in der Übersetzungsübung Weiheformel an Imhotep haben wir gesehen, daß es eine alte Sitte der ägyptischen Schreiber war, im Gedenken an Imhotep etwas Wasser aus dem Wassernapf zu spenden. Hier soll es um den Grund für diese Sitte gehen.
Der Ausschnitt stammt aus einem berühmten Text, den Ihr sicher bald identifiziert haben werdet. Er ist auch oft übersetzt worden, aber laßt Euch nicht davon abhalten, es dennoch selber zu versuchen! Schreibt kurz zu den kniffligen Stellen - bitte die Übersetzung als versteckten Text posten - eine kleine Erläuterung!
Re: Übersetzungsübung: Imhotep, ein Weiser aus Ägypten
« Antwort #2, Datum: 25.05.2010 um 12:29:16 »
Lieber Thomas,
der Kringel hinter dem Horus-Zeichen war eine "redaktionelle Anmerkung" des Herausgebers und kein hieroglyphisches Zeichen. Tut mir leid, wenn ich für Verwirrung gesorgt habe. Ich habe die Abbildung korrigiert.
Re: Übersetzungsübung: Imhotep, ein Weiser aus Ägypten
« Antwort #5, Datum: 25.05.2010 um 18:00:23 »
Hallo, zusammen,
ich habe an einer anderen Quelle noch einmal geprüft, ob nach md.wt noch ein A1 folgt. Das scheint tatsächlich der Fall zu sein! Dennoch ist es wohl das beste, es als weiteres Determinativ aufzufassen ...
sDdw=tj m sDd.wt=sn rsj ...man spricht durchaus über ihre Reden (/ mit ihren Sprüchen)
sDd - sprechen (Hannig Seite 796 (2); Schreibung mit w ist belegt (DZA 29.919.50) rsj - (nachgestellte Partikel zur Verstärkung) sehr, überaus, durchaus (Hannig Seite 478, Wb2, 453)
Re: Übersetzungsübung: Imhotep, ein Weiser aus Ägypten
« Antwort #8, Datum: 25.05.2010 um 22:44:11 »
Hallo zusammen,
hier der erste Teil meiner Lesung. Die Hieroglyphen habe ich jedoch schon komplett gesetzt.
Und das mit sDm=f im Original!!
DZA 29.920.870 habe ich "überlesen". Allerdings möchte ich dann doch anmerken, dass es sich bei dieser Übung um einen Ausschnitt des "Harfnerliedes" handelt.
"Ich habe die Reden von Imhotep und Hordjedef gehört,"
md.t "Rede" Wb II, 181 md.t steht für mdw Hna "und" - Allen, §4.12 conjunction
Zu Sätzen, die mit jw eingeleitet werden, siehe Ockinga §§ 89, 90:
Zitat:
§89 8) KOMPLEXE VERBVORMEN Als Komplexe Verbformen werden solche bezeichnet, die durch Partikel und Hilfsverben eingeleitet werden. Sie bilden Hauptsätze, die am Anfang eines Satzgefüges stehen.
Zitat:
§90 a) DURCH DIE PARTIKEL jw EINGELEITET jw leitet Sätze ein, die eine Feststellung enthalten ("Es ist der Fall, dass"). Sie steht am Anfang eines Berichtes im Gegensatz zu aHa.n, das innerhalb eines Berichtes einen neuen Erzählabschnitt einleitet (§95).
Zu jw sDm.n=f siehe Ockinga, §91a:
Zitat:
1. Präsentisches Perfekt §91 a) jw + sDm.n=f "er hat gehört" - überwiegend mit transitiven Verben gebildet, nie mit Verben der Bewegung, ...
jw sDm.n=j md.wt Jj-m-Htp Hna @r-Dd=f "ich habe die Worte des Imhotep und des Hordjedef gehört"
md.wt "Rede, (gesprochenes) Wort" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 378) - dort ist diese Stelle angegeben md.wt Jj-m-Htp Hna @r-Dd=f "die (weisen) Worte des Imhotep und des Hordjedef" Hna "(2) [präp koordinierend] zusammen mit, und, und auch" (S. 538) @r-Dd=f "Hordjedef (ein berühmter Autor)" (S. 544)
Zur Lesung des Namens Hordjedef gab es eine kleine Kontroverse. So wurde er zunächst Djedefhor gelesen, und unter diesem Namen steht er auch im LÄ I, 1099 sowie in LÄ III, 978-980, Stichwort: "Lehre des Djedefhor". So hat sich Hermann Ranke gegen eine solche Lesung dieses Namens und ähnlicher Namen ausgesprochen, z.B. in Personennamen, Bd. II, S. 258. Ein Grund ist, daß eine Satzform sDm=f + Subjekt in der ägyptischen Sprache "so gut wie unbekannt ist". Hellmut Brunner schrieb dagegen: "Mit aller Entschiedenheit halte ich an der Lesung Dd=f-@r (nicht @r-Dd=f) fest" (in: Djedefhor in der römischen Kaiserzeit, in: FS Wessetzky, 1974, S. 63) und schrieb später dazu noch einen langen Artikel: Zur Aussprache der Namen Chephren und Djedefhor, in: ZÄS, Bd. 102, S. 94-99 (1975).
sDd=tj m sDd.wt=sn rsj "welche so sehr als ihre Sprüche zitiert werden"
sDd "erzählen" (Hannig, S. 796) - sDd m sDd "als Sprüche zitieren" rsj (rA-sj) "[zur Verstärkung]" (S. 478) - "sehr , durchaus" Wb II, 453 - "ganz vortrefflich" bezieht sich auf die Verstärkung eines Adjektivs, das hier aber fehlt.
