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   maat-ka-ra vor Hathor in Deir el-Bahari (239-240) (38)
  Autor/in  Thema: maat-ka-ra vor Hathor in Deir el-Bahari (239-240)
Michael Tilgner  maennlich
Member



Re: maat-ka-ra vor Hathor in Deir el-Bahari 
« Antwort #30, Datum: 01.02.2009 um 23:14:39 »   

Liebe Freunde,

hier meine Ergänzungen:

Urk. IV, 239, 15

qmA.n(=j) nfr.w=T
"ich habe deine Schönheit geschaffen"

qmA "(er)schaffen" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 856) - mit A, nicht a - sDm.n=f-Form, da sonst das n überzählig wäre

Urk. IV, 239, 16-17

jj.n(=j) | wn(=j) m sA=T
"ich bin gekommen, (damit) ich dein Schutz sei"

Hier gilt das, was ich bereits zu Urk. IV, 238, 9-10 ausgeführt habe: Dem sDm.n=f folgt ein prospektives sDm=f (= Subjunktiv), um einen Finalsatz auszudrucken. Als Besonderheit tritt hier das wn mit nur einem n auf. Gardiner, Egyptian Grammar geht speziell auf diese Stelle ein:

Zitat:
The future is frequently expressed by means of wnn=f ... The other sDm=f form of wnn, namely wn=f, is probably never used in simple affirmative statements with adverbial predicate; it is, however, common in a number of usages. So, for example, in order to express purpose.
Ex. ii.n(=i) wn(=i) m sA=T I have come that I may be thy protection. (§ 118 "Tense and mood in the sentence with adverbial predicate")

Des weiteren geht er noch einmal im $ 454 "The perfective sDm=f in adverb clauses" darauf ein, unter 3 "Virtual clauses of purpose". Hier ist Gardiner allerdings zu korrigieren, denn man unterscheidet noch eine dritte Form des sDm=f, nämlich die prospektive, von einigen auch als Subjunktiv bezeichnet. Ziehen wir in dieser Frage eine neuere Grammatik hinzu: James P. Allen, Middle Egyptian, § 19.13 "The subjunctive of wnn":

Zitat:
The 2ae-gem. verb wnn "exist" is a verb in its own right, and like other verbs it can be used in the subjunctive (ungeminated wn) ... Usually the important part of the clause is not the verb itself but the adverb or prepositional phrase that accompanies it. In such cases, the subjunctive of wnn allows an adverbial predicate to function like a subjunctive. When the verb wnn is used in this way it normally corresponds to a form of the Englsh be rather than exist ... for example, ... jj.n(=j) wn.j m zA=k "I have come that I might be your protection" (purpose ...)

Urk. IV, 240, 1

DAj=j rA=T m jrT.t=j
"(damit) dein Mund von meiner Milch *naschen möge"

DAj "Verzehren (Speise) DAj rA genießen (Speise), *naschen" (Hannig, S. 992) - Zur Form DAy = DAj=j:

Zitat:
§ 281 Tertiae infirmae verbs, abbreviated 3ae inf. These are verbs in which the third and last radical consonat is a weak i or w ... The weak final radical is but rarely written out, in the case of i mainly when it is followed by the inflexional ending i or w, in which case the two combine as y, ex. pry for pri=i 'I go forth'. (For sake of convenience this form is transliterated pry=i.)

rA "Mund" (Hannig, S. 454)

Die Übersetzung *naschen rührt wohl von dieser Stelle her, hört sich für mich ein bißchen seltsam an. "Kosten" wäre auch eine passende Übersetzung.

Urk. IV, 240, 2-4

Die Übersetzungen stimmen überein.

t bzw. T ist Personalpronomen 2. Person Singular feminin (Gardiner, § 34).

