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Ägyptologie Forum >> Schrift & Sprache


1) Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferformel
 Michael Tilgner am 29.11.2005 um 21:36:19 - Anhang: Leiden_Museum_2.JPG

Liebe Ägyptenfreunde,

anbei eine weitere Stele als Übersetzungsübung - auch aus Leiden, leider kenne ich die Inventarnr. nicht! Manches wird denen, die die bisherigen Stelen bearbeitet haben, bekannt vorkommen; anderes ist neu. Es steht auch etwas mehr drauf.

Vielleicht können wir sie am Wochenende gemeinsam bearbeiten?

Viele Grüße,
Michael Tilgner


2) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 heka-waset am 29.11.2005 um 23:04:33

1.Zeile : Htp D(j) nsw wsir nb.(w) Td jnp.w tp dw=f jmjw.t
nb(.w) tA-tsr dj=f pr.t-xr.w tA kA jrp Apd

2.Zeile: n kA n(j) jmAX hrj sStA n sdAw.tj htp ntr sS htp ntr Hw sn=f mry=f sbkHtp

Ein Opfer das der König gibt dem Osiris, Herr von Busiris (und dem) Anubis auf seinem Berg, Jmjw.t, Herr der Nekropole, er gibt ein Totenopfer von Brot, Rind, Wein und Geflügel dem Ka des Seligen, dem Geheimrat des Siegles/Schatze des Opfertisches des Gottes, Schreiber des Opfertisches des Gottes, Chu, geliebt von seinem Bruder Sobekhotep

> Antwort auf Beitrag vom: 29.11.2005 um 21:36:19


3) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 heka-waset am 29.11.2005 um 23:54:37

Dazu kommen dann die Namen der abgebildeten Personen vn links nach rechte: sA.t wsr.t msy.t n dw
Sat-Weseret, geboren von Du, sie muss die Schwester von Sobekhoteo und Chu sein, denn sie wird weder als Tochter noch als Gattin bezeichnet und hat die selbe Mutter
msy n dw
geboren von Du (wird wohl der oben genannte Sobekhotep sein),
dann der kleine Knirps : sA=f jmn.y msy n jn
Sein Sohn Ameni, geboren von In
der nächste ist :
msy n dw
geboren von Du, das ist sicher Chu selbst
dann folgt;
sA=f mry=f jmn.y, msy n Hpy
Sein Sohn, geliebt von ihm, Ameni, geboren von Hapi
ihm folgt seine Mutter, also eine Frau des Chu, die eben genannte Hapi

Hpy msy.t n jyj
Hapy, geboren von Iyi

> Antwort auf Beitrag vom: 29.11.2005 um 23:04:33


4) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
waset am 30.11.2005 um 08:31:30

Manno, Krummstäbchen,

gib doch den einfachen Hobbyologen auch ne Chance. So schnell sind wir nicht  

Lieben Gruß
waset

> Antwort auf Beitrag vom: 29.11.2005 um 23:54:37


5) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 Michael Tilgner am 30.11.2005 um 10:30:34

Hallo, heka-waset, hallo, waset,

das ging ja wieder superschnell!

@heka-waset: Im Großen und Ganzen kann ich Deinem Übersetzungsvorschlag schon folgen, aber im Detail sind die Reihenfolge der Lesung, die Vollständigkeit und die Transkription noch überarbeitungsbedürftig.

@waset: Eine Chance hast Du doch noch! (Siehe oben)

Versucht, den Text im Einzelschrittverfahren noch einmal zu überprüfen.

Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 30.11.2005 um 08:31:30


6) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 snormi am 30.11.2005 um 19:49:11

Hallo Michael,

fangen wir also nochmal mit der Stele an  

Htp dj nsw Wsjr nb Ddw
Ein Opfer, das der König gibt (und) Osiris (gibt es auch  ), Herr von Busiris

jnpw tpj-Dw.f
(und auch) Anubis, der auf seinem Berg ist [= ein Beiname des Anubis]

dann habe ich zugegebenermaßen ein kleines Problem mit dem Stadtdeterminativ. Die Transkription ist sicherlich:
jmj wt
Das ist einmal der Fetisch1 des Anubis, wird aber mit einem anderen Determinativ geschrieben. Jedenfalls dort wo ich nachgeschaut habe  
Wilkinson (Götter S. 188) hat mir eine nette Lösungsmöglichkeit angeboten. Bei ihm gibt es für Anubis noch den Beinamen: "Der am Ort der Einbalsamierung ist" = imi-ut. Dies gefällt mir sehr, ich weiß zwar nicht wie man das in Hieroglyphen schreibt - aber mit wenig Phantasie könnte ich hier das Stadtdeterminativ unterbringen.

Danach folgt nb tA Dsr ein weiterer Beiname des Anubis "Herr des Heiligen Landes" (wegen dem Heiligen Land kannst du mich nun gerne verbessern - ich suche die Diskussion um den Begriff hier im Forum nun nicht heraus).

Danach kommt die Opferangabe, bei der ich gerne wieder die Übersetzung an kompetentere Personen weitergebe.

Gruß

> Antwort auf Beitrag vom: 30.11.2005 um 10:30:34


1: http://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?action=lexikond&id=030516154145


7) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 Michael Tilgner am 30.11.2005 um 21:18:10

Hallo, snormi,

mit Deinem Vorschlag geh ich völlig konform!

Bisher ist noch keiner auf die Zeichenumstellung in Wsir nb +dw eingegangen. Da hat der Schreiber unter dem breiten und flachen Auge D4, dem eigentlich das schmale hohe Zeichen Q1 folgen müßte, das nb-Zeichen V30 vorgezogen; sozusagen aus ästhetischen Gründen bzw. profaner gesagt, um den Platz besser auszunutzen.

Leider gehen die meisten Grammatiken nur wenig auf diese Fragen der Zeichenanordnung ein. Nur Edel, Altägyptische Grammatik, hat diesen Fall im § 94 behandelt: "Zusammenschiebungen treten auch ein, wenn zwei niedrige Zeichen durch ein hohes getrennt sind ..."

Zu imi w.t mit dem Stadtdeterminativ lohnt sich ein Blick ins LÄ, Bd. I, Sp. 327-333, Stichwort "Anubis" und dort speziell auf Sp. 328, wo es heißt:

"Als dem Herrn der Nekropole vertraute man Anubis auch die Fürsorge für den Toten an, was die Beinamen 'Bestatter' (zmA tA), 'der an der Spitze der Gotteshalle ist' (xntj zH nTr) und 'Imiut' (jmj wt) zeigen, wobei die beiden letzten Namen seine spezielle Funktion bei der Balsamierung des Toten betreffen. Obgleich die Herkunft des Imiut-Fetischs, der schon früh zum Attribut des Anubis wurde, primär wahrscheinlich nicht dem funerären Bereich entstammt, wurde der Beiname 'Imiut', der auch als selbständiger Name des Anubis genraucht wurde, spätestens in der 5. Dyn. als 'der in der Umwicklung (d.h. den Mumienbinden) Befindliche' verstanden, fehlerhaft als 'der in wt Befindliche', wobei wt mit dem Ortszeichen determiniert und damit als weiterer Beiname des Anubis in Beziehung zu einem Nekropolengebiet umgedeutet wurde."

nb tA Dsr "Herr des Heiligen Landes" ist die Bezeichnung für die Nekropole.

Wer macht sich noch einmal an die Fortsetzung? heka-waset hat ja schon mal einen Vorschlag unterbreitet.

Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 30.11.2005 um 19:49:11


8) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 snormi am 01.12.2005 um 22:14:34

Hallo,

mal ein paar Überlegungen zu dem Titel "Geheimrat" von Heka waset und der nachfolgenden Hieros:

Hry sStA n sDAw.ty nTr kommt bei Ward, Titles No. 1039 vor. Er übersetzt mit: Master of secrets of the God's Treasure.
Soweit, sogut. Aber was mache ich dann mit dem Htp im Anschluß?
Der Schatz sDAwt wird mit der Buchrolle determiniert. Ein Schreibfehler? Oder sollte hier garnicht nur "Schatz" geschrieben werden?
Bei Wsjr nb Ddw haben wir die Zeichenumstellung des nb, haben wir es auch hier mit einer Zeichenumstellung zu tun? Sollten wir statt sDAw.ty nTr eher sDAw.ty Htp-nTr lesen? Ein Geheimnisbewahrer des Schatzes der Opfergaben an den Gott.


Gruß

PS: Im übrigen ist die Schreibung von Gardiner U 30 nur zu erkennen wenn man das Wort schon kennt. Sauklaue  

> Antwort auf Beitrag vom: 30.11.2005 um 21:18:10


9) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 heka-waset am 01.12.2005 um 23:16:00

Naja das als Titelzusammen zu ziehen macht durchaus Sinn, da ein n geschrieben ist, das hier nur als Genitiv n(j) einen Sinn macht... also Geheimrat der Schätze der Opferplatte des Gottes, allerdings halte ich auch eine Lesung als Siegel nicht für ausgeschlossen: Geheimrat des Siegels der Opferplatte des Gottes

> Antwort auf Beitrag vom: 01.12.2005 um 22:14:34


10) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 snormi am 02.12.2005 um 13:29:15

noch eine Anmerkung zu den nachfolgenden Hieroglyphen:



Wenn der Schreiber eine Vorliebe für Zeichenumstellungen hat könnte man das ganze auch so lesen:



dies wäre dann: sS Htp-nTr und wird (wieder laut Ward Titel No. 1407) mit "Schreiber der Gottesopfer" übersetzt.

Gruß

> Antwort auf Beitrag vom: 01.12.2005 um 23:16:00


11) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 anech am 02.12.2005 um 14:04:49

Hallo!


Zitat:
er gibt ein Totenopfer von Brot........


Würde ich hier auch wieder als Subjunktiv sehen (Opferumlauf!) : damit er ein Totenopfer gebe...., das Suffix bezieht sich dann gleichrangig auf die beiden Götter.

LG

> Antwort auf Beitrag vom: 02.12.2005 um 13:29:15


12) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 naunakhte am 03.12.2005 um 10:24:04

Hallo,

da in der anderen1 Übersetzungsübung von mir die Buchrollenhieroglyphe als Datierungskriterium angesprochen wurde:


Zitat:
Es fehlt an Handfestem wenn man diese Stele datieren möchte, zum Beispiel eine Herrscherangabe.

Udimu hat bei der Stele des Nemtiemhat bereits einmal zur Datierung den Artikel von Rita E. Freed, Stela Workshops of Early Dynasty 12, in Studies in Honor of W. K. Simpson, Boston 1996 herangezogen.
Auch diese Stele wird in dem Aufsatz erwähnt (pp. 302 ff). Der Artikel steht hier
online
2(6,8 MB).

Die Stele läßt sich einzel nur schwer datieren. Sie gehört zu einer Gruppe von Stelen deren Datierungsspielraum größer ist. Betont wird im Artikel allerdings die Nähe zu einer weiteren Stele aus Leiden  die zur Zeit ebenfalls im Forum übersetzt wird. Diese Stele kann aufgrund einer besonderen Schreibung der Buchrollenhieroglyphe in die Zeit nicht vor der Koregentschaft von Amenemhet I. und Sesostris I. datiert werden. Alles in allem noch frühe 12. Dynastie.


möchte ich es hier gerade etwas ausführen.
Die Hieroglyphe Gardiner Y1  
 soll eine zusammengebundene Papyrusrolle darstellen.

