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   Übersetzungsübung: Inschrift aus dem Alten Reich (8)
  Autor/in  Thema: Übersetzungsübung: Inschrift aus dem Alten Reich
Michael Tilgner  maennlich
Member



Übersetzungsübung: Inschrift aus dem Alten Reich Inschrift_aus_dem_AR.jpg - 387 KB
« Datum: 25.01.2017 um 11:41:54 »   

Hallo,

eine kurze, aber bemerkenswerte Inschrift aus dem Alten Reich. Sie dürfte mit mittelägyptischen Kenntnissen zu übersetzen sein. Auf grammatische Feinheiten können wir am Schluss eingehen.

Viel Spaß beim Tüfteln!

Viele Grüße,
Michael Tilgner


- Vollbild -
Haiko Hoffmann  maennlich
Member



Re: Übersetzungsübung:Inschrift aus dem Alten Reich 
« Antwort #1, Datum: 26.01.2017 um 14:22:44 »   

Ich versuchs mal:

Versteckten Text anzeigen...
« Letzte Änderung: 29.01.2017 um 17:32:32 von Haiko Hoffmann »
> Antwort auf Beitrag vom: 25.01.2017 um 11:41:54  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Übersetzungsübung:Inschrift aus dem Alten Reich 
« Antwort #2, Datum: 27.01.2017 um 14:30:33 »   

Hallo, Haiko,

Versteckten Text anzeigen...

Viele Grüße,
Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 26.01.2017 um 14:22:44  Gehe zu Beitrag
Seschen  weiblich
Member



Re: Übersetzungsübung:Inschrift aus dem Alten Reich 
« Antwort #3, Datum: 27.01.2017 um 20:45:22 »   

Hallo!

Es handelt sich um eine Darstellung des Grabinhabers aus Meidum, Mastaba M16.
Und zu ihm schreibt Semataui auf seiner Homepage:
Zitat:
... gilt auch als Erfinder der Pastenreliefs. Die Reliefzeichnungen wurden in die Wand eingetieft und mit farbigen Zementpasten ausgefüllt. Leider erwies sich diese Technik nicht als sehr dauerhaft und wurde daher frühzeitig wieder aufgegeben.

Gruß, Seschen

> Antwort auf Beitrag vom: 25.01.2017 um 11:41:54  Gehe zu Beitrag
Seschen  weiblich
Member



Re: Übersetzungsübung: Inschrift aus dem Alten Reich 
« Antwort #4, Datum: 29.01.2017 um 09:26:28 »   

Hallo!

nTr.w = Götter ... allgemein ja, aber mit der Lesung bin ich bei dieser Inschrift nicht glücklich, zumal ich auf Fotos dieser Mastaba keine Götter-Darstellungen sehen konnte.

Eine Spur führte mich dann zu dieser Publikation:



Und in einer umfangreichen "Privat-Bibliothek" (nicht in meiner) wurden die Seiten gefunden! *

Der relevante Abschnitt:





Versteckten Text anzeigen...

Diese Lesung / Lösung gefällt mir richtig gut!

* Danke!

Gruß, Seschen
> Antwort auf Beitrag vom: 27.01.2017 um 20:45:22  Gehe zu Beitrag
Haiko Hoffmann  maennlich
Member



Re: Übersetzungsübung: Inschrift aus dem Alten Reich 
« Antwort #5, Datum: 29.01.2017 um 10:27:36 »   

Klingt nicht schlecht.
In Wb II 397.13 wird zu rA nTr.w neben "Schlachtbank" (neee!) auch "Altar" angegeben (belegt Pyr.), so dass wohl auch "Er ist es, der seinen Altar errichtet hat mit nicht abreibbarer Schrift" Sinn machen würde, um bei dieser Formulierung ungefähr zu bleiben. ... Sofern es tatsächlich zutrifft und nicht doch wörtlich "Götter" da steht im Sinne von "Göttlichen Zeichen" . Im Ägyptischen war die Sprache oft genug sehr bildhaft und zuweilen sehr metaphorisch oder anderweitig mysteriös, was für heutige Zeiten mitunter nur schwer verständlich ist. ... Bin gespannt auf Michaels Erläuterungen.
« Letzte Änderung: 29.01.2017 um 17:12:47 von Haiko Hoffmann »
> Antwort auf Beitrag vom: 29.01.2017 um 09:26:28  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Übersetzungsübung: Inschrift aus dem Alten Reich 
« Antwort #6, Datum: 29.01.2017 um 16:15:33 »   

Liebe Seschen, lieber Haiko,

diese Inschrift hat es offenbar in sich! Alles wunderbar lesbar - und doch hat sie so ihre grammatischen und inhaltlichen Tücken!