Die Verbform ist bereits das mehrfach erwähnte prospektive sDm=f, das in Wunschsätzen verwendet wird (Gardiner, § 450, 4; dort unter perfektischem sDm=f mit erfaßt). Allen hat diese Form auch für den Fall analysiert, daß ein Ergebnis ausgedrückt werden soll: "Clauses of result express the outcome of an action or situation. In English such clauses are normally introduced by the words so that. Egyptian uses the subjunctive alone for this purpose, without an introductory word ..." (19.8.2)

"so daß du lebst und dauerst durch sie ...", im Deutschen geht auch altertümelnd: "auf daß du ..."

jm=sn "durch sie" (die Milch, im Plural) - "m before suffixes im" (Gardiner, § 16) - Als Bedeutung kommt (7) in Frage "of instrument".

...
> Antwort auf Beitrag vom: 01.02.2009 um 13:35:15  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member



Re: maat-ka-ra vor Hathor in Deir el-Bahari 
« Antwort #31, Datum: 01.02.2009 um 23:17:17 »   

...

Urk. IV, 240, 5

s.Hr=j Dw.t jr.t=T
"ich vertreibe das Böse, das an dir ist"

Auch diese Form würde ich als prospektives sDm=f ansehen wollen, das etwas Zukünftiges ausdrücken soll; genauer also: "ich werde das Böse vertreiben". Allen gibt als Schreibung für caus 3ae inf. sowohl einen Wegfall des 4. Radikals an als auch eine Verdopplung y. Da hier nur das Suffix =j nach dem Determinativ steht, nehme ich ersteres an.

Dw.t "das Böse" (Hannig, S. 1000); hierzu Gardiner, § 354: "The plural strokes are frequently added to feminine participles used without antecedent noun to express neuter ideas; exx. xpr.t 'that which has happened' ...", also abgeleitet von Dw "schlecht, böse sein"

jrj "das ... gehörige, das an ... befindliche Dw.t ir.t=f das Böse an ihm" (Hannig, S. 82)
jrj ist ein Nisbe-Adjektiv der Präposition r (Gardiner, § 79; dort auch die Schreibung mit A48). Als Adjektiv bezieht es sich auf Dw.t, hat also die feminine Form jr.t (bzw. jry.t). Das letzte =t ist das Suffixpronomen 2. Person Singular feminin, als Possessivpronomen. Wörtlich also: "ich werde vertreiben dein dir gehöriges Böse."

Urk. IV, 240, 6

mj wD.t n jt=T Imn-Ra ...
"gemäß dem Befehl deines Vaters Amun-Re ..."

wD "befehlen ... wD.t.n=f was er befohlen hat, was er befahl" (Hannig, S. 229)
wD.t "Befehl" (S. 230)
Ich habe das Substantiv gewählt, weil Gardiner dies im § 170 zu mj unter (2) vorschlägt. Bei wD.t.n=f handelt es sich um die sDm(w).n=f-Relativform (Gardiner, §§ 380 ff) von wD "das, was er befohlen hat". Im § 170 taucht diese Form aber nicht als Möglichkeit nach mj auf.

jt "Vater" (Hannig, S. 110); die f-Schlange ist hier nur Determinativ, da noch das Suffix =T folgt.

Viele Grüße,
Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 01.02.2009 um 23:14:39  Gehe zu Beitrag
Seschen  weiblich
Member



Re: maat-ka-ra vor Hathor in Deir el-Bahari 
« Antwort #32, Datum: 03.02.2009 um 17:41:45 »   

Hallo!
In Absprache mit Bernd, damit auch die zerstörten Stellen dargestellt werden, habe ich das Setzen der letzten Zeilen übernommen.

KURT SETHE, Urkunden der 18. Dynastie, IV. Abteilung, Erster Band, Heft 4, Seite 240:

3. Die Inschrift des Gottes hinter der Kuh



PS:
Zeichen ergänzt nach Hinweis von Ramses XII.