Zu sehen ist eine Schleife mit den beiden losen Enden des Bindefadens.
In der zweiten Reihe der hier bearbeiteten Stele ist die Hieroglyphe als Determinativ im Wort sStA geschrieben. Sie hat allerdings nur ein loses Fadenende. Dies ist die oben genannte besondere Schreibung.

nauna

> Antwort auf Beitrag vom: 29.11.2005 um 21:36:19


1: http://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?board=guan&action=display&num=1132169977
2: http://www.gizapyramids.org/pdf%20library/festschrift_simpson/20_freed.pdf


13) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 Michael Tilgner am 03.12.2005 um 15:54:55

Hallo, snormi, hallo, heka-waset,

zu den Titeln in Zeile 2:

@snormi

Ich kann mich Deinem Vorschlag zum ersten Titel anschließen:

Hrj-sStA n sDAw.t-nTr "Geheimrat vom Götterschatz" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 552 - rechte Spalte, untere Hälfte)

@heka-waset, snormi

Der zweite Titel ist sS Htp-nTr "Schreiber des Gottesopfers" (S. 759) mit Zeichenumstellung wie von snormi vorgeschlagen. Er könnte vielleicht auch sS Htp(.w)-nTr "Schreiber der Gottesopfer" gelesen werden. Schaut man unter Htp-nTr nach, so findet man auch die Entsprechung "Tempelvermögen, Opfergut" (S. 567); man muß also eine Verwaltungstätigkeit vermuten.

Es bleibt dann das Htp zwischen den Titeln übrig, das so keinen Sinn macht. Ich würde mich daher snormis Vorschlag anschließen, hierin eine Verschreibung für die Y1 "Buchrolle" zu sehen, also als Determinativ für *xtm.t (*sDAw.t) "Schatz" (S. 626) (* = unsichere Lesung).

Vor den Titeln steht doch auch etwas?

Viele Grüße,
Michael Tilgner



> Antwort auf Beitrag vom: 01.12.2005 um 22:14:34


14) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 snormi am 03.12.2005 um 19:06:39

Hallo Michael,

ja klar. Vor den Titeln steht auch noch etwas.

Ende der 1. Zeile
dj.f pr.t-xrw t Hnqt  jH.w Apd.w

Er gibt: ein Totenopfer bestehend (aus) Brot und Bier, Rindern und Geflügel

So weit, so gut. Nur habe ich ein Problem mit der kreisrunden Hieroglyphe vor den Pluralstrichen. Wahrscheinlich ein x. Keine Ahnung was ich damit machen soll.  

Anfang Zeile 2

n kA n  jmAxw

Für den Ka des Ehrwürdigen

dann bleiben noch zwei Schilfblätter: jj.
Davon schlage ich kurzerhand das eine dem jmAxw als phonetisches Komplement zu. Und da der Schreiber gerne mit den Hieroglyphen spielt, habe ich keine Probleme das zweite dem Hrj-sStA zuzuschlagen. Ist vielleicht etwas ungewöhnlich. Mich stört es aber nicht.  

Lasse mich allerdings gerne eines besseren belehren.

Gruß

> Antwort auf Beitrag vom: 03.12.2005 um 15:54:55


15) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 Michael Tilgner am 04.12.2005 um 15:06:30 - Anhang: 2 Anhänge

Hallo, Ägyptenfreunde,

@snormi

Ende der Zeile 1

Deiner Transkription und Übersetzung schließe ich mich an. Das kreisrunde Zeichen ist X6 "runder Brotlaib mit Fingerabdrücken des Bäckers" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1097) und ist als Determinativ zu interpretieren.


