derzeit läuft in dem Thread Mutemwija eine Diskussion über die Herkunft dieser Königin und andere Fragen. An dieser Stelle geht es nur um eine ihrer urkundlichen Erwähnungen, nämlich um die einzigartige Statue London, British Museum EA 43. Die weibliche Figur, wahrscheinlich Mutemwia als Mut, sitzt in einem Boot. Genau das ist aber die Übersetzung des Namens Mwt-m-wjA "Mut in der Barke"!
Diese Barke trägt Inschriften, die in H. R. Hall, Hieroglyphic Texts from Egyptian Stelae, &c., in the British Museum, Part VII, London, 1925, Tafel 6 zusammengestellt wurden.
Ich bitte um Vorschläge zur Übersetzung! Bitte nutzt die Möglichket, Eure Vorschläge als verdeckten Text zu posten.
danke, daß Du mitmachst! Einiges sehe ich genauso, an anderen Stellen meine ich anders übersetzen zu müssen. Es handelt sich teils um gebräuchliche, teils aber auch um seltenere Beiworte.
Beim ersten Wort handelt es sich um
jr.t-pa.t "Regentin, Iretpat" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 84)
die männliche Form ist jrj-pa.t "Prinzregent, Regent, Kronprinz, Iripat"; dieser sog. Hofrangtitel leitet sich von jrj (ein sog. Nisbe-Adjektiv zur Präposition r) "zugehörig zu" (Hannig, S. 83) und dem Wort pa.t "Adelsgeschlecht, Oberschicht (Ägyptens)" (Hannig, S. 274) ab; das Ganze heißt also "zum Adelsgeschlecht gehörig".
Zu diesem Titel gibt es einen Eintrag im "Lexikon der Ägyptologie", Bd. III, Sp. 177-180, Stichwort: "Iripat". Es heißt darin:
Zitat:
Seine prominente Stellung innerhalb derselben (jrj-) legitimiert ihn [den Iripat] zur Regentschaft, zur Stellvertretung des Königs im Verhinderungsfall. Trotz späterer Entwertung des Titels gelten regierende Königinnen oder Erbköniginnen als weibliche Iripat (Iritpat, jr.t-pa.t), als Töchter des Geb und Thot.
Im folgenden hast Du das dreimal geschriebene Zeichen W14 Hs mit W17 xn.t verwechselt.
wr.t Hsw.t "groß (feminin) an Gunst = in großer Gunst" (Hannig, S. 558). Das Wort Hsw.t leitet sich von Hsj "loben, preisen ..." ab.
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Ergänzung 21.06.2008: Siehe Wb. III, 157-158
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Das folgende ist der bekannte Titel Hm.t-nsw wr.t mry.t=f "die Große Gemahlin des Königs, von ihm geliebt = seine geliebte Große Königsgemahlin"; also genauso wie Du es geschrieben hast.
Beim folgenden hat eine - ehrfurchtsvolle - Umstellung des Gotteszeichens stattgefunden, so daß zu lesen ist mw.t-nTr "Gottesmutter".
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Ergänzung 21.06.2008
Im "Lexikon der Ägyptologie", Bd. II, Sp. 816-817 heißt es im Stichwort "Gottesmutter":
Zitat:
Beiname verschiedener Göttinnen, der ihre Eigenschaft als Muttergöttin charakterisiert ... Zu vergleichen sind die sinnverwandten Beinamen "die den Gott gebiert" (msj[t] nTr] für Isis und "die die Götter gebiert" (msj[t] nTrw) z.B. für Nut und Ipet.
Die in unserer Inschrift gemeinte Bedeutung "Mutter eines Pharaos" wird in diesem Artikel nicht erwähnt.
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Danach geht es genauso weiter, wie Du es transkribiert hast: ms.t nsw "die den König geboren hat". Es handelt es sich um ein sog. perfektisches aktives Partizip von msj "gebären"; als Partizip fehlt ihm der dritte Konsonant j. Da es sich auf ein feminines Wort bezieht (mw.t), bekommt es auch diese Endung: ms.t
Hsy.t n.t nTr nfr "die Gelobte des guten Gottes"
Hsy.t "die Gelobte, die Geschätzte" (Hannig, S. 558) Beim Zeichen, das Du mit ? bezeichnet hast, handelt es sich um ein n, hier einmal nur als länglicher Strich geschrieben statt als Wasserlinie. Es dient hier zur Bezeichnung des indirekten Genitivs. Da es sich auf die "Gelobte" (Hsy.t) bezieht, hat es ebenfalls die feminine Endung .t.
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Ergänzung 21.06.2008: Wb. III, 156 für die männliche Form diesers Beinamens.
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Das folgende ist vielleicht nicht ganz einfach:
Dd.t jx.t nb.t jr.tw n=s "alles Gesagte: man macht (es) für sie"
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Ergänzung 21.06.2008
Im TLA gibt es dazu ein eigenes Stichwort: Dd.t-jx.t-nb.t-nfr.t-jr.tw-n=s "der alle guten Dinge, die sie sagt, getan werden (Königin)" mit Belegen aus dem Alten Reich.