Gruß Seschen
« Letzte Änderung: 05.02.2009 um 06:01:54 von Seschen »
> Antwort auf Beitrag vom: 01.02.2009 um 23:17:17  Gehe zu Beitrag
RamsesXII  maennlich
Member - Themenstarter



Re: maat-ka-ra vor Hathor in Deir el-Bahari 
« Antwort #33, Datum: 04.02.2009 um 10:17:53 »   

Hallo Seshen,

vielen Dank für das Setzen der Zeilen.

Aber diesmal möchte (ausnahmsweise ) mal ich etwas zu den Zeichen anmerken.

Ich denke, dass in Zeile 10 nicht N5 (ra), sondern O50 (sp) steht. Weiterhin fehlt ein Strich, einer ist bei Sethe grau und der zweite steht rechts daneben.

Durch den zweiten Strich würde es Sinn machen, wenn dort O50 steht. (Imperativ sp 2).

Ich habe hier mal zusammengefasst, was der "Kreis" alles bedeuten kann:

D12: DfD Pupille

N5:  ra Sonne

N33: Saj Sandkorn

O50: sp (Phon)

Aa1: x (Phon)

Liebe Grüße
Bernd
> Antwort auf Beitrag vom: 03.02.2009 um 17:41:45  Gehe zu Beitrag
Seschen  weiblich
Member



Re: maat-ka-ra vor Hathor in Deir el-Bahari 
« Antwort #34, Datum: 07.02.2009 um 17:25:27 »   

Hallo Hiero-Tüftler!

Nachdem ich in Erwägung gezogen hatte, dass das Kreis-Zeichen für =j stehen könnte (belegt), bzw. ein Z1 auch =j sein könnte (auch belegt), habe ich den Kreis nun doch als O50 angesehen.

Versteckten Text anzeigen...

Abschließend noch ein Kommentar:



Schönes Wochenende!
Seschen
« Letzte Änderung: 12.02.2009 um 12:24:56 von Seschen »
> Antwort auf Beitrag vom: 04.02.2009 um 10:17:53  Gehe zu Beitrag
thomas  maennlich
Member



Re: maat-ka-ra vor Hathor in Deir el-Bahari 
« Antwort #35, Datum: 08.02.2009 um 18:42:22 »   

Hallo zusammen,
hier nun meine Lesung:

Versteckten Text anzeigen...

Gruss
Thomas
> Antwort auf Beitrag vom: 07.02.2009 um 17:25:27  Gehe zu Beitrag
RamsesXII  maennlich
Member - Themenstarter



Re: maat-ka-ra vor Hathor in Deir el-Bahari 
« Antwort #36, Datum: 14.02.2009 um 13:44:33 »   

Hallo Freunde,

nun will auch ich meine Übersetzung "einreichen".

Versteckten Text anzeigen...

Hier noch die Übersetzung vom Kommentar von Seschen.

jwj=f pw HAt=f r pHwj=fj mj gmyt m sS

"Es ist abgeschrieben von Anfang bis zum Ende, wie die Nachforschung zur Schrift"

s.a. Hannig, S. 28: jwj=f pw HAt=f r pHwj=fj
Hannig, S. 899: gmyt - Nachforschung
Hannig, S. 757: sS - Schrift

Was uns sagen soll, das mit dieser Szene das Thread beendet wird.

Viele Grüße
Bernd
> Antwort auf Beitrag vom: 08.02.2009 um 18:42:22  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member



Re: maat-ka-ra vor Hathor in Deir el-Bahari 
« Antwort #37, Datum: 01.03.2009 um 23:12:06 »   

Liebe Freunde,

etwas verspätet will ich noch meine Bemerkungen zum abschließenden Teil dieses Textes nachreichen. Eure Übersetzungen decken sich ja weitgehend. Von der Grammatik her wiederholen sich die Themen, die wir in den vorangegangenen Abschnitten schon diskutiert haben.

