Hallo, Seschen und Thomas, das ging ja schneller, als ich dachte! qrs.t nfr.t jj=s m Htp "das schöne Begräbnis, es kommt in Frieden" =s ist Suffix 3. Pers. Singular feminin, da es sich auf qrs.t bezieht Das Subjekt - das "schöne Begräbnis" - wird dadurch hervorgehoben, betont, daß es an den Anfang des Satzes gestellt und im Satz mit einem Suffix wieder aufgenommen wird. (Gardiner, Egyptian Grammar, § 148, 1 "Anticipatory emphasis in verbal sentences": "The subject is put at the beginning." - Dazu im § 146: "... a resumptive pronoun must be substituted within the sentence itself for the word thus emphasized.") Das Zeichen Z4 (zwei Striche) wird j gelesen, wenn auch nur am Ende (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1099) jj "kommen" - jj m Htp "kommen / zurückkehren glücklich / in Frieden" (Hannig, S. 27) Thomas hat zunächst die Form ii.tj m Htp "willkommen" /S. 28) gesehen, was aber wörtlich auch nur heißt: "Du kommst / bist gekommen in Frieden!" 70=k km(.w) m wab.t=k "(wenn) deine 70 (Tage) vollendet sind in deiner Balsamierungsstätte" km "vollenden, verbringen" (Hannig, S. 883) Der Deutung dieser Passage als "pseudoverbale Konstruktion" stimme ich Seschen zu. Da sie den Umstand angibt, habe ich sie mit "(wenn)" dem vorherigen Satz angeschlossen; sinngemäß ist natürlich auch "nachdem" passend (siehe aber weiter unten). Übrigens steht diese Stelle komplett im Eintrag wab.t (Hannig, S. 184). Für mich unklar ist, ob 70=k hrw zu lesen ist oder nur 70=k. Es handelt sich ja um einen mittelägyptischen Text, auch wenn er aus dem Neuen Reich stammt. Nach Gardiner, § 261 "Construction of the cardinals" folgt die Zahlenangabe dem Substantiv, das im allgemeinen im Singular steht, vor allem bei Zeitangaben. Seschen verweist auf Kurt Sethe, Von Zahlen und Zahlworten bei den alten Ägyptern, Straßburg, 1916, Abschnitt 6 "Die Konstruktion der Kardinalzahlworte", S. 44-59. Für das Mittlere Reich führt Sethe aus: Zitat:
Das mittlere Reich ... verfährt im allgemeinen konsequent darin, daß es die Zahlworte nur noch in Ziffern schreibt und diese ebenso, wie es die Pyramiden in diesem Fall zu tun beliebten, dem gezählten Worte in der Schrift folgen läßt." (S. 48f) |
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Hingegen führt er für das Neuägyptische aus: Zitat:
Im übrigen wird jedoch die Zahl im Neuägyptischen auch in der Schrift vor das gezählte Wort gestellt, wie ja das Zahlwort seit alters gesprochen wurde ... Bei den Zahlen von 10 aufwärts tritt im Neuägyptischen wie auch im Demotischen zwischen das vorangestellte Zahlwort und das im Singularis stehende gezählte Wort der Genetivexponent n ..." (S. 53) |
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Die Beispiele aus dem Zettelarchiv sind vermutlich neuägyptische Texte (aus einem Papyrus bzw. von einem Ostrakon); das müßte man noch einmal nachprüfen. Ich habe daher überlegt, ob es sich um eine Ordinalzahl handeln könnte, denn diese können dem Substantiv vorangehen (Gardiner, § 263 "The ordinal numbers": "When used as epithets these ordinals may precede their noun." ) Dann würde der Passus lauten: "(wenn) dein siebzigster Tag vollendet ist." - Allerdings werden die Ordinalzahlen ab 10 mit mH gebildet, dabei wird die Zahl nachgestellt. Auf die Idee, hrw nicht zu lesen, sondern als Determinativ anzusehen, bin ich durch Sethes Abschnitt "Zahlabstrakta" (S. 42-44) gekommen. So heißt z.B. ifd.t mit Sonne als Determinativ "die Vierheit" der Tage. Allerdings kann es sich nicht um ein Abstraktum handeln, da ein solches feminin ist; dann müßte das Pseudopartizip für die 3. Person Singular / Plural mit .tj enden. Es bleibt leider eine Ungewißheit, wie es nun genau aufzufassen ist, auch wenn der Sinn klar ist. Auf jeden Fall ist es ein Beleg aus pharaonischer Zeit, daß die Zeit der Balsamierung 70 Tage umfaßt. Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 24.11.2008 um 19:34:08
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