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   Inschriften in der Entlastungskammer (5)
  Autor/in  Thema: Inschriften in der Entlastungskammer
Taharqa  maennlich
Member



Inschriften in der Entlastungskammer Entlastungskammer1.jpg - 211 KB
« Datum: 05.12.2004 um 01:12:27 »   

Hallo!
Ich hätte da ein kleines Auftragswerk für die Schriftgelehrten unter Euch. Was erzählen denn die Graffiti der Bautrupps? Bei mir reichts nur für die Kartusche.
Gruß T.


- Vollbild -
Gast_A.  maennlich
Member



Re: Inschriften in der Entlastungskammer Entlastungskammer.jpg - 140 KB
« Antwort #1, Datum: 06.12.2004 um 12:41:52 »   

Hallo Taharqa,


Nr. 1
Sollte nach deiner Schilderung ja kein Problem sein...


Nr. 2
(apr) sxm(.t)-HD(.t)
„(Die Arbeitsgruppe) „Mächtig ist die Weisse Krone (des Cheops?)“
Da das Zeichen, das ich hier als Segel wiedergegeben habe in allen Publikationen anders aussieht (vgl. zB. in G.A. Reisner, Mykerinos, Camridge 1931,Tf. XII Nr. 36, 40, 41, 43, 44, 48) habe ich meine Transkription nach A.M. Roth, Egyptian Phyles in the Old Kingdom, Chicago 1991, orientiert, die S. 126 Anm. 29 die Lesung mit dem Segel vorschlägt (entsprechend der Ableitung der Phylennamen aus der Schiffahrt).
Die genaue Lesungsreihenfolge ist nicht ganz eindeutig: Der Königsname ist – wie im AR konsequent befolgt – ehrfürchtig vorangestellt. Vermtlich ist auch die Bezeichnung der weissen Krone vorgezogen, da sonst das Adjektiv nachgestellt wäre, was für den prädikativen Gebrauch unüblich wäre, wo das Adjektiv dem Bezugswort bzw. der Bezugsphrase normalerweise voransteht.
Das letzte Zeichen (aprw) wird als „Gruppe/Gang“ bezeichnet. Eine Arbeitscrew bestand aus zwei solchen aprw’s und unterteilte sich weiter in verschiedene Phylen, die wiederum in einzelne Teams (Divisions) gruppiert waren (vgl. hierzu wieder A.M. Roth, op.cit.).


Nr. 3
(apr) smr.w-{xwfw}
„(Die Arbeitsgruppe) „Freunde des Cheops“
Die Lesung ist sicher. Zur Schreibung des Stößels (mr) bei den Belegen aus Gize vgl. H. Goedicke, Old Hieratic Palaeography,  Tf. 40a (U23).


Nr. 4
Inschrift wie Nr. 2 (allerdings stark beschädigt)


Nr. 5
Abd 2  Smw a (?)
„2. Monat der Schemu-Saison; Individuen (der Arbeitsgruppe) (?)... (?)
Typisch für die Baugraffiti ist die Angabe des Arbeits-Datums  und die Notierung der Anzahl der Beteiligten (also die Größe des Bautrupps). Die Personen werden mittels „a“ (der Arm) „Individuen“ aufgeführt. Danach folgt i.d.R. direkt die Zahlenangabe (meit um die 20 bis 40 Personen). Das folgende Zeichen könnte also eine völlig vermurkste Zahlenangabe sein. Ich halte es aber eher für ein Wachtelküken (w? Vielleicht eine Nominalendung oder Pluralangabe??). Dann dürfte sich vielleicht hinter den Strichen der linken Kolumne die Zahl verbergen. Da ich allerdings nicht erschließen kann, was hier Bruchkante, Schadstelle und Zeichenspur ist, bleibt die Lesung für mich voerst unklar.


Nr. 6
Cheops Y: rnpt 16; Abd 1 Ax.t 13+x
„Jahr 16, Monat 1 der Achet-Saison, [Tag] 13+x.
Auch hier wieder eine typische (wenn auch beschädigte) Datumsangabe.


