nach dem sperrigen Text auf dem Palermostein nun etwas anderes. Das Pektoral Amenemhets III. (aus dem Ägyptischen Museum, Kairo, JE 30875) ist ein berühmtes Stück altägyptischer Juwelierkunst und wird oft dargestellt und besprochen. Es ist auch ein gutes Beispiel für die berühmt-berüchtigte "Einheit von Bild und Text". In die Darstellung des "Erschlagens der Feinde" sind etliche Inschriftteile eingebettet. Einige sind leicht zu erkennen; andere mögen vielleicht Schwierigkeiten bereiten.
Ich bitte Euch, die Textteile zu identifizieren, möglichst hieroglyphisch anzugeben, zu transkribieren und zu übersetzen.
Diese Übung richtet sich diesmal an diejenigen, die erste Schritte in die Hieroglyphenschrift gemacht haben. Die Erfahreneren mögen sich ein wenig zurückhalten.
Mein erster Einfall war: "Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles!" (Goethe).
Zum Pektoral: Die äußere Umrandung würde ich als symbolische Umfassungsmauer deuten, wegen der Ähnlichkeit mit den Determinativen 037, 021 oder mehr noch mit (extended library) O122 - O128. Bzw. es könnte ein Kapellenuntersatz sein, soA (Hannig1, S. 770, Abb.)
Beginnend oben: Die Göttin Nechbet Nxb.t breitet schützend ihre Flügel über die Königskartusche aus, genannt werden zwei Attribute.
nb(.t) pt Hnw.t tA.wj Herrin des Himmels, Gebieterin der Beiden Länder
die Kartusche:
Nj-mAa.t-Ra (mit Zeichenumstellung: Gottesname wurde vorangestellt) "Der zur Maat Gehörige, ein Re" (nach Schneider) = Amenemhet III.
Da (noch) keine Reaktion eingegangen ist, mache ich mal weiter, mit der Mitte:
nfr nTr nb tA.wj H(wj) XAs.wt nb.(w)t Der gute Gott, Herr der Beiden Länder, der alle Fremdländer besiegt.
zu V 28 ("Docht") Ich habe mehrere Möglichkeiten gefunden, für die das Zeichen eine Abkürzung sein könnte: Hannig 1, S. 514 Hwj = schlagen Hannig 3, S. 188 Hwj = besiegen Hannig 1, S. 575 HDj = zerstören Hannig 1, S. 541 Hno = * vernichten
sehr gut beobachtet: das H kann man nämlich leicht übersehen!
Ich folge Deinem Vorschlag, es als Abkürzung für Hwj "(1) schlagen ... (13) besiegen ..." (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 514) zu sehen, da diese Floskel durchaus häufiger vorkommt. Von der Form her ist es wohl ein aktives imperfektisches Partizip. Bei Verben 3ae inf. müßte es "geminieren", also den mittleren Konsonanten verdoppeln (Gardiner, Egyptian Grammar, § 357), während der schwache Konsonant j wegfällt, wie z.B.
prr "der / das herauskommt" von prj "herauskommen"
Aber wie Gardiner, § 281 bemerkt: "The doubly weak verb for 'strike' appears to have existed in two forms, namely Hii and Hwi; no geminating forms are found ..."
Also müßte man lesen: Hw xAs.wt nb.(w)t "der alle Fremdländer schlägt / besiegt". - Beachte bitte, daß xAs.t "Fremdland" (Hannig, S. 584) mit x und nicht mit X transkribiert wird.
sor (Hannig1, S. 771(6)) = schlagen, erschlagen (Feind, bes. mit Keule) sTtj.w (Hannig1, S. 783) = [pl, veralt. und lit.] die Asiaten (stj.w) mnT.w (mntj.w) (Hannig1 S. 343) = [altertümelnd] Beduinenstämme (im Nordosten Ägyptens) Beide Substantive scheint es nur in der Pluralform zu geben und beide Begriffe werden auch mit "Beduinen" übersetzt (Anhang)
Umschrift: sor sTty(.w) mnt(j.w)
frei übersetzt: Erschlagen eines der Asiaten, ein Mentiu
gut erkannt! Ich würde nur meinen, daß es sich in der Zeichenfolge
sqr sT.tjw "Erschlagen der Asiaten"
beim letzten Zeichen um G4 "Adlerbussard" mit Lesung tjw handeln muß. Dieses Zeichen ist leicht mit G1 "Schmutzgeier" zu verwechseln.
G1 - G4
Die Wortbildung: sT.t "Asien"; daraus wird als Nisbe-Bildung Plural sT.tjw. Gardiner, Egyptian Grammar, § 79 bemerkt dazu: "The -y of the m. sing. is often, but by no means always, written out, and as regards the m. plur. the latent presence of that semi-vowel is betrayed by the use of the sound-sign G4 tiw (tyw) in derivatives from f. nouns ... or from m. words ending in t ..."
Zur Gesamtübersetzung ist anzumerken, daß die Frage, ob sqr sT.tjw und mnT.w zusammenzufassen sind oder nicht, nicht leicht zu beantworten ist. Wenn ja, dann ist zu übersetzen: "Erschlagen der Asiaten (und) der Beduinen [im Nordosten Ägyptens]". Denkbar wäre auch: "Erschlagen der Asiaten, (nämlich) der Beduinen [im Nordosten Ägyptens]"; ähnlich wie Du das in Deinem Vorschlag ausgedrückt hast. Das würde gut zur Darstellung passen, in der der Pharao jemanden erschlagen will, der als mnT.w bezeichnet ist, während die ganze Aktion mit sqr sT.tjw sozusagen "überschrieben" ist.
um diese Diskussion abzuschließen, sei noch auf die Zeichen anx und Dd hingewiesen, die von der Kralle der Nxb.t zum König weisen. Sie sind eine visualisierte Form der oft geschriebenen Aussage: dj.n=j n=k anx Dd wAs ... "ich gebe Dir Leben, Dauer (und) Glück ..." Ich bitte, mich nicht falsch zu verstehen: Diese Darstellung ist nicht so zu lesen, sondern nur so zu interpretieren.
Was dieses Pektoral ausdrücken will, ist also in Text und Bild ziemlich eindeutig! Allerdings haben es wohl nur wenige Personen zur Zeit des Pharaos gesehen. Ich stelle mir vor, daß sich vor allem der König selbst mit dieser Aussage identifiziert hat. Vielleicht versprach er sich auch eine magische Wirkung dieses Objektes.
Manche heutigen Kunstbetrachter meinen, daß durch die Schriftanteile das Pektoral etwas "überladen" sei. Man hätte auch mit weniger Schriftzeichen die gleiche Aussage erzielen können ... aber dann hätte es sich als Übungsstück weniger geeignet!