Hallo, Jan Assmann hat in dem bereits erwähnten Artikel im Lexikon der Ägyptologie angegeben: Zitat:
Der früheste Beleg für die Ausdehnung dieser Konzeption auf die gesamte Schöpfung findet sich in einem Amarna-Text. |
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Es handelt sich um einen Sonnenhymnus aus dem Grab des Ahmose, eines hohen Beamten der Amarna-Zeit. Ich habe den Passus der Grabpublikation N. de G. Davies, The Rock Tombs of el Amarna, Part III: The Tombs of Huya and Ahmes, London, 1905, Tf. 281 entnommen. Vieles ist zerstört, jedoch konnten die fehlenden Hieroglyphen anhand einer Zeichnung2, die die Lepsius-Expedition in Ägypten angefertigt hatte, rekonstruiert werden. pA nTr anx m mAa.t r-xft-Hr ...wj "O Gott, der von der Wahrheit lebt vor den Augen (der Menschen)" pA Demonstrativpronomen maskulin Singular "dieser N" (Wb I, 492.5); pA nTr "zumeist von einem Gott, auch als Anrede" (Wb II, 359.19) anx m "leben von ... der Wahrheit" (Wb I, 194.6); gängiges Beiwort des Gottes Aton r-xft-Hr "vor jemandem u.ä." (Wb III, 276.1) ...wj Plural von jr.t "Auge", Lesung unsicher (Wb I, 108.1) ntk jr n wn.t nn r-Aw "Du (bist) ein Erschaffender. Nicht (gab) es einen Erschaffenden von diesem insgesamt." Eine knifflige Stelle! Meine Lösung: ntk jr ist ein "participial statement" (Alan H. Gardiner, Egyptian Grammar, 1957, § 373), bestehend - in diesem Fall - aus einem selbständigen Personalpronomen und einem perfektischen aktiven Partizip. Gardiner übersetzt die Grundform mit "it is he who hears" bzw. wörtlich: "the-one-who-hears (heard)", also substantiviert. Unsere Stelle müsste also wörtlich heißen: "du (bist) einer, der macht / handelt / erschafft". Zur Bedeutung "erschaffen (als Tätigkeit der Gottheit)": Wb, 108.21. LGG I, 439 übersetzt jr mit "Handelnder" und "Schöpfer". n wn.t "es exisitert nicht ..." - "ohne dass ... existiert" (Wb I, 308.10-11) - siehe auch Gardiner, § 108,2. nn r-Aw "alles dieses u.ä." (Wb II, 273.11) - Die Schreibung (ab 18. Dyn.) von nn: Wb II, 272. Zu r-Aw "ganz, insgesamt" (Wb I, 4.13). Diese Stelle hat Jan Assmann, Ägyptische Hymnen und Gebete, 1975, S. 222 so übersetzt: Zitat:
du bist es, der schuf, als noch nichts war, der dies alles geschaffen hat. |
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Er hat n wn.t ähnlich absolut gebraucht wie nn wn "there is nothing, lit. there does not exist" (Gardiner, § 108,1). Meiner Meinung nach geht das aber nicht: wn.t wird als spezielle Verbform angesehen, die sog. sDm.t=f-Form (so Gardiner, Allen und auch Schenkel in ihren Grammatiken). Am deutlichsten hat es für mich Wolfgang Schenkel, Tübinger Einführung in die klassisch-ägyptische Sprache und Schrift, 2012, S. 159 ausgedrückt: Danach lautet die Konstruktion n wnt. "es gibt nicht" + substantivischer Ausdruck. Ein absoluter Gebrauch ist also nicht möglich - so schön die Übersetzung auch ist. Wir können die beiden Sätze auch in Beziehung zueinander setzen, indem wir den zweiten als virtuellen Zeit- oder Umstandssatz auffassen: "Du (warst) ein Erschaffender, (als) es (noch) keinen Erschaffenden von all diesem (gab)." Das klingt ganz ähnlich wie in dem Apophisbuch (Zitat oben): Zitat:
Ich habe alle Formen geschaffen, als ich alleine war, ... ohne daß ein anderer entstanden war, der mit mir zusammen hätte handeln können. |
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prj.n=w m rA=k "Es (all dieses) ist aus deinem Mund herausgekommen." (wörtl. "sie sind ... herausgekommen", da nn pluralisch zu verstehen ist.) =w Suffixpronomen 3. Person Plural (neuägyptisch) (Wb I, 243.13) Mir ist bei der Bearbeitung aufgefallen, dass der ägyptische Text ziemlich "blasse" Wörter verwendet: So wird der "Schöpfer" (Aton) nur mit dem Allerweltswort jr "Handelnder / Machender / Erschaffender" bezeichnet und die "Schöpfung" nur mit nn r-Aw "dieses insgesamt". Auch hier wird die "Schöpfung mit dem Wort" als prj m rA=k "herauskommen aus deinem Mund" beschrieben. Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 25.01.2020 um 22:13:39
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