Zunächst zur Grammatik.

Versteckten Text anzeigen...

Im nächsten Posting werden wir uns damit befassen, was denn mit nTr.w gemeint ist.

Viele Grüße,
Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 29.01.2017 um 10:27:36  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Übersetzungsübung: Inschrift aus dem Alten Reich 
« Antwort #7, Datum: 29.01.2017 um 22:04:38 »   

Liebe Seschen, lieber Haiko,

die Inschrift in Nefermaats Grab hat die Ägyptologen immer wieder mal beschäftigt.

Was bedeutet nTr.w in diesem Zusammenhang?

Wilhelm Spiegelberg hat seine Betrachtung mit dem Titel "nTr.w 'Götter' = 'Bilder'" versehen (in: ZÄS, Bd. 65, S.
119-121 (1930)). Darin führt er aus:

Zitat:
Für sie [die Primitiven] wie für die Ägypter ist jedes Bild eine Wirklichkeit, die auf geheimnisvolle magische Weise volles Leben gewinnt und völlig identisch mit den lebenden Wesen ist, das es darstellen soll. Solche zauberhafte Wesen sind auch die Hieroglyphen. Denn die an ihnen vorgenommenen Änderungen und gelegentlichen Weglassungen in religiösen, für Gräber bestimmten Texten beweisen, wie Lacau dargelegt hat, daß diese Schriftzeichen noch durchaus als Bilder empfunden wurden, also ihnen gleichzusetzen sind. Beides sind Wesen, geheimnisvoll zauberhaft in ihren Abbildern lebend, wie die Götter, die ja auch in ihren plastischen oder gezeichneten Figuren wahrhaftig leben. So versteht man, daß der Ägypter die Darstellungen in den Grabkammern, mögen sie nun als Bilder oder Schriftzeichen (Hieroglyphen) erscheinen, als "Götter" bezeichnen konnte.

Mit diesen - teilweise poetischen - Worten war nTr.w als Wort für "Hieroglyphen" etabliert. So findet man im "Lexikon der Ägyptologie" mehrere Anspielungen darauf:

Henry G. Fischer, Stichwort "Hieroglyphen" (LÄ II, 1195):

Zitat:
The Greek term ἱερογλυικά is very close  in spirit to the ancient Egyptian term mdw-nTr "words of the gods" or "divine words," and the divine nature of writing is reflected even more clearly by an early Fourth Dynasty inscription in which the tomb owner speaks of his inscriptions as his "divinities" (nTr.w).

Jan Assmann, Stichwort "Gott" (LÄ II, 756):

Zitat:
Sowohl die "Sinnklasse des Göttlichen", als auch die (extensionale) Bedeutung des Wortes nTr erstreckt sich nicht nur auf das Göttliche, das in Symbolen zur Erscheinung kommt, sondern auch auf die Symbole, die Göttliches zur Erscheinung bringen. (9)
Fußnote (9): Vgl. die Bezeichnung von Schriftzeichen als nTr.w

Das Grab M16 des Nefermaat und seiner Frau Atet in Meidum (4. Dyn.) zeichnet sich durch eine Neuerung aus: Es enthielt versenkte Reliefs, die mit verschiedenartigen Farben gefüllt wurden.

Dietrich Wildung, Stichwort: "Pastenfüllung" (LÄ IV, 913):

Zitat:
Die Technik der P. [Pastenfüllung] tritt erstmals im Grab des Nefermaat und der Atet in Meidum auf (...) eine Inschrift nennt die P. "Bilder (nTr.w)", die "gemacht sind in einer Schrift, die nicht ausgelöscht (zjn) werden kann". Entgegen dieser Äußerung hat sich die Technik der P. nicht bewährt.

