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   Inschrift zum Relief des Kaemrehu (2)
  Autor/in  Thema: Inschrift zum Relief des Kaemrehu
cq  maennlich
Member



Inschrift zum Relief des Kaemrehu 110103_kaemrehu.JPG - 186 KB
« Datum: 04.01.2011 um 17:01:15 »   


Bild Seite 3, Quelle: http://promet.org.gr/Portals/0/ProceedingsPDF/CSSIM-AM-02.pdf



Hallo zusammen,

was beschreiben die Hieroglyphen zusätzlich zu den abgebildeten Tätigkeiten
im Relief des Kaemrehu ?

Gruß, und besten Dank für die Antworten,
cq.


- Vollbild -
Michael Tilgner  maennlich
Member



Re: Inschrift zum Relief des Kaemrehu 
« Antwort #1, Datum: 05.01.2011 um 23:04:07 »   

Lieber cq,

abgebildet ist das Schmelzen von Metall. Allgemein und auch zu dieser Szene hat sich Bernd Scheel, Studien zum Metallhandwerk im Alten Ägypten, I: Handlungen und Beischriften in den Bildprogrammen der Gräber des Alten Reiches, in: SAK, Bd. 12, S. 117-177 (1985) geäußert. Die Inschriften sind auf S. 141 übersetzt und auf S. 164-165 kommentiert. Dort ist auch weitere Literatur angegeben. Dazu gehört noch Bernd Scheel, Studien zum Metallhandwerk im Alten Ägypten, II: Handlungen und Beischriften in den Bildprogrammen der Gräber des Mittleren Reiches, in: SAK, Bd. 13, S. 181-205 (1986). Leider wird diese ausführliche Arbeit in dem Artikel von Gouda et al., Survey of Precious Metal Production in Ancient Egypt - wie auch weitere einschlägige Literatur - überhaupt nicht erwähnt.

Es handelt sich um die Beischriften der Szene ganz rechts. Zwei Arbeiter sitzen sich gegenüber, denen die Texte je nach der Leserichtung zugeordnet werden können. Der linke Arbeiter schaut nach rechts wie sein Text; für den rechten entsprechend umgekehrt. Die Anordnung der Zeichen in Zeilen und Spalte ist etwas ungewöhnlich und wohl dem engen Platz geschuldet.

Für den linken Arbeiter

SmSm TAw Hr sn=f
"Die Luft ist heiß wegen ihres Bruders"

SmSm "*heiß sein (bei der Metallschmelze)" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 824)

Scheel schreibt dazu:

Zitat:
Ich schlage vor, in "Bruder der Luft" eine Metapher für den aus der Feuerstelle aufsteigenden heißen Rauch bzw. den durch Feuer verursachten heißen Wind zu sehen, der bei Verbrennung des Holzkohlenmaterials entsteht. (S. 164)

Scheel erwähnt in Fußnote 131 Hartwigs Altenmüllers Vorschlag, "in 'Bruder der Luft' eine Bezeichnung für den als Windgott wirkenden Sokar" zu sehen.

Dieser Ausspruch wird auch im Grab des Nianchchnum und Chnumhotep und im Grab des Ptahschepses erwähnt.

Für den rechten Arbeiter

Hnq.t n %kr jtj
"Sokarisbier, Fürst / Patron!"

Hnq.t "Bier" (Hannig, S. 541) - zumeist ohne n geschrieben

Scheel schreibt:

Zitat:
Wegen der starken Hitze beim Schmelzen fordern die Handwerker offenbar in scherzhaftem Ton Bier zur Erfrischung von ihrem Aufseher und Patron. Die Anspielung dabei auf den Gott Sokar ist nicht verwunderlich; denn Sokar gilt wie Ptah als Schutzherr der Handwerker und Künstler. Er ist also auch für das Wohl der Metallhandwerker verantwortlich. (S. 165)

Dazu Fußnote 132: "Die Übersetzung ist nicht zweifelsfrei ... vgl. auch Altenmüller ... 'Ein Bier! weil Sokar der Patron ist'"

Scheel faßt das n in Hnq.t n %kr als Genetivpartikel auf, während Altenmüller hierin die Konjunktion (vor Nominalsätzen) sieht (nach Edel, Altägyptische Grammatik, § 757 (f)).

Diese Art von Beischriften wird seit Erman als "Reden und Rufe" bezeichnet, da sie in den Gräbern des Alten Reiches (und auch später) oft vorkommen (LÄ V, 193-195).

Viele Grüße,
Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 04.01.2011 um 17:01:15  Gehe zu Beitrag
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