Hallo, Lolli2u, Deine "Tüftelei" hat Dich dazu gebracht, Titel und Name von Katimala in der hieroglyphischen Inschrift zu identifizieren. Du hast offensichtlich als "Frau" die Hieroglyphe mit der Gardiner-Kennung B1 angesehen: Sie ist hier als Determinativ (Deutzeichen) für das davor stehende Wort aufzufassen - die Zeichen werden von rechts nach links gelesen (im Forum lässt sich das leider nicht umsetzen, so dass die Hieroglyphen hier von links nach rechts geschrieben sind): Hm.t "Frau, Ehefrau" (Wb III, 76ff) Davor steht noch ein Zeichen, nämlich M23 Binse mit dem Lautwert sw: In Verwandschaftsbezeichnungen und Titeln dients es aber auch als Abkürzung für nswt "König" (Wb II, 325). Dazu kommt eine Eigentümlichkeit des hieroglyphischen Schriftsystems, nämlich die Umstellung der Zeichen aus Gründen der Ehrerbietung. Damit lautet der Anfang der Inschrift: Hm.t-nswt "Gemahlin des Königs" (Wb III, 77 bzw. 78.1) Danach folgen drei Zeichen: Bei dem Vogel handelt es sich die Hieroglyphe G36 Schwalbe mit dem Lautwert wr. Hier findet man im Wörterbuch die Bedeutung "groß, groß sein" (Wb I, 326). Das darunter stehende Zeichen D21 Mund hat die Lesung r und wiederholt den letzten Konsonanten des Zweikonsonantenzeichens G36, so dass das Ganze nur wr und nicht wr-r gelesen wird (sog. phonetisches Komplement oder salopp: "Lesehilfe"). Das dritte Zeichen über dem Vogel ist X1 Brot mit Lesung t. Es kennzeichnet feminine Wörter. Daher ist es auch oben bei Hm.t verwendet worden. Obwohl es über der Schwalbe steht, ist es danach zu lesen; dies ist die zweite Eigentümlichkeit des hieroglyphischen Schriftsystems, nämlich die Umstellung aus rein graphischen Gründen. Bis dahin lautet der Text nun: Hm.t-nswt wr.t "die Große Gemahlin des Königs" oder auch "die Große königliche Gemahlin" (Wb III, 78.7) Das ist der Titel einer Königin. Danach folgen die Hieroglyphen: Das Gardiner-Zeichen H8 Ei wird in späterer Zeit als Ideogramm für sA "Sohn" verwendet (Wb III, 408). Hier steht es mit der bereits erwähnten Feminin-Endung t, so dass sA.t "Tochter" gemeint ist (Wb III, 411). Die davor stehende Binse hatten wir schon: ehrenvolle Umstellung des Wortes "König". Wir haben also: sA.t-nswt "Tochter des Königs" (Wb III, 412.7) Ob es sich um den gleichen König handelt - der also seine Tochter zur Frau genommen hat - oder um verschiedene Könige, kann man hieraus aber nicht feststellen. Nun kommt der Name, der nicht ägyptisch ist: KAtjmAr(w) "Katimala". Das Ägyptische kennt kein "l". Wenn dieser Laut in ausländischen Personen- oder Ortsnamen auftritt, wird er mit dem liegenden Löwen E23 geschrieben, obwohl die eigentliche Lesung rw ist. Nach dem Namen kommt nun wieder die sitzende Frau B1, diesmal als Determinativ für einen Frauennamen. Das Zeichen wird nicht gelesen. Darnell schließt diese Sequenz mit der Hieroglyphe M16 ab das die Lesung HA hat. Es ist nicht korrekt, denn hier muss M85 stehen. Das ist aber ein Zeichen, das nicht zur Gardiner-Liste gehört, sondern zur sogenannten "Extended Library". Vermutlich hatte Darnells Computerprogramm dieses Zeichen nicht in seinem Bestand, denn er hat es ganz richtig transkribiert und übersetzt. Es steht nämlich als Abkürzung für mAa-xrw "gerechtfertigt" (Wb II, 17). Auf der zitierten Wörterbuchseite steht: Zitat:
Die seit Ende D. 18 (Amarna) aufkommende Schreibung mit der Blume nach Männer- und Frauennamen könnte auf der Vorstellung vom "Kranz der Rechtfertigung" beruhen, den der gerechte Tote erhält. |
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Da es sich um eine Frau handelt, muss man die Femininendung t hinzufügen. Insgesamt haben wir also: Hm.t-nswt wr.t sA.t-nswt KAtjmAr(w) mAa.t-xrw "die Große Gemahlin des Königs (und) Tochter des Königs Katimala, gerechtfertigt" Ich habe diesen Passus so ausführlich erläutert, um zu zeigen, dass man ohne Zeichenliste und Wörterbuch bei der Bearbeitung hieroglyphischer Inschriften nicht wirklich weiterkommt. Ich muss noch hinzufügen: Man braucht auch eine Grammatik. Auf grammatische Fragen bin ich aber hier nicht eingegangen. Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 21.04.2022 um 20:10:08
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