Rosemarie Drenkhahn, Stichwort: "Neuerungen, technologische" (LÄ IV, 466):

Zitat:
So betont am Ende der 3. Dyn. Prinz Nefermaat von Meidumn, daß "er es war, der seine Götter (= die Schriftzeichen) in einer Schrift (= Malerei) machte, die nicht verwischt werden kann", d.h. in Pasteneinlage.

Diese Liste ließe sich noch durch Zitate anderer Ägyptologen verlängern. Es ist daher verständlich, wenn man in Hannig, Ägyptisch-Deutsch (Marburger Edition) unter nTr.w die Übersetzung "[fig] Hieroglyphen" findet. Sein dazugehöriger Belegstellenband für das Alte Reich und die 1. Zwischenzeit gibt diese Inschrift als einzigen Beleg an.

In dieser an sich unbefriedigenden Situation ist Jürgen Osing bei der Bearbeitung des Pyramidenspruchs 534 auf das Wort


rA-nTr.w "Mund/Tür der Götter"

gestoßen (Jürgen Osing, Zu Spruch 534 der Pyramidentexte, in: Catherine Berger, Gisèle Clerc, Nicolas Grimal (Hrsg.), Hommages à Jean Leclant, Bd. 4, 1994, S. 279-284). In einer Version wird dieses rA auch ohne Ideogrammstrich geschrieben; in einer anderen Version mit dem Zeichen für ein Gebäude determiniert, so dass sich eine Deutung dieses Begriffes als eine Art Grabbau o.ä. anbietet. Angewendet auf unsere Inschrift löst sich damit das scheinbar überzählige r bei jr auf, wenn man liest:

swt jr rA-nTr.w=f m sS
"er ist es, der sein Grab(mal) gemacht hat in einer Schrift"

Nun könnte man denken, dass damit das Problem mit dem nTr.w nun endlich gelöst sei. Weit gefehlt!

So findet man im Katalog des Oriental Institutes von Chicago, in dem sich die Wanddekoration aus dem Grab des Nefermaat jetzt befindet, als Übersetzung angegeben (Emily Teeter, Ancient Egypt. Treasures from the Collection of the Oriental Institue University of Chicago, Chicago, 2003, S. 14):

Zitat:
Nefermaat. He is one who made his images (literally: gods) in writing that cannot be erased.

Und in Peter Jánosi, Die Gräberwelt der Pyramidenzeit, Mainz, 2006, S. 41 liest man:

Zitat:
der königliche Baumeister Nefermaat (...), der laut seiner eigenen Ausgabe darüber auch eine neue Methode erfand, Reliefs in Farbe herzustellen, die nicht verwittern konnten. In einer Inschrift in der Kultkapelle seiner Frau Atet betont er ausdrücklich: "Er (Nefermaat) ist es, der seine Götterbilder [= Darstellungen] in einer Art herstellt, die nicht vergehen kann."

Auch hier ließen sich weitere ähnliche Zitate anfügen. Hat denn keiner etwas von Osings Ausführungen mitbekommen? Doch, zumindest Hartwig Altenmüller, der in seiner Einführung in die Hieroglyphenschrift, Hamburg, 2005, S. 32 diese Inschrift mit der Übersetzung zitiert:

Zitat:
Er (d.h. der Grabbesitzer Nefermaat) ist es, welcher seinen Grabbau mit einer Schrift (/ Malerei) versehen hat, die nicht auszulöschen ist.

Dadurch, dass er die Präposition m in m sS instrumental [= "durch, mit, mittelst"] auffasst, kommt er m.E. zu einer noch besseren Übersetzung dieser Inschrift.

Wie schrieb Wilhelm Spiegelberg in seinem eingangs zitierten Artikel von 1930:

Zitat:
In der Geschichte der Wissenschaft ist es nicht selten, daß in einem Wort, das wir im Interesse unserer Seelenruhe als unrichtig im weitesten Sinne (...) betrachten möchten, eine besonders wichtige Bedeutung steckt. Ein solcher Fall liegt m.E. in einer Stelle des Grabes des Nfr-mAa.t in Medum (3.-4. Dyn.) vor.

Viele Grüße,
Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 29.01.2017 um 16:15:33  Gehe zu Beitrag
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