Hallo, Leute, mit den unabhängigen Personalpronomen lassen sich Sätze mit nominalem Prädikat bilden: jnk jt=k "ich bin dein Vater" oder mit adjektivischem Prädikat: jnk nfr "ich bin gut" Wie Gardiner, Egyptian Grammar, § 65 bemerkt, gibt es da einen "certain degree of emphasis", so daß man eigentlich übersetzen müßte: "ich bin es, der dein Vater ist" bzw. "ich bin es, der gut ist". Dann gibt es das sogenannte "m of predication" (Gardiner, § 38): jw=k m sS "du bist (wie) ein Schreiber" Zu den sogenannten nichtverbalen Sätzen (§ 28) heißt es: Zitat:
"The copula (i.e. the 'link' between subject and predicate expressed in English by some part of the verb 'to be') is often left unexpressed in Egyptian, as happens regularly in Semitic and less frequently in Greek and Latin." |
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Allerdings liegt die Sache doch nicht so einfach. In Sätzen mit adverbiellem Prädikat wird häufig jw verwendet: Zitat:
"This is an old verb (perhaps a specialized variation of the verb jw 'come') which has only this one form, and is employed in certain cases to be specified below with the meaning of the copula ('is', 'are', etc.)." (§ 29) |
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Wenn das Subjekt aber kein Nomen ist, sondern ein Suffix-Pronomen, so dient häufig jw als "Stütze" (§ 37): jw=n m pr=f "wir sind in seinem Haus" Genau genommen, gibt es eine Reihe von Bedeutungsunterschieden, z.B. je nachdem, ob diese Konstruktion als Haupt- oder Nebensatz auftritt. Auch muß ich zugeben, daß sich das Verständnis der Verbalformen seit Gardiner um einiges weiter entwickelt hat. Das sind aber "Feinheiten", auf die ich als "Gardiner-Fan" hier weniger Rücksicht nehme. Das von Thutmosis III. angegebene tw=j nxt "ich bin stark" ist - wie von ihm bereits erwähnt - neuägyptisch. In dieser Sprachstufe hat das Verbalsystem größere Änderungen hinter sich. Die hier angegebene Zeitform heißt "Präsens I" (Erman, Neuägyptische Grammatik, §§ 478 ff): "Das Präsens I steht in Aussagen und Behauptungen, die auf die Gegenwart gehen oder die zeitlich unbestimmt sind" (Erman, § 481). Es wird mit dem Infinitiv (oder auch mi dem Pseudopartizip) konstruiert und müßte, wenn ich es recht verstehe, so lauten: tw=j Hr nxt "ich bin stark", wobei die Erscheinung zu beobachten ist, daß das Hr in vielen Fällen wegfällt (§§ 477, 480), weil es sich sprachlich "verschliffen" hat. Daher muß man nxt eher als Verb "stark sein" auffassen und nicht als Adjektiv. Ich hoffe doch sehr, mit diesen Ausführungen zur allgemeinen Verwirrung beigetragen zu haben! Wenn nicht, so bitte ich speziell neuere Grammatiken zu konsultieren. Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 18.03.2004 um 23:27:50
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