Htp=s s.t=s jm.t wjA=s sAb.w m kA.t (n.t) D.t mw.t-nsw.t Mw.t(-m-wiA ...) Sie ruht (auf) ihrem Sitz der in ihrer Barke ist, bunt bemalt (?) (in) ewig währender Arbeit* (Hannig S. 991), die Gottesmutter Mut(emwia)
*oder: ... m kA.t (n.t) D.t - durch Arbeit (für) die Ewigkeit
Htp=s -> die zufrieden ist s.t=s -> (auf) ihrem Thron (oder Sitz) jm.j=s -> (auf) ihrer Barke sAb.wi -> verweile m D.t -> ewiglich n nsw Mw.t -> als Königsmutter Mut
Beispiele: jm.j-wjA=f (der in seiner Barke ist) D.t ewig, ewiglich Wb 5, 508.14-510.1; GEG § 205.6
jr.t-pa.t wr.t Hsw.t jAm.t-jb bnr.t-mr.t mH xA m stj (n) jAd(.t) = s Die Regentin, groß an Gunst, die Freundliche (Hannig S. 70) ("freundlichen Herzens"), die Beliebte (Hannig S. 255) ("süß an Liebe"), die die Halle mit ihrem Duft des Wohlgeruchs (Hannig S. 116) füllt,
Hm.t nsw.t wr.t mr(y).t = f Dd.t jH.t nb.t jr.tw n = s die Große Königliche Gemahlin, geliebt von ihm, man macht alles Gesagte für sie,
Hnw.t Sma.w mH.w die Gebieterin (des) Südens (=Oberägypten) (und) des Nordens (=Unterägypten),
Die Regentin, groß an Gunst, von Herzen freundlich (und) beliebt, die Halle ist voll des Wohlgeruchs, ihrem "Tau des Himmels", die große königliche Gemahlin, von ihm geliebt, alles Gesagte, man macht (es) für sie, die Gottesmutter Mut
jr.t-pa.t -> (Rainer Hannig, Ägyptisches Wörterbuch I, Altes Reich und Erste Zwischenzeit, Seite 177 (rpatt)) die Regentin
wr.t-Hsw.t -> (Seite 356) mit großer Wertschätzung | (Seite 883) Hswt Lob, Gunst, Gunstbeweis, Belohnung (wr.t-Hsw.t groß an Gunst)
jmA-jb -> von Herzen freundlich (jmAt Seite 136 Beliebtheit | jb Seite 62 Herz | Adolf Erman jmA-jb "freundlichen Herzens")
bnr.t (nDm.t)-mrw.t -> (nDm Seite 688 angenehm (im Geruch; Stimme, Rede, Gesang, Leben, Weg, Alter) | Seite 544 bnr mrwt beliebt; angebetet, vergöttert; (auch) begehrt (weil erotisch)) beliebt auch: (Rainer Hannig, Ägyptisches Wörterbuch I, Altes Reich und Erste Zwischenzeit, Seite 422 bnrt mrwt = beliebt (Frau, Göttin) 'süße Anmut')
mH.t xA m sTy jAd=s -> die Halle ist voll des Wohlgeruchs, Ihrem "Tau des Himmels"
zunächst mal vielen Dank für Eure Beiträge - und Eure Geduld, da ich jetzt erst dazu komme, darauf einzugehen.
Zu meinem Beitrag über die erste Hälfte der linksseitigen Inschrift habe ich noch einige Ergänzungen hinzugefügt.
Zur Inschrift links - rechter Teil
Htp=s s.t=s im(.t) wjA=s "sie nimmt ihren Sitz ein, der in ihrer Barke ist"
Htp hat viele Bedeutungen; aus dem Kontext und in Verbindungen mit s.t "Platz" ist die Bedeutung "Sitz einnehmen" oder auch "ruhen auf dem Sitz" auszuwählen. (Wb. III, 190-191) jmj "darin (befindlich) sein", hier als Partizip "der befindlich ist"; da es sich auf ein feminines Substantiv bezieht (s.t "Platz"), muß es auch die feminine Endung tragen. Daß diese hier fehlt, darf nicht irritieren. In dieser Zeit wird das auslautende t zumeist nicht mehr gesprochen und wird in den Texten oft weggelassen.
sAb.w m kA.t D.t "bunt / farbig als Werk für die Ewigkeit"
Das Wort sAb ist tatsächlich nicht einfach zu übersetzen bzw. zu interpretieren. Wb. IV, 17 und Hannig bieten "bunt, scheckig" an. Genaugenommen müßte es ein Verb sein, das hier in der Form Pseudopartizip steht, Endung für die 3. Person maskulin Singular .w, da es sich auf das maskuline Substantiv wjA "Barke" bezieht. Also wörtlich: "indem sie [die Barke] bunt ist als Werk für die Ewigkeit".
