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Thema: Vignette 4 - Papyrus des Ani |
Michael Tilgner Member
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Re: Vignette 4 - Papyrus des Ani |
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« Antwort #45, Datum: 15.10.2009 um 22:36:25 » |
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Liebe Seschen, tx pw wDa mAa.t "Er ist das Lot, das gerecht richtet" Damit fängt ein neuer Satz an; ein Satz eines speziellen Typus: Zitat:
The use of the demonstratives ... gave rise to an idiom of the highest importance; the demonstrative pronoun pw ... came to be employed as logical subject after logical predicates consisting of a noun, not however with its own proper meaning of 'this' or 'that', but as an equivalent for 'he', 'she', 'it' or 'they' invariable in number and gender. ... Exx. Ra pw it is Re or he is Re ... ntf pw m mAa.t it is he in truth ... (Gardiner, Egyptian Grammar, § 128 "Use of pw for the pronoun 3rd pers.") |
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Das Ganze ist in dem angeführten Zitat aus dem Zettelarchiv ein Epitheton eines Gottes. Das tut aber nichts zur Sache. Worauf es mir ankommt, ist die Rolle des Lotes. Im Thread Totenbuch des Hunefer heißt es zur Passage Ho-5-7: "Er [Hunefer] ist geprüft worden durch die Waage. Das Lot ist an seine (richtige) Stelle getreten." Ich stimme mit Dir überein, daß Thoth angesprochen wird, nicht aber als einer, der "gerecht richtet", sondern als einer, der das Ergebnis der Wägung zu protokollieren hat: Es ist das Lot, das gerecht richtet! Viele Grüße, Michael Tilgner
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Michael Tilgner Member
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Re: Vignette 4 - Papyrus des Ani | | |
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« Antwort #46, Datum: 17.10.2009 um 20:50:44 » |
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Liebe Leute, bisher hat nur Thomas einen Übersetzungsvorschlag für die Rede des Thoth gemacht. Oder habe ich da jemanden übersehen? Ich gehe daher nur auf den Anfang ein, vielleicht schließt sich der eine oder die andere noch an ... Versteckten Text anzeigen...(1) Dd-mdw jn +Hw.tj "Worte zu sprechen durch Thoth" (2a) wp mAa.t n psD.t aA.t "der eine gerechte Entscheidung fällt für die Große Neunheit" wpj mAa.t "eine gerechte Entscheidung fällen, gerecht richten" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 190) - beim (perfektischen aktiven) Partizip fällt der letzte schwache Radikal weg (Gardiner, Egyptian Grammar, § 359 unter 3ae inf.). Zur Schreibung mit F13 und H6 siehe Zettel DZA 22.280.250 aus dem Digitalen Zettelarchiv. Siehe auch Christian Leitz (Hrsg.), Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen, Bd. 2, S. 349: Wp-MAa.t-n-psD.t Nun hatte ich mich gerade dafür stark gemacht, daß Thoth gar nicht die Entscheidung fällt! Mir würde die Bedeutung (10) aus dem Eintrag von Hannig besser gefallen: "bestimmen, feststellen", also: "der die Maat für die Große Götterneunheit feststellt" (2b-3) ntj m-bAH Wsjr "die vor Osiris ist" "die"? psD.t ist doch feminin, es müßte also nt.t heißen! Hierzu merkt jedoch Gardiner an: "Later nty appears to become invariable, ex. nty (for ntt) ..." (§ 199 "The relative adjective nty") Bis hierhin erstmal! Viele Grüße, Michael Tilgner
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Seschen Member
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Re: Vignette 4 - Papyrus des Ani |
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« Antwort #47, Datum: 17.10.2009 um 21:13:27 » |
