mry di anx Dd wAs Aw-jb=f snb mj Ra Dt Geliebt werden möge und beschenkt werden mit Leben, Dauer, Glück, Herzensfreude und Gesundheit er, wie Ra, ewiglich.
das erste Wort macht mir ein wenig Kopfzerbrechen. jj mr? oder mr.y? Ich vermute mal letzteres. Daraus ergibt sich eine Nominalphrase: Ein Geliebter, …(der etwas gibt)
mr.y Dj anx Dd wAs Aw jb=f snb mj Ra D.t Ein Geliebter, der das Leben, Dauer, Glück, Herzensfreude und Gesundheit gibt, wie Re ewiglich
Hallo Naunakhte, es handelt sich hier wohl um eine selbständige Phrase (mry GN „geliebt von GN“). Der normalerweise ehrfürchtig vorangestellte Göttername ist ausgelassen und ersetzt durch die Darstellung des Gottes, der im darüber befindlichen Bildfeld gezeigt ist. Das mry ist z.B. auch in den Pfeilerinschriften der Weissen Kapelle Sesostris‘ I. konsequent so ausgerichtet. Auch dort korrespondiert die mry-Ausrichtung immer mit der Blickrichtung der Gottheit im zugehörigen Bildfeld. In der Kapelle von el-Tod fehlen solche Fusszeilen leider. Ähnliche Umstellungen sind auch aus dem Hypostyl in Karnak bekannt. Dort ist z.B. der Name eines Gottes in der Beischrift des Königs trotz der dort vorherrschenden Ausrichtung an der Figur des Königs umgekehrt und am Bild des Gottes orientiert (thematisiert bei Sharkawy, Der Amun-Tempel von Karnak, S. 209ff.). Als Beispiel für so ein komplexes Bild-Text-Verhältnis habe ich eine Pfeilerdeko Sesostris‘ I. beigefügt, in der auch im Bildtableau die Beschriftungsrichtung wechselt (s.o. die kleine Amun-Figur mit der oberen und unteren Beischrift). Gruss, G_A
vielen Dank für die ausführliche Antwort und das Beispiel aus der Weißen Kapelle. Dass das Phänomen häufiger Auftritt war mir bereits aufgefallen. So finden wir es auch auf den Pfeilern im Achmenu, wie das anhängende Bild zeigt.
Im Hypostyl muss ich nochmal auf die Suche gehen, da ist es mir bisher noch nicht aufgefallen.
Ähnliche Umstellungen sind auch aus dem Hypostyl in Karnak bekannt. Dort ist z.B. der Name eines Gottes in der Beischrift des Königs trotz der dort vorherrschenden Ausrichtung an der Figur des Königs umgekehrt und am Bild des Gottes orientiert (thematisiert bei Sharkawy, Der Amun-Tempel von Karnak, S. 209ff.).
in der der Gottesname (hier Amun-Re) entgegen der regulären Leserichtung der Spalte geschrieben wurde. Siehe folgenden Ausschnitt:
Rot = Beischrift zum König Blau = Schreibung des Amun-Re
Wie gesagt, diese Schreibung wird im Hypostyl vereinzelt, nicht konsequent angewendet. Konsequenter war man unter Thutmosis III. bei der mry-Schreibung auf den Pfeilern im Seetempel und im Achmenu.
Danke für den Hinweis an Gast_A., das Durchsehen der Fotos unter diesem Aspekt hat Spass gemacht. Ich werde nun verstärkt auf solche Schreibabweichungen achten.
mry GN dj anx ... "geliebt von GN, dem Leben ... gegeben werde ..."
Diese übliche Formulierung bezieht sich auf den König.
Zur Umstellung des mry: Henry George Fischer, Egyptian Studies II: The Orientation of Hieroglyphs. Part I. Reversals, New York, 1977, S. 86-89: "§ 32. Reversal of the epithet mry 'beloved of,' as applied to the king." Er gibt eine knappe Übersicht über die vorkommenden Fälle dieser Besonderheit. Diesem Abschnitt habe ich die Abb. 89 aus der Kapelle Sesostris' I. entnommen, die Naunas Beispiel weitestgehend entspricht.
Zeile 2
sp tpj wHm Hb-sed jr=f dj anx mj Ra "Erstes Mal und Wiederholung des Sedfestes. Er handelte, indem ihm Leben gegeben ist wie Re"
wHm "wiederholen" - wHm Hb-sd "das zweite Hebsed-Fest feiern" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 210) sp tpj "das erste Mal, die Urzeit" - sp tpj Hb-sd "das erste Mal des Hebsed-Festes" (Hannig, S. 691)
Zu dieser paradoxen Formulierung schreiben Erik Hornung, Elisabeth Staehelin, Studien zum Sedfest, 1974, S. 63-64:
Zitat:
Eine Sonderstellung nimmt die Formulierung zp tpj wHm(w) Hb-sd ein, die sich auf Pfeilern der 18. Dynastie findet. Offenbar ist Thutmosis III. der erste König, der diese Formel auf Pfeilern seines kleinen Barkensanktuars im Hof zwischen dem 7. und 8. Pylon von Karnak verwendet. Seine beiden Nachfolger Amenophis II. und Thutmosis IV. übernehmen die Formel ... sehen wir keine Stütze für eine Übersetzung von zp tpj wHm als "Erstes Mal der Wiederholung". Vielmehr übersetzen wir die Formel als "Erstes Mal und Wiederholung (des Sedfestes)" und verstehen sie als Vorwegnahme im Sinne eines Wunsches, nicht als Beleg für eine wirkliche Feier des Festes ... Hier haben wir keine Aussagen über wirklich begangene Hebsed-Feiern, sondern über künftig erhoffte Feste, zu deren Begehung Amenophis II. und Thutmosis IV. nicht gekommen sind. Damit bleiben alle historischen und chronologischen Schlüsse, die man aus der angeblichen Feier von zwei Sedfesten durch Amenophis II. und THutmosis IV. gezogen hat, beim gegenwärtigen Stand unserer Quellen ohne Grundlage."