Hallo zusammen, ihr seid meine letzte Hoffnung die mir noch einfällt auf meiner Suche:
ich bin auf der Suche nach einem Ägyptologie Kenner mit einer Prise eigenständiger Offenheit soweit Interpretationsspielräume vorhanden sind, der mir helfen kann folgendes Rätsel zu lösen:
Ich beschäftige mich mit der Frage ob der eventuelle Wesir-Dynastievater des Anchu über 4 Generationen den Namen Samonth UND den Namen Khnumhotep getragen haben könnte.
Ich habe im englischen Wikipedia unter Resseneb, Sohn des Wesirs Anchu eine verkümmerte Beschreibung der Wepwauthotep Stele gefunden auf der die ganze Wesir Dynasty Familie dargestellt ist.
Im Internet habe ich dann über 803-028-251 Stele CG 20690 Cairo, Egyptian Museum, Lange/Schäfer, Grab- und Denksteine ii, S. 316-18 eine detaillierte Beschreibung der Stele gefunden aber ohne Bild (!) und ohne wesentliche eigene Hieroglyphenkenntnisse.
A) Meine Frage zu den 3 übereinanderliegenden "Hochzeitsphotos" auf der Stele ist folgende:
Gibt es schwerwiegende Gründe, die aus den Hyroglyphen der Steleninschrift resultieren, die dagegen sprechen, daß folgendes auf der Stele zu sehen ist?
1. Bild: Schwiegersohn Wepwauthotep (über ihn seine Eltern im Hintergrund) kniet vor dem Großwesir (Premierminister/Kanzler) Ägyptens und Großvater seiner geliebten Senebhenas namens Chnumhotep um um ihre Hand anzuhalten. Großmutter taHenut (auch der Name Anchus Mutter und Samonths Ehefrau) steht hinter ihrem Mann mit ihrer Hand auf seiner Schulter. Dahinter steht die zu vermählende Enkelin Senebhenas.
2. Bild: Sebhenas und Wepwauthotep stehen nebeneinander und werden vom Großwesir und Großvater Khnumhotep vermählt bzw. bekommen vom Herrscherpaar ihren Segen vor denen sie stehen.
3. Bild: spätere Wesire Resseneb und Iymeru, Söhne des Anchu, des bereits amtierenden Nachfolgers seines Vaters in Wesirtracht, erweisen kniend Ihrer Familie die Ehre und halten Blumen zur Gratulation/Freudenbekundung an ihre Schwester Sebhenas, die hinter ihren Eltern steht.
Ich weiß, daß Chnumhotep und taHenut wissenschaftlich bisher mit Wepwauthotep's Eltern identifziert werden. Das ließe aber die Frage offen, wer Mann und Frau über/hinter ihm sind. Da aber bekanntlich in dieser Zeit der ständig wechselnden Pharaonen der beständige Wesir die größte Macht Ägyptens hatte erscheint mir meine Deutung des 1. Bildes sehr viel plausibler. Dann handelt es sich um eine Wesirdynastiefamilienstele, die die Vermählung der Tochter verewigt. Ein Hochzeitsphotoalbum für die Tochter und den Schwiegersohn quasi vom Kanzler/Wesir Ägyptens, meist steckt ja dann doch die Gattin/Königinmutter hinter derartig einfühlsamen Aufmerksamkeiten.
B) Leider kann ich auch kein Photo von der Stele im Internet finden, falls mir da jemand weiterhelfen kann, wäre ich auch schon überaus dankbar!
Auch muß es Photos geben von 3 Statuen die Anchu im Karnak Temple errichtet haben soll: von Anchu selbst, von seinem Vater (Samonth? Khnumhotep?) und von seiner Mutter Henut(pu) Weiß jemand wie ich Photos von diesen Statuen finde?
Vielen herzlichen Dank für jeden hilfreichen Hinweis! Bin gespannt ...
PS: die Schreibweisen im englischen und deutschen Wikipedia sind verschieden, könnte sein daß ich das vermischt habe
das größte Rätsel scheint mir zunächst zu sein, warum Du ausgerechnet auf diese Stele gekommen ist, die in der ägyptologischen Literatur - neben anderen Belegen - herangezogen wird, um die Frage der Wesire in der 13. Dynastie zu diskutieren.
Zitat:
Gibt es schwerwiegende Gründe, die aus den Hyroglyphen der Steleninschrift resultieren, die dagegen sprechen, daß folgendes auf der Stele zu sehen ist?
Eine befremdliche Frage! Viel näherliegend scheint mir zu sein: Was sieht und liest man auf dieser Stele? Danach könnte man eventuell weitere Schlussfolgerungen ziehen. Was man sieht, haben Lange und Schäfer in Worten beschrieben; leider habe ich auch keine Abbildung finden können. Die Frage, was man lesen kann, möchte ich an die Hieroglyphen-Interessierten in diesem Forum weiterreichen. Dazu habe ich die entsprechenden Seiten aus H. O. Lange, H. Schäfer, Grab- und Denksteine des Mittleren Reiches im Museum von Kairo, Theil II: Text zu No. 20400 - 20780, Berlin, 1908, S. 316-318 angehängt.
