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   Neues aus der Ägyptologie (133)
   Neu entdeckte Gräber der 5. und 6. Dyn. (5)
  Autor/in  Thema: Neu entdeckte Gräber der 5. und 6. Dyn.
Michael Tilgner  maennlich
Member



Neu entdeckte Gräber der 5. und 6. Dyn. Pyramiden_von_Sakkara_in_Baines_Malek_Aegypten_1980_S_135.jpg - 143 KB
« Datum: 01.02.2023 um 19:27:55 »   

Hallo, Leute,

im Ägyptenblatt wurde kürzlich berichtet: "Ägyptische Grabungsmission entdeckt Gräber des Alten Königreichs". Inzwischen liegen weitere Berichte und Fotos vor.

Als Fundort wird Gisr el-Mudir genannt. Dabei handelt es sich um ein Gebiet in der Nähe der Stufenpyramide in Sakkara, das ansonsten unter dem Namen "Großer Bezirk bzw. Umwallung" oder "Große Umfriedung" bekannt ist (John Baines, Jaromír Málek, Weltatlas der alten Kulturen. Ägypten, München, 1980, S. 135 und 144):

Zitat:
Luftaufnahmen zeigen die deutlichen Umrisse eines gigantischen umfriedeten Areals westlich des Sechemhet-Bezirks.

Und wie wir nun dank der Arbeiten der ägyptischen Archäologen wissen, enthält dieser Bezirk auch zahlreiche Gräber der 5. und 6. Dynastie.

Besonders möchte ich auf eine Serie eines Fotojournalisten Hans Lucas hinweisen, mit z.T. beeindruckenden Aufnahmen der Statuen, Scheintüren und Modelle. Leider werden in den Bildunterschriften keine Details genannt, die die Forumsmitglieder vielleicht interessieren würden.

In diesem Bericht ist u.a. ein Foto der möglichwerweise ältesten nichtköniglichen Mumie, die dort gefunden wurde. Sie befindet sich allerdings in einem beklagenswerten Zustand. Darunter sind zwei Fotos aus dem Grab des Chnum-djed-ef (PN I, 413.5; Ranke liest Djed-ef-Chnum), dessen Titel und Namen gut erkennbar sind.

Der Bericht der Nachrichtenagentur Xinhua enthält eine Aufnahme der Scheintür eines Beamten, dessen Name im Text als "Messi" angegeben wird. Das ist eine schöne Übereinstimmung mit einem bekannten Fußballstar; der Name ist aber MsH.j "Mesehi" zu lesen. Der Name ist in Hermann Ranke, Die Ägyptischen Personennamen, Glückstadt, 1936 nicht erwähnt. Vielleicht ist er abgeleitet vom Wort msH "Krokodil" (Wb II, 136.10) und würde dann eventuell der "Krokodilartige" bedeuten.

Ein Bericht von "20min" hat eine weitere kleine Bildergalerie, u.a. mit einer schönen Darstellung von Alltagsszenen (Bild 2), wie man sie oft in Gräbern des Alten Reiches findet, und einer ausführlichen Opferliste - mit wunderschönen blauen Hieroglyphen - vor einem Grabherrn, der Fetekta (PN I, 143.1) heißt (Bild 6).

Es ist erstaunlich, dass immer noch und immer wieder solche wunderbaren Gräber entdeckt werden! Viel Spaß beim Blättern!

Viele Grüße,
Michael Tilgner


- Vollbild -
Chontamenti  maennlich
Member



Re: Neu entdeckte Gräber der 5. und 6. Dyn. 
« Antwort #1, Datum: 02.03.2023 um 13:35:53 »   

Der Zustand der Mumie ist zwar schlecht, aber für ihr Alter sehr in Ordnung. Ich habe schon Mumien aus der Spätzeit gesehen, die schlechter aussahen. Interessant scheintvmkr auch, dass die Mumie nicht auf klassische Weise mumifiziert wurde: Die Beine sind nicht zusammen eingewickelt, allgemein wirken die Bandagen eher wie ein Gewand. Vergoldungen kann ich nicht erkennen, allerdings eine Kette aus Fayenceperlen. Könnte es sich nicht um die andere im Artikel genannte Mumie handeln?
> Antwort auf Beitrag vom: 01.02.2023 um 19:27:55  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Neu entdeckte Gräber der 5. und 6. Dyn. Mumifizierung_im_Alten_Reich.pdf - 800 KB
« Antwort #2, Datum: 04.03.2023 um 22:34:41 »   

