Für Marcus Martin und für jeden, der sich für das Thema interessieren mag: An sich würde ich die Beantwortung von Forumsfragen zuerst einmal den Forumsmitgliedern überlassen wollen. Es gibt aber Fälle, in denen eine Antwort aus diesem Kreis nicht unbedingt zu erwarten ist. Als einen solchen Fall sehe ich den vorliegenden. Ich würde also nicht unnötigerweise irgendjemandem zuvorkommen. Die weitere Beschäftigung mit der ägyptischen Sprache über Champollion hinaus ist heutzutage weitgehend finsteres Mittelalter der Ägyptologie. Für die neueren Ägyptologen, die Generation meiner Lehrer und für mich selbst beginnt die Neuzeit der Ägyptologie vielleicht um 1880. Für die neuesten Ägyptologen beginnt die ägyptische Linguistik von heute aus vielleicht drei Jahrzehnte zurück, was davor liegt, kennt man fast nur noch vom Hören-Sagen. Immerhin: Gardiners Grammatik ist noch nicht ganz unbekannt. Ich übertreibe! Was das 19. Jahrhundert angeht: Die alten Arbeiten, die die Ägyptologie einmal vorangebracht haben, sind heute nicht mehr so ganz leicht zu lesen, weil man das Umfeld, in dem die Altvorderen arbeiteten, nur schlecht kennt, daher auch den einzelnen Fortschritt oder auch Rückschritt, nicht zuletzt auch die Irrungen und Wirrungen nicht so ohne Weiteres bewerten kann. Ich habe mich gelegentlich mit dem 19. Jahrhundert beschäftigt, wüsste aber selbst gerne mehr. Vielleicht sind die folgenden Produkte aus meiner eigenen Beschäftigung mit der Materie auch als eine erste Orientierung für andere von Interesse: „Erkundungen zur Reihenfolge der Zeichen im ägyptologischen Transkriptionsalphabet“, in: Chronique d’Ègypte 63 (1988), S. 5-35. „Ägyptische Literatur und ägyptologische Forschung: eine wissenschaftsgeschichtliche Einleitung“, in: Antonio Loprieno, Ancient Egyptian Literature. History and Forms, Leiden usw.: Brill 1996, S. 21-38. In diesen Arbeiten und auch in meiner „Einführung in die altägyptische Sprachwissenschaft“ (Darmstadt 1990) finden sich bibliographische Hinweise, denen man bei Bedarf nachgehen kann. Aber, wie gesagt, es ist nicht immer ganz einfach, sich in der älteren Literatur zu bewegen. Mit guten Wünschen Wolfgang Schenkel
> Antwort auf Beitrag vom: 01.04.2008 um 15:46:05
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