Urk. IV, 240, 9

Das von Seschen angeführte Zitat aus Christian Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen, Leuven / Paris / Dudley, Bd. III, 2002, S. 611 ist online verfügbar.

Urk. IV, 240, 10

Zur Begrüßungsformel jj.wj n=j "sei mir willkommen" ist zu erläutern (Gardiner, Egyptian Grammar, § 49):

Zitat:
The ending -wy, much more rarely written -w, ... is sometimes added to adjectival predicates in order to give them an exclamatory force.
nfr.wy pr pn how beautiful is this house!

Im § 374 "The participle as adjectival predicate" kommt Gardiner noch einmal auf dieses Thema zurück:

Zitat:
Sometimes the participle thus used is acompanied by the exclamatory ending -wy.
...
ii.wy occurs also alone as an exclamation 'welcome!' ...

sp 2 als graphische Anweisung, das Vorangegangene zweimal zu lesen, hatten wir schon mehrfach besprochen.

Urk. IV, 240, 11-12

jj.n=(j) Hr=T | s.nxn(=j) Tn
"ich bin zu dir gekommen, damit ich dich aufziehe ..."

Der Konstruktion sDm.n=f mit folgendem prospektivem sDm=f für einen Finalsatz sind wir auch zuvor schon begegnet.

Urk. IV, 240, 13

dj=j mr(w).t=T m Hr nb
"ich gebe / lege deine Liebe in jedes Gesicht"

Zunächst zur Schreibung dj statt rdj: Auf die unterschiedlichen Schreibweisen geht Gardiner im § 289, 1 ausführlich ein und empfiehlt: "In any case it seems wise to omit r in transliteration wherever it is not written ...".

Allen, Middle Egyptian, S. 246 gibt dj=j als Form des Subjunktivs (des prospektiven sDm=f) an. Dann müßte es wörtlich also heißen: "ich bin gekommen, damit ich ich dich aufziehe ... (und) damit ich gebe ..."

Man kann mr(w).t=T auch mit "die Liebe zu dir" übersetzen (Hannig, S. 346; Eintrag mrwt=k "die Liebe zu dir") (siehe auch den Hinweis bei Gardiner, S. 90, Anmerkung 4).

Urk. IV, 240, 15

Awj-jb=T Hna kA=T
"du mögest dich freuen mit deinem Ka ..."

Ich würde es als Wunsch übersetzen. Da ein Teil davor fehlt, läßt sich die grammatische Form allerdings nicht genau bestimmen.

Hr s.t-@r n.t anx.w nb(.w) D.t
"auf dem Horusthron aller Lebenden ewiglich"
(siehe Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 650)

"With the adjective nb the plural ending is usually, the fem. ending often omitted in writing, exx. nTrw nb(w) 'all gods' xt nb(t) 'everything'." (Gardiner, § 47)

D.t "ewiglich" steht als Adverb am Ende des Satzes.

Nachtrag

Seschen hat noch ein "Kolophon" hinzugefügt, mit dem die ägyptischen Schreiber bestätigten, daß sie der Abschrift nichts hinzugefügt oder weggenommen haben.

jw=f pw HA.t=f r pH.wj=fj
"es ist abgeschrieben vom Anfang bis zum Ende"

so Hannig, S. 28.  Diese Stelle wird von Gardiner, § 189, 1 "CDm=f pw" folgendermaßen erläutert:

Zitat:
Literary manuscripts often end with a colophon of the type iw.f pw, HAt.f r pHwy.fy, mi gmyt m sS. This doutbless means: Here ends the book, and it has been copied, start to finish, from some other old manuscript. Literally perhaps: this is it arrives, its front to its end, like what was found in writing.


mj gmy.t m sS
"wie das, was in Schrift gefunden wurde"

gmy.t ist perfektisches passives Partizip von gmj "finden" (Gardiner, § 261 unter 3ae inf.).

Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 14.02.2009 um 13:44:33  Gehe zu Beitrag
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