Laut WB III, 70 heißt der Gott Apis auf Sahidisch hape. Das a der ersten Silbe müsste doch auf urkoptisches kurzes *e zurückgehen, folglich muss es in einer geschlossenen Silbe gestanden haben. Das aber widerspricht doch der Tatsache, dass das Koptische noch einen Nachtonsilbenvokal hat, oder?
Nachtrag: Ist die Lösung des Problems vielleicht eine Lesung Hjpj, vokalisiert *Héjpij o.Ä.?
Kemeti
wolfgang Schenkel Gast
Re: Ein Gott und seine Vokalisation
« Antwort #2, Datum: 10.06.2007 um 11:35:37 »
Die zweite Lösung ist im Prinzip richtig. Die Wurzel ist dreiradikalig, also Hjp. Zu rekonstruieren ist der Name Apis als *Hejp_w, genauer *Hujpiw (so Osing) oder *Hujpuw (so Schenkel), jeweils mit Akzent auf der ersten Silbe.
Literatur: Jürgen Osing, Die Nominalbildung des Ägyptischen, S. 176; Wolfgang Schenkel, Zur Rekonstruktion der deverbalen Nominalbildung des Ägyptischen, S. 171.
Ich hätte zuvor einen Blick in Ihr Buch "Zur Rekonstruktion der deverbalen Nominalbildung des Ägyptischen" werfen sollen, das sich inzwischen in meinem Bücherschrank befindet. Ich frage mich nur, weshalb die Bearbeiter des großen Wörterbuchs die Vokalisation so ignoriert haben.
Schöne Grüße Kemeti
Wolfgang Schenkel Gast
Re: Ein Gott und seine Vokalisation
« Antwort #4, Datum: 10.06.2007 um 19:53:17 »
Man sollte sich eher darüber wundern, dass die neueren Wörterbücher keine genaue Information liefern. Erman, Grapow und Sethe(!), der ja bei der Endredaktion des Berliner Wörterbuchs tatkräftig mitgewirkt hat, waren schon sehr gut für Ihre Zeit. Sie hatten sehr viel Wissen im Kopf, nur eben weit weniger gedruckte Hilfsmittel zur Verfügung, als wir heute haben.
Ja, besonders wundere ich mich da bei Werken wie den Hannig-Lexica, die sich, wie mir scheint, übermäßig stark an Gardiner anlehnen (z.B. in der Transkription von
als njw.t), aber auch bei dem "Egyptian Etymological Dictionary" von Gábor Takács, das zwar eine riesige Materialmenge verarbeitet, aber durch solche Ungenauigkeiten falsche Vorraussetzungen für die Wortvergleichung herstellt bzw. diese verstärkt. Über die Ungenauigkeit im "Berliner" Wörterbuch habe ich mich deshalb gewundert, weil in der veröffentlichten Version der Schlüssel zu einer genaueren Lesung, nämlich die koptischen Formen, nur wenige Zeilen von den ungenauen Lesungen entfernt liegen und fundamentale Gesetze damals schon bekannt waren. Wie dem auch sei, die Ungenauigkeit in den neuen Wörterbüchern ist natürlich noch viel erstaunlicher.