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   pBologna 1094 10,8-10,9 (8)
  Autor/in  Thema: pBologna 1094 10,8-10,9
Inpw  maennlich
Member



pBologna 1094 10,8-10,9 
« Datum: 07.07.2009 um 17:37:33 »   

Hallo,

in dieser Woche schreibe ich eine Prüfung in Neuägyptisch und deswegen übersetze ich gerade die Übungen der Grammatik von Junge. Am Ende des Briefes für eine Frau (pBologna 1094, 10,9) komme ich nicht dazu, die Bedeutung des Satzes herauszufinden. Hier ist der Absatz, falls jemand mir helfen könnte:

yA ix pAy=i Di.t TAy n=i pAy=i it
"Was soll es sein, dass ich bewirkte, dass mein Vater mich tadelte,

Hr pAy=i Aq.w
sodass mein Einkommen gefährdet ist!

bw ir.t sDm=i pA i.Dd=f
Ich habe noch nicht das gehört, was er sagt.

wn m-Di=f k.t Hr[=t] mntt grH
?

Es handelt sich anscheinend um einen Existenzsatz, um das Besitzverhältnis auszudrücken, s. Junge, 183f. Der Ausdruck Hr[=t] mntt verstehe ich aber nicht.

Eine Übersetzung kann man in Caminos, LEM. Brown Egyptological Studies I, finden. Leider ist es in meiner Bibliothek ausgeliehen, habt ihr es zufällig bei der Hand?

Grüße,  
thomas  maennlich
Member



Re: pBologna 1094 10,8-10,9 
« Antwort #1, Datum: 07.07.2009 um 20:18:45 »   

Hallo,

ich habe gerade die Hieroglyphen vor mir liegen. Allerdings bin ich nicht so gut im "Neuägyptisch". Aber vielleicht hilft es dir trotzdem:

10.9 beginnt mit: Dd=f wn.w m dj=f k.tj (=kjj) Hr mnt grH
Er sagte: das Sein ist ihm Nachts auf andere Art gegeben.

Aber wie gesagt. Ohne Gewähr

Gruss
Thomas
> Antwort auf Beitrag vom: 07.07.2009 um 17:37:33  Gehe zu Beitrag
Inpw  maennlich
Member - Themenstarter



Re: pBologna 1094 10,8-10,9 
« Antwort #2, Datum: 07.07.2009 um 21:47:56 »   

Hi Thomas,

es ist sehr nett von dir, dass du mir helfen willst. Ich deute den Satz so aus:

wn m-di=f kt (...?)
wörtlich: "andere (...?) war bei ihm" (also, "er hatte andere ...)

Hr[=t] (?)

mntt: Selbständiges Personalpronommen 2. f. sg. d. h. "du"

grH: "Ende (des Briefes)"

Dennoch finde ich noch keinen Sinn wegen dieses Hr[=t]...
« Letzte Änderung: 07.07.2009 um 22:06:16 von Inpw »
> Antwort auf Beitrag vom: 07.07.2009 um 20:18:45  Gehe zu Beitrag
thomas  maennlich
Member



Re: pBologna 1094 10,8-10,9 
« Antwort #3, Datum: 08.07.2009 um 12:09:54 »   

Hallo Inpw,

grH = Satzende bzw. Ende des Briefes. Ja natürlich!!

Zum Text: Könnte es sich hier um eine Verneinung handeln??
m-Dj = nicht veranlassen (Wb II; Seite 468)

Dd=f wn m-Dj=f => Er sagte: Es ist nicht von ihm veranlasst (worden), (dass)...
kt (feminin) Hr=t (Substantiv: Ihr Gesicht) mntt => ...ihr Gesicht anders (ist, als) Deins.

Gruss
Thomas
> Antwort auf Beitrag vom: 07.07.2009 um 21:47:56  Gehe zu Beitrag
Inpw  maennlich
Member - Themenstarter



Re: pBologna 1094 10,8-10,9 
« Antwort #4, Datum: 08.07.2009 um 17:03:38 »   

Hallo Thomas,

gegen einen negierten Imperativ spricht die Graphie und die Grammatik. Der negierte Imperativ von rdi schreibt man mit zwei Binsen, so: m dy.t

Zudem kommt nach dem Imperativ von rdi normalerweise das Subjunktiv, Junge S. 83.

Wie du habe ich auch gedacht, dass Hr ein Substantiv ist, aber passt nicht in der Übersetzung, da k.t weiblich ist und Hr männlich. So glaube ich, dass k.t ein Substantiv ohne Ergänzungen ist. Und dann Hr=t mntt wäre ein Substantivalsatz. So würde ich den Satz übersetzen:

"Er hat eine Andere. Du bist dein Gesicht. Ende."

Was soll das bedeuten... frag mich lieber nicht

Gruss
> Antwort auf Beitrag vom: 08.07.2009 um 12:09:54  Gehe zu Beitrag
thomas  maennlich
Member



Re: pBologna 1094 10,8-10,9 Brief.jpg - 32 KB
« Antwort #5, Datum: 08.07.2009 um 21:20:55 »   

Hallo,

noch ein letzter Versuch. Ich habe die Hieroglyphen mal abgeschrieben. Demnach lese ich nun:

Es gab bei ihm dein anderes Gesicht täglich

mn.t = täglich / alle Tage

Gruss
Thomas


- Vollbild -
> Antwort auf Beitrag vom: 08.07.2009 um 17:03:38  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member



Re: pBologna 1094 10,8-10,9 
« Antwort #6, Datum: 09.07.2009 um 00:28:00 »   

Liebe Leute,

tja, ich schätze den alten Erman mit seiner ausführlichen Neuägyptischen Grammatik:

wn m-dj "es ist bei ihm, er hat es" (Erman, § 508)
kt.tj "eine Andere" (Erman, § 238 mit Bezug auf diese Stelle; "Oft werden sie [die Ausdrücke für andere] auch allein substantivisch gebraucht")
Hrw "ausser u.ä." (Erman, § 648) - siehe auch Hannig, S. 555: Hrw / Hrw-r / Hrw-Hr "abgesehen von, außer, neben"
mntt Personalpronomen 2. Person Singular feminin (Erman, § 100)

Also insgesamt:

wn m-dj kj.tj Hrw[=t] mntt
"er hat eine Andere neben dir"

Was die Freude etwas trübt, ist Ermans Bemerkung in § 648: "Mit Suffixen hat es das r bewahrt ...", es müßte also Hrw-r=t heißen - vielleicht paßt es so in die Lücke?

Und das mntt? Ich würde als Erklärung Erman, § 105 heranziehen: "Man fügt sie weiter einem Suffix bei, um dieses zu betonen."

Viele Grüße,
Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 08.07.2009 um 21:20:55  Gehe zu Beitrag
Inpw  maennlich
Member - Themenstarter



Re: pBologna 1094 10,8-10,9 
« Antwort #7, Datum: 09.07.2009 um 07:06:34 »   

Hallo,

vielen Dank für eure Antworten! Wenn wir Hrw tatsächlich als die Präpostition Hrw-r betrachten, dann können wir den Satz schon verstehen.

Mit der Erklärung von mntt als pronominale Epexegese ist übrigens auch Junge (S. 176) einverstanden.

Gruß,  
> Antwort auf Beitrag vom: 09.07.2009 um 00:28:00  Gehe zu Beitrag
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