Diese unbeachteten Inschriften hoch oben an den Architraven haben spannende Texte1. Dies zeigt sich auch beim Studium der Inschriften im Säulenhof (wobei ich hier auf die Übersetzung von Helck * zurückgreife). Der Kontext des weiter oben von Borchardt angeführten Zitates (Danke Unas, für das tolle Foto der Stelle!) steht scheinbar weniger in einem direkten Bezug zu einem Vorgängerbau des Luxortempels, als es bei anderen Stellen der Fall zu sein scheint. Vorab: Das Bauwerk, das wir heute dort stehen sehen stammt von den südlichsten Räumen bis zur Säulenkolonnade von Amenophis III., der davorliegende große Hof von Ramses II. Archäologische Zeugen eines Vorgängerbaues fehlen hier, der Block aus dem MR ist wohl zu recht nicht ganz unumstritten (siehe dazu Post #2 und #4). Borchardt verweist zudem noch auf wiederverbaute Reste zwanzigkantiger Sandsteinsäulen in der Westwand des Tempels. - Vollbild - Foto: nauna Diese Säulenreste lassen sich (lt. Borchardt) nicht näher datieren da ihre Inschriften mutwillig zerstört wurden. Warum sucht man aber einen Vorgängerbau? Warum möchte man nicht glauben das Amenophis III. hier auf jungfräulichem Gelände baute? Im Hof den Ramses II. gebaut hat steht eine dreiteilige Barkenkapelle deren Steine bereits von Hatschepsut verwendet wurden, wie Reste ihrer Inschriften zeigen. Weiterhin hat Hatschepsut auf der im Open Air Museum in Karnak stehenden Roten Kapelle eine Reihe von Barkenstationen aufgezählt die die Wegstrecke beim Opetfest von Karnak gen Süden säumen. Siehe hierzu auch die entsprechende Seite bei maat-ka-ra.de2. Im Moment finde ich keine Quelle aus der der Wortlaut zu den Barkenstationen und ihres Endpunktes genau hervorgeht – die zeigt ob der Luxortempel hier inschriftlich belegt ist. Auf jedenfall ist nicht anzunehmen, dass der Festzug irgendwo ins nirgendwo lief. Man vermutet somit einen Vorgängerbau an der Stelle des heutigen Luxortempels zur Zeit von Hatschepsut, wahrscheinlich bereits früher. Zurück zu der von Borchardt angeführten Inschrift auf dem Architrav der Westseite. Der Text lautet bei Helck (S. 214) etwas ausführlicher zitiert folgendermaßen: Zitat:
Nb-mAa.t-Ra-Geliebter-des-Re, Geliebter des Horus-Re, der die Tempel [aller] Götter baut und ihre Bilder schafft. Was in Ziegeln war, das baut er aus Stein. |
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Dies würde ich persönlich nun nicht explizit auf einen bestehenden Vorgängerbau des Luxortempels beziehen der dann von der Ziegelbauweise in Stein umgesetzt wurde. Doch finden sich bei Helck in den Architravinschriften dieses Hofes andere Beispiele die in dieser Beziehung sehr viel deutlichere Worte sprechen. So findet sich auf der Westseite des 1. östl. Architravs der Satz: Zitat:
Er machte es als sein Denkmal für seinen Vater [Amonre], indem er ihm erneut den Harim wiederaufrichtete … |
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Helck, S. 211 oder auf dessen Ostseite: Zitat:
Er machte (es) als sein Denkmal für seinen Vater Amonrasonther, indem er ihm auf neue den Harim wiederaufrichtete, hoch und sehe weit. |
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Helck, S. 212 etwas weiter auf demselben Architrav: Zitat:
… der große Denkmäler im südlichen Harim schuf, die sich unterscheiden von dem, was die Vorfahren getan haben, |
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Helck, S. 213 So geht es in unterschiedlichen Formulierungen auf allen Architraven weiter. Auf der Westseite des 2. östl. Architravs findet es sich in folgender Formulierung: Zitat:
…, er machte es als sein Denkmal für seinen Vater Amonra[sonther] vor Karnak, indem er den Harim neu schuf, hoch, sehr weit, aus Sandstein. |
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Helck, S. 213 Ostseite des 1. westlichen Architravs: Zitat:
Ich habe [Luxor] neu verbreitert, so daß es nun gewaltig [hoch ist] und der zugehörige Gott, der Götterherr, darin jubelt; |
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Helck, S. 215 Westseite des 2. westlichen Architravs: Zitat:
der König, beliebt wie [Amun], indem er ihm den Harim neu errichtet hat, hoch und sehr weit |
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Helck, S. 216 In den Inschriften der Architrave und Türpfosten des Hypostyls geht er sogar noch weiter indem er auch dessen Aussehen beschreibt. Demnach war der Harim aus Sandstein erbaut, in seiner ganzen Länge mit [Dam]-Gold ausgeschmückt und allerlei Edelsteinen in der Arbeit jeglichen Fremdlandes. Die Tore waren aus Zedernholz des Libanons, beschlagen mit Dam-Gold – vom Besten der Länder. Auch mit „asiatischem Kupfer in der Arbeit der Nordländer“. In einer Sockelinschrift heißt es sogar Zitat:
seine Türlaibungen waren aus Dam-Gold, seine Säulen waren Lotosknospensäulen; der Fußboden war aus Silber |
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Helck, S. 224 Was von diesen Beschreibungen war vielleicht nur reine Propaganda? Dieser Post sollte lediglich zeigen wie spannend auch diese, von den meisten unbeachteten, Texte der Architrave sein können. Sollte es Korrekturen zu Helcks Übersetzung geben, die zu anderen Interpretationen des Textes führen können bitte ich um entsprechende Mitteilungen. Gruß nauna * Helck, Wolfgang: Urkunden der 18. Dynastie, Heft 20; Berlin 1957
> Antwort auf Beitrag vom: 24.10.2008 um 22:50:37
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