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Ägyptologie Forum >> Schrift & Sprache


1) Inschrift übersetzen
 Peter am 05.09.2019 um 12:54:36


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Hallo, ich habe letztens diese Inschrift versucht zu übersetzen, nur habe ich leider keine Ahnung, ob das so richtig ist. Kann mir jemand sagen, ob ich es richtig übersetzt habe, oder ob und welche Fehler ich gemacht habe?

"Ein Opfer gibt der König zu Osiris, den Ersten der Westlichen, den Herren der Ewigkeit, den Ersten der Herrlichkeit/Herrlichen, er gestattet die Darbringung von befriedigenden Opfergaben für den Herren der Reinheit und der guten Dinge, Osiris, der den Weihrauch liebende Gott, der Wächter des Schreins in Karnak, Amun-hotep/Amun ist zufrieden. [Diese Glyphe konnte ich nicht richtig erkennen] Der Gerechtfertigte, Sohn des Priesters (Gott Vater!?) des Amun, dem gerechtfertigten Kind [Diese Hieroglyphe konnte ich nicht lesen] "er" Geliebte des Amun!?/Merit-Amun."

Ich hoffe jemand kann mir auch bei den Hieroglyphen helfen, die ich nicht erkannt habe.

Gruß Peter.


1: http://images.app.goo.gl/paTCqzoRPHBCe5Q56


2) Re: Inschrift übersetzen
 Michael Tilgner am 06.09.2019 um 16:28:22

Lieber Peter,

die Inschrift gehört zu einem Uschebti-Kasten (British Museum EA 35289), der sogar noch einige Uschebtis aus blauer Fayence enthält. Er wird in die 21. Dyn. oder später datiert.

Die Inschrift hast Du in Teilen gut erkannt; sie ist schwierig, da sie teilweise ungewöhnliche Formulierungen und Schriftzeichen enthält.

Meine Übersetzung:

Htp dj nsw n Wsjr
"Ein Opfer, das der König dem Osiris gibt"

Die Verwendung der Präposition n vor der Götterliste findet man "bei der knappen Hälfte der Inschriften" in den Opferformeln der 21.-24. Dyn. (Winfried Barta, Aufbau und Bedeutung der altägyptischen Opferformel, Glückstadt, 1968, S. 173) Der am häufigsten genannte Gott ist Osiris. Danach folgen Epitheta (Beiworte) dieses Gottes:

xn.tj-jmn.tjw
"der Erste der Westlichen"

(Wb I,86.22; III, 305.14) Es handelt sich am Ende um G4, den sog. tjw-Vogel, verwendet, um den femininen Plural von Nisbe-Adjektiven anzugeben (Alan H. Gardiner, Egyptian Grammar, Oxford, 1957, § 79). Damit ist auch klar, dass es sich um "die Westlichen" (die Toten) handeln muss und nicht um "den Westen" trotz der Ortsdeterminative.

nb nHH Hr.j-tp jqr(.w)
"Herr der Ewigkeit, Oberster der Trefflichkeit/der 'Trefflichen'"

jqrw "Bravheit, Tüchtigkeit" (Wb I, 137.22-24, dort auch die Schreibung ohne Pluralstriche). Ich ziehe jedoch vor:
jqr.w "Bez. der seligen Toten" (Wb I, 137.21), also "die Trefflichen" trotz des Determinativs für Abstrakta, weil man Oberster nur von einer Personen- oder Göttergruppe sein kann (Wb III, 140).

dj=f Htp DfA (j)x.t nb(.t) {n} nfr(.t) wab(.t)
"er möge geben: Opfer, Speisen (und) alle guten reinen Dinge"

dj=f ist prospektives sDm=f
DfA "Speise ... der Toten" (Wb V, 569.11)
jx.t nb.t nfr.t wab.t "alle guten (und) reinen Dinge" (in Opferformeln), vgl. Wb I, 124; dort auch die Schreibung mit wegfallendem .t, wie übrigens oft in der Spätzeit. Das dazwischen tretende n habe ich ausgeblendet, weil es sich um die Standardformulierung handelt, obwohl eine Übersetzung wie "alle Dinge des Guten (und) Reinen" auch gehen würde.

Nun kommt der Empfänger mit Titel und Namen:

n Wsjr jt-nTr mrj nTr
"dem Osiris und Gott liebenden Gottesvater"

Zu letzterem Titel und dessen Schreibung: Wb I, 142.6. Übersetzung nach TLA oder: jt-nTr mry-nTr "Gottgeliebter Gottesvater" (nach: Rainer Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz, 1995, S. 110)

wn aA.wj n.w p.t m Jp.t-s.wt Jmn-Htp(.w) mAa-xrw
"der die Türen des Himmels öffnet im Karnak-Tempel Amunhetep, gerechtfertigt"

Der Titel: Wb I, 311.5; der Ort: Wb I, 66; der Name: PN I, 30.12 "Amun ist gnädig" (nach Ranke; oft auch mit "Amun ist zufrieden" übersetzt). Beim Zeichen handelt es sich um A51, Determinativ für "Vornehmer".

sA jt-nTr {j} n Jmn-Ra nswt nTr.w
"Sohn des Gottesvaters des Amun-Re, des Königs der Götter"

Der Titel "Gottesvater mit Genitiv des bestimmten Gottes" (Wb I, 142.2).
nswt nTr.w "König der Götter" (Wb II, 328.12)
Das Schilfblatt j bei Jmn ist m.E. fehlerhaft doppelt geschrieben worden.

JhA-Srj mAa-xrw
"Ihascheri, gerechtfertigt"

Der Name ist in Ranke, Personennamen, I-III, Glückstadt, 1935-1977 nicht erwähnt.

Hm.t=f Mr.t-Jmn mAa.t-xrw
"seine Ehefrau Meret-Amun, gerechtfertigt"

Der Name: PN I, 158.15 "die von Amun Geliebte".
mAa.t-xrw "gerechtfertigt"; Schreibung mit M2, M2A (extended library) o.ä.: Wb II, 17.17: "Die seit Ende D. 18 (Amarna) aufkommende Schreibung mit der Blume nach Männer- und Frauennamen könnte auf der Vorstellung vom 'Kranz der Rechtfertigung'1 beruhen, den der gerechte Tote erhält."

Viele Grüße,
Michael Tilgner

> Antwort auf Beitrag vom: 05.09.2019 um 12:54:36


1: http://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?action=lexikond&id=030917071427


3) Re: Inschrift übersetzen
 Peter am 18.09.2019 um 08:10:05

Vielen Dank, das hat mir sehr geholfen!

Hättest du denn einen Tipp für mich, wie ich meine Übersetzungen genauer machen kann?

> Antwort auf Beitrag vom: 06.09.2019 um 16:28:22