Was ist mit Z7 w in sDd "erzählen"? Diese Schreibung wird in Wb IV, 394 als Schreibvariante seit dem Neuen Reich aufgeführt. Hier ist der Einfluß des Neuägyptischen zu spüren. So schreibt Adolf Erman, Neuägyptische Grammatik, § 11:
Zitat:
So hängt man z.B. Formen, die gewiss nie eine Endung gehabt haben, ein [Z7] an, als scheue man sich, das Wort ohne Endung zu lassen. Besonders den Verben wird ein solches [Z7] angehängt, das sie dann in allen ihren Formen tragen, so schreibt man: ... u.s.w. Warum man dann anderen diesen gleichartige Verben ohne das [Z7] lässt, wie: ... u.s.w., das gehört zu den Geheimnissen der ägyptischen Schrift, über die zu grübeln es nicht lohnt.
sDd m sDd.t "die Aussprüche [alter Weiser] gebrauchen" Wb IV, 395. In unserem Text wird jedoch statt des Z7 ein Wachtelküken G43 geschrieben, so daß es als Plural zu lesen ist.
Um welche Form handelt es sich bei sDd.tj?
Eine Möglichkeit ist, es als Pseudopartizip aufzufassen, denn die 3. Person Plural feminin hat genau diese Endung .tj (Gardiner, Egyptian Grammar, § 309). Die Verwendung wäre dann die, einen Umstand anzuzeigen (§ 314 "Use of the old perfective as a clause of circumstance").
Eine andere Möglichkeit ist, daß =tj als neuägyptische Schreibung des unpersönlichen Pronomens =tw "man" zu sehen (Erman, § 270: "An Stelle der korrekten Schreibung =tw findet sich zuweilen auch =tj: ... Dd=tj 'man sagt'"). Gardiner führt diese Variante für das Mittelägyptische nicht an; hingegen erwähnt es Allen, Middle Egyptian, Abschnitt 15.5 als seltene Schreibung. Dann ist dieser Abschnitt als sog. "virtueller Relativsatz" zu verstehen, als Relativsatz ohne Relativpartikel ntj (Gardiner, §§ 196-198), d.h. der Relativsatz wird direkt an das Bezugswort angeschlossen. Diese Art wird oft verwendet, wenn das Bezugswort unbestimmt ist ("ein Mann", "Leute"). Es gibt jedoch auch Fälle bei bestimmten Bezugsworten ("der Mann"). Ein solcher Fall liegt hier vor, denn es geht ja um "Worte des Imhotep und und des Hordjedef" und nicht um irgendwelche Worte. Hierzu: Gardiner, § 198.
ptr s.wt iry inb.w=sn fx.w(i) Fragewort (Wb 1, 506 (pw)); Substantiv-Feminin-Plural; Nisbe-Adjektiv; Substantiv-Plural:3pc; Stativ:3pc (Allen 17.2) Wo sind die Stellen, gehörig zu ihren Mauern, die sie zerstörten?
nn wn s.wt=sn mi nt.t nn xpr=sn Neg.; Präteritum; Substantiv-Feminin:3pc; Präposition; Relativwort (Wb2,354); Neg.; Subjunktiv:3pc
Ihre Stellen existieren nicht als ob sie nicht entstanden wären.
Zur Grammatik: James P. Allen
19.13 The subjunctive of wnn Although it looks like a subjunctive construction, the negation nn wn is normelly not future. It may contain a different verb form, which we will discuss in the next lesson.
20.16 The perfective of wnn Like other verbs, the 2ae-gcm. verb wnn "exist" has a perfective, wn. This form is sometimes used like that of other verbs. with reference to the past in main clauses and after the negation nj. Often, however, wn is used in ways that the perfective of other verbs is not.
3. The negative counterpan of jw wn as a general statement of existence is nn wn. Allhough this looks like the subjunctive negation nn sdm.f (§ 19.11.1), it normally means "there is not" or "there does not exist" rather than "will not exist" …
s.t Wb IV, 1: Sitz, Wohnsitz, Platz, Stelle jrj zugehörig (Nisbe, siehe auch Allen 8.6.4) ptr wer, was (s.a. Allen 7.13.2) jnb.w Wb I, 94 Mauern (Schreibweise Plural siehe DZA 20.905.660) fx Wb I, 578 (II) aufgegeben
"Was sind die zugehörigen Wohnsitze? Ihre Mauern sind aufgegeben."
Re: Übersetzungsübung: Imhotep, ein Weiser aus Ägypten
« Antwort #14, Datum: 26.05.2010 um 18:39:05 »
Hallo, RamsesXII,
Zitat:
Vorab aber noch eine kleine Frage: bin ich jetzt total blind oder fehlt im Hannig, 2. Auflage, 1997 s.t??
Guckst Du unter s und nicht unter st! (Hannig, 2. Aufl. S. 700) Die feminine Endung zählt nicht - typisch! Daher ist s.t nicht unter der Rubrik st eingereiht, sondern ganz am Anfang von s, noch vor der Rubrik sA. Anders z.B. xt "Holz", das trotz des t am Ende ein maskulines Wort ist; es ist unter xt eingereiht. Hingegen x.t "Feuer, Flamme", ein feminines Wort, ist ganz analog zu s.t direkt bei x, noch vor xA zu finden. - Soviel zur Anordnung im Wörterbuch!