Hallo! Ich bin hier ganz neu und mit Foren generell nicht so vertraut, also bitte ich um Nachsicht, falls mein Eintrag hier falsch sein sollte!
Nun mein Anliegen... Ich habe im Ägyptischen Museum, Berlin eine Hieroglyphe auf einer Stele entdeckt, die mir direkt ins Auge stach! Nun interessiert mich natürlich die Bedeutung dahinter! Sie sieht aus wie eine Dreifach-Neun mit einem Strich, quer durch die Mitte der "Neunen" Da das Anhängen von Dateien irgendwie nicht gefunzt hat, anbei zwei Links mit Bildern der Stele, die ich auf Twitter gepostet habe!
Ein Opfer das der König gibt (an/für) Osiris, Erster des Westens (/Totenreichs), großer Gott, Herr von Rosetau; er möge geben den süßen (/angenehmen) Duft des Nordwindes für den Ka des Schreibers der Gottesopfer * des Ptah-Tempels **, Seba, selig (/gerechtfertigt/"wahr an Stimme"), der Ehrwürdige (/Versorgte)
* Hannig, S. 759; Ward, 1407 ** pr-PtH - Ptah-Tempel in Memphis
Ein Opfer, das der König gibt an/für Ptah-Sokar, der südlich seiner Mauer ist; er möge geben ein Totenopfer (bestehend aus) Brot (und) Bier, Rindern (und) Geflügel, Libation (aus) Wein (und) Milch, Opfergaben (und) alle (Art von) Frischwaren (=Pflanzen und Früchte) und jede gute, reine Sache für den Ka des Schreibers des Schatzhauses* des Herrn der Wahrheit** Seba, selig / gerechtfertigt (wörtl.: "wahr an Stimme")
Zu TAw nDm n mH.yt "der erquickende Hauch des Nordwindes" (so Wb V, 352, 27-29): Du hast das n eingeklammert, als ob Du es ergänzt hättest. Es steht aber da; es ist keine "Lesehilfe" für nDm.
Zum Titel sS Htp-nTr "Schreiber des Gottesopfers"
Wb III, 185 liest nur Htp-nTr trotz der Pluralstriche; so auch Hannig, S. 567 - nicht ganz konsistent mit S. 759, wo er den Titel mit sS Htp.w-nTr umschreibt, danach folgt aber sS Htp-nTr n nTr.w nb.w WAs.t "Schreiber des Gottesopfers von allen Göttern Thebens" mit Htp wiederum im Singular.
Es folgt gemäß Wb III, 185, 16 mit Genitiv der Name des Tempels: n pr PtH "des Ptah-Tempels" mit ehrfurchtsvoller Voranstellung des Gottesnamens.
Zum Schluss heißt es nb jmAx [nicht jmAx(.w)] "ehrwürdiger" (Wb I, 81, 18). Hannig, S. 70 hat "der Versorgte, Ehrwürdige". Wörtlich heißt es "Besitzer der Ehrwürdigkeit" (siehe auch Hannig, S. 401, Eintrag (3) bzw. Wb II, 228, 12).
B - In der Mitte ist die über dem Berg aufgehende Sonne erkennbar. Sie wird (links und rechts) von je zwei Affen, zwei Caniden, Thoeris und dem knienden Grabinhaber begrüßt / angebetet.
Vielen, vielen lieben Dank, für die raschen und ausführlichen Antworten, samt Skizzen und Übersetzungen!
Ja, die Stele ist wirklich sehr schön und ist mir direkt ins Auge "gesprungen"! Leider habe ich, im Gegensatz zu euch, NULL Ahnung von Hieroglyphen, aber mir scheint, dass ich das mal in Angriff nehmen sollte! Als Kind hat mich das total fasziniert und tut es immer noch!
Nun eine andere, vielleicht etwas doofe Frage!
Ist das Symbol der "Rolle Schnur", angelehnt oder der Vorläufer der arabischen Neun, wie wir sie heute kennen? Wäre ganz interessant, da die Neun nicht nur in der Mathematik sondern auch in der Numerologie und der Kabblah eine besondere Bedeutung hat!
Wie kommt es eigentlich, dass diese Hieroglyphe spiegelverkehrt ist?
Es ist kein Symbol, sondern mit einem Buchstaben unserer Schrift gleichzusetzen. Somit, meine ich, hat es nichts mit der arabischen 9 zu tun.
Zitat:
Wie kommt es eigentlich, dass diese Hieroglyphe spiegelverkehrt ist?