@thosch40 Das Zeichen A9 "Mann trägt Gefäß auf dem Kopf" für kA.t hast Du in der Transkription unterschlagen. - Unter D.t steht noch das Landzeichen N17; der Strich ist diesmal keine Wellenlinie n. Ich gebe zu, das ist etwas verwirrend, aber mit einiger Übung lernt man, diese Zweideutigkeiten auseinanderzuhalten!
mw.t-nsw Mw.t-(m-wjA) "Königsmutter Mutemwia"
@Seschen Du hast diese Zeichenfolge zwar richtig transkribiert, aber als "Gottesmutter" übersetzt. Tatsächlich legt ja diese Schreibung nahe, daß das anfangs verwendete mw.t-nTr als mw.t-nsw zu verstehen ist!
@thosch40 Beachte, daß auch hier wieder eine ehrenvolle Umstellung der Zeichen erfolgt ist.
sehr schön gemacht mit der Übernahme der Abbildungen!
Eine Ergänzung zum Namen Amenhotep (griechische Form: Amenophis):
Imn-htp(.w) "Amun ist gnädig / zufrieden"
Dieser Name ist als sog. pseudoverbale Konstruktion aufzufassen: Substantiv + Pseudopartizip. Gardiner, Egyptian Grammar, § 320: "Whenever a seemingly adjectival predicate follows its subject, it is not the adjective itself, but the old perfective of the adjective-verb. This is proved by examples ... where the endings are written out in full." Allerdings: Die volle Schreibung der Endung 3. Person maskulin Singular .w "is rather less common" (§ 309).
Das gilt übrigens für alle Namen dieser Form: Gott + Htp(.w) wie Montuhotep, Ptahhotep usw.
Zum Namen Amenhotep: Ranke, Personennamen, Bd. I, S. 30, Nr. 12 (Abk. PN I, 30.12).
Zur Bildung dieses Namens: Ranke, Personennamen II, S. 60-64
In dieser Inschrift wiederholt sich ein Teil dessen, was schon diskutiert wurde. Aber es gibt auch einige neue Elemente; nur auf diese soll im folgenden eingegangen werden.
wr.t Hsw.t jAm.t-jb bnr.t-mrw.t "groß an Gunst, angenehm an Herz, süß an Liebe"
Diese Beinamen folgen alle dem gleichen Schema: Adjektiv + Substantiv. "Nouns may further be employed to qualify adjectives or adjective verbs ...; a very common use." (Gardiner, Egyptian Grammar, § 88, 2). Daß es sich nicht um einen adjektivischen Satz handelt, sieht man am zweiten Beinamen jAm.t-jb; da jb ein maskulines Substantiv ist, müßte "das Herz ist angenehm" auf ägyptisch jAm jb heißen. Das jAm.t bezieht sich - wie wr.t und bnr.t - auf das feminine jr.t-pa.t und wird durch die jeweils folgenden Substantive weiter qualifiziert. Da es sich um stehende Wendungen handelt, werden sie in der Übersetzung etwas freier wiedergegeben: jmA-jb "beliebt sein" (Hannig, S. 70) bnr.t mrw.t "beliebt, 'süße Anmut'" (Hannig, S. 255)
mH.t xA m stj (sTj) jAd(.t)=s "die die Halle mit dem Duft ihres Wohlgeruches füllt"
mH.t ist Partizip von mH "füllen" und trägt die feminine Endung wie das Bezugswort jr.t-pa.t. Das fehlende .t bei jd.t (jAd.t) sollte ergänzt werden.
@thosch40 mH.t xA "die Halle ist voll" geht nicht, da das .t nicht erklärt wird stj jAd(.t)=s "Duft ihres Wohlgeruches"; direkter Genitiv
Danach kommen die Formulierungen wie auf der vorhergehenden Inschrift: "seine geliebte Große Königsgemahlin, der alle Dinge, die sie sagt, getan werden".
@thosch40 Die folgende Passage hast Du in der Transkription und Übersetzung weggelassen:
Hnw.t ^maw MHw "die Herrin von Ober- und Unterägypten"
Hallo Michael, vielen Dank für Deine Moderation. Es hat Spass gemacht!
Ich habe ziemlich lange an der Passage wr.t Hsw.t jAm.t-jb bnr.t-mrw.t herumgebastelt, weil ich "bnr" erst überhaupt nicht als solches entziffert habe. Erst als in meinen Hannig Lexikon unter "H.t" nichts brauchbares zu finden gewesen war und ich daraufhin mal bei Seschen "gelinst" habe, kam ich wenigstens annähernd auf den richtigen Weg.
(Ist für mich auch eine ziemlich seltsame Schreibweise, wenn man das Zeichen in Reinschrift sieht. Deshalb dachte ich auch Zeitweise an nDm.t)