Bei dem Gott handelt es sich, wie schon festgestellt wurde, um Chontamenti. Die hier und von Arbabat gegebene Schreibung ist meiner Meinung nach aber nicht zutreffend. Wenn man das Photo näher betrachtet, stellt man fest, daß das Westzeichen R14 und der Falke G5 sehr dicht beieinander stehen. Ich denke daher, es handelt sich um eine Variante des Zeichens R13 mit nur angedeuteter Standarte; Lesung jmnt. Dahinter folgt nicht G1 Schmutzgeier mit Lesung A, sondern G4 *Adlerbussard mit Lesung tjw. Kommentar von Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1049 zu G4: "oft nicht zu unterscheiden von G1". Am Schluß steht dann das Determinativ A44 sitzender König mit Krone von Oberägypten und Geißel. Das Ganze heißt also #ntj-jmntjw Chontamenti, wörtlich: "der Erste der Westlichen".
Zeile 3
Zum Determinativ hinter den Namen des Steleninhabers Wsxw: Es handelt sich vermutlich um W10 Becher, das auch die Lesung wsx hat. Die Form erklärt sich aus der hieratischen Schreibweise, vgl. den Ausschnitt aus Möller, Hieratische Paläographie, Bd. I, S. 46 (no. 492), den ich beigefügt habe. Dies ist zumindest die Meinung von Ranke, Personennamen, Bd. I, S. 87, der den Namen dort unter der Nr. 8 verzeichnet: "Das wie ein Schiff gezeichnete Determinativ (vgl. wsx.t Lastschiff) ist wohl aus der hieratischen Form des W10-Zeichens mißverstanden."
Klingt überzeugend, dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen Das hieratische Zeichen passt hervorragend, datiert die Stele doch in die frühe 12. Dynastie und das Zeichen in der Tabelle aus der 11./12. sieht dem auf der Stele doch verblüffend ähnlich.
Danke, Michael
Nachtrag: Habe eben auch noch einmal den Ranke gewälzt, auf der Suche nach dem noch ungeklärten Zeichen hinter dem Namen der Senet. Ranke gibt verschiedene Schreibweisen des Namens an, eine davon mit dem Zeichen
Das mit den beiden Schnippeln an der rechten Seite könnte schon passen, allerdings wäre das Zeichen dann seitenverkehrt. Als Lesung hat es sn, das passt also. Was meint ihr?
@ Arbabat hm, das hört sich zumindest vielversprechend an und passt ja auch in den Namen rein. Also, ich würde es als das gesuchte Zeichen werten
@ Michael Tilgner Dass das
ein wenig schräg an den Horusfalken angelehnt war, fiel mir auch auf, aber ich dachte mir da jetzt nicht viel dabei, hatte gedachte, der handwerker wäre vielleicht ein wenig abgerutscht oder hätte es so hingequetscht. naja, jetzte bin ich schlauer.
Kruemelchen Gast
Re: Hieroglyphenkurs - Lektion 6
« Antwort #19, Datum: 01.11.2006 um 12:31:34 »
müßte das vor dem Namen in der 3. Zeile nicht jmj-rA axnwtj sein? Bei Hannig alsSeneschal, (Hof)kanzler, Protokollmeister, Stabschef übersetzt. Grüße Krümelchen
ja, über diese Begriff bin ich auch gestoplert, zumindest, was die Übersetzung anbelangt. Dachte, weil es da so eine Art Kalb oder so ohne Kopf darstellt, es könnte irgendetwa smit Schlachten oder so zu tun haben.
Caliburn, die Hieroglyphenschrift ist eben keine, wie Jahrhunderte lang angenommen, reine Bilderschrift, sondern größtenteils eine phonetische Schrift. Die bildliche Übereinstimmung gilt nur für die Ideogramme und Determinative. Ideogramme (oder Logogramme) sind meist mit einem kleinen, senkrechten Strich
(Z1) gekennzeichnet. Determinative stehen i.d.R. an letzter Stelle im Wort.
Zitat:
Dachte, weil es da so eine Art Kalb oder so ohne Kopf darstellt, es könnte irgendetwas mit Schlachten oder so zu tun haben.
Die Wörter Schlachtbank, schlachten, Schlachter, Schlachterei, Schlachthaus, Schlachthof weisen allesamt KEIN
(Ziegenfell) als Logogramm auf , F26 ist phonetisch Xn und Logogramm für "Tierfell" Xn.t.
Krümelchen, zum Titel: Ich habe auch so (ähnlich) übersetzt:
(Quelle: TLA)
jm.j-rA aXn.wtj = Kabinettvorsteher
Grüße Seschen
PS: "Vorsteher" wird von Hannig mit jmj-rA transkribiert, im TLA mit jm.j-ra