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   Hieroglyphen in Philae (7)
  Autor/in  Thema: Hieroglyphen in Philae
Sen-nefer  maennlich
Member



Hieroglyphen in Philae 
« Datum: 06.05.2002 um 10:36:58 »   

Hallo an die Hieroglyphenkenner!

Die letzten datierbaren Hieroglyphen wurden 394 n. Chr. an einem der Tempel in  Philae geschrieben.

Dazu habe ich einige Fragen:  

1) Ich habe zwar ein Foto, aber die Inschrift ist darauf fast nicht zu erkennen. Hat jemand ein Foto der Inschrift das ich auch im Internet veröffentlichen darf?

2) Gibt es eine Übersetzung dieser Inschrift?

3) Wo genau bzw. an welchen Tempel wurde diese Inschrift angebracht?

Für jede Info wäre ich sehr Dankbar .

Gruß

Sen-nefer
Hapi ()  
Gast

  
Re: Hieroglyphen in Philae 
« Antwort #1, Datum: 06.05.2002 um 12:45:01 »     

Hallo Sen-nefer

auf die Schnelle

Als geschriebene Kommunikationsmittel verloren die Hieroglyphen in den ersten Jahrhunderten n. Chr., nach dem Ende des ägyptischen Reiches durch Eroberungen, Hellenisierung und Ausbreitung des Christentums, endgültig ihre Bedeutung. Die letzte mit Sicherheit zu datierenden Hieroglyphen wurden 394 n. Chr. grob in die Wände des Isis-Tempels in Philae eingeritzt.
Quelle:  http://home.t-online.de/home/f.petermann/hierogly.htm


Grüsse Hapi()
> Antwort auf Beitrag vom: 06.05.2002 um 10:36:58  Gehe zu Beitrag
NebTauiAmunRe  maennlich
Member



Re: Hieroglyphen in Philae 
« Antwort #2, Datum: 08.06.2002 um 16:58:03 »   


Hallo!

Schau mal dort hin. Es handelt sich laut Beispiel um die zweikolumnige Inschrift aus dem Jahr 394 n. Chr.

http://www.memphis.edu/egypt/l0039.gif(http://www.memphis.edu/egypt/aswan.htm)

Bis dann

NebTauiAmunRe
> Antwort auf Beitrag vom: 06.05.2002 um 12:45:01  Gehe zu Beitrag
Heri-seschta  maennlich
Member



Re: Hieroglyphen in Philae hieroglyphen_letzte.jpg - 143 KB
« Antwort #3, Datum: 23.11.2005 um 08:18:13 »   

Hallo Sen.nefer, bin neu im Forum und bin beim Stöbern durch die Beiträge auf Deinen Artikel gestoßen.
Diese als letzte Hieroglyphenschrift geltende Aufzeichnung steht auf der Nordseite am Hadrianstor im Tempel von Philae.

Habe dazu im Internet mir folgendes ausgedruckt:
1. Obere Inschrift
"Dem Mandulis, Sohn des Horus, (widmetdies) Nesmeterachen für immer und ewig, der Sohn des Nesmeter, des zweiten Priesters der Isis. Der Gott Mandulis, der Herr des Abaton, hat gesprochen."
Datiert auf den 24.August 394 n. Chr.

Unterhalb ist noch eine zweite datierte Inschrift in demotischer Schrift.

"Ich (...) schuf dieses Werk an dem Bildnis des Mandulis, weil er mir gnädig ist. Heute, am Geburtstag des Osiris, an seinem Deduktionsfest, im Jahre 110."

Ich hoffe, damit geholfen zu haben

Gruss Heri-seschta


> Antwort auf Beitrag vom: 06.05.2002 um 10:36:58  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member



Re: Hieroglyphen in Philae 
« Antwort #4, Datum: 26.11.2005 um 15:37:33 »   

Liebe Ägyptenfreunde,

hier ein paar Details zur letzten bekannten hieroglyphischen Inschrift.

Die Photos zeigen eine ziemlich grob gearbeitete Inschrift, deren Zeichen sich nur schwer erkennen lassen. Ich habe daher die Umzeichnung aus F. Ll. Griffith, Catalogue of the Demotic Graffiti of the Dodecaschoenus, vol. II: Plates, Oxford, 1935, Tf. LXIX beigefügt. Nach diesem Katalog wird diese Inschrift auch als "Philae 436" bezeichnet.

Sie befindet sich an der nördlichen Wand des Korridors, der vom Hadrianstor zum Hof des Isistempels führt. Siehe die Skizze aus dem genannten Werk, vol. I: Text, S. 111 - der Pfeil wurde von mir hinzugefügt.

Viele Grüße,
Michael Tilgner


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> Antwort auf Beitrag vom: 23.11.2005 um 08:18:13  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member



Re: Hieroglyphen in Philae 
« Antwort #5, Datum: 26.11.2005 um 18:01:34 »   

...

