Zur Übersetzung:
Ich hatte nur dezent angedeutet: "aus dem Neuen Reich", d.h. er ist eigentlich neuägyptisch. Das ist aber nur an einer einzigen Stelle erkennbar:
wa.t jmj.t-pr "ein Hausrat"
wa ist der unbestimmte Artikel im Neuägyptischen (Wb I, 276.8.-9), der sich aus dem Zahlwort
wa "eins" entwickelt hat. Im Mittelägyptischen gibt es keinen (bestimmten oder unbestimmten) Artikel. Das war vielleicht ein bisschen unfair von mir, das nicht anzugeben. Aber es kam mir auf den eigentlichen Text an.
jmj.t-pr "Hausrat" (Wb I, 73.20), wörtlich: "das, was im Hause ist"; dieses Wort entwickelt sich später zu einem juristischen Begriff "Hausurkunde".
bd.t (btj) "(Ähren von) Emmer" ist wohl gemeint; ebenso steht
HqA.t wohl für die "Körner" (im Scheffel), sonst würden die Zahlen keinen Sinn ergeben.
Der Text ist so vollständig, wie ich ihn angegeben habe; da fehlt nichts. Irgendwie mysteriös?
Wir können aus dem Vorliegenden das herleiten, was der ägyptische Mathelehrer wohl seinen Schülern gesagt haben wird:
[Die Aufgabe:
Gegeben sind 7 Häuser,
in jedem befinden sich 7 Katzen,
jede Katze frisst 7 Mäuse,
jede Maus frisst 7 Ähren,
jede Ähre enthält 7 Getreidekörner.
Berechne die Summe der genannten Dinge.]
[ Die Lösung:
7 + 7 * 7 + 7 * 49 + 7 * 343 + 7 * 2.401 = 19.607 ]
Das ist die linke Seite unserer Matheaufgabe, wobei sich der Schreiber bei der Zahl 2401 verschrieben hat; das Endergebnis ist aber richtig!
Es gibt aber eine alternative Art der Darstellung, indem man 7 ausklammert (jetzt ist eine Erinnerung an die Schulmathematik gefragt!):
[ Alternative:
7 * (1 + 7 + 49 + 343 + 2.401) = 7 * 2.801
7 * 2.801 = (1 + 2 +4) * 2.801
= 2.801 + 5.602 + 11.204 = 19.607 ]
Schreiben wir die letzte Zeile untereinander:
1 2.801
2 5.602
4 11.204
Summe 19.607
so haben wir die rechte Seite unserer Matheaufgabe. Jetzt wird auch klar, warum in der dritten Zeile eine 4 steht und nicht eine 3, wie Du "den Text heimlich korrigierend" geschrieben hast!
Nun kommt der Hammer!
Sehr viel später, nämlich im Jahre 1202 (n. Chr.!) schrieb der italienische Mathematiker Leonardo Fibonacci (ca. 1170 - ca. 1250) ein Mathebuch namens "Liber abaci", in dem folgendes Problem zu finden ist:
Zitat:Sieben alte Weiber gehen nach Rom; jede von ihnen führt sieben Esel mit sich; auf jedem Esel sind sieben Säckchen; in jedem Säckchen sind sieben Brote; und jedes Brot hat sieben Messerchen; und jedes Messerchen hat sieben Schneiden. Es wird nach der Summe aller erwähnten Dinge gefragt. |
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Es ist die gleiche Aufgabe, wie wir sie im Papyrus Rhind gefunden haben! Wurde diese schöne Formulierung vom Ägypten des Neuen Reiches bis ins mittelalterliche Italien von Generation zu Generation weitergereicht? Oder ist es eine Neuformulierung, basierend auf der magischen Zahl 7? Sind es die gleichen Gedanken, die einem Lehrer durch den Kopf gehen, um seinen Schülern Rechenfertigkeiten beizubringen? Keiner weiß eine Antwort auf diese Fragen!
Seit dem 18. Jahrhundert ist ein englischer Kinderreim nachweisbar:
Zitat:As I was going to St. Ives I met a man with seven wives. Each wife had seven sacks, Each sack had seven cats, Each cat had seven kits; Kits, cats, sacks and wives – How many were going to St. Ives? |
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Auch hier haben wir die gleiche Struktur! Allerdings mit einem kleinen Schlenker, denn die Antwort auf die gestellte Frage lautet: Eins! Denn nur der Erzähler geht nach St. Yves, die anderen begegnen ihm, gehen also in die umgekehrte Richtung.
Dieser Kinderreim fand schließlich Eingang in die
Sesamstraße!