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Ägyptologie Forum >> Schrift & Sprache


1) Übersetzungsübung: Inschrift eines Sargdeckels
 Michael Tilgner am 24.08.2008 um 17:16:22 - Anhang: 3 Anhänge

Liebe Leute,

beim Surfen "stolperte" ich über die beigefügte Abbildung, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.

Es handelt sich um einen hölzernen Sargdeckel; nach dem Photo zu urteilen war es ein sogenannter anthropoider, d.h. menschengestaltiger Sarg.

Die Übung richtet sich an:
  • den Anfänger: Es ist eine Kartusche zu erkennen. Um welchen Pharao handelt es sich?
  • den Fortgeschrittenen: Wie lautet die Inschrift in Übersetzung?
  • den Spezialisten: Welche weiteren Schlüsse lassen sich aus der Inschrift auf diesem Sargdeckel ziehen?

Da die Inschrift z.T. zerstört ist, habe ich noch eine weitere hinzugefügt, die anhand von Parallelstellen die Lücken schließt.

Bitte nutzt die Möglichkeit, versteckten Text zu posten!

Ich bin übrigens ein paar Tage nicht im Lande, so daß es erst am nächsten Wochenende einen Kommentar von mir geben kann.

Zu den Anhängen:
  • Das Photo entstammt der Webseite des Britischen Museums: Coffin (BM EA 6647)1
  • Die Zeichnung ist entnommen aus J. S. Perring, The Pyramids of Gizeh from Actual Survey and Admeasurement, Part 2: The Second and Third Pyramids, London, 1840, Tafel VI2 (Die Abbildung ist auf der - äußerst sehenswerten - Webseite der New York Public Library)
  • Die Zeichnung mit den ergänzten Zeichen ist ein Ausschnitt aus Lepsius, Denkmäler, II. Abtheilung, Blatt 23


Viele Grüße,
Michael Tilgner

PS Mein Beitrag zum siebenjährigen Bestehens des Forums!


1: http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_object_details.aspx?objectid=128471&partid=1&IdNum=6647&orig=%2fresearch%2fsearch_the_collection_database%2fmuseum_no__provenance_search.aspx
2: http://digitalgallery.nypl.org//nypldigital/dgkeysearchdetail.cfm?trg=1&strucID=849411&imageID=1527216
3: http://edoc3.bibliothek.uni-halle.de/lepsius/page/abt2/band3/image/02030020.jpg

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2) Re: Übersetzungsübung: Inschrift eines Sargdeckels
 monja am 24.08.2008 um 18:02:07

Moin Michael,
da mache ich mal als Anfänger gerne mit


Versteckten Text anzeigen...
Oben und unten jeweils der Geburtsname von dem Pharao
Mykerinos
Mn - kAw - Ra
Mit bleibenden Ka-Kräften - ein Re ; nach Schneider
Ewig wie die Seelen des Re; nach Clayton

Unten sein Nebtiname
KA – Nbtj
Stier der Beiden Herrinnen; nach Schneider


Lieben Gruß Monja.

Schöner Beitrag zum 7jährigen bestehen
Danke.

> Antwort auf Beitrag vom: 24.08.2008 um 17:16:22


3) Re: Übersetzungsübung: Inschrift eines Sargdeckels
 Michael Tilgner am 24.08.2008 um 19:39:39

Liebe Monja,

Versteckten Text anzeigen...
Genau! Das ist der Pharao!

Aber der Nebti-Name? Bitte nochmal überprüfen!


Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 24.08.2008 um 18:02:07


4) Re: Übersetzungsübung: Inschrift eines Sargdeckels
 monja am 24.08.2008 um 20:07:04

@ Michael
Versteckten Text anzeigen...
ohhh...da habe ich Mist gebaut, etwas übersetzt, was nicht dort steht Entschuldigung, ich war zu oberflächlich

Gruß Monja.

> Antwort auf Beitrag vom: 24.08.2008 um 19:39:39


5) Re: Übersetzungsübung: Inschrift eines Sargdeckels
 Seschen am 27.08.2008 um 20:32:27

Hallo, Hiero-Tüftler u. a.!

