Beitrag: 1;2;3 oder 1-3 oder 1;2-7;8
 

Anhänge ausblenden | QR-Code einblenden

http://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?board=guan&action=display&num=1473402346

Ägyptologie Forum >> Schrift & Sprache


1) "Alphabet" der Einkonsonantenzeichen
 Thomas J. Golnik am 09.09.2016 um 08:25:46

Als jemand, der sich seit einigen Monaten als Autodidakt ins Mittelägyptische einarbeitet, frage ich mich schon einige Zeit, woher die eigentümliche Reihenfolge der Einkonsonantenzeichen im ägyptischen "Alphabet" eigentlich stammt.

Dass die Ägypter selbst wohl kein Alphabet in diesem Sinne kannten und dass die Reihung der Einkonsonantenzeichen, wie sie z. B. in unseren Wörterbüchern als Grundlage für die Anordnung der Lemmata Verwendung findet, eine moderne Schöpfung ist, ist mir bekannt. Aber wessen Schöpfung ist sie? Und warum gerade diese?

Champollion sortierte die Zeichen in seinem "Lettre à M. Dacier" (1822) noch nach dem Vorbild des griechischen Alphabets – und damit völlig anders als heute üblich. Auch mit dem koptischen, dem hebräischen und dem arabischen Alphabet scheint die moderne Reihenfolge der Einkonsonantenzeichen keine Ähnlichkeit zu haben und mit dem lateinischen genauso wenig.

Ich habe bisher keine Informationen dazu gefunden, wer die heute übliche Reihung festgelegt hat und was ihn dazu bewogen hat, die Zeichen gerade in dieser Reihenfolge anzuordnen. Vielleicht kann mir dazu ja jemand hier Auskunft geben?


2) Re: "Alphabet" der Einkonsonantenzeichen
 Michael Tilgner am 09.09.2016 um 12:00:26

Hallo, Golnik,

diese Frage hat sich der Ägyptologe Wolfgang Schenkel auch einmal gestellt - und beantwortet: Erkundungen zur Reihenfolge der Zeichen im ägyptologischen Transkriptionsalphabet1, in: Chronique d'Égypte, Bd. 63, S. 5-35 (1988). Dieser Artikel ist online.

Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 09.09.2016 um 08:25:46


1: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/1583/


3) Re: "Alphabet" der Einkonsonantenzeichen
 Thomas J. Golnik am 09.09.2016 um 12:43:16

Wunderbar! Vielen Dank für diesen Hinweis. Genau so etwas habe ich gesucht.

Und es ist hier also in der Tat so, wie ich es im Stillen vermutet hatte: Dass die gelehrte Diskussion über die Lautwerte der Zeichen und der Versuch der Zuordnung dieser zu hebräischen und koptischen Äquivalenten in Kombination mit einer guten Portion "Schulenloyalität" und einer Prise Willkür dem Alphabet seine heute noch benutzte Ausformung gegeben haben.

Ich freue mich, dass ich gleich bei meiner ersten Frage hier von Ihrer Kundigkeit, Herr Tilgner, profitieren konnte.



(P. S.: Im Übrigen werde ich einmal flugs meinen Nicknamen hier um meinen Vornamen ergänzen, dann gestaltet sich die Anrede einfacher; ich hatte darauf zunächst gar keine Gedanken verwendet.)

> Antwort auf Beitrag vom: 09.09.2016 um 12:00:26