Auch bei größtem Bemühen sind die "Fingerabdrücke des Bäckers" nicht zu erkennen! Das liegt daran, daß es in der 11. und 12. Dyn. eine Zeichenvariante ohne diese Fingerabdrücke gab. Siehe den Ausschnitt aus Jakob Polotsky, Zu den Inschriften der 11. Dynastie, Leipzig, 1929, S. 15 (in Klammern die Gardinerzählung, davor die Nummer der älteren Theinhardt-Liste, die heute keine Rolle mehr spielt). Leider wird der Entwicklung der Zeichenformen - obwohl für dieses Fach fundamental! - kaum Aufmerksamkeit gewidmet!


Anfang der Zeile 2

Zitat:
dann bleiben noch zwei Schilfblätter: jj.

Das Wort ist jmAxy, eine andere Form der Nisbe jmAxw. Zu den Schreibungen habe ich die Stelle aus Erman / Grapow, Wörterbuch der aegyptische Sprache, Bd. I, S. 82 beigefügt. - Leider ist die Variante im Wörterbuch von Hannig nicht erwähnt.


Grundsätzliche Bemerkung zu den Titeln

Aus dem alten Ägypten sind uns mehrere tausend Titel bekannt. Etliche Ägyptologen haben sich der Mühe unterzogen, sie zusammenzustellen und zu untersuchen. Vieles ist davon in das Wörterbuch von Hannig eingegangen. Man ist daher gut beraten, bei einem mutmaßlichen Titel den Nachweis in einem Wörterbuch oder in einem speziellen Titelverzeichnis zu suchen. Natürlich ist es denkbar, daß man auf einen Titel stößt, der noch nicht erfaßt ist, aber das würde ich eher als Ausnahme annehmen.


So, jetzt sollte man die Familienmitglieder noch einmal durchgehen. heka-waset hat ja schon mal einen Vorschlag gemacht. Was meinen die anderen?

Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 03.12.2005 um 19:06:39

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16) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 snormi am 05.12.2005 um 11:17:11

Lieber Michael,

ich möchte zu Deiner Lesung des rundes Zeichens am Ende von Zeile 1 als Gardiner X6 noch etwas nachfragen.

Was genau determiniert dieses Zeichen? Die gesamte Lesung des Totenopfers mit allen Opfergaben, oder nur Teile davon?

Gibt es weitere Belege für diese Form der Schreibung? Polotsky  setzt das Zeichen ja in einem anderen Gebrauch als Determinativ ein.

ein lieber Gruß für Deine Mühe

> Antwort auf Beitrag vom: 04.12.2005 um 15:06:30


17) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 snormi am 05.12.2005 um 13:00:16

Lieber Michael,


Zitat:
So, jetzt sollte man die Familienmitglieder noch einmal durchgehen. ... Was meinen die anderen?


Da sich scheinbar kein anderer findet versuche ich mich mal dran. Obwohl ich es im Grunde kaum anders wie Heka übersetze.

Rechte Bildhälfte vor dem Opferaufbau:
Beischrift des Mannes:


sA.f mrjj.f Jmnjj mcj n @pjj
sein von ihm geliebter Sohn Jmnjj, geboren von Hapi


Beischrift der Frau:

@pjj mcj.t n Jyj
Hapi, geboren von Jyj


Die linke Bildhälfte hinter dem Opferaufbau:
Beischrift des ersten Mannes:

mcj n +w
geboren von Dju


Beischrift des mittleren Mannes:

mcj n +w
geboren von Dju


Beischrift des Kindes:

sA.f Jmnjj mcj n Jn
Sein Sohn Jmnjj, geboren von Jn


Beischrift der Frau:

%A.t-Wsr.t mcj.t n +w
Sat-Useret, geboren von Dju


Heka-waset hat die beiden Männer die lediglich mit der Angabe "geboren von Dju" beschriftet sind mit dem Stelenbesitzer Chu und seinem oben genannten Bruder Sobekhotep gleichgesetzt.
Dies wird in der Inschrift nicht ausdrücklich erwähnt. Die Platzierung an vorderster Stelle und die Art der Darstellung des ersten Mannes hinter dem Opfertisch als Würdenträger legt die Vermutung in ihm Chu zu sehen allerdings nahe.
Durch die Angabe der drei Erwachsenen Personen als "geboren von Dju" darf man sie sicherlich als Geschwister sehen. In dem zweiten Mann ohne Namensangabe den oben erwähnten Bruder des Chu, Sobekhotep zu sehen ist ebenfalls verständlich. Das Kind, das sich an den Fuß des zweiten Mannes klammert und in der Beischrift als "sein Sohn" bezeichnet wird, darf somit auch als Sohn des zweiten Manner (Sobekhotep) angesehen werden.