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Hallo, Michael! Ich wollte vorhin meine Übersetzung posten, bin jedoch durch einen Anruf davon abhehalten worden. Rede das Thot: Versteckten Text anzeigen...(1) Dd mdw jn DHwtj Worte zu sprechen von Thot, (2-3) wp-mAa.t n psD.t-aA(.t) ...der gerecht richtet, zu der Großen Neunheit, wp-mAa.t - eine gerechte Entscheidung fällen, gerecht richten (H. 190-3) psD.t-aA.t - die Große Neunheit (H. 296) (2-3) n.tj m-baH Wsjr ...die (welche) vor Osiris ist: n.tj - die welche (Relativpronomen) m-baH - vor (Präposition, H. 1039) Wsjr - Osiris (4) sDm tn mdw.t pn Hört diese Rede, sDm - hören tn - ihr (abhängiges Pronomen 2. Pers. Plural) mdw.t / mdw - Rede, (H. 378) (fem. / mask.) pn - dieser (Demonstrativpronomen mask. Sing, H. 276) Hier wäre tn - diese (Dem.pron. fem. Sing.) korrekt! (5) m wn-mAa ...(die) wahr / richtig ist. (wörtl.: in Richtigkeit ist) m - in (Präposition) wn-mAa - Richtigkeit (H. 316-9) jw wDa.n (=j) jb n Wsjr (Ich) richtete das Herz des Osiris jw - nichtenklidisches Partikel, bestätigt od. bekräftigt Ausage (konfirmativ, meist nicht übersetzt, H. 31-1) wDa - richten (H. 233-8) jb n Wsjr - Herz des Osiris ("Osiris" i.S.v. Verstorbener, H. 214--2), indirekter Genitiv (6) jw bA=f aHa(.n) mtr(.n) r=f ...wobei seine Ba-Seele auftrat (und) in bezug auf ihn Zeuge war. jw - wobei (Partikel, H. 31-2) bA=f - seine Ba-Seele (H. 237-1) aHa - (stehen, auftreten [bei Gericht] H. 154-7) mtr - bezeugen, Zeugnis ablegen, Zeuge sein (H. 375-1) r - hinsichtlich, in bezug auf (Präposition [Betreff], H. 453-7) =f - er, ihn (Suffixpronomen 2. Pers. Sing., mask.) zp=f mAa Hr mxA.t wr(.t) Sein Charakter ist gerecht befunden auf der großen Waage. zp=f sein Wesen, Charakter (H. 691-8) mAa - wahrhaft, sündlos, gerecht befunden (H. 315-6) Hr - auf (Präposition [räumlich] H. 546-1) mxA.t - Waage, Standwaage (a. beim Totengericht) (H. 357) wr - groß; hier zu wr(.t) ergänzt (fem. Form des Adjektivs in Übereinstimmung mit dem fem. Substsntiv) (6) - (7) n gm.n=tw btA=f nb Man fand keine Sünde an ihm. (wörtl.: Man fand nicht irgendeine "seine Sünde") n - Negation (H. 387-1) gmj - finden, entdecken, entdeckt werden, vorfinden (H. 899) =tw - man (unbestimmtes Pronomen, H. 919)) btA - Sünde, Verbrechen, Untat, Vergehen (H. 265) =f seine (Suffixpronomen 2. Pers. mask. Sing.) nb - irgendein (H. 402-4) n xb(.n)=f Sb.w m rA.w-pr.w Er hat nicht geschmälert die Opferspeisen in den Tempeln. n - Negation (H.387-1) xbj - verkleinern, schmälern, vermindern (H. 590-1) =f - er Sb.w - Speiseopfer (H. 812) m - in (Präposition, H. 311-1) rA-pr - Tempel, Kultstätte (H. 458) (7) - (8) n HD(.n)=f jr.yt Er hat nicht zerstört was gemacht wurde ("das Gemachte") n - Negation (H.387-1) HDj - zerstören, beschädigen, vernichten (H. 575) =f - er jr.t (jry.t) - Tat, das Gemachte (H. 91-2) (9) - (10) n Sm=f Xr rA=f Er war nicht geschwätzig (wörtl. Er "ging nicht mit seinem Mund") n - Negation (H. 387-1) Smj - losgehen, gehen (H. 818); Xr - mit (Präposition [Koordination], H. 638-8; in Verbindung mit Verben: kommen, gehen mit etwas, WB 3, 387.25) rA=f - sein Mund Smj rA=f - geschwätzig sein (H. 818-7); Sm-rA - Schwätzer (H. 819); WB 4, 465-15 (10) n kj-wj* Dr wnn=f tp tA ... zu den Anderen (/Leuten), seit er auf Erden ist. n - zu (Präposition) * kj.wj (bzw. kA.wj) - Volk, Menge, (H. 879); bzw. die Anderen, Leute (WB 5, 116) Dr - seit, seitdem (Präposition [zeitlich], H. 1011-3) wnn=f - er ist, er existiert (H. 194) tp-tA - auf Erden (H. 925-3) Zusammenfassung: Worte zu sprechen von Thot, der gerecht richtet, zu der Großen Neunheit, die vor Osiris ist: "Hört diese Rede, die wahr ist! Ich richtete das Herz des Osiris wobei seine Ba-Seele auftrat und in bezug auf ihn Zeuge war. Sein Charakter ist gerecht befunden auf der großen Waage. Man fand keine Sünde an ihm. Er hat nicht geschmälert die Opferspeisen in den Tempeln. Er hat nicht zerstört was gemacht wurde. Er war nicht geschwätzig zu den Anderen, seit er auf Erden ist." Schönen Sonntag, Gruß Seschen
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