Gruß A.
« Letzte Änderung: 06.12.2004 um 12:43:17 von Gast_A. »


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> Antwort auf Beitrag vom: 05.12.2004 um 01:12:27  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member



Re: Inschriften in der Entlastungskammer 
« Antwort #2, Datum: 07.12.2004 um 00:15:11 »   

Hallo, Taharqa, hallo, Gast_A.,

Supersache! Wirklich knifflig!

zu 2: Die Kartusche ist zu lesen Xnmw-xwj=f-wj "Chnum, er schützt mich" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1256)

zu 5: Zwar sehe ich auch Abd 2 Smw "Monat 2 der Schemu-Jahreszeit", würde dann fortsetzen mit sw a? "Tag ?"

Laut digitalisiertem Zettelarchiv wird Smw im Alten Reich meist ohne Determinativ geschrieben; die Datumsangabe setzt sich dann mit sw Tag fort. Edel, Altägyptische Grammatik, § 420 schlägt für diese Stelle arqw "schließender (Tag)" = letzter Tag im Monat vor, so daß es dann heißen würde: "Monat 2 der Schemu-Jahreszeit letzter Tag". "Ob das vorgesetzte N5 (Sonnenscheibe) in den obigen Beispielen zu lesen ist, erscheint sehr fraglich ..." Das meint Edel übrigens auch von N11 (Mondsichel) für "Monat".

In der hieroglyphischen Schreibung müßte stehen:



zu 6: Ich ziehe bei rnp.t "Jahr" das O50  (Tenne) dem N5 (Sonne) vor, da N5 als Determinativ für dieses Wort laut digitalisiertem Zettelarchiv nur einmal im AR, wenn überhaupt, belegt ist.



Viele Grüße,
Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 06.12.2004 um 12:41:52  Gehe zu Beitrag
Gast_A.  maennlich
Member



Re: Inschriften in der Entlastungskammer 
« Antwort #3, Datum: 07.12.2004 um 01:14:05 »   

Hallo Michael,

Danke für die Anmerkungen...  
bei rnp.t hast Du wohl Recht. Auch wenn die Lesung im Original mehrdeutig ist (O50 wird nicht immer eindeutig durch kleine Zusatz-Striche von N5 unterschieden), entspricht die Schreibung mit O50 eher ägyptologischer Transkriptions-Konvention. Das sollte korrigiert werden.

Allerdings halte ich Edels Darstellungen zu „arq(y); letzter Monatstag“ für wenig überzeugend, zumal er nur zwei Beispiele aus dem AR bringen kann, bei denen N5 vorangestellt ist und eines dieser Beispiele ist ausgerechnet unser Problemfall. Das andere Exempel ist ebenfalls unsicher (Urkunden I, 217, 13), da die entscheidende Stelle beschädigt und die Rekonstruktion zu N5 von K. Sethe nur mit Fragezeichen erfolgt. Edels ausführliche Schreibung kann ich hier (LD II, 1 f) auch beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Außerdem ergänzt Edel (§420) selbst zu diesem Monatstag: „Später wird arqw stets ohne vorangestelltes N5 geschrieben (...) und lautet auch S(aidisch) nur ALKE.“ Das „später“ bezieht sich eben auf die Belege NACH unseren beiden Pseudo-Belegen für N5-arqy. Da aber – wie oben geschildert - auch diese beiden Zeugnisse völlig unsicher sind, muss man sich fragen, was die Statistik dann als bessere Lesung empfiehlt...  

Was sagst Du zu der Rekonstruktion mit dem Segel? Das ist ja wie gesagt nur eine "Notlösung". Bei Reisner sehen die Zeichen weit eher nach G7 (Falke auf der Standarte o.ä.) aus?? Werd mal versuchen, die kompletten Tafel von dem Herrn die nächsten Tage zu scannen und hier reinzustellen. Bei R. Lorenz (http://www.benben.de/WHO_Index.html) und F. Dörnenburg (http://www.benben.de/WHO_Index.html) findet man weitere Umzeichnungen + Besprechung der Graffiti.

Gruß A.
> Antwort auf Beitrag vom: 07.12.2004 um 00:15:11  Gehe zu Beitrag
Gast_A.  maennlich
Member



Re: Inschriften in der Entlastungskammer 
« Antwort #4, Datum: 08.12.2004 um 14:01:17 »   

Hallo,

hier die Tafeln 11 und 12 aus Reisners Mykerinos-Monographie.
Die Graffiti auf Tf. 12 unten links gehören zu Cheops.

Gruß A.


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> Antwort auf Beitrag vom: 07.12.2004 um 01:14:05  Gehe zu Beitrag
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