nD.tj "du bist geschützt / gerettet"
Das hier verwendete Pseudopartizip (Endung
.tj für die 2. Person Singular, da der König angesprochen wird) drückt aus, "dass die Verbalhandlung zum Abschluss gekommen ist" (Edel,
Altägyptische Grammatik, § 585 für intransitive Tätigkeitsverben).
Zitat:Das Pseudopartizip dient zur Aussage und zum Ausdruck eines Wunsches und unterscheidet nicht zwischen Aktiv und Passiv, Vergangenheit und Gegenwart, Geschehnis und Zustand (...) futurische Bedeutung hat es dagegen nie. |
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Ich denke, hier steht eine Aussage zum erreichten Zustand des Königs Pepi I. Das folgende ist sicher gedanklich mit "denn" anzuschließen.
Menexenos hat "fragen" als Übersetzung für
nD vorgeschlagen (Wb II, 370-371). Von der Schreibung ist das auch durchaus möglich. Hier sind wir mit dem Problem konfrontiert, eine Übersetzung aus verschiedenen Möglichkeiten zu wählen, die zum Kontext passt. Bei der Bearbeitung eines Textes kommt es immer wieder vor, dass man eine zunächst gewählte Übersetzung verwerfen muss, weil sie mit dem folgenden wenig Sinn ergibt.
Menexenos geht dann weiter mit:
rD.n=k nTr.w nb.w "dass dir geben alle Götter"
Bei der Umschrift wurde ein
n unterschlagen. Das Problem war wohl: Wo ist hier das Subjekt? In der Tat ist es
nicht geschrieben! Wir kennen diese Erscheinung von Inschriften auf vielen Tempel- und Gräberwänden. Allerdings merkt Edel für die Pyramidentexte an, dass das Suffix
-j "oft bezeichnet" wird; ansonsten ist es aber in den Inschriften des Alten Reiches nach starken Konsonanten kaum zu belegen. Wenn man also das zweite
n berücksichtigt und diese Ergänzung vornimmt, so kommen wir zu dem wohlbekannten
rDj.n(=j) n=k "ich gebe dir ..."
Übrigens: Im Mittelägyptischen sind
D und
d zusammengefallen, so dass für Texte dieser Sprachstufe
rdj zu transkribieren ist.
Das erste Wort der 3. Spalte war ein kleiner Stolperstein! Geht man zunächst strikt nach dem vor, was hier steht, nämlich
wa.t, so findet man im Wb I, 279 zwei Verweise:
"siehe bei
war.t"
"das Erbe siehe bei
jwa.t"
Nun ist das Determinativ in unserem Text nicht leicht zu erkennen. Menexenos hat sich für
war.t "Bein" entschieden; die anderen für
jwa.t "Erbteil (eines Gottes)" (Wb I, 51.2). Auch hier muss die Entscheidung nach dem Sinn, ggf. nach Vergleichen mit anderen Versionen dieses Spruches erfolgen.
Zur nachgestellten Partikel
jsT in den Pyramidentexten hat Seschen schon die entsprechenden Zitate gebracht.
Zum Schluss der Aufzählung heißt es:
jSw.t=sn nb(.wt) "alle ihre Sachen"
Durch die 3 Kügelchen N33a (anstelle der Pluralstriche Z2) wird der Plural angegeben. So hat Menexenos meiner Meinung nach die Stelle richtig gedeutet. Es gibt zwar Kollektivbegriffe mit Pluralstrichen, die als Singular gelesen werden, aber
jx.t "die Sache" gehört nicht dazu, zumindest nicht in dieser Zeit. Die feminine Pluralendung lautet
.wt.
Wb I, 124.2 schreibt für
jx.t "Sache, Femininum, aber zuweilen auch als Masculinum behandelt". Dem scheint Edel in seiner Grammatik nicht zu folgen, denn er erwähnt diese Erscheinung nicht. Er behandelt das Wort nur als feminin.
Dafür diskutiert er den Lautwechsel von
x und
S in diesem Wort: Dieser Lautwechsel tritt ein, wenn ein Suffix verwendet wird (§ 264) oder im Plural und Dual (§ 301). "Die lautlichen Vorgänge, die dieser Erscheinung zugrunde liegen, sind unbekannt." In späterer Zeit verliert sich dieser Wechsel.
An dem folgenden
nb lässt sich leider nicht entscheiden, ob das vorhergehende Wort feminin oder maskulin, Singular oder Plural ist, da es schon im Alten Reich die Tendenz hat, unveränderlich zu sein. So wird die Endung des Singular feminin "sehr häufig unterdrückt" (Edel, § 351) und auch die Belege für die Ausschreibung der Endung
.wt des Plurals feminin sind "sehr selten" (§ 352). Es ist üblich, diese unterdrückten Endungen in der Umschrift in Klammern hinzuzufügen.
n m(w)t=k "du wirst nicht sterben"
Das ist sicherlich die Folge des Vorhergehenden: "(deshalb) wirst du nicht sterben". Wir hatten schon in der letzten Übersetzungsübung darüber gesprochen, dass im Altägyptischen ein
n sDm=f auch für futurische Aussagen verwendet werden kann (Edel, § 1079). Denkbar ist aber auch ein Wunschsatz: "(denn) du sollst nicht sterben!" (§ 1083)