Michael Tilgner schrieb:

Zitat:
PS Mein Beitrag zum siebenjährigen Bestehens des Forums!

Auch ich will mich diesem Geburtstags-Beitrag anschließen, mit Beteiligung an Aufgabe 2  

Zitat:
Wie lautet die Inschrift in Übersetzung?

Meine Antwort konnte nicht schneller kommen, weil die Zeichen doch zum Teil undeutlich sind.
Zudem blieb ich an einem Wort stundenlang hängen, bis ich draufkam, dass es (möglicherweise) einen Rechtschreibfehler beinhaltet, bzw. eine Schreibweise ist, die von Hannig nicht aufgeführt wird. ()
Deshalb hier  zuerst mal der graphische Versuch zur Erleichterung der Lesung (und Übersetzung).

Versteckten Text anzeigen...




Anmerkung hierzu:
Die Inschrift wurde gespiegelt, vorher undeutliche Zeichen sind rot, die "richtige" Schreibung ist blau gekennzeichnet.
Die schwarzen Strichlein an den äußeren Rändern markieren meine 3 Übersetzungsetappen.

Ich hoffe mit dieser Graphik noch ein paar Leute zu animieren, sich an dieser Übersetzungsübung zu beteiligen!

Abschnitt 1

Versteckten Text anzeigen...
1| Wsjr  nsw.t-bj.t(j)  mn-kA.w-Ra  anx  D.t
Der Osiris, König von Ober- und Unterägypten, Menkaure, möge (er) ewig leben.

ms  n  p.t  jwr  (n)  Nw.t  jwa(.w)  n  Gbb  mr=f
Vom Himmel geboren, von Nut empfangen, Erbe des Geb, von ihm geliebt.


Abschnitt 2

Versteckten Text anzeigen...
psS /* pSS=s  mw.t=k   2| Nw.t  Hr=k  m  rn=s  n  StA-p.t
Deine Mutter Nut breitet sich über dich in ihrem Namen der "Geheimen des Himmels".


Abschnitt 3

Versteckten Text anzeigen...
rDi.t  n=s  wn=k  m**  nTr  n  xft(.w)=k
um zu veranlassen, dass du  ein Gott bist, ohne deine Feinde.

nsw.t-bj.t(j)  mn-kA.w-Ra  anx  D.t
König von Ober- und Unterägypten, Menkaure. Möge (er) ewig leben.

* pSS - Hannig S. 297: sich schützend breiten (Hr=über)
** m - drückt Identität / Äquivalenz aus (Hannig S. 311, (11), ohne Übersetzung


Gruß,
Seschen

> Antwort auf Beitrag vom: 24.08.2008 um 20:07:04


6) Re: Übersetzungsübung: Inschrift eines Sargdeckels
 naunakhte am 30.08.2008 um 15:32:50

Lieber Michael,

ich möchte mich dann dem letzten Teil deiner Frage widmen mit einigen Anmerkungen zu dem Stück:

Versteckten Text anzeigen...
Zur Datierung:
monja hat die Kartusche mit Mykerinos identifiziert.
Die anthropomorphen (mumienförmigen) Särge gab es aber zur Zeit von Mykerinos noch nicht. Der Sarg kann somit nicht zeitgenössisch sein.
Dieser Sargtypus taucht vereinzelt im MR auf und wird in der 2. Zwzt zu einer gängigen Sargform. Allerdings ist er zu dieser Zeit mit einem Federmuster, das ihm den Namen Rischi-Sarg gibt. Zudem ist er noch bis in die frühe 18. Dynastie hinein aus einem einzigen Baumstück herausgearbeitet. In der Regel ist der mumienförmige Sarg immer stark verziert. So findet sich auf der Brust meist eine Nut mit ausgebreiteten Flügeln - Schutzsymbol für den Verstorbenen, neben zahlreichen Bildfeldern in die der Sarg eingeteilt ist.
All dies trifft auf den vorliegenden Sarg nicht zu.
Zu Beginn der Spätzeit wird der mumienförmige Sarg als Teil eines Sargensembles verwendet. In diesem Fall bildet er den inneren Sarg und ist relativ unverziert.

