beleg im DZA. "Ich decke meine Arme über ..." wäre demnach auch möglich. ntj Relativpronomen, absolut gebraucht "das, was ist" (Wb. II, 354.1) jm=j Präposition m mit Suffix (z.B. Gardiner, Egyptian Grammar, § 162). Das Zeichen B1 "sitzende Frau" steht für weibliches =j (Wb. I, 25), obwohl die 1. Pers. Sg. keine Unterscheidung zwischen maskulin und feminin kennt (also nur in der Schreibung!). Man braucht also nicht =j in Klammern zu setzen.
stp(=j)-sA Hr Jms.tj ntj jm=j "Ich schütze Amset, der in mir ist, ..."
stp-sA "schützen" (Wb. IV, 339.17) - Angabe des Geschützten durch eine Präposition, z.B. Hr Jms.tj "(Amset) einer der vier Horussöhne" (Wb. I, 88.12-13) (Die Lesung "Amset" nach TLA). Die Schreibung ohne anlautendes j seit dem Mittleren Reich. "(als) Schutz" müsste m.E. mit der Präposition m geschrieben werden.
Jms.tj Wsjr nsw Nb-xpr.w-Ra mAa-xrw xr nTr aA "..., den Amset Osiris König Nebcheperure, gerechtfertigt beim großen Gott"
Der verstorbene Pharao wird also nicht nur mit Osiris gleichgesetzt, sondern auch mit dem Horuskind Amset.
Wie muss man diesen Spruch auffassen? Offensichtlich stellt der Eingeweidesarg eine Verkörperung der Isis dar; das darin befindliche Eingeweide, in diesem Fall die Leber, wird durch Amset verkörpert. Und dieser wiederum steht für den (ganzen) toten König.
Ich bin mir nicht sicher, aber ich meine, HAp und Hp.t gehören nicht zusammen; das zeigen die unterschiedlichen Determinative, auch die Wortfelder decken sich eigentlich nicht: "verhüllen, verbergen" vs. "umarmen".
Hallo Michael, danke für die detaillierten Erklärungen. Ich gehe mit diesen mit. Meine Formulierung war an einer Stelle etwas umständlich und irgendwie verquer. Aber mich freut es, dass ich als Laie das geschafft habe, doch ziemlich genau zu treffen, wobei Seschem da noch ein wenig dichter war. Die Erfahrung und das Wissen machts. Seschem ist da auch einfach weiter als ich, zumal ich ja einige Zeit lahmgelegt war sozusagen. ...
Ich hoffe, dass die nächste Aufgabe schon bald kommt.
Worte zu sprechen durch Neith*: „Meine Arme umfangen das/den, was/der in (mir) ist. Ich schütze Duamutef, der in (mir) ist, den Duamutef Osiris König Nebcheperure, gerechtfertigt beim großen Gott.“
* auch Nt (Hannig/Ausg. 1995, S. 1211), so dass man viell. auch als Kompromiss N(j)t setzen könnte, wobei sogar R24 allein als Log/Det sogar noch Nrt ist (Hannig, S. 1076)
Fragen: Kann es sein, dass die Namenskartusche überschrieben worden ist? Bei den Abbildungen mutet diese irgendwie überarbeitet an. Wenn ja, für wen war das Ganze dann eigentlich bestimmt? Aber vielleicht täusche ich mich da, und ein Blick aufs Original würde alles klären. ...
Hat es etwas zu bedeuten, dass bei je zweien (1/3, 2/4) wegen der verschiedenen Schreibung des Namens Osiris die Texte von verschiedener Hand geschlagen worden sind, zumal bei Nr. 2 Osiris irgendwie eilig gefertigt und dazwischen gequetscht anmutet? Genauso wie die Schreibung von jm(=j) sich analog unterscheidet, d.h. 1/3 und 2/4, d.h. sowohl mit oder ohne B1 bzw. mit oder ohne Eule?
Hat es einen besonderen Grund, warum Osiris sowie mA (Sichel) am Ende seitenverkehrt sind? Oder ist das eine Frage der Ästhetik?
... Fragen: Kann es sein, dass die Namenskartusche überschrieben worden ist? Bei den Abbildungen mutet diese irgendwie überarbeitet an. Wenn ja, für wen war das Ganze dann eigentlich bestimmt? ...
Worte zu sprechen durch Nephthys: „Meine Arme umfassen das/den, was/der in mir ist. Ich schütze Hapi, der in mir ist, den Hapi Osiris König Nebcheperure, gerechtfertigt beim großen Gott.“
Die zum 2. Text gestellten Fragen gelten auch hier.
Dann wäre dies ja, wenn ich das richtig lese, niemand anderes als Nofretete, d.h. hier Neferneferuaten = nfr nfr.w itn Axt n h(j).s.
(hab die Ligatur bei t*Ax&x nicht ganz hingekriegt, auch nicht die Kartusche)
P.S.: Eine ähnliche Schreibung(*) findet man u.a. hier:
(*) mit t*Ax*t - aber als Ligatur, wobei ich nicht weiß, ob der kleine Querstrich beim letzten Bild der Rekonstruktion hinter Ax (unterm Pürzel) noch ein zweites t andeutet, also im Grunde t*Ax&x*t oder so ähnlich, siehe unterste rein hypothetische Schreibung