Die Hieroglyphen-Schreibung erfolgte von rechts nach links oder von links nach rechts, in Zeilen oder Spalten. Zu diesem Objekt: Auf dem linken Pfosten (C) wurde von rechts nach links geschrieben.
Das erkennt man beispielsweise daran, dass A52
("vornehmer Mann") nach rechts sieht, also zum Textanfang).
(Die Zeichen sind somit spiegelverkehrt zur Schreibung von links nach rechts.) Michael hat (in Antwort #2) die Zeichen von links nach rechts gesetzt.
Auf dem rechten Pfosten (D) wurde von links nach rechts geschrieben, A52
sieht zum Anfang der Schreibrichtung, also nach links.
Die unterschiedliche Schreibrichtung auf den beiden Pfosten wurde aus ästhetischen Gründen (Symmetrie) gewählt.
Gruß, Seschen PS: Ich habe alle Inschriften des Grabsteins übersetzt und werde sie hier posten, vielleicht interessiert dich der gesamte Text.
Zu qbHw jrp jrT.t: Das gehört noch zur Aufzählung der Opfer: "... Wasserspende, Wein, Milch ..." Diese und andere Aufzählungen in Wb V, 28, 14. - Eine Libation (Wasserspende) bestand wohl nicht aus Wein oder Milch.
Zu Hnk.t "Opfergabe": Trotz der Pluralstriche ist es als Singular (Kollektivum) aufzufassen: Wb III, 118 bzw. Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 542
wab.t statt wAb.t (ich denke, Du hast Dich da bloß vertippt)
unsere Ziffer "9" kommt aus dem indisch-arabischen Raum und nicht aus Ägypten. Näheres dazu - und noch viel, viel mehr - findest Du z.B. in Georges Ifrah, Universalgeschichte der Zahlen, Frankfurt / New York, 1991 (die Seite 544 habe ich mal angehängt).
Wichtig ist dabei - ich gehe darauf ein, weil Ähnliches immer wieder vorkommt -, dass man sich von äußerlichen Ähnlichkeiten nicht beeindrucken lässt!
Das Zeichen V3 (Bezeichnung nach der Gardiner-Liste)
ist eine Dreifachsetzung des Zeichens V2
Dieses wiederum ist eine Kombination zweier Zeichen, nämlich V1 "Rolle Schnur" und O34 "Riegel":
Die Zahl 9 wurde in Ägypten ganz prosaisch ausgedrückt:
oder ausgeschrieben psD
wobei die 9 Striche als Determinativ (Deutzeichen) anzusehen sind (also eigentlich "doppelt gemoppelt").
Wenn Dich die Ähnlichkeit des Zeichens V3 mit unserem Zahlzeichen 9 dazu bringt, Dich näher mit Hieroglyphen zu befassen, dann bist Du in diesem Forum willkommen!
links: Ich sehe noch ein n zwischen pr-HD und PtH:
sS n pr-HD n PtH %bA Das ändert aber nichts an der Übersetzung.
rechts: Du hast die Lücke zu pr-nTr ergänzt. Meines Erachtens steht da wohl nur ein n - oder ein verunglücktes Htp? Auf dem Foto ist es leider nicht zu erkennen. Also in dem einen Fall:
sS nTr n PtH %bA "Gottesschreiber des Ptah Seba"
sS nTr "Schreiber des Gottes" Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 759; nicht im Wb
oder:
sS Htp-nTr (n pr) PtH %bA "Schreiber des Gottesopfers des Ptahtempels Seba"
Diesen Titel hatten wir schon. Ob die Ergänzungen wirklich in die Lücke passen?
5-13 Der Grabherr stehend, in Anbetungsgeste, den Gottheiten zugewandt
jA.w n=k xnt.j-jmn.tt nTr-aA nb rA-sTA.w dj=k n=j prr.t nb.t Hr xAw.t =k m HAb=k nb n p.t n tA n kA n Hz.y-aA n PtH nb-mAa.t wa-jqr bw.t=f pw DA(j).t sS-pr-HD nb-mAa.t sbA mAa-xrw m Htp Versteckten Text anzeigen...
Lobpreis dir, Chontamenti, großer Gott, Herr von Rosetau! Mögest du mir gewähren alles was auf deinem Opfertisch dargebracht wird an jedem deiner Feste des Himmels und der Erde, für den Ka des sehr Gelobten des Ptah, Herr der Wahrheit, des einzigen Vortrefflichen, dem Böses (/Unrecht) Abscheu ist; der Schreiber des Schatzhauses des Herrn der Wahrheit, Seba, der Gerechtfertigte, in Frieden.