Hallo, Vignette rechts: sf "das Gestern" Zum Gottesdeterminativ: Karl Jansen-Winkeln schreibt in seiner Spätmittelägyptischen Grammatik der Texte der 3. Zwischenzeit, also eigentlich für Texte aus späterer Zeit: "Zuweilen wird dauch dort ein Gottesdeterminativ gesetzt, wo das Wort gar nicht den Gott selbst, sondern einen ihm eng verbundenen Teil bzw. einen Gegenstand aus seiner Sphäre bezeichnet ... In hieratischen Texten wird das Gottesdetminativ besonders gern verwendet, auch wenn der Gott pronominal [mit seinem Fürwort] oder nur indirekt mit einem Epiheton [Beiwort] bezeichnet ist ..." (S. 22) Diese Erklärung würde ich auch hier annehmen. links dwAw "der Morgen" Die Umstellung der Zeichen ist sicher nur aus graphischen Gründen erfolgt. Die übliche Zeichenfolge ist die von Seschen angegebene. Text Es handelt sich um einen Ausschnitt aus dem Totenbuch, Spruch 17, Abschnitt 5, den ich in dieser Übung nicht vollständig wiedergegeben habe. @Seschen Der erste Teil aus der 1. (linken) Spalte stammt noch aus dem vorhergehenden Abschnitt. Ich kann Deine Umschrift und die Übersetzung gut nachvollziehen, bis auf den "östlichen Horizont". Es muß m.E. heißen: Ax.t jAbtj(.t). jAb.tj "östlich". Da das Bezugswort Ax.t "Horizont" weiblich ist, muß sich an das zugehörige Eigenschaftswort auch die weibliche Endung t anschließen. Es wird allerdings oft nicht geschrieben, speziell ab dem Neuen Reich. Nun zum ersten von mir hervorgehobenen Abschnitt jnk sf rx=kwj dwAw "Ich (bin) das 'Gestern'; ich kenne das 'Morgen'" jnk sf ist bereits ein vollständiger Satz. Die Satzaussage "(bin) das 'Gestern'" wird dem Satzgegenstand "ich" unvermittelt gegenübergestellt; ein beide Satzteile verbindendes Tätigkeitswort wird nicht ausgedrückt. Ein ähnliches Beispiel ist in der Geschichte des Sinuhe: jnk Smsw "ich (war) ein Gefolgsmann". rx=kwj dwAw "ich kenne das 'Morgen'": Dies ist ein Satztyp, der in den bisherigen Übungen noch nicht vorkam. Es handelt sich um das sogenannte "Pseudopartizip" (eine deutsche Überstezung dieses Wortes kenne ich nicht), das eigene Endungen hat: =kwj ist die Endung für die erste Person Einzahl. Diese Form gibt vor allem einen Zustand an, in dem sich etwas oder jemand befindet. Gerade in der ersten Person Einzahl hat sich diese Form eine gewisse Eigenständigkeit bewahrt, insbesondere für das Tätigkeitsowrt rx "wissen, kennen". Es ist nicht ganz einfach, den Satz vom folgenden abzugrenzen; als Hilfe hatte ich die Hervorhebung gewählt. pw tr rf sw "Was ist (bedeutet) denn das?" pw bzw pw tr "wer ist ...?" bzw. "was ist ...?" Das rf dient der Betonung bzw. Hervorhebung und kommt häufig in Fragesätzen vor. sw ist ein abhängiges Fürwort der 3. Person Einzahl männlich. Worauf es sich bezieht? Auf das "ich", auf das "Gestern", das "Morgen"? Ich meine, auf den ganzen Satz. jr sf Wsjr pw "Was das 'Gestern' betrifft: Osiris ist es" jr dwAw Ra pw "Was das 'Morgen' betrifft: Re ist es" Das sind die beiden Satztypen, die wir schon mal in den früheren Übungen hatten. In dieser verdichteten Aussage wird wiederum die Erneuerung des Sonnengottes angesprochen, wie in dem Satz im Grab der Nefertari. Es folgen einige nähere Umstände: hrw pwy n sHtm xf.tjw=f n.w Nb-r-Dr jm=f "an diesem Tage des Vernichtens seiner Feinde des Allherrns" @Seschen n sHtm "des Vernichtens" schließt sich als zweiter Fall ("indirekter Genetiv") an, mit sHtm in der Grundform. Bei dem folgenden Vogel handelt es sich um den Adlerbussard G4 mit Lesung tjw (auch oft als tjw-Vogel bezeichnet); die Brustfeder ist angedeutet. Aus dem Verhältniswort xft "gegenüber" wird ein Hauptwort xf.tj "Feind" abgeleitet, dessen Mehrzahl xf.tjw "Feinde" lautet. In einer lautspielerischen Schreibung wird hierzu der tjw-Vogel verwendet. Deine Schwierigkeiten mit dem f kann ich nicht nachvollziehen. Es handelt sich um das besitzanzeigende Fürwort der 3. Person Einzahl männlich "sein". Mit n.w schließt sich wiederum ein "indirekter Genetiv" an, diesmal in der Mehrzahl, da das Bezugswort "die Feinde" auch in der Mehrzahl ist. Das jm=f weist zurück auf den Tag. ... Der Rest folgt später ... Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 11.03.2007 um 20:09:37
|