Ich schlage vor, zunächst mit dem Abschnitt auf S. 316 zu beginnen, der mit den Worten eingeleitet wird: "Über ihm:"
Ein Opfer, das der König gibt (an/für)) Osiris, Herr des Heiligen Landes; er möge geben Opfer und Speisen für den Ka des unterägyptischen Sieglers (und) Vorsteher des Wirtschaftsbetriebs Upuaut-hotep, selig, gezeugt vom Hatia (und) Gottessiegler Chnum-hotep, selig
Hoffentlich findet Lutz ein Foto - er findet alles!
Gruß, Seschen
PS: Die "Flüchtigkeit" ist korrigiert; danke, Michael! PPS: Ja, auch in "Titel und Namen"!
dieser Teil der Inschrift hat ein paar Stolpersteine, über die Du gut hinweggekommen bist! Zu den Stolpersteinen später, vielleicht meldet sich noch jemand. Hier nur soviel:
bei diesem Teil der Inschrift handelt es sich um die sog. Opferformel, die auf Tausenden von Stelen und Grabwänden vom Alten Reich bis in die griechisch-römische Epoche belegt ist. Ein Gott wird gebeten oder mehrere Götter werden gebeten, dem Verstorbenen etwas zu gewähren. Eine Liste von über 250 verschiedenen Bitten sind belegt; hier geht es nur knapp um "Opfergaben und Speisen", sozusagen die Minimalausstattung für den Verstorbenen. Danach wird der Empfänger mit Titel und Namen genannt. Nach dem Namen folgt ein "gerechtfertigt", eine Anspielung auf das bestandene Totengericht. Es handelt sich also um einen Verstorbenen. Allerdings gibt es aus späterer Zeit auch Belege, in denen ein derart Charakterisierter doch noch unter den Lebenden weilte. Schließlich wird der Vater genannt.
Bis zu diesem Punkt gibt es absolut nichts Ungewöhnliches; es ist sozusagen der "Standard" für eine Stele dieser Art.
Zum einen den Titel xtm.w-bj.tj "Siegler des Königs von Unterägypten", geschrieben mit der unterägyptischen Krone S3 statt der Biene L2 als Zeichen für den unterägyptischen König. Das Wb verzeichnet diesen Titel nur als "...-bjtj" (Wb I, 435.8) ohne Übersetzung des ersten Teils. Das liegt daran, dass das Zeichen S19 (Zylindersiegel an Kette) zur Zeit der Wörterbucherstellung noch unter "unlesbar" einsortiert wurde: Wb V, 638.12. Zeitweilig als sDA.wtj gelesen, tendieren die Ägyptologen inzwischen zur Lesung xtm.
Die Frage ist aber: Warum wird hier statt der Bezeichnung für den unterägyptischen König das Zeichen für die unterägyptische Krone genommen?
Es handelt sich um das Phänomen der sog. "Zeichenverstümmelung", bei dem bestimmte Zeichen (Menschen, Tiere, vor allem Schlangen und Insekten) weggelassen, ersetzt oder verstümmelt werden (Lexikon der Ägyptologie, Bd. VI, Sp. 1359-1361, Stichwort: "Zeichenverstümmelung"). Beispiele sind aus dem Alten und Mittleren Reich bekannt. Dahinter steckt wohl die Auffassung, dass die dargestellten Zeichen eine u.U. gefährliche Wirkung entfalten könnten, die unschädlich gemacht werden muss. Die Erklärung für "Krone statt Biene" lautet, ein lebendes Wesen zu entfernen (nach: Pierre Lacau, Suppressions et modifications de signes dans les textes funéraires, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde, Bd. 51, S. 1-64 (1914), hier S. 57).
Zum anderen meinte ich die Schreibung des Namens Wp-wA.wt-Htp(.w) Wepwawethetep "Upuaut ist zufrieden (oder gnädig)". Hier steht das Zeichen N31 (Weg mit Büschen) nur einmal; übersetzt wird es jedoch als Plural. Wp-wA.wt "Öffner der Wege" ist ein Totengott, der zumeist tatsächlich mit drei N31 geschrieben wird. Aber es gibt eben auch die Variante mit nur einem N31 (Wb I, 304.16).
Ich schlage vor, nun die Textteile über den Frauen zu übersetzen: S. 316 mit der Überschrift "über ihr" und S. 317 oben "Die Zweite in gleicher Tracht mit herabhängenden Armen" sowie die Teile "über ihr" und "über ihm", die den Abschnitt (a) der Stele abschließen.