Mir ist das Stück aus der Literatur bekannt. Es wird in die 26. Dynastie datiert, was zur obigen Darstellung der Entwicklung dieses Sargtypes passen würde. Zudem war es Teil eines Ensembles, dessen äußerer Sarg beim Transport ins Museum leider untergegangen ist.

Zum Inhalt der Inschrift:
In Bezug zur Sargdekoration ist sicherlich der von Seschen als Abschnitt 2 markierte Teil der Inschrift von Interesse. Hierbei handelt es sich um den Pyramidenspruch 638a1
(mit einer Abweichung im Beinamen der Nut). Hier mag das normalerweise auf dem Sarg abgebildete Bildnis der Nut durch den Text ersetzt worden sein.


Gruß
nauna

> Antwort auf Beitrag vom: 27.08.2008 um 20:32:27


1: http://efts.lib.uchicago.edu/cgi-bin/eos/eos_page.pl?DPI=100&callnum=PJ1553.A1_1908_cop3&object=358


7) Re: Übersetzungsübung: Inschrift eines Sargdeckels
 Michael Tilgner am 31.08.2008 um 21:00:10 - Anhang: 2 Anhänge

Hallo, Monja, Seschen und Naunakhte,

vielen Dank für Eure Mitarbeit an dieser Übungsaufgabe! Wie angekündigt, meine Auflösung.

Um welchen Pharao handelt es sich?

In der Kartusche steht der Eigenname Mn-kA.w-Ra, den wir in der griechischen Tradition als Mykerinos kennen. Es ist der 6. Pharao der IV. Dynastie; seine Regierungszeit wird angegeben mit: 2539/2489-2511-2461 v. Chr. (nach: Jürgen von Beckerath, Chronologie des pharaonischen Ägyptens, Mainz, 1997, S. 188).

Was die Übersetzung des Namens anbetrifft, so scheiden sich ja die Geister; das wäre mal ein Thema für ein eigenes Thread.

Wie lautet die Inschrift in Übersetzung?

Hier hat Seschen ganze Arbeit geleistet! Ich will daher nur noch einige Anmerkungen machen.

Abschnitt 1

Ich weiß nicht, warum Du bei bj.tj das letzte j eingeklammert hast (für nsw.t-bj.tj siehe Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 432). Bei jwaw "Erbe" steht bei Lepsius das Zeichen G1 mit Lesung A. Das ist sicher verschrieben, es muß ein Wachtelküken G43 mit Lesung w sein; ich meine auch, dieses Zeichen auch so in der Zeichnung identifizieren zu können.

Abschnitt 2

Der Anfang bereitet ein paar Probleme; das ist aber für ägyptische Texte typisch, nach meiner Erfahrung gibt es kaum einen, der nicht irgendwo einen Stolperstein aufweist.

Der Anfang ist wie folgt zu lesen:

pSS sj mw.t=k Nw.t Hr=k ...
"deine Mutter Nut breitet sich aus über dich ..."

pSS "ausspreizen, ausbreiten" (Hannig, S. 297; dort ist auch diese Passage angegeben) - Zur Schreibung mit einem s statt mit einem S, die ab dem Mittleren Reich gebräuchlich ist, siehe: Wb. I, 560 - ebenso das Determinativ mit dem liegenden Kreuz. Die Schreibung ist daher nicht zu korrigieren. Das reflexive Objekt "sich" wird mit einem abhängigen Personalpronomen angegeben, und zwar mit der 3. Pers. Singular feminin sj (Hannig, S. 664 [Verschreibung bei Hannig als 2. statt 3. Ps.]). Die Schreibung nur mit s ist dort auch verzeichnet.