Mutter und Sohn auf der rechten Bildhälfte dürfen als Sohn von Chu (durch die Beschriftung "sein, von ihm geliebter Sohn) und Ehefrau von Chu (durch die Namensgleichheit wahrscheinlich Mutter des Sohnes) angesehen werden.

> Antwort auf Beitrag vom: 04.12.2005 um 15:06:30


18) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 Michael Tilgner am 06.12.2005 um 11:46:59 - Anhang: 2 Anhänge

Hallo, snormi,

Gardiner X6 in pr.t-xrw

Zitat:
Was genau determiniert dieses Zeichen?

Ich habe aus Günther Lapp, Die Opferformel des Alten Reiches. Unter Berücksichtigung einiger späterer Formen, Mainz, 1986, S. 91 eine Zusammenstellung der Schreibungen eingescannt und beigefügt (das dritte Beispiel muß übrigens Htp-nTr heißen). X6 "runder Brotlaib mit Fingerabdrücken des Bäckers" variiert mit X4 "länglicher Brotlaib". Hieraus könnte man schließen, daß X6 die Gruppe t-Hnq.t determiniert. Das erscheint zumindest nachvollziehbar, da ein Brot als Determinativ für Rindfleisch und Geflügel doch seltsam wäre.

Zitat:
Gibt es weitere Belege für diese Form der Schreibung?

Im Wörterbuch von Erman / Grapow, Bd. I., S. 529 wird diese Variante neben anderen für pr.t-xrw aufgeführt.

Man sollte noch erwähnen, daß es Stimmen gibt, die alle Zeichen hinter pr.t-xrw als Determinative auffassen und gar nicht lesen wollen. Zu ihnen tendiert auch der oben erwähnte Günther Lapp, der diese Frage auf S. 117-118 diskutiert. Zu der hier betrachteten Konstellation pr.t-xrw n NN bemerkt er:

Zitat:
Bisher konnte die gleiche Zeichengruppe entweder als Ideogramm oder als Determinativ verstanden werden. Es lässt sich daher nicht beweiskräftig entscheiden, wie die Zeichen in den Belegen ... zu lesen sind. Ich persönlich glaube, dass es sich hier um Determinative handelt."

So ganz überzeugt mich das nicht ...


Die Namen der dargestellten Personen

Du unterscheidest in der Umschrift zwischen s und c. Diese beiden Laute sind aber im Mittleren Reich zusammengefallen; daher sollte man S29 "gefaltetes Tuch" und O34 "Riegel" gleichermaßen mit s transkribieren, wenn es sich um mittelägyptische Texte handelt.

Ich weiß nicht, warum heka-waset und Du den Namen der Frau mit +w "Dschu" transkribiert. Er wird mit D46 "Hand" geschrieben, die die Lesung d hat; daher ist der Name mit _w "Du" zu umschreiben.

Zur Filiationsangabe: Es handelt es sich um ein perfektisches passives Partizip von msj. Zur Schreibung Gardiner, Egyptian Grammar, § 361 3ae inf.:

Zitat:
The ending -y is characteristic for all genders and numbers ... Examples have also been given of writings without either -y or -w; often no reason can be assigned for these, but it is noticeable that the omission is more frequent if a closely connected word follows. So, for instance, when a suffix-pronoun follows ... And again, when the preposition n follows, especially in the very common expressions of filiation jr n, f. irt n 'made by' (lit. 'to') and ms n, f. mst n 'born to' (lit. 'borne to')."



Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 05.12.2005 um 13:00:16

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19) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 snormi am 06.12.2005 um 13:18:17

Lieber Michael,


Zitat:
Es handelt es sich um ein perfektisches passives Partizip von msj.

Glaubst Du im Ernst, das würde ich begreifen? Dann muß ich Dich enttäuschen.
Ich wollte einfach genau sein. Normalerweise schreibe ich ms, da Hannig (S. 360) ein j dran hat habe ich auch eines eingefügt  .

Warum (u.a. Hannig) nur noch s geschrieben wird und kein c, dafür aber manchmal ein z ist mir schleierhaft. Ich habe mich einfach gefreut bei Erman/Grapow ein c zu finden und es dann mit Freuden übernommen.  

Mit dem d in Du hast du Recht   , ich verspreche mir eine Liste der Einkonsonanten an den PC zu heften.

Gruß und Dank

> Antwort auf Beitrag vom: 06.12.2005 um 11:46:59


20) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 Michael Tilgner am 08.12.2005 um 20:49:47

Liebe snormi,

Zitat:
Normalerweise schreibe ich ms, da Hannig (S. 360) ein j dran hat habe ich auch eines eingefügt.

Tja, leider hat Hannig da eine böse Falle gebaut; im "Aufbau der Artikel", S. XI schreibt er nämlich:

Zitat:
Die doppelte Tilde (Wiederholungszeichen) ≈ ersetzt in typischen Verbindungen, Redewendungen und Beispielsätzen das fettgedruckte Stichwort in der Transkription. Das Grundwort erweiternde Endungen (z.B. Plural-w, Infinitiv-t) werden unmittelbar an die Tilde gehängt. Schwache Konsonanten (z.B. j), die abfallen, bleiben unberücksichtigt.



Zitat:
Warum (u.a. Hannig) nur noch s geschrieben wird und kein c, dafür aber manchmal ein z ist mir schleierhaft.

Siehe dazu den Artikel von Frank Kammerzell, Zur Umschreibung und Lautung, in: Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. XXIII-LIX, speziell S. XXXVII-XXXVIII, wo die verschiedenen Umschriftalphabete tabellarisch zusammengestellt sind. Danach wird das "gefaltete Tuch" S29 bei Erman und auch bei Schenkel mit c geschrieben, während Hannig dafür ein einfaches s gewählt hat. Für den "Riegel" O34 schreiben Erman (Schenkel u.a.) ein s, während Hannig mal z, mal s schreibt. Ich finde das auch verwirrend! Ich habe mich aber dazu durchgerungen, mich grundsätzlich an die Hannigsche Umschrift zu halten ("grundsätzlich" heißt: mit gewissen Ausnahmen ).

Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 06.12.2005 um 13:18:17


21) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 snormi am 09.12.2005 um 00:03:47

Lieber Michael,


vielen Dank dass Du dich meinen Fragen angenommen hast.


Zitat:
Siehe dazu den Artikel von Frank Kammerzell, Zur Umschreibung und Lautung,


Ich glaube, ich bleibe lieber bei meinem Bauchgefühl   und schenke mir zuviel nachschlagen und nachlesen, das verwirrt mich nur.

Gruß

> Antwort auf Beitrag vom: 08.12.2005 um 20:49:47


22) Re: Übersetzungsübung: Noch eine Stele mit Opferfo
 naunakhte am 26.12.2005 um 22:35:39

Hallo,

zu der Stele habe ich im Lexikon mal eine Sammlung von Daten und eine Zusammenstellung der Umschrift und Übersetzung aus diesem Thread eingestellt.

Ihr findet es hier.1

Gruß
nauna

> Antwort auf Beitrag vom: 09.12.2005 um 00:03:47


1: http://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?action=lexikond&id=051226172410