Für mich sieht es bisher so aus, dass die beiden Frauen jt-nfr(.w) und snb-Hna=s heißen. Die eine Inschrift sieht für mich bis jetzt nach einem "besonderen Nominalsatz" aus.
Könntest du mir mal sagen, wie du auf den Namen gekommen bist? Ich saß gestern da dran und hab da was vollkommen anderes raus, eben weil der Name da nicht zusammen im TLA steht. Hab da was mit Versteckten Text anzeigen...
"seine Mutter It-Neferu, die/diese gerechtfertigte Herrin" raus. Da ist ja auch kein Determinativ (vom Namen) dran.
tA Hnw.t wohl so ne Art Zusatz zum Namen ist. Er kann es zwar nicht erklären, aber ich denke, dass dies wohl die Mutter als Dame kennzeichnen soll, also als Herrin oder Besitzerin von Etwas. (WB III.107-9) Da das hier aber zum Namen als nähere Bezeichnung gehören wird könnte man es ja als Beiwort behandeln.
mAa.t-xrw bezieht sich dann wohl auf den Namen. Also: "seine Mutter Jt-Neferu, die Herrin, die wahr an Stimme ist".
Wenn man so will könnte es auch die "die gerechtfertigte/wahr an Stimme seiende Herrin" sein. Ändert vom Sinn ja nichts.
Ich weiß nicht ganz genau, was Du mit dem Hinweis auf den "besonderen Nominalsatz" meinst. M.E. sind es gar nicht ganze Sätze. Bei jr.t.n und ms.t.n handelt es sich um Relativformen (nach Gardiner, Egyptian Grammar: sDm(w).n-Relativform (der allerdings noch dazu tendierte, diese Formen als perfektische passive Partizipien zu betrachten (§ 361)); nach James P. Allen, Middle Egyptian: perfect relative; siehe: section 24.9: Some common uses of the relative form).
Der Name Jt-nfr.w tA Hnw.t ist ungewöhnlich lang. So gibt es auch nur den Namen Jt-nfr.w (PN I, 49.9). Es handelt sich wohl um einen Doppelnamen. Personen, die zwei Namen hatten, wurden so benannt: "A rn=f nfr B" = A, sein schöner Name ist B; oder: "A Dd.tw n=f B" = A, man sagte zu ihm B; oder ähnliche Formulierungen. Hermann Ranke, Die ägyptischen Personennamen, Bd. II, S. 8:
Zitat:
Aber noch Eins muß hier erwähnt werden. Bisweilen erscheinen auch, vor allem im Mittleren Reich, 2 Namen einfach nebeneinander gesetzt, als Bezeichnung ein und derselben Person. In solchen Fällen kann der eine den "schönen" oder "kleinen" neben dem Hauptnamen darstellen, aber sicher ist das nicht. (...) Ähnliche Fälle gibt es auch sonst, und ein wirkliches Verständnis dieser "Doppelnamen" ist noch nicht gelungen.
Dieser Frage hat sich vor einiger Zeit der französische Ägyptologe Pascal Vernus angenommen und darüber eine Monographie verfasst: Le surnom au Moyen Empire, Rome, 1986. Darin wird unser Name als Doppelname im Katalogteil als Nr. 78 geführt: Jt-nfr.w / &i-Hnw.t.
Zu dieser Lesung: Laut Wb V, 211 wird der Stößel U33 erst in der Spätzeit für tA eingesetzt; der Lautwert ist an sich tj (oder in manchen Fällen auch nur t). Vielleicht hat Ranke dies deshalb so angesetzt, um tA Hnw.t als "die Herrin" übersetzen zu können, hat es aber mit einem Fragezeichen versehen. Diesen zweiten Namen hat er unter &A-Hnw.t als eigenen Namen eingetragen (PN I, 365.19), auch mit der Schreibung U33.
Nsm.t-Htp.tj ist ein Satzname, und zwar vom Typ pseudoverbale Konstruktion. Die Endung .tj bezeichnet (u.a.) die 3. Person Singular feminin des Pseudopartizips (Gardiner, § 309). Den Satz kann man also übersetzen: "Die Neschmet-Barke ist gnädig" (so Ranke) oder "ist zufrieden". Die Neschmet-Barke (des Osiris) muss hier als vergöttlicht verstanden werden. Zu diesem Satztyp: Ranke, Bd. II, S. 61.
Ein anderer Name dieses Satztyps ist Nfr.t-jj.tj "die Schöne ist gekommen" (PN I, 201.12), auch bekannt als Nofretete.
tj als Nebenform von tw verstehen wollen, was ja selten für pw verwendet wurde. (Stand so im WB.) Hab dann aber gemerkt, dass das eher unwahrscheinlich ist.
Ich hab leider noch große Probleme mit den Namen, was mir immer wieder an den Übungen hier deutlich wird. Ich hoffe das ändert sich bald.