Lieber Otto, Du hast eine Zusammenfassung des Artikels Sanaa Abd el-Azim el-Adly, Amun und seine Nilgans, in: Göttinger Miszellen, Heft 126, S. 47-57 (1992) zitiert. Der Autor leitet die ägyptische Bezeichnung smn für die "Nilgans" wie folgt her: s+jmn. s ist ein Präfix und hat "kausative" Funktion. "Kausativ": So wird aus einem Verb Htp "zufrieden sein" (Wb III, 188) ein sHtp "zufrieden stellen, friedfertig machen" (Wb IV, 221). Dass das j bei einer Zusammenfügung wie s+jmn wegfallen kann, ist schon seit alter Zeit belegt (Elmar Edel, Altägyptische Grammatik, Bd. I, Roma, § 443). Der Autor leitet aus Jmn "der Verborgene" für smn nun die Bedeutung ab: "der verweilt" (in Gestalt der smn-Gans) und bezieht sich auf die im Wb IV, 134.15 angegebene Nebenbedeutung "verweilen, sich aufhalten" und resümiert (S. 56): Zitat:
Daraus erschließt man, daß smn als die Erscheinungsform des Verborgenen; Gottes Amun, gilt. %mn ist das dann in Fleisch und Blut materialistische [gemeint: materialisierte] Wesen des immateriellen Amun. |
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Das Problem mit dieser Deutung ist jedoch, dass smn üblicherweise als Kausativ des Verbs mn "bleiben, fest an einer Stelle sein" (Wb II, 60) gilt (z.B. Alan H. Gardiner, Egyptian Grammar, 1957, § 275). Auch von anderer Seite wurde Kritik geübt: So meint z.B. R. Hari, dass die Nilgans nur ein "Tierfetisch" sei, der von einer Vergöttlichung ausgeschlossen sei, da dieses Tier gegessen worden sei. Die einzige Tierverkörperung des Amun sei der Widder (zitiert nach: Catherine Graindorge, La quête de la lumière au mois de Khoiak: une histoire d'oies, in: Journal of Egyptian Archaeology, Bd. 82, S. 83-105 (1996); die Quelle angegeben in Fußnote 19, S. 87). Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 27.02.2020 um 14:15:05
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