Der hieroglyphische Text - in Standardhieroglyphen nach Griffith, a.a.O., S. 126 - ist folgendermaßen zu übersetzen:

Spalte 1

m-bAH Mi-w-r sA @r m-a=f As.t-mD-iaXm sA As.t-mD Hm-nTr 2 [nw] n As.t D.t nHH
"Vor Mandulis, Sohn des Horus, durch seine Hand, [= gemacht von] Esmet-Achom, Sohn der Esmet, der Zweite Priester der Isis, für immer und ewig"

Bei dem ersten Zeichen handelt es sich um Aa56 mit Lesung m, das in der Spätzeit oft verwendet wird.
Mi-w-r "Mrwl = Mandulis" - die Spätzeitlesung von E22 "Löwe" ist u.a. auch mi. Zum Gott Mandulis gibt es einen Eintrag im Lexikon der Ägyptologie, Bd. III, Sp. 1177-1179, wo es heißt: "Der menschengestaltige Gott, dessen nicht-ägyptische Ursprünge einer hieroglyphischen Wiedergabe erkennbar entgegenstehen (mrwl, mnrul, mrjl, mtul u.ä.) ..."
sA "Sohn" (Hannig, S. 651); dort ist auch die Schreibung mit dem Zeichen H8 "Ei" angegeben.
m-a "durch, durch die Hand, verursacht durch" (S. 312)
Zum Namen Esmet-Achom: Zeichen V20 mD, G11 mit Spätzeitlesung aXm
Hm-nTr sn.nw "Zweiter Priester" (S. 527)


Spalten 2-3

Dd mdw (i)n Mr-w-r nb Iw- | -wab nTr aA
"Worte zu sprechen durch Mandulis, den Herrn des Abaton, den großen Gott"

nb "Herr" (S. 401) - G5 wird als Abkürzung verwendet; siehe Digitalisiertes Zettelarchiv; G7 übliches Determinativ für nb
iw "Insel", geschrieben mit N102
Iw-wab "reine Insel", Lesung auch IA.t-wab.t "reine Stätte" (Wb. I, 26), Bezeichnung aus griechisch-römischer Zeit für "Abaton", "... 14 bzw. 16 oder noch mehr Kultstätten ..., in denen Teile des Osirisleibes bestattet liegen sollten" (Lexikon der Ägyptologie, Bd. I, Sp. 1-2).


Den demotischen Text, der in 15 Zeilen vorliegt, gebe ich nur in Übersetzung:

"Ich, Esmet-Achom, | der Scheiber des Hauses | der Schriften der Isis, Sohn | des Esmet-Panechetut, | der Zweite Priester der Isis, | seine Mutter (ist) Asetwe- | -ret. Ich habe gemacht / ausgeführt | die Arbeit an diesem Bild | des Mandulis | für die Ewigkeit, damit er | Gutes mache | für mich. Heute | am Tag der Geburt des Osiris, | sein Fest des Eintretens, | Jahr 110."

Die Datierung ist nur im demotischen Teil: Der "Tag der Geburt des Osiris" ist der erste Tag der Epagomenen (Siehe: Lexikon der Ägyptologie, Bd. I, Sp. 1231-1232). Interessant ist die Jahresangabe 110; sie bezieht sich auf den Regierungsantritt von Diokletian im Jahre 284. n. Chr.


Vor meinem geistigen Auge sehe ich, wie der alte Esmet-Achom an einem heißen Augusttag an die Tempelwand tritt und versucht, sich an die heiligen Gottesworte zu erinnern, die ihm sein alter Lehrer eingeprägt hatte. Ihm fallen nur noch einige Floskeln ein; auch die Zeichenformen fallen ihm schwer. Schließlich gibt er auf und schreibt in Demotisch weiter!

Eine Beobachtung zum Schluß. In der Inschrift heißt es: "Worte zu sprechen durch Mandulis ...", aber es folgen keine Worte mehr! Die alten Götter sind verstummt; sie sprechen nicht mehr zu den Menschen. - Man darf auch darüber rätseln, warum Esmet-Achom sich nicht auf einen ursprünglich ägyptischen Gott bezieht.

Viele Grüße,
Michael Tilgner


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> Antwort auf Beitrag vom: 26.11.2005 um 15:37:33  Gehe zu Beitrag
naunakhte  weiblich
Moderatorin



Re: Hieroglyphen in Philae IMG_0678.JPG - 229 KB
« Antwort #6, Datum: 17.12.2007 um 10:40:49 »   

nach langer Zeit war ich (nicht alleine) mal wieder in Philae und habe mir selbstverständlich auch die hier behandelte Inschrift angeschaut.

Aus zahlreichen Bildern, die deutlich Michaels Aussage:

Zitat:
eine ziemlich grob gearbeitete Inschrift, deren Zeichen sich nur schwer erkennen lassen
wiederspiegeln, habe ich zur Verdeutlichung eines von Iufaa ausgesucht.

Gruß
nauna


- Vollbild -
> Antwort auf Beitrag vom: 26.11.2005 um 15:37:33  Gehe zu Beitrag
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