Abschnitt 3

Der Anfang lautet:

rDj.n=s wn=k m nTr
"sie hat dich zum Gott werden lassen"

Das t ist überflüssig! Es sei an dieser Stelle schon mal vorweggenommen, daß es ein Kennzeichen später Texte ist, t als Determinativ oder Füllzeichen zu verwenden (Karl Jansen-Winkeln, Spätmittelägyptische Grammatik der Texte der 3. Zwischenzeit, Wiesbaden, 1996, § 32: "Nach klassischem Maßstab überflüssiges X1 [t] ist ziemlich häufig: ... bei femininem Subjekt durch die Funktion als eine Art Determinativ." - was hier ja gegeben ist).

n xf.t(jw)=k
"nicht gibt es deine Feinde"

xf.tj "Feind, Gegner" (Hannig, S. 598; er übersetzt: "ohne daß du Feinde hast"). Bei diesem Wort handelt es sich um eine sogenannte Nisbe-Konstruktion, abgeleitet aus der Präposition xft "gegenüber von". Dieses Adjektiv wird hier substantivisch verwendet. [Alles klar? ] Zu dieser Konstruktion verweise ich auf die diversen Grammatiken, z. B. Gardiner, Egyptian Grammar, §§ 79-81.

Wie naunakhte in ihrem Beitrag schon angegeben hat, handelt es sich um eine Passage aus den Pyramidentexten, und zwar aus dem Spruch 368 [nicht: Spruch 638a]. Kurt Sethe hat in seiner grundlegenden und nach wie vor maßgeblichen Edition die Pyramidentexte zu Sprüchen zusammengefaßt, diese aber wieder in Abschnitte unterteilt: "Diese Abschnitte entsprechen den Zetteln, auf die der Text bei der Verarbeitung für das Wörterbuch der äg. Sprache verteilt werden mußte." (Fußnote (1) in: Kurt Sethe, Die altägyptischen Pyramidentexte nach den Papierabdrücken und Photographien des Berliner Museums, Bd. 1, Leipzig, 1908, S. XI). In unserem Falle handelt es sich um die Abschnitte 638a und 683b1. Hier lesen wir auch durchgängig:

pSS.n sj mw.t=k Nw.t Hr=k
"deine Muter Nut hat sich über dich ausgebreitet"

also mit der sDm.n=f-Form, ganz parallel zum folgenden rDj.n=s wn=k ...

Das, was dieser Text beschreibt, ist auch oft dargestellt worden. Insbesondere auf den Innenseiten der Sargdeckel, speziell in der Spätzeit, wird Nut gezeigt, die sich mit ausgebreiteten Flügeln über die Mumie ausbreitet. Ich habe in meinen Unterlagen keine adäquate Abbildung finden können, dafür aber ein Pektoral mit dieser Szene und einem Teil unseres Textes aus dem Grabschatz des Tutanchamun. Hier Carters Notiz2. Das Photo stammt aus: Zahi Hawass, Sandro Vannini, Tutanchamun. Das legendäre Grab des Pharao, München, 2008, S. 163 oben.

Dieser Text wird auch als Nut-Formel bezeichnet; sie taucht in etlichen Varianten auf. Damit hat sich kürzlich in aller Ausführlichkeit befaßt: Martin von Falck, Textgeschichtliche Untersuchungen zu Götterreden und verwandten Texten auf ägyptischen Särgen und Sarkophagen von der 3. Zwischenzeit bis zur Ptolemäerzeit, Dissertation, Universität Münster, 20043.

Der Rest zur letzten Frage folgt später.

Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 30.08.2008 um 15:32:50


1: http://www.lib.uchicago.edu/cgi-bin/eos/eos_page.pl?DPI=100&callnum=PJ1553.A1_1908_cop3&ident=347
2: http://www.griffith.ox.ac.uk/gri/carter/261p(1)-c261p1-5.html
3: http://miami.uni-muenster.de/servlets/DocumentServlet?id=1580

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8) Re: Übersetzungsübung: Inschrift eines Sargdeckels
 Michael Tilgner am 09.09.2008 um 11:50:43 - Anhang: 2 Anhänge

Welche weiteren Schlüsse lassen sich aus der Inschrift auf diesem Sargdeckel ziehen?

Dieser Sargdeckel wurde 1837 in der Pyramide von Mykerinos entdeckt. Diese Tatsache und die Inschrift ließen daran denken, daß es sich um den Originalsarg von Mykerinos gehandelt haben könnte. So wurde er auch in den ersten Veröffentlichungen bei Perring, Lepsius u.a. eingeordnet. Es kamen jedoch bald Zweifel auf.