Im Alten Reich - vielleicht schon früher - begannen Versuche, durch Mumifizierung der Verstorbenen deren Verwesung zu verhindern. Ihre Körper wurden kunstvoll mit Mumienbinden umwickelt; die Einbalsamierer hatten es offenbar vor allem darauf abgesehen, die äußere Form nachzubilden. In den aufgefundenen Mumien hat sich das Körpergewebe nicht erhalten; es sind nur noch die Skelettteile vorhanden.

Ich habe einige der früher gefundenen Mumien aus dem Alten Reich zusammengestellt. Auch bei ihnen sind die Beine nicht eingewickelt. Insofern entspricht die kürzlich entdeckte Mumie eines Hekashepes in ihrer Form und ihrem Erhaltungszustand den anderen aus dieser Zeit, bis auf die teilweise Vergoldung.

Viele Grüße,
Michael Tilgner
« Letzte Änderung: 05.03.2023 um 11:06:59 von Michael Tilgner »
> Antwort auf Beitrag vom: 02.03.2023 um 13:35:53  Gehe zu Beitrag
Chontamenti  maennlich
Member



Re: Neu entdeckte Gräber der 5. und 6. Dyn. 
« Antwort #3, Datum: 05.03.2023 um 09:13:36 »   

Vielen Dank, die Bilder waren sehr interessant! Besonders das untere auf Seite 1. Die Mumie scheint ja perfekt erhalten zu sein! Ist bekannt, wo sie sich heute befindet?
> Antwort auf Beitrag vom: 04.03.2023 um 22:34:41  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Neu entdeckte Gräber der 5. und 6. Dyn. 
« Antwort #4, Datum: 05.03.2023 um 11:44:58 »   

Diese Mumie stammt aus einem Grab in Gizeh (G 2220). Die Reste sind jetzt im Museum of Fine Arts in Boston.

Über den Beginn der Mumifizierung im Alten Ägypten hat Renate Germer einen Übersichtsartikel verfasst: Körper für die Ewigkeit - Der Beginn der Konservierung des Leichnams in Giza, in: Katja Lembke, Bettina Schmitz (Hrsg.), Giza. Am Fuß der großen Pyramiden, Hildesheim / München, 2011, S. 88-95; soweit ich weiß nicht online. Sie beschreibt diese Mumie so (S. 90-91):

Zitat:
Unter der Leinenumhüllung der weiblichen Mumie ließen sich nur wenige Reste des einstigen Körpergewebes erkennen. Haut und Muskulatur waren zusammen mit der innersten Schicht Leinen verkohlt und zerfielen bei Untersuchung des Leichnams zu einem schwarzen Pulver. Im Innern des Körpers entdeckte man aber noch geringe Überbleibsel von eingetrockneten Organen, die also nicht entfernt worden waren. Stopfmaterialien, wie in späteren Zeiten üblich, fanden sich nicht im Körperinneren.
Andere zeitgleiche Bestattungen zeigen jedoch, dass damals in einigen Fällen auch schon die Organentnahme zur besseren Konservierung des Leichnams praktiziert wurde. ... Eine Entnahme des Gehirns ist für das Alte Reich bisher allerdings noch nicht sicher nachgewiesen.

Es wäre interessant zu erfahren, inwieweit die neuen Funde in Gisr el-Mudir diese Befunde bestätigen oder erweitern.

Weitere Informationen zum Grab G 2220 sind auf der Webseite Digital Giza zu finden.

Auf der Webseite des Bostoner Museums ist ein Stück Leinenstoff aus diesem Grab zu sehen, mit der Inschrift "feinstes Leinen".

Viele Grüße,
Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 05.03.2023 um 09:13:36  Gehe zu Beitrag
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