Naunakhte hat in ihrem Posting bereits darauf hingewiesen, daß die anthropoiden (menschenförmigen) Särge erst viel später aufgetaucht sind.

Aber auch die Inschrift deutet ebenfalls daraufhin, daß sie nicht zur Zeit von Mykerinos verfaßt wurde. Einige Beispiele:

Zunächst muß man darüber stutzen, daß eine Passage aus den  Pyramidentexten erwähnt wird, denn diese sind erstmals in der Unas-Pyramide (Ende der 5. Dyn.) erwähnt. Allerdings geht man davon aus, daß die Pyramidentexte auf ältere, heute verloren gegangene Vorlagen zurückgehen. Insofern widerlegt dieser Hinweis noch nicht eine frühe Datierung.

Im vorhergehenden Post wurde schon erwähnt, daß die Schreibung


für pSS erst seit dem Mittleren Reich belegt ist.

Auffällig ist auch, daß die 3. Person Singular feminin "sie" bzw. reflexives "sich" mit


statt mit


geschrieben wurde. Denn im Alten Reich und anfänglich im Mittleren Reich ist nur die letztere Schreibung gebräuchlich (Gardiner, Egyptian Grammar, § 34; Edel, Altägyptische Grammatik, § 159). Edel weist im § 116 daraufhin, daß diese beiden Zeichen "für gewöhnlich noch in der Schrift (sorgfältig) unterschieden werden", obwohl "ihr Zusammenfall [der Phoneme] doch bereits schon im AR erfolgt" ist.

Der Beiname der Nut StA-p.t "Geheimnis des Himmels" ist eine Deutung der späteren Ägypter. In den Pyramidentexten heißt dieser Beiname S.t-p.t mit Ortsdeterminativ (siehe beigefügte Seite in meinem vorhergehenden Posting). Schetpet wird als Bezeichnung für das Wadi Natrun vermutet (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1390). Eine Erläuterung hierzu bei Karola Zibelius, Ägyptische Siedlungen nach Texten des Alten Reiches, Wiesbaden, 1978, S. 235

Auf das überflüssige t bei rDj.n=s, das in späten Texten aber durchaus gebräuchlich ist, hatte ich schon hingewiesen.

Darüberhinaus ist die Passage "geboren vom Himmel, empfangen von Nut, Erbe des Geb, von ihm geliebt" in den Pyramidentexten gar nicht enthalten, dafür aber in den Inschriften von Särgen aus späterer Zeit, z. B. auf dem Sarg der Amenirdis (W M. Flinders Petrie, Kahun, Gurob and Hawara, London, 1890, Tafel XXVI,; Spalte ganz rechts).

Dies alles und noch einige weitere Besonderheiten sprechen eindeutig dagegen, daß die Inschrift zeitgenössisch ist, sondern eher in die Zeit der Amenirdis (26. Dyn.) zu setzen ist.

Die obigen Ausführungen beruhen auf Kurt Sethe, Das Alter des Londoner Sargdeckels des Königs Mencheres, in: ZÄS, Bd. 30, S. 94-98 (1892).

Im übrigen hat eine Radiokarbonuntersuchung der gefundenen Mumienteile ergeben, daß diese ins Mittelalter gehören. Ein Teil des Holzes, das ebenfalls analysiert wurde, wurde in die Zeit 1212-846 v.Chr. datiert. Das spricht dafür, daß es in späterer Zeit "recycelt" wurde, denn die inschriftlichen Hinweise sprechen ja - wie oben ausgeführt - für die 26. Dyn. (Nigel Strudwick, The British Museum. The Masterpieces of Ancient Egypt, London, 2006, S. 264-265)

Auf einen anderen Umstand macht schließlich Dietrich Wildung, Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt, Berlin, 1969, S. 223-224 aufmerksam, nämlich auf die wachsende Berühmtheit des Mykerinos ab der 26. Dyn., die sich auch in seiner Erwähnung in Totenbuchhandschriften und auf zahlreichen Skarabäen aus dieser Zeit zeigt.

Ich fand es schon erstaunlich, was sich aus diesem Sargdeckel alles ableiten läßt!

Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 31.08.2008 um 21:00:10

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